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REGIONALKOMITEE FÜR EUROPA Dreiundvierzigste Tagung, Athen, September 1993

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REGIONALKOMITEE FÜR EUROPA

Dreiundvierzigste Tagung, Athen, 6.-10. September 1993 W E L T G E S U N D H E IT S O R G A N IS A T IO N Re g io n a l b ü r o f ü r Eu r o p a

Ko p e n h a g e n

Vorläufiger Tagesordnungspunkt 11 EUR/RC43/3

+ EUR/RC43/Conf.Doc./4 19. Mai 1993 ORIGINAL: ENGLISCH

R e g i o n a l e r B e i t r a g z u m N e u n t e n

A l l g e m e i n e n A r b e it s p r o g r a m m ( 1996 - 2001 )

Artikel 28(g) der Satzung der Weltgesundheitsorganisation verpflichtet den Exekutiv­

rat dazu, der Weltgesundheitsversammlung für einen bestimmten Zeitraum ein All­

gemeines Arbeitsprogramm zur Diskussion und Annahme vorzulegen. Das Achte All­

gemeine Arbeitsprogramm (1990-1995) wurde im Mai 1987 verabschiedet. Das Neunte Allgemeine Arbeitsprogramm (9GPW) für den Zeitraum 1996-2001 wird der Weltgesundheitsversammlung im Mai 1994 vorgelegt.

Eine Entwurfskizze des übergeordneten Grundsatz- und Programmrahmens für das 9GPW wurde den Mitgliedstaaten und den Regionalbüros 1992 zur Stellungnahme unterbreitet, eine überarbeitete Skizze mit den aufgenommenen Kommentaren wurde vom Exekutivrat 1993 gebilligt.

Das vorliegende Dokument stellt den europäischen Regionalbeitrag zum 9GPW dar und konzentriert sich deshalb auf die für die Länder der Europäischen Region relevan­

ten gesundheitlichen Fragen. Damit wurde zum dritten Mal eine regionalspezifische Strategie ausgearbeitet.

Anzumerken ist, daß das Regionalkomitee 1991 die aktualisierte Gesundheitspolitik für Europa verabschiedet hat, die den Mitgliedstaaten und dem Sekretariat für den Zeitraum des 9GPW einen deutlichen Orientierungsrahmen für die wichtigsten Stra­

tegien, Ziele und Handlungsbereiche bietet.

Der regionale Beitrag zum 9GPW wird der 43. Tagung des Regionalkomitees für Europa zur Stellungnahme und Verabschiedung vorgelegt.

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INHALT

Seite

Einleitung... 1

Die gesundheitliche Lage in der Region... 2

Ein sich wandelndes Europa... 2

Trends in Gesundheit und Gesundheitssystemen... 6

Grundsatz- und Programmrahmen der Europäischen Region ... 9

Zielvorstellungen und Zielvorgaben - der gesundheitspolitische Auftrag in Europa... 10

Rollen und Funktionen der regionalen WHO-Organisation... 12

Allgemeine Prinzipien von Programmentwicklung, Implementation und Management in der Europäischen Region ... 27

Kriterien der Prioritätensetzung... 27

Prozeß der Prioritätensetzung, Implementation, Management und Evaluierung... 29

Schlußfolgerungen... 32

Anhang 1: Überblick über das GPW und den Zyklus der Programmhaushaltsplanung... 34

Anhang 2: Vom Exekutivrat aufgestellte Kriterien für die Prioritätensetzung... 35

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EUR/RC43/3 Seite 1

Ein l e i t u n g

1. Artikel 28(g) der Satzung der Weltgesundheitsorganisation verpflichtet ihren Exe­

kutivrat dazu, der Weltgesundheitsversammlung für einen bestimmten Zeitraum ein allgemeines Arbeitsprogramm zur Diskussion und Annahme vorzulegen. Das Achte Allgemeine Arbeitsprogramm für den Zeitraum 1990-1995 (8GPW) wurde von der Weltgesundheitsversammlung im Mai 1987 verabschiedet. Das Neunte Allgemeine Arbeitsprogramm für den Zeitraum 1996-2001 (9GPW) ist das dritte Programm seit der Verabschiedung der Strategie „Gesundheit für alle” (GFA) und wird der Weltgesundheitsversammlung im Mai 1994 vorgelegt. Es umfaßt drei Programmhaushalte von jeweils zwei Jahren (1996-1997, 1998-1999 und 2000- 2001) und erleichtert damit den laufenden Planungsprozeß, bei dem in jedem Zweijahreszeitraum eine sechsjährige Perspektive angesetzt wird (vgl. Anhang 1).

2. Die europäischen Regionalbeiträge zu den früheren Allgemeinen Arbeitspro­

grammen wurden für 1984—1989 und 1990-1995 ausgearbeitet und vom Regio­

nalkomitee 1981 bzw. 1986 verabschiedet. Das vorliegende Dokument ist somit der dritte regionale Beitrag zu einem Allgemeinen Arbeitsprogramm.

3. Während des Zeitraums 1996-2001 liegt der Programmschwerpunkt in der Arbeit der Europäischen Region weiterhin auf den regionalen GFA-Zielen, wobei die Länder mit dem größten Bedarf besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung erfahren.

4. Die Gesundheitspolitik für Europa und ihre 38 GFA-Ziele wurden im Anschluß an ausgedehnte Konsultationen mit den Mitgliedstaaten und nach Expertentagungen, die 1989-1991 abgehalten wurden, aktualisiert und im Anschluß daran 1991 vom Regionalkomitee verabschiedet.*1 Der zeitliche Rahmen des 9GPW und der aktua­

lisierten Gesundheitspolitik für Europa stimmt im großen und ganzen überein.

5. Der globale Grundsatz- und Programmrahmen des 9GPW (Dokument EB91.20, liegt als EUR/RC43/Inf.Doc./5 vor) legt die allgemeinen Leitprinzipien für die Festlegung der Arbeitsprioritäten der WHO dar. Die Mitgliedstaaten der Euro­

päischen Region wurden gebeten, ihre Ansicht zu dem globalen Dokument zu äußern. Dieser Grundsatz- und Programmrahmen stimmt weitaus stärker mit der regionalen europäischen Zielrichtung überein als das 7GPW und das 8GPW und tritt für Ansätze ein, die im großen und ganzen die regionale GFA-Politik und ein­

schlägige Dokumente widerspiegeln. Die vier globalen Grundsatzbereiche und die regionalen Ziele verhalten sich folgendermaßen zueinander:

a Ziele zur "Gesundheit für alle": Die Gesundheitspolitik für Europa. Kopenhagen, WHO- Regionalbüro für Europa, 1991 (GFA-Schriftenreihe Nr. 4).

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Seite 2

- Prävention und Bekämpfung spezifischer Gesundheitsprobleme: Dieser Be­

reich entspricht den Regionalzielen 1-2, 4—5 und 9-12, die sich auf die Verwirklichung bestimmter Aspekte einer besseren Gesundheit beziehen;

- Förderung und Schutz der Gesundheit: Dieser Bereich entspricht den Regio­

nalzielen 13-17 zu Lebensweise und Gesundheit, den Zielen 18-25 zu Um­

welt und Gesundheit sowie den Zielen 3 und 6 -8 zur Gesundheit spezifi­

scher Bevölkerungsgruppen;

- Gewährleistung eines chancengleichen Zugangs zu einer qualitativ guten Ge­

sundheitsversorgung: Dieser Bereich entspricht den Regionalzielen 26-31 über bedarfsgerechte Versorgung;

- Integration der gesundheitlichen und menschlichen Entwicklung in die Ge­

samtpolitik: Dieser Bereich entspricht dem Regionalziel 13 zu Lebensweisen und Gesundheitspolitik sowie den Zielen 32-38 zu GFA-Entwicklungsstra- tegien.

6. Der im vorliegenden Dokument dargelegte regionale Beitrag betont spezifische regionale Charakteristika und stellt somit nicht den Versuch dar, das globale Do­

kument inhaltlich neu zu formulieren. Zur Erleichterung einer weltweiten Analyse folgt es in Struktur und Grundzügen dem globalen Dokument. Eine Ausnahme bildet nur Abschnitt 2.3 zur Grundsatz- und Programmausrichtung, der ausgelas­

sen wurde, weil die vereinbarte europäische GFA-Politik, ihre Ziele, ihre Pro­

blemerläuterungen und Lösungsvorschläge bereits deutliche Grundsatz- und Pro­

grammausrichtungen angegeben haben.

