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Archiv "Praxisgründung 1999/2000: Das Investitionsverhalten von Ärztinnen und Ärzten" (27.08.2001)

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A

cht Formen der Praxis- gründung lassen sich bei den von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank vorgenommenen Finanzie- rungen unterscheiden, wobei sich die folgenden Prozent- sätze auf Westdeutschland (1999/2000) beziehen:

❃Einzelpraxisneugründun- gen (21 Prozent),

❃ Einzelpraxisübernahmen (46 Prozent),

❃ Gemeinschaftspraxisneu- gründungen (1,5 Prozent),

❃ Praxisgemeinschaftsneu- gründungen (1,5 Prozent),

❃Überführung einer be- stehenden Einzelpraxis in ei- ne Gemeinschaftspraxis (9,1 Prozent),

❃Überführung einer be- stehenden Einzelpraxis in eine Praxisgemeinschaft (2,6 Prozent),

❃Gemeinschaftspraxis-/Pra- xisgemeinschaftsbeitritt (15,8 Prozent),

❃andere Gründungsformen (2,5 Prozent).

Der Trend, eine Praxis zu übernehmen oder in eine be- reits bestehende Praxis einzu- treten, war in Westdeutsch- land mit 76 Prozent aller Finanzierungen sehr hoch.

Knapp die Hälfte aller Finan- zierungen entfiel allein auf Übernahmen einer Einzelpra- xis. In Ostdeutschland waren 48,4 Prozent der durchgeführ- ten Finanzierungen Einzel- praxisübernahmen. Der An- teil der Einzelpraxisneugrün- dungen war mit 30,9 Prozent aller Finanzierungen höher als im Westen.

Von den in die Auswertung einbezogenen Analysebögen entfielen in Westdeutschland

67 Prozent auf Einzelpraxis- neugründungen und -über- nahmen. 70,2 Prozent der Ein- zelpraxisfinanzierungen wa- ren Übernahmen und ledig- lich 29,8 Prozent Neugrün- dungen. Damit bestätigt sich der schon in den vergangenen Jahren beobachtete Trend, in eine bestehende Praxis einzu- treten oder diese zu überneh- men, statt eine Praxis neu zu gründen. 32,2 Prozent der aus- gewerteten Finanzierungen bezogen sich auf Gründungen von Gemeinschaftspraxen und Praxisgemeinschaften sowie den Praxisbeitritt; 0,8 Prozent der Finanzierungen betrafen sonstige Gründungsformen.

Von den in Ostdeutschland er- fassten Niederlassungen ent- fielen 79,3 Prozent auf Ein- zelpraxisneugründungen und -übernahmen. Die Anzahl der analysierten kooperativen Praxisgründungsformen (An-

teil von 19,3 Prozent) und der sonstigen Gründungsformen (Anteil von 1,4 Prozent) ist für eine gesicherte Auswertung zu gering.

Einzelpraxen

Die folgende Auswertung be- zieht sich nur auf Einzelpra- xen. Es werden zunächst im- mer die Ergebnisse für West- deutschland und in Klammern die entsprechenden Werte für Ostdeutschland dargestellt.

59,2 Prozent (73,6 Prozent) aller Existenzgründer waren 33 bis 40 Jahre, weitere 23,2 Prozent (13,2 Prozent) zwi- schen 41 und 45 Jahre alt. 14,3 Prozent (2,8 Prozent) der Ärzte waren bei der Einzel- praxisgründung älter als 45 Jahre und 3,3 Prozent (10,4 Prozent) jünger als 33 Jahre.

Auch im Osten wurde der überwiegende Teil aller Fi-

nanzierungen im Alter von 33 bis 40 Jahren getätigt; gleich- zeitig hatten aber junge Ärzte unter 33 Jahren im Osten ei- nen deutlich höheren Anteil an den Einzelpraxisfinanzie- rungen als im Westen.

Bei den analysierten Fi- nanzierungen zeigte sich so- wohl im Westen als auch im Osten ein Schwerpunkt der Einzelpraxisgründungen in der Großstadt: 52,5 Prozent (35,9 Prozent) aller Praxis- finanzierungen lagen in der Großstadt, weitere 27,5 Pro- zent (30,3 Prozent) in Mittel- städten und 16,3 Prozent (24,1 Prozent) in Kleinstäd- ten. Lediglich 3,7 Prozent (9,7 Prozent) aller finanzierten Praxen wurden in ländlichen Gebieten durchgeführt. Da- bei ist allerdings zu berück- sichtigen, dass 74,3 Prozent (72,4 Prozent) aller Finanzie- rungen auf Spezialisten ent- fielen, deren Niederlassung tendenziell im städtischen Bereich erfolgt.

Der Schwerpunkt der Ein- zelpraxisfinanzierungen lag bei Allgemeinmedizinern, Interni- sten und Gynäkologen. Von den Einzelpraxisfinanzierun- gen entfielen auf diese drei Gruppen allein 475 (85) oder 53,1 Prozent (58,6 Prozent).

