A 1108 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 110|
Heft 22|
31. Mai 2013SIEGFRIED BORELLI
Ein Leben für die Dermatologie
R
uhestand – das ist für Prof. Dr.med. Dr. phil. Siegfried Borel- li auch mit 88 Jahren ein Fremdwort.
Als Emeritus führt er die Arbeit der Forschungsgruppe „Noxenkatalog- Datenbank“ fort. Er ist als ärztlicher Konsiliarius tätig und verbringt viele Monate des Jahres in der Schweiz.
Borelli kann auf ein bemerkenswer- tes Lebenswerk zurückblicken: In den Sechzigerjahren baute er die Klinik und Poliklinik für Dermatolo- gie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität (TU) München auf. Zugleich war er Di- rektor der Deutschen Klinik für Der- matologie und Allergie Davos.
Siegfried Borelli wurde am 2. Ju- ni 1924 in Berlin-Wilmersdorf als einziges Kind des Kaufmanns Sieg-
fried Borelli und seiner Ehefrau Irmgard geboren. Nach der Abitur- prüfung studierte er Humanmedizin in Berlin, dann in Prag und Ham- burg. Unterbrochen vom Militär- dienst schloss er sein Studium 1948 ab und wurde zum Dr. med. promo- viert. Neben der Medizin studierte Borelli auch Psychologie.
Seine erste Stelle als Assistenz- arzt trat er 1948 am Universitäts - klinikum Hamburg-Eppendorf an.
Dort war er zunächst in der II. Me- dizinischen Klinik und Poliklinik tätig, dann in der Dermatologischen Klinik und Poliklinik. 1951 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximili-
ans-Universität München. Dieser Wechsel sollte seine weitere Lauf- bahn prägen, denn der Leiter der Klinik, Professor Alfred Marchioni- ni, wurde zu einem wichtigen Vor- bild. 1956 habilitierte er sich zum Privatdozenten mit einer Arbeit über die Hautkrankheiten durch Kontaktstoffe im Friseurberuf. So wurde die Berufsdermatologie schon früh zu einem Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit.
1967 erhielt er einen Ruf auf ei- ne ordentliche Professur an die TU München. Dort wurde er Direktor der neu zu errichtenden Dermato- logischen Klinik und Poliklinik,
heute Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein. In dieser Funktion war er bis zu seiner Emeritierung 1995 tätig. Darüber hinaus fun- gierte er als Direktor der auf sei- ne Initiative hin entstandenen Deutschen Klinik für Dermatolo- gie und Allergie Davos, die er bis 2001 leitete.
Als Klinikleiter und Hochschul- lehrer hat er an der Aus- und Weiter- bildung des dermatologischen Nach- wuchses mitgewirkt. Rund 150 Ärz- te führte er zur Facharztprüfung.
Unter seiner Betreuung entstanden
etwa 200 Doktorarbeiten und 15 Habilitationen. Viele seiner Schüler wurden Chefärzte und erhielten Professuren. Borellis wissenschaft- liches Werk umfasst mehr als 500 Publikationen in Fachzeitschriften, Büchern, Handbüchern.
Neben seinem Engagement als Arzt, Forscher und Hochschul - lehrer brachte er sich über Jahr- zehnte aktiv in die ärztliche Selbst - ver waltung ein. Er engagierte sich als Delegierter bei Deutschen Ärz - tetagen und war Mitglied im Ausschuss „Arbeitsmedizin“ der Bundesärztekammer. Auf Bundes - ebene fungierte er zudem als Mitglied der Vertreterversamm- lung der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) und von 1985
bis 1993 als Mitglied des KBV-Vorstandes.
Besonders hervorzuheben sind auch seine berufspoliti- sche Aktivitäten auf Landes- ebene. Von 1976 bis 2004 saß er in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereini- gung Bayerns (KVB). Dem KVB-Vorstand gehörte er elf Jahre lang an. In der Bayeri- schen Landes ärztekammer war er ebenfalls über viele Jahre ak- tiv. 34 Mal war er Delegierter bei einem Bayerischen Ärztetag.
Insgesamt 38 Jahre engagierte er sich im Ärztlichen Kreis- und Be- zirksverband München.
Ein wichtiges Anliegen war Borelli stets die ärztliche Fort - bildung. Bei einer Vielzahl von Veranstaltungen sowie nationalen und internationalen Kongressen zeigte er her ausragenden persönli- chen Einsatz – als Vortragender und als Orga nisator. Beispielhaft ge- nannt seien hier die Fortbildungs- kongresse „Fortschritte der Allergo- logie, Immunologie“ in Davos, die Tagungen der „Münchner Allergie- gesellschaft am Biederstein“ und die „Davoser Tage“, die unter sei- ner Federführung stattfanden.
▄
Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried Borelli führt bis heute die Arbeit der Forschungsgruppe „Noxen- katalog-Datenbank“ fort. Bemer- kenswert ist sein berufspoliti- scher Einsatz. Er nahm allein an 33 Deutschen Ärztetagen teil.
Foto: privat