7. Die für den Programmhaushalt des Zweijahreszeitraums 1996/1997 vorgeschlage­

nen Prioritäten werden dem Regionalkomitee gesondert vorgelegt (EUR/RC43/4).

Dieses Dokument analysiert die ersten beiden Jahre des 9GPW gründlicher und sollte zusammen mit dem vorliegenden Dokument gelesen werden.

Dieg esundheitliche Lage in der Region

Ein sich wandelndes Europa

8. Die Dokumente EUR/ICP/HSC/013(a) und (b) enthalten die Schlußfolgerungen zweier, 1990 und 1992 abgehaltener Konsultationen über künftige Trends in der Gesellschaft. Hier seien nur einige Aspekte herausgegriffen.

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EUR/RC43/3 Seite 3

Politische Trends

9. In der Europäischen Region vollzieht sich ein rascher Wandel, ein Wandel, der fast jedes Land berührt. Am drastischsten ist er in den mittel- und osteuropäischen Ländern, und hier vor allem in den neuen unabhängigen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Bis zum Februar 1993 waren der Europäischen Region der WHO 16 neue Mitgliedstaaten beigetreten, so daß ihr insgesamt 47 angehör­

ten.

10. Der Prozeß der Veränderung begann um 1989, als einige mittel- und osteuro­

päische Länder beschlossen, von einer zentral gesteuerten Planwirtschaft zu dezen- tralisierteren Formen der Entscheidungsfindung überzugehen und Marktmecha­

nismen einzuführen. In die Jahre 1990-1992 fiel der Zusammenbruch der ehema­

ligen UdSSR und der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien: Das brachte neue Herausforderungen mit sich, da man in Ländern mit geringer oder völlig fehlender Erfahrung neue Nationalregierungen bilden und zu einer neuen Politik gelangen mußte.

11. 1992 gerieten neun europäische Mitgliedstaaten in bürgerkriegsähnliche Situatio­

nen oder regelrechte Bürgerkriege, so daß sich zu ihren bereits bestehenden Pro­

blemen auch noch der Notbedarf gesellte. Leider ist zu erwarten, daß die politische Instabilität und die Spannungen in Teilen der Region bis weit in den Zeitraum des 9GPW andauem werden.

12. Eine weitere politische Entwicklung in der Europäischen Region war gekenn­

zeichnet durch die Bemühungen um die Schaffung eines einheitlicheren Marktes unter den 12 Ländern der Europäischen Gemeinschaft (EG). Die EG wird wahr­

scheinlich neue Funktionen, darunter auch gesundheitliche Aufgaben, überneh­

men, und ihre Mitgliedzahl erweitern. Ganz allgemein besteht unter den wohlha­

benderen Teilen Europas eine Tendenz zur verstärkten Integration der Länder, während sich die mittleren und östlichen Teile der Region in die entgegengesetzte Richtung zu entwickeln scheinen.

Wirtschaftliche Trends

13. Die wirtschaftliche Lage in den mittel- und osteuropäischen Ländern und in den neuen unabhängigen Staaten läßt sich nur schwer genau messen, allgemeine Trends sprechen jedoch für eine Verschlechterung der Situation. Viele dieser Län­

der sehen sich schwerwiegenden wirtschaftlichen Problemen gegenüber, sie erle­

ben einen Rückgang der Industrieproduktion und des Exports (in einigen Ländern bis zu 20%) und einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit, die in diesen Län­

dern früher nahezu unbekannt war. Es fehlen die Devisen für den Import von An­

lagen und Technologien, was sich hinderlich auf den Fortschritt aus wirkt. Er­

schwert wird die Lage noch durch die Abwanderungstendenz unter hochqualifi­

zierten Arbeitskräften.

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Seite 4

14. Viele Länder können den Wiederaufbau und die Entwicklung ihrer gesundheit­

lichen Infrastruktur nicht bewältigen. Unklar ist, wie lange es braucht, bis die Länder die für eine bedarfsgerechte wirtschaftliche und gesundheitliche Entwick­

lung notwendigen Strukturen reetablieren können.

15. Viele mittel- und osteuropäische Länder und unabhängige neue Staaten befinden sich noch in der Phase, in der sie sich für ihre strategische Grundausrichtung ent­

scheiden müssen, wozu auch die Entscheidung über den Aufbau und die Struktur der Gesundheitsversorgung gehört. Diese Phase wird voraussichtlich eine Reihe von Jahren andauem.

16. Das Wirtschaftswachstum in den westeuropäischen Ländern wird voraussichtlich nur schleppend vorankommen. Die EG-Länder werden sich vor allem mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob sie die Gemeinschaft durch neue Mitglieder erweitern oder die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen unter den bestehen­

den Mitgliedern ausbauen wollen.

U m w elttrends

17. Die Veränderungen in der Umwelt werden vom Bevölkerungswachstum, der wirt­

schaftlichen Entwicklung und dem politischen Willen zur Veränderung und zur Ausbesserung der bereits geschehenen Schäden abhängen. Weltweit bietet sich ein düsterer Ausblick, die Aussichten reichen von einer ökologischen Katastrophe bis zu einer raschen Zunahme ökologisch gefährdeter Gebiete.

18. Die Trends in der Europäischen Region sind positiver. Vor allem in Westeuropa gewinnen die grünen Bewegungen an der Basis, die für die Verbesserung der Umwelt eintreten, immer mehr politischen Einfluß, die Politiker der Länder wer­

den sich der Umweltproblematik stärker bewußt, und das Augenmerk richtet sich stärker auf die ökologischen Probleme großer Städte. Im Gegensatz dazu werden sich die neuen unabhängigen Staaten und die mittel- und osteuropäischen Länder aufgrund ihrer Entwicklungsstruktur in Industrie, Energiesektor und Landwirt­

schaft akuten Umweltproblemen gegenübersehen, die sich voraussichtlich nach­

haltig negativ auf die Gesundheit auswirken werden.

G esellschaftliche Trends

19. Die Grenzen sind offen, ethnische Wanderungsbewegungen und Konflikte nehmen zu. Eine Konsequenz dieser Tatsache ist die außerordentlich hohe Mobilität in Europa (die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg) sowie die zunehmende Diskrimi- nation von Minderheiten anderer Rasse oder anderen Glaubens. Der Reformprozeß in den östlichen Teilen der Europäischen Region war durch politische und wirt­

schaftliche Instabilität gekennzeichnet, und diese Übergangsperiode wird sich in verschiedenen Ländern wahrscheinlich länger hinziehen und größere sozial und

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wirtschaftlich benachteiligte Gruppen schaffen. Die Trends sprechen somit in den westlichen, vor allem aber in den östlichen, Teilen der Region für zunehmende so­

ziale Ungleichheiten.

20. Auch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in anderen Teilen der Welt werden sich auf Europa auswirken. Bei geringerem wirtschaftlichem Fortschritt und verstärktem Bevölkerungszuwachs in den Entwicklungsländern außerhalb Europas werden immer mehr Menschen nach Europa auswandem wol­

len.

Schlußfolgerung

21. Für Europa lassen sich verschiedene Szenarios vorhersehen:

- ein menschenfreundliches Europa, das aus einem relativ homogenen Europa besteht, friedliche Koexistenz und Toleranz anstrebt und sich den universel­

len gesellschaftlichen Bürgerrechten verpflichtet fühlt. Es mag unrealistisch sein, von der Erwartung auszugehen, das könne sich vor dem Jahr 2000 verwirklichen lassen, machbar wäre es jedoch, wenn eine dafür eintretende, starke politische Bewegung geschaffen würde;

- ein dualistisches Europa, gekennzeichnet durch die zunehmende Ungleichheit innerhalb der Länder und unter den Ländern und durch zunehmende ethni­

sche, rassische, sprachliche und religiöse Diskrimination und Segregation.