Das mittlere Finanzierungs- volumen einer Einzelpraxis lag im Westen in den Jahren 1999/2000 bei 362 004 DM, im Osten bei 244 420 DM. Es er- rechnet sich sowohl aus Praxis- neugründungen wie aus -über- nahmen. Die Durchschnittsbe- träge sowie alle im Folgenden genannten Werte beziehen sich nur auf die in der Grafikdarge- stellten Fachgebiete.

V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 34–35½½½½27. August 2001 AA2199

Praxisgründung 1999/2000

Das Investitionsverhalten von Ärztinnen und Ärzten

In den Jahren 1999/2000 wurden rund 1 600 der von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank vorgenom- menen Finanzierungen von ärztlichen Praxisgrün- dungen nach einer einheitlichen Systematik aus- gewertet. Die durch die „APO“-Bank in Zusammen-

arbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI) durchgeführte Auswertung vermittelt ein Bild über das Investitionsverhalten der Ärztinnen und Ärzte bei der Praxisneugründung und -übernahme.

´ TabelleCC

Durchschnittliches Gesamtfinanzierungsvolumen in DM nach Arztgruppen 1999/2000

Arztgruppe Einzelpraxisneugründung Einzelpraxisübernahme

West Ost West Ost

Allgemeinärzte 254 589 211 429 299 509 172 294

Augenärzte 411 675 – 471 826 326 500

Chirurgen 537 962 – 544 883 –

Gynäkologen 409 953 – 398205 348264

HNO-Ärzte 401 217 – 452 376 335 083

Hautärzte 252 313 – 403 271 208000

Internisten 452 813 309 912 441 802 306 353

Kinderärzte 216 429 – 347 331 155 600

Nervenärzte/

Neurologen 214 859 226 429 332 600 –

Orthopäden 368 860 291 383 598 302 –

Psychotherap./

Psychiater 73 130 79 833 90 367 –

Urologen 429 500 – 509 310 –

Quelle: Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung 2001

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Bei Neugründung einer Ein- zelpraxis betrug das durch- schnittliche Finanzierungsvolu- men im Westen 275 341 DM und war damit günstiger als die Übernahme einer Einzelpraxis, für die im Mittel 398 712 DM gezahlt wurde. In Ostdeutsch- land ist der Unterschied nicht so groß: Die Einzelpraxisneu- gründung kostete 225 302 DM im Durchschnitt, die Übernah- me 254 178 DM. Bei der Ge- genüberstellung ist zu berück- sichtigen, dass möglicherweise unterschiedliche Praxisgrößen in den Vergleich eingehen. Im Einzelnen ergibt sich die Auf- teilung der Finanzierungsvolu- mina aus der Tabelle.

Bei der Praxisneugrün- dung, die im Mittel 275 341 DM (225 302 DM) koste- te, entfielen durchschnittlich 164 516 DM (151 773 DM) oder 59,7 Prozent (67,4 Pro- zent) auf die Investitionen für die Praxisausstattung und die medizinischen Geräte. Weite- re 73 831 DM (56 429 DM) – das entspricht einem Anteil von 26,8 Prozent (25 Prozent) – wurden für den Betriebsmit- telkredit benötigt, wobei es sich um den im Durchschnitt eingeräumten und nicht den letztlich in Anspruch genom- menen Betrag handelt. 26 332 DM (7 953 DM) beziehungs- weise 9,6 Prozent (3,5 Pro- zent) mussten für die Finan- zierung von Bau- und Umbau- kosten aufgebracht werden.

Bei der Praxisübernahme wurden im Mittel 398 712 DM (254 178 DM) zur Finanzie- rung aufgewendet. Davon ent- fielen 219 512 DM (121 015 DM) oder 55,1 Prozent (47,6 Prozent) auf das Übernah- meentgelt. Dieser Betrag wird vom Praxisübernehmer an den -abgeber gezahlt und setzt sich zusammen aus dem ideellen Praxiswert sowie dem Sub- stanzwert für Geräte und me- dizinische Ausstattung. Für die Neuanschaffung medizini- scher Geräte und Ausstattung bei Praxisübernahme wurden durchschnittlich 70 540 DM (68 884 DM), das entspricht ei- nem Anteil von 17,7 Prozent (27,1 Prozent), aufgewendet.

Auf den Betriebsmittelkredit entfielen 81 072 DM (53 099

DM) oder 20,3 Prozent (20,9 Prozent) und auf die Finanzie- rung von Bau- und Umbauko- sten 17 296 DM (5 458 DM) oder 4,3 Prozent (2,1 Prozent).

