Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 22|
31. Mai 2013 A 1107 PARACELSUS-MEDAILLE 2013Höchste Auszeichnung der Ärzteschaft verliehen
Beim 116. Deutschen Ärztetag Ende Mai in Hannover sind vier verdiente Ärzte und Persönlichkeiten mit der Paracelsus-Medaille geehrt worden.
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in Arzt muss heute ein Multitalent sein: Ein hervorragender Medizi- ner, ein empathischer Zuhörer und am besten auch noch Betriebswirt.Doch was macht den Arzt- beruf zu einem besonderen Beruf? Diese Frage gerät im Alltag manchmal in Vergessen- heit. Insofern ist die Verleihung der Paracelsus-Medaille eine gute Gelegenheit, sich daran zu erin- nern. Die Auszeichnung wird tra- ditionell einmal jährlich beim Deutschen Ärztetag verliehen – schon seit dem 56. Ärztetag 1952 in Berlin. Damals war Albert Schweitzer einer der Preisträger.
„Der höchste Grund ist die Lie- be“, steht auf der Rückseite der Me- daille. Es handelt sich um ein Zitat
von Paracelsus, nach dem die Aus- zeichnung benannt wurde. Dahinter steckt eine Überzeugung: Der Arzt- beruf ist nicht nur ein Job oder ir- gendeine Tätigkeit. Es geht um eine Haltung.
Die Paracelsus-Medaille ist die höchste Ehrung der deutschen Ärz- teschaft. Die Träger haben sich be- sondere Verdienste um das Gesund- heitswesen, die Patientenversorgung
und das Gemeinwohl erworben. Sie stehen für hervorragende wissen- schaftliche Leistungen oder vorbild- lichen Einsatz in der ärztlichen Selbstverwaltung. Alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben sich be- sondere Verdienste um das Ansehen des Arztberufes erworben. Es sind Vorbilder und Querdenker.
Ein Beispiel für vorbildliche ärzt- liche Haltung ist sicherlich auch Prof. Dr. med. Heyo Eckel. Er ist Ehrenpräsident des diesjährigen 116. Deutschen Ärztetages in Han- nover. Die Deutsche Paracelsus- Medaille erhielt er 2008. Engage- ment für andere ist bis heute für ihn selbstverständlich, obwohl er mitt- lerweile 78 Jahre alt ist (siehe Porträt
„Lieber Knast als Ruhestand“ in die- sem Heft).
Auch für den Namensgeber der Auszeichnung stand fest: Der ärzt - lichen Arbeit liegt eine besonde- re Motivation zugrunde. Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracel- sus (1493–1541), war Arzt und Ge- lehrter. Er steht für den Wende- punkt zwischen mittelalterlicher und neuzeitlicher Medizin und ver- trat eine neue Sichtweise der ärztli- chen Heilkunde: weg vom Allge- meinen, von der Idee und von der Büchergelehrtheit hin zum Konkre- ten, zum Patienten. Er vertraute auf den Tatsachen befund, nicht auf ab strakte Lehren von Autoritäten.
Er scheute sich nicht, die vorherr- schende Meinung infrage zu stellen – wie die der Viersäftelehre. Als ei- ner der ersten hielt er Vorlesungen in deutscher Sprache und wird des- halb „Luther der Medizin“ genannt.
Bei der Eröffnungsfeier des Deut- schen Ärztetages in Hannover zeich- nete Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundes- ärztekammer und des Deutschen Ärztetages, vier Ärzte mit der Para- celsus-Medaille aus (siehe Kasten).
Auf den folgenden Seiten befinden sich die Porträts der Preisträger. Es handelt sich um die Kurzfassungen der Laudationes, die anlässlich der Verleihung erstellt wurden.
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Dr. med. Birgit Hibbeler
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Die ausführlichen Laudationes: www.aerzteblatt.de/paracelsus-medaille Vorder- und
Rückseite der Paracelsus- Medaille
TRÄGER DER PARACELSUS-MEDAILLE 2013
Prof. Dr. med. Dr. phil.
Siegfried Borelli (88), ehe- maliger Leiter der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Bieder- stein, Technische Universität München, und Direktor der Deutschen Klinik für Dermato- logie und Allergie Davos
Prof. Dr. med. Christel Tau- be (76), Professorin für Phar- makologie und Toxikologie sowie ehemalige stellvertre- tende Institutsdirektorin an der Universität Halle-Witten- berg. Sie hat über Jahrzehnte an einer praxisnahen Medizi- nerausbildung mitgewirkt.
Prof. Dr. med. Hermann Hepp (79), früherer Direktor der Frauenklinik der Ludwig- Maximilians-Universität München am Klinikum Groß- hadern, seit vielen Jahren Vorstandsmitglied des Wissen- schaftlichen Beirats der Bun- desärztekammer
Prof. Dr. med. Hans- Joachim Woitowitz (77), leitete viele Jahre das Institut und die Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Univer- sität Gießen. Sein besonderes Interesse galt den Themen Krebsgefährdung am Arbeits- platz und Asbest.