Das könnte, ausgehend von den gegenwärtigen Tendenzen, leider zum do­

minierenden Szenario werden;

- ein konfliktgeplagtes Europa aus von Armut und Gewalttätigkeit gezeichne­

ten Gesellschaften, in denen eine Minderheit darum kämpft, sich in Sicher­

heit zu halten und die Kontrolle zu behalten. Ein solches „Blade-Runner"- Szenario erscheint allerdings unangemessen pessimistisch: Europa ruht auf einem breiten und starken demokratischen Fundament und hat eine Tradition der öffentlichen Debatte, was verhindern sollte, daß die Gesellschaften außer Kontrolle geraten.

22. Diese Szenarios haben unterschiedliche Konsequenzen für die gesundheitliche Entwicklung und die internationale Solidarität. Es läßt sich nur schwer mit eini­

germaßen akzeptabler Sicherheit Vorhersagen, wie sich die europäische Lage in dem ziemlich langen Zeitraum des 9GPW gestalten wird. Sicherlich wird dieser Zeitraum sehr viel unbeständiger sein als die Zeit der 50er bis in die 80er Jahre.

Deshalb wird es sogar noch wichtiger sein als bisher, daß man zwischendurch Bilanz zieht, die mögliche Zukunft analysiert und die Reaktionsmöglichkeiten des Regionalbüros auf neue Situationen flexibel hält.

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Seite 6

Trends in Gesundheit und Gesundheitssystemen

23. Die ausführlichen Erkenntnisse der GFA-Evaluierung von 1991 sind in den Dokumenten EUR/RC41/7 und EUR/RC41/Inf.Doc./3 enthalten. Darüber hinaus findet man in dem dem Regionalkomitee 1992 vorgelegten Dokument über zu­

sätzliche regionale Mittel (EUR/RC42/11: Eine Herausforderung an die euro­

päische Solidarität im Gesundheitsbereich: Finanzielle Absicherung des EURO­

HE ALTH-Programms durch Bereitstellung zusätzlicher regionaler Haushalts­

mittel) eine Analyse der einschneidenden Unterschiede, die inzwischen unter den verschiedenen Teüen der Region nachgewiesen wurden. An dieser Stelle werden nur einige Aspekte dieser beiden Dokumente herausgegriffen.

Lebenserwartung und Gesundheitszustand insgesamt

24. Die GFA-Evaluierung zeigt ein Europa von wachsender Mannigfaltigkeit und Ungleichheit; in einigen Teüen der Europäischen Region erlebt man sogar nega­

tive Trends bei einigen grundlegenden Gesundheitsindikatoren. In der Region ins­

gesamt betrug die Lebenserwartung bei der Geburt 1989 durchschnittlich etwa 72 Jahre. Schätzungsweise über die Hälfte der Bevölkerung, hauptsächlich in den mittel- und osteuropäischen Ländern und in den neuen unabhängigen Staaten, wird das europäische GFA-Ziel einer Lebenserwartung von 75 Jahren bis zum Jahr 2000 nicht erreichen. Einen Hinweis auf den Umfang der gegenwärtigen Unter­

schiede im gesundheitlichen Zustand gibt eine Studie, die prognostiziert, daß 75%

der schwedischen, jedoch nur 50% der jetzt 35jährigen polnischen Männer das Alter von 70 Jahren erreichen wird.

25. Die Länder der Europäischen Region unterscheiden sich eindeutig in ihrer so- zioökonomischen Entwicklung und damit auch in ihrem gesundheitlichen Zustand.

Die sich in der Lebenserwartung spiegelnde gesundheitliche Situation ist in den mittel- und osteuropäischen Ländern und in den neuen unabhängigen Staaten er­

heblich schlechter als in der übrigen Region und zeigt keinerlei Anzeichen einer Verbesserung.

26. In den meisten Ländern geht die Sterblichkeit unter den über 65jährigen zurück, doch es gibt bis jetzt noch keine eindeutigen Belege dafür, daß sich die Morbidität in den letzten Lebensjahren der Menschen, die länger leben, verstärkt.

Krankheiten

27. Die Gesamtsterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislaufkrankheiten ist außer in den mittel- und osteuropäischen Ländern und in den neuen unabhängigen Staaten er­

heblich rückläufig; die Krebstrends sind in der gesamten Region weniger günstig, was hauptsächlich auf den Anstieg der Lungenkrebserkrankungen zurückzuftihren ist.

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28. Unfälle sind die drittwichtigste Todesursache bei den unter 65jährigen. Steigende Trends sind in den östlichen und südlichen Teilen der Region offenbar

29. Die HIV-Infektion breitet sich weiter aus, und zwar sowohl allgemein geogra­

phisch als auch unter den betroffenen Bevölkerungen der mittleren und östlichen Teile der Europäischen Region. Man diskutiert die unterschiedlichsten Prognosen für die künftige Fallzahl und arbeitet an verbesserten Modellen für die epidemio­

logische Vorhersage.

30. In einigen Teilen Europas steigt der Anteil der Altenbevölkerung, was die senile Demenz zu einem wachsenden Problem macht. Nach Schätzungen steigt ihre Prä­

valenz von 1,4% in der Gruppe der 65-69jährigen auf 38,8% in der Gruppe der 90- 95jährigen. Bei den allgemeineren Aspekten der psychischen Gesundheit erlebt die Bevölkerung im mittleren und östlichen Teü der Region aufgrund der wirtschaftli­

chen und gesellschaftlichen Umstellung zunehmenden Streß.

31. Hohe Schwangerschaftsabbruchraten haben in einigen mittel- und osteuropäischen Ländern und in den neuen unabhängigen Staaten zu schwerwiegenden gesundheit­

lichen Problemen geführt, die sich auf die Müttersterblichkeit und die Gesundheit der Frauen aus wirken. Die gemeldeten Daten zeigten einen rückläufigen histori­

schen Trend bei der Säuglingssterblichkeit, doch die neuesten Informationen aus unterschiedlichen Quellen deuten auf eine Trendumkehr in verschiedenen neuen unabhängigen Staaten hin. In letzter Zeit hat es auch Ausbrüche von bereits

„kontrollierten" Krankheiten wie Cholera, Poliomyelitis, Tuberkulose und Diph­

therie gegeben.

32. In den Gebieten mit bürgerkriegsähnlichen Unruhen, wie im ehemaligen Jugosla­

wien, stellen schlechte Ernährung, das Hochschnellen übertragbarer Krankheiten und psychische Gesundheitsprobleme besondere Bedrohungen dar, und die Gewalt gegenüber der Zivilbevölkerung, vor allem gegenüber Frauen, nimmt zu.

33. Gesundheitliche Probleme entstehen in wachsendem Maße offenbar nicht nur durch Wohlstands- sondern auch durch Armutskrankheiten, was die Kluft zwi­

schen den Besitzenden und den „Habenichtsen" noch erweitert.

Lebensweisen

34. Veränderungen in der Lebensweise, vor allem unter Jugendlichen, werden künftig den wichtigsten Unterschied im gesundheitlichen Status ausmachen. In den nordi­

schen und überhaupt in den meisten EG-Ländem geht der Tabakkonsum zurück, in den östlichen und südlichen Teilen der Region dagegen nimmt er zu. Hier ist zu erwarten, daß die damit zusammenhängenden Sterblichkeitsraten steigen werden.

Obwohl der Alkoholkonsum zwischen 1980 und 1989 bei 61% der regionalen Be­

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Seile 8

völkerung zurückging, bei 24% der Bevölkerung gleich blieb und nur bei 14%

weiter anstieg, bleiben in vielen Mitgliedstaaten, und insbesondere in den neuen unabhängigen Staaten, schwerwiegende alkoholbedingte Gesundheitsprobleme bestehen.

35. Einige mittel- und osteuropäische Länder und die neuen unabhängigen Staaten, die bisher nur wenig Erfahrungen mit dem Drogenmißbrauch zu sammeln brauchten, sehen sich mittlerweile der Gefahr eines raschen Anstiegs dieses Phänomens ge­

genüber. Der Drogenmißbrauch ist ein äußerst heikles Problem, nicht zuletzt we­

gen des Zusammenhangs mit der HlV-Übertragung. Auf europäischer Ebene scheint sich der Drogenmißbrauch zu stabilisieren und in einigen Städten sogar zu­

rückzugehen.