Beim Vergleich der Finan- zierungsstrukturen für Praxis- neugründungen und -übernah- men ergibt sich eine interes- sante Relation. Im Westen war bei der Übernahme die Sum- me aus ideellem und materiel- lem Wert der Praxis sowie Neuinvestitionen in Höhe von 290 052 DM deutlich höher als die Summe der Investitionsko- sten für die Praxisausstattung und die Praxisgeräte bei der Praxisneugründung in Höhe von 164 516 DM. Im Osten wurden bei Praxisübernahmen für Übernahmeentgelte und Neuinvestitionen zusammen 189 899 DM aufgewendet, während die Neuanschaffung von Praxisausstattung bei Pra- xisneugründung Kosten von 151 773 DM verursachte.

Die Entwicklung des Finan- zierungsvolumens in West- deutschland in den letzten zehn Jahren zeigt, dass seit In- Kraft-Treten des Gesundheits- strukturgesetzes im Jahr 1993 die Einzelpraxisübernahme zunehmend teurer wurde als die Neugründung. Ausschlag- gebend für die Entwicklung ab 1993/94 ist nicht allein die Höhe des immateriellen Über- nahmeentgeltes. In einigen Arztgruppen jedoch verteuert es erst die Übernahme einer Einzelpraxis im Vergleich zur Neugründung. Es ist zu vermu- ten, dass im immateriellen

Übernahmeentgelt in den ver- gangenen Jahren eine zusätzli- che „Knappheitsrendite“, be- dingt durch die Zulassungsbe- schränkung, enthalten ist.

Die Annahme, Praxisneu- gründungen fänden aufgrund der Zulassungsbeschränkung überwiegend in strukturell schwierigen Gebieten und mit vorsichtigerem Investitions- verhalten aufseiten der Ärzte statt, konnte anhand der Ana- lyse nicht bestätigt werden.

Im Westen entfielen in Klein- städten und im ländlichen Raum rund zwei Drittel aller Einzelpraxisgründungen auf Praxisübernahmen, während rund ein Drittel der Einzel- praxen neu gegründet wur- den. Aber auch im groß- und mittelstädtischen Bereich wurden 29,2 Prozent aller Einzelpraxen neu gegründet.

Einzelpraxis: Ost-West- Vergleich

Um die Finanzierungsvolumi- na vergleichen zu können, wur- den gewichtete Durchschnitts- beträge für Ost- und West- deutschland errechnet, bei de- nen eine Gleichverteilung der Ärzte auf die einzelnen Arzt- gruppen in beiden Regio- nen angenommen wurde. Im folgenden Vergleich werden die gewichteten durchschnitt- lichen Finanzierungsvolumina für Allgemeinärzte und Fach- ärzte getrennt betrachtet.

Bei der Einzelpraxisneu- gründung finanzierten All- gemeinärzte in Westdeutsch-

land durchschnittlich 254 589 DM, während ostdeutsche Allgemeinärzte 211 429 DM aufwendeten. Damit war das durchschnittliche Gesamtfi- nanzierungsvolumen bei Neu- gründung einer Allgemein- arztpraxis im Osten um 17 Prozent niedriger als im Westen. Der Gesamtfinanzie- rungsbetrag von Fachärzten lag im Osten mit 195 020 DM um 26,6 Prozent unter dem im Westen (265 848 DM).

Noch größere Unterschiede in den Gesamtfinanzierungs- beträgen zwischen Ost- und Westdeutschland zeigten sich bei der Einzelpraxisübernah- me. Für diese Gründungsform finanzierten westdeutsche All- gemeinärzte durchschnittlich 299 509 DM. Ostdeutsche Kol- legen zahlten im Durchschnitt 172 294 DM und lagen damit 42,5 Prozent unter Westni- veau. Für die Übernahme ei- ner fachärztlichen Einzelpra- xis wurde im Osten mit 290 976 DM beziehungsweise 31,8 Prozent ebenfalls weniger ge- zahlt als im Westen (426 343 DM). Gerade im Hinblick auf Praxisübernahmen ist zu vermuten, dass sich in Ost- und Westdeutschland Praxis- strukturen und -größen un- terschieden.

Das durchschnittliche Fi- nanzierungsvolumen bei Ein- zelpraxisneugründung war in Ostdeutschland in fast al- len Arztgruppen – Ausnah- me: Nervenärzte/Neurologen (+5,4 Prozent) und Psychothe- rapeuten/Psychiater (+9,2 Pro- zent) – niedriger als in West- deutschland. Besonders deut- liche Unterschiede wurden bei Einzelpraxisneugründungen von Internisten (–31,6 Pro- zent) beobachtet. Bei der Ein- zelpraxisübernahme, deren Fi- nanzierungsbeträge in allen Arztgruppen im Osten unter dem Westniveau lagen, wurde der größte Unterschied mit –55,2 Prozent bei Kinderärz- ten festgestellt (Tabelle).

Deutsche Apotheker- und Ärztebank Abt. Betriebswirtschaft der Heilberufe Postfach 10 10 31, 40001 Düsseldorf

Zentralinstitut für die

kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland V A R I A

A

A2200 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 34–35½½½½27. August 2001

Grafik

Referenzen

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