G esundheitsversorgung

36. Das Gesundheitswesen durchläuft in Europa gegenwärtig einen einschneidenden Entwicklungsprozeß. Bisher konzentrierten sich Grundsatzdiskussionen über die Gesundheitsversorgung und die damit zusammenhängenden Entscheidungen oft­

mals auf die Ressourcen und den strukturellen Aufbau, während der Zusammen­

hang zwischen Ressourcen für die Gesundheitsversorgung, gesundheitlicher Ver­

sorgungsleistung und gesundheitlichem Ergebnis nur begrenzt in Betracht gezogen wurde. Das ändert sich mittlerweile in allen Mitgliedstaaten. In Mittel- und Ost­

europa besteht zudem ein starker politischer Druck zur Dezentralisierung, zu neuen Formen der Finanzierung der Gesundheitsversorgung (darunter Privatisie­

rung und Einführung von Systemen der Krankenversicherung) sowie zu einer gründlichen Überprüfung des öffentlichen Gesundheitswesens.

37. In den Ländern, die ihre Unabhängigkeit bereits in der Frühphase des Demokrati­

sierungsprozesses errangen, wurden neue Bestimmungen zur Gesundheitsreform geschaffen. Jetzt wird man sich einer qualitativen Infrastrukturverbesserung der Gesundheitsversorgung zuwenden, sich um Managementausbüdung, die Schaffung von Institutionen zur Gesundheitsförderung kümmern und die Situation im Hin­

blick auf Umwelt- und Gesundheitsprobleme und die Versorgungsqualität zu ver­

bessern suchen.

38. Im Rahmen der Entwicklung der Gesundheitsversorgung in anderen Gebieten Europas bemüht man sich um eine deutlichere Abgrenzung der Rolle von Staat, Leistungserbringern und Verbrauchern sowie um eine Bekämpfung der steigenden Gesundheitsversorgungskosten. Leider experimentiert man oftmals mit Finanzie­

rung, Management und struktureller Gestaltung der Dienste, ohne sich die lang­

fristigen Konsequenzen für Chancengleichheit und Gesundheit vor Augen zu hal­

ten.

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EUR/RC43/3 Seite 9

Umwelt und Gesundheit

39. Die Frage der Umwelteinflüsse auf die Gesundheit hat in letzter Zeit auf der politi­

schen Tagesordnung einen sehr viel höheren Stellenwert erhalten. In Europa ver­

abschiedeten Mitgliedstaaten der europäischen WHO-Region und die Kommission der Europäischen Gemeinschaften 1989 eine europäische Charta Umwelt und Gesundheit. Im Anschluß an die Umwelt- und Entwicklungskonferenz der Verein­

ten Nationen im Juni 1992 in Rio de Janeiro wurde eine neue und integrierte Stra­

tegie ausgearbeitet, die den Ländern helfen soll, in ihre Entwicklungspläne auch Gesundheits- und Umweltbelange aufzunehmen.

40. Die vorherrschenden Ansichten über die globalen Umwelt- und Gesundheitstrends mögen düster sein, die Prognosen sprechen jedoch für eine Verbesserung der europäischen Situation. Man wird die gesundheits- und umweltbezogenen Aktivi­

täten stärker integrieren, und die von der Industrie unternommenen Anstrengungen werden die Luftverschmutzung verringern.

Grundsatz- und Program m rahm en der Europäischen Region 41. Die Weltgesundheitsorganisation hat die beiden, in ihrer Satzung verankerten

Funktionen:

a) für die fachliche Zusammenarbeit mit den Ländern zu sorgen und

b) international in Gesundheitsfragen eine richtungsweisende und koordinie­

rende Rolle zu spielen.

42. Das Dokument über den globalen Grundsatz- und Programmrahmen für das 9GPW (Dokument EB91.20) legt detailliert dar, welche Arbeit im Rahmen dieser beiden Funktionen zu leisten ist. In der Europäischen Region werden diese globa­

len Funktionen im Rahmen der Gesundheitspolitik für Europa ausgeführt und die spezifischen Probleme und Möglichkeiten der Region widerspiegeln.

43. Darüber hinaus bestätigte der Exekutivrat auf seiner 91. Tagung im Januar 1993, daß der WHO im Hinblick auf die gesundheitsbezogenen Aspekte von Maßnah­

men für Notfallschutz, Hüfe und Wiederaufbau als Teil des humanitären Beistands eine koordinierende Rolle und Verantwortung zukommt (Resolution EB91.R10).

In diesem Bereich handelte das Regionalbüro in Übereinstimmung mit dem Akti­

onsprogramm zu humanitären Fragen, das auf der Londoner Konferenz vom 2 6 - 28. August 1992 vereinbart wurde und in dem die Europäische Region der WHO aufgefordert wird, den gesundheitlichen Beistand für die bedürftigsten Länder zu vermitteln und zu erleichtern; das Aktionsprogramm wurde vom Regionalkomitee in Resolution EUR/RC42/R7 verabschiedet.

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Zielvorstellungen und Zielvorgaben - der gesundheitspolitische Auftrag in Europa 44. Die Zielvorstellungen und -vorgaben bis zum Jahr 2000 sind deutlich in der euro­

päischen GFA-Politik dargelegt, die von den Mitgliedstaaten 1991 aktualisiert und verabschiedet wurde. Diese aktualisierten GFA-Ziele spiegeln die Veränderungen wider, die sich seit 1984 in der Europäischen Region vollzogen haben (damals verabschiedeten die Mitgliedstaaten zum erstenmal Regionalziele, die die Umset­

zung der Politik leiten und ihre Überwachung ermöglichen sollten), aber auch eine Einschätzung der zu erwartenden Entwicklungen und Anforderungen in Europa während der 90er Jahre sowie ein besseres Verständnis der Zielfestlegung und Erfolgsmessung. Die Ziele verlangen strategisches Handeln zur Verbesserung der Gesundheit in fünf wichtigen Interessenbereichen: bessere Gesundheit allgemein, Lebensweisen und Gesundheit, Gesundheit und Umwelt beeinflussende Risikofak­

toren, Neuausrichtung des Gesundheitsversorgungssystems und die Unterstützung, die (vor allem in Grundsatzfragen, Management, Information, Technologie, perso­

nellen Ressourcen, Forschung und Ethik) gebraucht wird, wenn die wünschens­

werten Veränderungen in den ersten vier Bereichen bewirkt werden sollen. Das Regionalkomitee einigte sich darauf, die europäische GFA-Politik und ihre Ziele

1998 erneut zu aktualisieren.

45. Die Gesundheitspolitik für Europa beschreibt die folgenden Voraussetzungen für eine Verwirklichung der „Gesundheit für alle": Frieden, gesundheitliche Chan­

cengleichheit und Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse, politischer WUle und Unterstützung durch die Öffentlichkeit sowie internationale Zusammenarbeit.

Ausgehend von diesen Voraussetzungen spiegeln sieben Hauptthemen die allen aktualisierten 38 Zielen und der europäischen Gesundheitspolitik zugrundeliegen­

den Wertvorstellungen wider.

46. Chancengleichheit im Gesundheitsbereich, das Wesen der „Gesundheit für alle", bedeutet, daß alle Menschen eine faire Chance haben, ihr gesundheitliches Poten­

tial voll auszuschöpfen. Deshalb muß man durch entsprechende Maßnahmen die Ungleichheiten im Gesundheitszustand zwischen den Ländern und innerhalb der Länder zu reduzieren suchen. Zu einer Politik der Chancengleichheit gehört, daß die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Benachteiligten verbessert werden, so daß sich die Qualität ihrer physischen und sozialen Umwelt dem Niveau der be- günstigteren Gruppen annähert.

47. Die europäische Gesundheitspolitik sucht sachgerechte Mechanismen zu ent­

wickeln, die die Berücksichtigung ethischer Fragen bei allen Entscheidungen, die die Gesundheit des einzelnen Menschen, von Gruppen und ganzen Bevölkerungen betreffen, stärken.

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EUR/RC43/3 Seile 11

48. Gut informierte, gut motivierte und aktive Menschen und Gemeinschaften sind die Schlüsselelemente der Entscheidungsfindung und der Umsetzung dieser Entschei­

dungen.

49. Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention sind wichtige Ausrichtungen der GFA-Politik. Sie vermitteln den Menschen ein positives Gefühl von Gesundheit, so daß sie ihre physischen, psychischen und sozialen Kompetenzen voll ausloten und effiziente ethische Präventionsstrategien einsetzen können.

50. Die primäre Gesundheitsversorgung steht im Brennpunkt des Gesundheitssystems.

Gemeint ist damit, daß für die gesundheitlichen Grundbedürfhisse einer jeden Gemeinschaft Dienste zur Verfügung stehen, die so nah wie möglich dort angesie­

delt werden, wo die Menschen leben und arbeiten, die bei Bedarf leicht zugänglich sind und die gesamte Gemeinschaft in ihre Weiterentwicklung, Planung und Praxis einbeziehen. Grundlegend wichtig sind auch wirksame und effiziente Überwei­

sungsmöglichkeiten.

51. Sektorübergreifendes Handeln und starke internationale Zusammenarbeit sind erforderlich, wenn Umweltschutz, Zugang zu ausreichenden Ressourcen für ein gesundes Leben und eine qualitativ hochwertige Versorgung, die das moderne Wissen und die moderne Technologie bestmöglich ausnutzt, gewährleistet sein sollen.

52. Kurz gesagt, die ersten 12 Ziele der europäischen Gesundheitspolitik sollen zu Fortschritten in vier miteinander verzahnten Dimensionen führen. Sie sollen:

die Chancengleichheit im Gesundheitsbercich sichern, indem man die Kluft im Gesundheitszustand zwischen den Ländern und zwischen einzelnen Gruppen innerhalb der Länder zu schließen sucht,

das Leben lebenswerter machen, indem man den Menschen dazu verhilft, ihr volles physisches, psychisches und soziales Potential zu entfalten und auszu­

schöpfen,

- durch Reduzierung von Krankheit und Behinderung ein gesünderes Leben ermöglichen,

- durch eine verbesserte Lebenserwartung ein längeres Leben ermöglichen.

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Seite 12

Rollen und Funktionen der regionalen WHO-Organisation

53. Das Regionalbüro bleibt auch weiterhin die einzige Organisation in Europa mit einem einzigartigen, in der 40jährigen Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten aufgebauten, fachlichen Wissensfundus und gesundheitlichen Führungskompeten­

zen.

54. Die vier wichtigsten Rollen des Regionalbüros formulierte das Regionalkomitee, als es den regionalen Beitrag zum 7GPW und erneut zum 8GPW verabschiedete und die regionale Programmhaushaltspolitik (Dokument EUR/RC35/11) bestä­

tigte, folgendermaßen:

- durch die Ermittlung innovativer und verbesserter Methoden der Gesund­

heitsversorgung in den Mitgliedstaaten dazu beizutragen, bestehendes Wis­

sen besser bekanntzumachen;

- prioritäre Gesundheitsforschung zu fördern;

- bei der Förderung der Ausarbeitung von einzelstaatlichen gesundheitspoliti­

schen Konzepten in Übereinstimmung mit den Prinzipien der GFA als Kata­

lysator zu fungieren;

- die Zusammenarbeit und Koordination unter den im Gesundheitsbereich täti­

gen internationalen Organisationen zu verbessern.

55. Diese Rollen bleiben auch während des 9GPW in gleicher Weise relevant.

56. Dem Regionalbüro kam innerhalb der WHO schon immer eine wichtige Pionier­

rolle zu, was insbesondere während des 7GPW und des 8GPW deutlich wurde.

Vom Regionalbüro gingen viele innovative Ansätze und Maßnahmen aus, die später vom WHO-Hauptbüro und anderen Regionalbüros aufgegriffen wurden.

Führend war es in den Bereichen Strategische Planung, Pflegewesen, Entwicklung der Versorgungsqualität, Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und Um- weltverträglichkeitsprüfung. Das Regionalbüro entwickelte als erstes Ansätze und Programme zur Bekämpfung von AIDS, für die Senioren Versorgung, zur Unfall­

verhütung, zu Chancengleichheit und Gesundheit sowie Tabak, aber auch nachge­

hende Maßnahmen nach dem Unfall von Tschernobyl. Es führte bei der großange­

legten Vernetzung wichtiger Partner der gesundheitlichen Entwicklung an und hat gezeigt, daß sich mit einer Zielfestlegung effektiv große Gruppen und ganze Ge­

sellschaften zum Handeln für die Gesundheit mobüisieren lassen.

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EUR/RC43/3 Seite 13

57. Die Mitarbeiter des Regionalbüros decken mit ihrem die ganze Region umfassen­

den Wissen, ihrer Erfahrung und Fachkenntnis die gesamte Bandbreite der GFA- Politik ab, was auch in dem Bericht des vom Regionalkomitee 1991 eingesetzten Ad-hoc-Ausschusses über die künftige Ausrichtung betont wurde.

58. Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen und bisherigen Erfolge, und damit sich das Regionalbüro auf Bereiche konzentriert, wo es am besten arbeiten und für die Gesundheit in der Europäischen Region deutliche Verbesserungen bewirken kann, wird die Arbeit des Regionalbüros während des 9GPW hauptsächlich in die fol­

gende Richtung gehen:

1) Europaweite Projekte. Sie umfassen:

a) Erneuerung und Weiterentwicklung der GFA-Politik, b) Ermittlung und Entwicklung innovativer Lösungen für

gesundhe itliche Probleme,

c) Gesundheitsinformation und Beratungsdienste,

d) Schaffung von Koalitionen für die gesundheitliche Entwicklung;

2) verstärkte gesundheitliche Zusammenarbeit mit den Ländern mit dem größten Bedarf sowie

3) Nothilfe und humanitärer Beistand im Gesundheitsbereich.

Europaweite Projekte

a) Weiterentwicklung der GFA-Politik

59. Ein wichtiges Ziel der Organisation ist es, Regierungen, Institutionen und Einzel­

personen Denkanstöße zu geben, so daß sie in Übereinstünmung mit den Grund­

prinzipien der GFA-Politik handeln; somit wird die Förderung der Politik selbst zu einer wichtigen strategischen Aufgabe. Als das Regionalkomitee 1991 auf sei­

ner 41. Tagung die aktualisierte Gesundheitspolitik für Europa verabschiedete, billigten die Mitgliedstaaten auch einen Aktionsplan, der u. a. bewirkt, daß der nächste Prozeß der Zielaktualisiemng mit der GFA-Evaluierung von 1997 anläuft.

Dieser Prozeß wird dazu führen, daß das Regionalkomitee 1998 eine neue Politik und aktualisierte Ziele verabschiedet.

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Seile 14

60. Fast 20 europäische Länder stützen sich mittlerweile in ihrer neuen Gesundheits­

politik ausdrücklich auf die Gesundheitspolitik für Europa, verschiedene andere Länder arbeiten daran, und fast alle übrigen Mitgliedstaaten haben ausdrücklich verschiedene Elemente der Politik aufgegriffen. Darüber hinaus wurde die euro­

päische GFA-Politik 1991 vom Europarat, 1992 vom internationalen Verband der Rotkreuz- und Roten Halbmondgesellschaften sowie in den letzten Jahren auch von vielen anderen Berufsverbänden und nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) gebüligt. In zunehmendem Maße formuliert man auch auf nachgeordneter admi­

nistrativer Ebene, wie in Regionen und Städten, eigene GFA-Konzepte.

61. Da viele nachgeordnete Ebenen (darunter verschiedene Schweizer Kantone, unabhängige Regionen in Spanien, Ämter in Dänemark, Regionen in England und Bundesländer in Deutschland) ihr wachsendes Interesse an einer eigenen GFA- Politik bekundet haben, wurde 1992 ein Verbund aus Regionen für die Gesund­

heit und WHO etabliert, der das ausdrückliche Ziel verfolgt, die Entwicklung von GFA-Konzepten auf teilnationaler Ebene in Europa zu fördern. Da es in Europa unterhalb der nationalen Ebene mindestens 1500 Strukturen gibt, besitzt dieser neue Verbund ein starkes Potential zur Unterstützung und Ausweitung der kon­

zeptionellen Arbeit für die GFA.

62. Das WHO-Projekt „Gesunde Städte" ist auch weiterhin ein erfolgreiches Instru­

ment, mit dem sich das Wissen über die GFA-Politik verbreiten läßt. Alle Städte, die dem Projekt beitreten, sind verpflichtet, die GFA-Prinzipien zu übernehmen und zu befolgen.

63. Während des 7GPW und des 8GPW veranstaltete die WHO europäische Konfe­

renzen, bei denen für Europa wichtige Grundsatzfragen auf die Tagesordnung gebracht wurden. Im folgenden werden eine Reihe der großen Tagungen der letz­

ten fünf Jahre angeführt.

Durch landesweite Diskussionen über die GFA und das Pflegewesen schufen 155 000 Pflegefachkräfte aus 32 Ländern die Grundlage für die erste euro­

päische Konferenz über das Pflegewesen 1988 in Wien. Ein Ergebnis der Konferenz war das 1990 angelaufene 6jährige Projekt „Pflegewesen im Wandel".

Bei der ersten europäischen Antitabak-Konferenz 1988 in Madrid wurde der erste europäische Fünfjahresaktionsplan Tabak (1987-1992) vorgelegt. Eine zweite Fünfjahresphase zur Thematik Tabakfreies Europa wurde vom Regionalkomitee 1992 gebilligt.

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Die 1989 in Frankfurt durchgeführte erste europäische Konferenz Umwelt und Gesundheit führte zur Verabschiedung der Europäischen Charta Umwelt und Gesundheit durch die Mitgliedstaaten und die Kommission der Euro­

päischen Gemeinschaften. Seither hat in vielen Mitgliedstaaten eine breite Bewegung für konkrete positive, umwelthygienische Maßnahmen eingesetzt.

Das Regionalbüro hat in Bilthoven, Rom und Nancy Außenstellen des Euro­

päischen Zentrums Umwelt und Gesundheit eingerichtet, die finanziell von den Regierungen der Niederlande, Italiens und Frankreichs unterstützt wer­

den. Bei der zweiten Konferenz Umwelt und Gesundheit, die für 1994 in Helsinki geplant ist, sollen die bei der Umsetzung der Charta erzielten Fort­

schritte beurteilt werden, aber auch die Anschlußmaßnahmen für Agenda 21 diskutiert werden. Es handelt sich dabei um ein Programm, das die Teilneh­

merländer an der UN-Konferenz Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro geschaffen haben.

Die 1990 in Budapest abgehaltene und von FAO und WHO gemeinsam ver­

anstaltete Erste Europäische Konferenz zu einer Emährungspolitik sowie die Zweite Europäische Konferenz Emährungspolitik, 1992 in Den Haag, waren Teil der Vorbereitungen für die internationale Emährungskonferenz, die Ende 1992 in Rom stattfand. Die Teilnehmer der internationalen Konferenz verabschiedeten eine Welterklärung und einen Aktionsplan Ernährung.

Die von WHO, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), dem Internationalen Verband für Famüienplanung (IPPF) und dem Zhorda- nia-Institut für Humanreproduktion 1990 in Tiflis, Georgien, veranstaltete europäische Konferenz (vom Schwangerschaftsabbruch zur Empfängnisver­

hütung) erbrachte Empfehlungen, die die Grundlage für ein Aktionspro­

gramm bildeten, durch das dieses wichtige Problem der öffentlichen Gesundheit in den mittel- und osteuropäischen Ländern und andernorts auf­

gegriffen wird.

Das im April 1993 in Riga, Lettland, abgehaltene Gipfeltreffen der Gesund­

heitsminister zum Thema HIV/AIDS wurde vom Regionalbüro und der lettischen Regierung in Zusammenarbeit mit der Weltbank organisiert. Es handelte sich dabei um das erste Treffen einer Tagungsreihe, bei der unter dem Gesamtthema „Investition in Gesundheit" deutlich gemacht werden soll, welchen Herausforderungen sich die mittel- und osteuropäischen Län­

der bei der Gestaltung ihrer Gesundheitssysteme und dem gleichzeitigen grundlegenden Umbau ihrer gesamten sozialen und wirtschaftlichen Struktur gegenübersehen. Der wichtige Zusammenhang zwischen Gesundheit, Demo­

kratie und Menschenrechten bildete ein Schlüsselelement der Diskussionen.

Bei diesem Gipfeltreffen wurde betont, daß die politischen Entscheidungs­

träger praktische Instrumentarien brauchen, zugleich wurde gezeigt, welchen Nutzen eine „Investition in Gesundheit" den Gesellschaften bringt.

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64. Auch bei den noch für das 8GPW geplanten europäischen Konferenzen werden zahlreiche Grundsatzfragen für die GFA angeschnitten.

Die zweite europäische Konferenz Umwelt und Gesundheit, die für 1994 in Finnland geplant ist, wurde bereits erwähnt.

Die europäische Konferenz zum Thema Gesundheitspolitik, die im Oktober 1994 in Madrid stattfindet, wird gemeinschaftlich vom Regionalbüro und von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften organisiert. Die Teilnehmer sollen regionale Trends ermitteln, aus der Vergangenheit lernen und auf diesen Erfahrungen aufbauen, wichtiger ist jedoch, daß die Konfe­

renz auch einen Ausblick auf die Zukunft eröffnen soll und daß praktische Ansätze und Instrumentarien erörtert werden, insbesondere alle, die die wachsenden gesundheitlichen Chancenungleichheiten reduzieren können. Es steht zu hoffen, daß die Konferenz zu einem Einvernehmen über die für die unmittelbare Zukunft vorrangigen Grundsatzfragen führen wird und es ge­

lingt, Verfahren für eine engere Zusammenarbeit mit der Kommission der Europäischen Gemeinschaften und anderen in der Region aktiven zwischen­

staatlichen Organisationen zu etablieren.

1995 wird Frankreich Gastgeber einer europäischen WHO-Konferenz zum Thema Alkoholmißbrauch sein, bei der die Fortschritte in der Umsetzung des Europäischen Aktionsplans beurteilt werden sollen.

Eine vorläufig für 1995 geplante und von der WHO organisierte europäische Konferenz zum Thema Reform der Gesundheitsversorgung wird sich spezi­

fisch mit dem Gesundheitswesen und der Reform der Gesundheitsversor­

gung in Europa befassen.

65. Im Laufe des 9GPW werden die unterschiedlichen Netzwerke (s. Abschnitt d) unten), die Berufsverbände (Ärzte, Pflegekräfte und Apotheker), andere Gruppen (Finanzierungsorganisationen, Gewerkschaften, Unternehmen, Parlamente) und WHO-Projektnetze (wie die Regionen und Städte) umfassen, ausgebaut und dazu genutzt, das Bewußtsein und das Engagement für die „Gesundheit für alle" zu stärken. Der Schwerpunkt wird weiterhin auf der einzelstaatlichen Weiterentwick­

lung der GFA liegen, wobei Zielfestsetzung und landesweite Aktivierung geför­

dert werden.

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66. Die europäische Regionalorganisation der WHO wird den Mitgliedstaaten auch weiterhin dabei behilflich sein, die Entwicklung ihrer Gesundheitssysteme auf die europäische GFA-Politik abzustimmen. Das Regionalbüro wird gewährleisten, daß die Gesundheitspolitik für Europa verstanden, angepaßt, auf dem neuesten Stand gehalten und umgesetzt wird. Ein Schwerpunkt der Arbeit wird es auch sein, die GFA-Politik in Organisationen der europäischen Integration und unter den in den mittleren und östlichen Teilen der Region tätigen Geberorganisationen zu fördern.

b) Ermittlung innovativer Lösungen für gesundheitliche Probleme

67. Nachdem 1988 die vereinbarte regionale GFA-Forschungspolitik („Gesundheit für alle" - Forschungsstrategien und „Gesundheit für alle" - Forschungs­

prioritäten, Europäische Schriftenreihe „Gesundheit für alle" Nr. 2 und 3) veröffentlicht worden war und breite Verbreitung gefunden hatte, erarbeiteten viele Länder Forschungskonzepte oder setzten entsprechende Prioritäten. Nach­

dem diese Forschungspolitik inzwischen bekannt ist, werden sich die künftigen Bemühungen nun darauf ausrichten, in die beratende Grundsatzarbeit, die Aktionsprogramme und die Vemetzungstätigkeiten des Regionalbüros ein For- chungselement einzubauen.

68. Das Regionalbüro betreibt keine Grundlagenforschung in der Biologie und Medi­

zin. Statt dessen konzentriert es sich auf die Public Health-Aspekte von Strategien zur Gesundheitsförderung, Krankheitsverhütung, Diagnose und Therapie sowie Rehabilitation. Ein Großteil des Mehrländerprogramms des Regionalbüros besteht aus Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Verbesserung von Methoden und Ansätzen, mit denen die Länder auf lokaler Ebene GFA-Konzepte in Gesund­

heitsprogramme umsetzen können. Da die europäische GFA-Politik auf vier Säu­

len ruht, ist diese Arbeit ähnlich unterteilt.

69. Ein besonders wichtiger Teil dieser Bemühungen um Konsensbildung und Ver­

haltenswandel zielt auf die innovativen Bereiche ab, in die die wichtigsten Akteu­

re und Praktiker direkt einbezogen werden. Vor allem Neuerungen in Qualitäts­

sicherung und -entwicklung haben gezeigt, daß die Arbeit mit Berufsverbänden, die Selbsteinschätzung auf kollegialen Systemen der Informationsrückkoppelung aufbaut, die Qualität der Gesundheitsversorgung und damit die gesundheitlichen Resultate verbessern kann. Eine solche Zusammenarbeit bezieht beispielsweise die Vereinigung der Ausbildungsstätten für öffentliches Gesundheitswesen der Europäischen Region (ASPHER), die Europäische Gesellschaft für Mediziner­

ausbildung (AMEE), Pflegefachverbände, das Forum der europäischen nationalen Ärzteverbände und der WHO sowie das Forum der Apothekergesellschaften in Europa und der WHO ein.

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70. Das Regionalbüro hat zur Entwicklung vorbildlicher Praxisstandards beigetragen.

Im folgenden werden zwei Beispiele dieser Arbeit beschrieben.

Eine in 11 Ländern durchgeführte Studie über Diabetesüberwachung

und -management zeigte, daß sich durch Aufklärung der Patienten sowie durch Eigenüberwachung und -management der Patienten für die Stoffwech­

selkontrolle und die Reduzierung von Komplikationen ungeheure Vorteile erzielen ließen. Die St. Vincent-Erklärung von 1988 über eine gemeinsame Politik und gemeinsame Ziele des Regionalbüros und der Internationalen Diabetesvereinigung (Europäische Region) wurde vom Regionalkomitee 1991 auf seiner 41. Tagung als Teil eines europäischen Aktionsplans ge­

billigt, der die Gesundheit und die Lebensqualität von 30 Millionen Diabe­

tikern in Europa verbessern soll.

Wie vom Regionalkomitee auf dessen 39. und 40. Tagung (durch Resolution EUR/RC40/R2) empfohlen, wurde besonders Gewicht auf eine verbesserte Überwachung sowie verbesserte Meldesysteme und eine zunehmende Impf- dichte für die sieben, von GFA-Ziel 5 erfaßten Krankheiten gelegt. Über ein Drittel der Länder der Region hat beim Aufbau ihrer Impfprogramme den vom Regionalkomitee geforderten, zielorientierten Ansatz übernommen.

71. Während des 9GPW wird das Regionalbüro weiterhin als Katalysator für Neue­

rungen, Versuche und Maßnahmen im Bereich Public Health fungieren. Das wird hauptsächlich durch zeitlich begrenzte Projekte geschehen, die Informationen über die gewonnenen Erfahrungen und die in verschiedenen gesundheitlichen Be­

reichen eingeführten neuen Methoden herausarbeiten sollen.

72. Das Regionalbüro muß seine Mehrländerprogrammtätigkeit als Lemmechanismus für die gesamte Region ausreichend aufrechterhalten. Insbesondere muß es:

- die Versuchs- und Aktionsnetze auf allen Ebenen unterstützen, von den zwischenstaatlichen Organisationen bis zur Ortsgemeinde;

- den Transfer des gewonnenen Wissens sowie den Austausch von Ansichten und Erfahrungen fördern, vor allem im Hinblick auf die Gesundheitssy- stementwicklung, die Krankheitsprävention und den Gesundheitsschutz;

- die notwendigerweise nur begrenzt zur Verfügung stehenden intellektuellen Ressourcen für die gesundheitspolitische Analyse und Praxis sowohl unter Wissenschaftlern als auch anderswo fördern, erhalten und zusammenbringen.

c) Bereitstellung von Gesundheitsinformation und Beratungsdiensten

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73. 1990 billigte das Regionalkomitee auf seiner 40. Tagung durch Resolution EUR/RC40/R6 den Vorschlag, die Rolle des Regionalbüros als eines europäischen Gesundheitsinformationszentrums zu stärken und eine europäische GFA-lnfor- mationspolitik und -Strategie in die Praxis umzusetzen.

74. Das Regionalbüro gruppiert seine Informationstätigkeiten um die GFA-Begleit- überwachung und -Evaluierung und baut spezifische Informationsdienste in größeren GFA-Bereichen wie Gesundheitsversorgung, Lebensweisen und Gesundheit, Gesundheit und Umwelt auf.

75. Das Regionalbüro arbeitet gegenwärtig an zwei Informationsprojekten der Kommission der Europäischen Gemeinschaften mit (dem European Nervous System und Advanced Informatics in Medicine), durch die bedarfsgerechte Informations- und Kommunikationstechnologien auf den Gesundheitssektor übertragen werden sollen.

76. Während des 9GPW wird das Regionalbüro im Rahmen seiner Rolle als europa­

weites Gesundheitsinformationszentrum den Ländern bei der Sammlung und Analyse von Gesundheitsdaten behilflich sein. Es wird:

- den Gesundheitszustand der Bevölkerungen in Europa durch die GFA-Ziele und ihre Indikatoren überwachen und evaluieren und die dabei gewonnenen Erkenntnisse in Prioritäten zu Aktionsprogrammen für alle Partner umset- zen;

- die europäische GFA-Politik weiterverfolgen und systematisch beurteilen und dabei besonders Gewicht darauf legen, mit den unterschiedlichsten Part­

nern einen Prozeß der Strategieentwicklung zu etablieren und aufrechtzuer­

halten;

- epidemiologische Daten und Informationen über Fragenkomplexe wie Gesundheitspolitik, Gesundheitsrisiken und Gesundheitskosten sammeln und verbreiten;

- die Gesundheitspraxis in den Ländern analysieren und beurteilen;

- mit einer unparteiischen und unabhängigen „Gesundheitsstimme" als

„kritischer Freund" fungieren;

- in wichtigen Grundsatz- und Praxisfragen einen Konsens schaffen;

- Zukunftszenarios beurteilen, bei denen das Schwergewicht auf den Trends und ihren gesundheitlichen Konsequenzen in einem sich wandelnden Europa liegt;

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- in Europa als Know-How-Organisation und Spitzenberater in gesundheit­

lichen Fragen fungieren, und zwar durch die fachliche Beratung über Optio­

nen der gesundheitlichen Entwicklung und zu den Möglichkeiten einer Investition in Gesundheit und Lebensqualität.

d) Schaffung von Koalitionen für die gesundheitliche Entwicklung

77. In diesem Bereich hat das Regionalbüro Erfolge erzielt, die die Ergebnisse aller anderen im Gesundheitsbereich in Europa aktiven Organisationen übertreffen.

78. Vom Regionalkomitee verabschiedete, regionale Aktionspläne werden gleichzei­

tig in allen Mitgliedstaaten durchgeführt und erreichen die breite Mehrheit der Bevölkerung in der Region. Bisher verabschiedete Pläne galten:

- der Alkoholproblematik, d. h. einer Reduzierung der alkoholbedingten Pro­

bleme in Europa (vom Regionalkomitee durch Resolution EUR/RC42/R8 verabschiedet);

- einem tabakfreien Europa (vom Regionalkomitee durch Resolution EUR/RC42/R2 verabschiedet);

- dem Diabetes (vom Regionalkomitee durch Resolution EUR/RC41/R3 verab­

schiedet).

79. Darüber hinaus laufen zahlreiche handlungsorientierte Programme, beispielsweise zum Pflege wesen und zu AIDS. Europaweite Maßnahmen werden im wachsenden Maße gemeinsam mit der Kommission der Europäischen Gemeinschaften und dem Europarat durchgeführt.

80. Die vernetzte Zusammenarbeit des Regionalbüros, durch die große Bevölkerun­

gen erreicht werden, dient der praktischen Umsetzung der GFA-Prinzipien auf vielen unterschiedlichen Ebenen, dem Transfer von innovativen Ansätzen und Methoden und der Motivation zum gesundheitlichen Handeln.

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81. Der größte Verbund sind die „Gesunden Städte". Dazu gehören 35, speziell von der WHO ausgewählte europäische Städte sowie 20 nationale Netzwerke von über 500 anderen Städten in Europa. Ein weiterer, auf der örtlichen Ebene arbeitender Verbund ist das gemeinsam von WHO, EG und Europarat getragene europäische Netzwerk Gesundheitsfördernde Schulen. Es begann 1991 mit einem Pilotprojekt, an dem sich in drei mittel- und osteuropäischen Ländern 40 Schulen beteiligten, und wurde im Laufe von 1992 auf 150 Schulen in 12 Ländern ausgedehnt, sieben weitere Länder treten dem Projekt 1993 bei. Das Projekt der Landesweit Integrierten Interventionsprogramme für nichtübertragbare Krankheiten (CINDI), das diese Krankheiten durch gemeindebezogene Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung reduzieren soll, umfaßt mittlerweile 20 Länder und fast 80 Millionen Menschen.

82. Die Verbundvemetzung in einem Land oder einer Region mobilisiert die stärkste Unterstützung für die gesundheitliche Entwicklung. Das Handeln für die GFA zieht die aktivsten und gesundheitsbewußtesten Mitglieder der Netzwerke auf nationaler, teilnationaler und örtlicher Ebene an, aber auch ganze Gruppen von Gesundheitsfachkräften und anderen gesundheitlichen Akteuren.

83. Das Regionalbüro wird sich auch künftig darum bemühen, seine Zusammenarbeit mit anderen internationalen Partnern im Gesundheitsbereich, darunter mit dem System der Vereinten Nationen, weiter zu verbessern. Hier besteht zu verschiede­

nen Fragen bereits eine ausgedehnte Zusammenarbeit: mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), der Organi­

sation für industrielle Entwicklung der Vereinten Nationen (UNIDO), dem Wis­

senschaftlichen Ausschuß der Vereinten Nationen über die Auswirkungen atoma­

rer Strahlung (UNSCEAR) bei Umwelt und Gesundheit betreffenden Fragen; mit UNDP und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) im Bereich AIDS; mit der Emährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Natio­

nen (FAO) zum Thema Ernährung und Lebensmittelsicherheit; mit dem Bevölke­

rungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) im Bereich Sexualität und Fami­

lienplanung; mit UNICEF im Hinblick auf die Gesundheit von Mutter und Kind und mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im Bereich Arbeitsmedizin und Sicherheit am Arbeitsplatz. Eine wichtige Aufgabe besteht demnach darin, sowohl in der Region wie in der ganzen Welt strategische Koalitionen für die internationale Kooperation und Vernetzung aufzubauen.

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84. In Übereinstimmung mit dem vom Regionalkomitee auf seiner 42. Tagung getrof­

fenen Beschluß, wird die Regionalorganisation der WHO aktive Schritte zur För­

derung der theoretischen und praktischen „Annäherung" an die Kommission der Europäischen Gemeinschaften und den Europarat unternehmen, damit die beste­

henden Ressourcen besser genutzt werden und das phantastische Potential einer wechselseitig fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen diesen drei Organisationen ausgelotet wird.

85. Die Zusammenarbeit mit der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, die gegenwärtig etwa 34 unterschiedliche Projekte und 8 Direktorate der Kommission umfaßt, wird während der Geltungsdauer des 9GPW voraussichtlich noch weiter ausgebaut und könnte u. a. dazu führen, daß zur engeren Verknüpfung der leiten­

den Organe der drei genannten Organisationen ein gemeinsames europäisches Gesundheitsforum gegründet wird.

86. Im Rahmen des Systems der Vereinten Nationen wurden bereits Schritte unter­

nommen, die eine globale Annäherung unter den verschiedenen Organisationen gewährleisten sollen. Diese Entwicklung wird auch Konsequenzen für das Regio­

nalbüro haben, da sie auf Länderebene voraussichtlich zu einer sehr viel engeren Zusammenarbeit der Organisationen der Vereinten Nationen führen wird.

87. Die europaweiten Aktivitäten werden den Mitgliedstaaten also Unterstützung und Anregung bieten. Sie werden als Brückeninstanzen unter den verschiedenen geo­

graphischen Gebieten und Gruppierungen in der Region fungieren, zur Analyse der gesundheitlichen Situation beitragen, allen Ländern und einigen Institutionen Ideen liefern, ihnen den Erfahrungsaustausch, die Konsensbildung im Hinblick auf Gesundheitspolitik und -praxis ermöglichen und andere Organisationen da­

hingehend beeinflussen, daß sie sich aktiv für die Gesundheit einsetzen und die GFA fördern.

88. Aktivitäten dieser Art werden auch weitere Fortschritte bei der Annäherung an die Organisationen der regionalen Integration sowie an andere einschlägige zwi­

schenstaatliche und nichtstaatliche Organisationen fördern. Die Annäherung wird u. a. dazu führen, daß man in gemeinsamen Konzepten und Prioritäten die Vor­

züge der WHO, d. h. ihr Expertenwissen, ihre neutrale Stimme in gesundheitli­

chen Angelegenheiten und ihr internationales Gesundheitsmandat, ausnutzt.

Verstärkte gesundheitliche Zusammenarbeit mit den Ländern mit dem größten Bedarf 89. Seit das Ausmaß der wahren Lage der mittel- und osteuropäischen Länder be­

kannt und anerkannt ist, geht es dem Regionalbüro vorrangig darum, auf den dringenden Bedarf zu reagieren und den gesundheitlichen Wiederaufbau in den Ländern zu unterstützen.

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90. Das 1991 in Konsultation mit den mittel- und osteuropäischen Ländern aufge- stellte EUROHEALTH-Programm zur verstärkten Zusammenarbeit im Gesund­

heitsbereich mit den mittel- und osteuropäischen Ländern weist die wichtigsten Bereiche aus, in denen die mittel- und osteuropäischen Länder, die neuen unab­

hängigen Staaten und einige südeuropäische Länder Unterstützung brauchen und in denen das Regionalbüro den größten Teil seiner Ressourcen einsetzt. Die ver­

stärkte Zusammenarbeit mit diesen Ländern ist auch die Hauptausrichtung des 9GPW. Besonders wichtig sind hier GFA-Konzepte, die die Reform der Gesund­

heitsversorgung leiten können. Das Regionalbüro wird sich der unterschiedlichen Entwicklungsbedingungen innerhalb der Region voll bewußt bleiben und sich ganz besonders den Ländern, Teilregionen und Gruppen mit besonderen Bedürf­

nissen widmen.

91. Mit dem Programm wurde ein umfassender strategischer Rahmen geschaffen, der deutliche Aussicht auf eine bessere Bewältigung von Kränklichkeit und Verzweif­

lung bietet, durch die Betonung der Prinzipien von Dezentralisierung und Partizi­

pation ein Instrument zur Förderung der aktiven Demokratie darstellt und zu­

gleich praktische Anleitung für die bestmögliche Ausnutzung der jeweüs zur Ver­

fügung stehenden Ressourcen sein kann.

92. In wichtigen Bereichen ist das Regionalbüro sehr gut dazu geeignet, die mittel- und osteuropäischen Länder in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Konzepte und Strategien wurden durch Erfahrung gestaltet und verfeinert. Mittlerweile be­

steht eine sehr viel bessere Infonnationsgrundlage für die notwendigen Maßnah­

men und die Möglichkeit, sie noch weiter auszubauen. Inzwischen liegen zudem die Erfahrungen und der wachsende Wissensfundus der Länder vor, die zur ersten Welle dieser politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umgestaltung gehören. Auch das WHO-Hauptbüro wird das Regionalbüro in spezifischen Kooperationsbereichen weiterhin unterstützen.

93. Die Resolution zum regionalen Programmhaushalt für den Zeitraum 1994-1995 (EUR/RC42/R6) betont die Rolle des Regionalbüros in der internationalen Ge­

sundheitsarbeit und seine Zuständigkeit für die Hilfe an die mittel- und osteuro­

päischen Länder, unter gebührender Berücksichtigung des spezifischen Bedarfs bestimmter Länder in Südeuropa.

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