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Archiv "Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 2004" (21.05.2004)

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Prof. Dr. med. Dr. h. c. Gert Carstensen

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Gert Carstensen einen Arzt, der sich in mehr als 30 Jahren seines Berufs- lebens um die medizinische Versorgung der Patienten, um die Wissenschaft, die Forschung und Lehre und vor allem durch seine außergewöhnlich engagierte Tätigkeit auf dem Gebiet der Behand- lungsfehlerbegutachtung um das Ge- sundheitswesen, die ärztliche Selbstver- waltung und um das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland besonders verdient gemacht hat.

Gert Carstensen wurde am 11. April 1922 in Mellen/Westfalen geboren. Nach dem Besuch des Ratsgymnasiums in Osna-

brück (1932 bis 1940) und der Ablegung der Reifeprüfung wurde er zum Kriegs- dienst einberufen. Nach Kriegsende stu- dierte er von 1945 bis 1949 Medizin an der Georg-August-Universität Göttingen.

Daran schloss sich seine Weiterbildung zum Chirurgen in Göttingen an, ab 1952 an der Universität Madrid und zuletzt unter Prof. Dr. med. Dr. jur. h. c. Werner Wachsmuth an der Julius-Maximilians- Universität Würzburg. Er erhielt die An- erkennung als Facharzt für Chirurgie mit der Zusatzbezeichnung Gefäßchirurgie.

Dort habilitierte sich Gert Carstensen 1966 für das Fach Chirurgie und wurde zum Privatdozenten ernannt. Von 1962 bis 1987 war er Chefarzt der Chirur- gischen Klinik des Evangelischen Kran- kenhauses in Mülheim an der Ruhr.

1966 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Düsseldorf ernannt.

Auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie hat Gert Carstensen insbesondere auf die Entwicklung der Wiederherstellung der arteriellen Strombahn praktisch-operativ und wissenschaftlich Einfluss genommen

und überregionale Bedeutung und An- erkennung erlangt. Ab 1969 war Gert Carstensen Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. 1975 wurde er zum Präsidenten dieser Fachgesellschaft gewählt. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und Ehren- mitglied der Vereinigung Niederrhei- nisch-Westfälischer Chirurgen e.V., der Türkischen, der Österreichischen und Deutschen Chirurgengesellschaft sowie der Van Swieten Gesellschaft in Wien.

1982 ist er zum Vorsitzenden der Ver- einigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen e.V. gewählt worden.

Seit Mitte der Siebzigerjahre speziali- sierte und engagierte sich Gert Carsten- sen auf dem Gebiet des Medizinschaden- rechts, dessen Entwicklung er wesentlich mitbeeinflusst hat. Bereits bei ihrer Gründung wurde er vom Vorstand der Ärztekammer Nordrhein als ehrenamt- liches Mitglied für das Fachgebiet Chir- urgie in die am 1. Dezember 1975 neu errichtete Gutachterkommission für ärzt- liche Behandlungsfehler bei der Ärzte-

Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 2004

Aus Anlass des 107. Deutschen Ärztetages 2004 in Bremen sind mit der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet worden:

Die beim 56. Deutschen Ärztetag in Berlin gestiftete

Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft wird seither jährlich an solche Ärzte verliehen, die sich durch ihre

vorbildliche ärztliche Haltung, durch besondere Verdienste um Stellung und Geltung des ärztlichen Standes oder durch außerordentliche wissenschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Nachstehend die Laudationes der Verleihungsurkunden im Wortlaut

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Gert Carstensen Dr. med. Ingrid Hasselblatt-Diedrich Prof. Dr. med. Wolfgang Mangold

Dr. med. Dr. h. c. mult. Dame Cicely Mary Strode Saunders, M.A.

Dr. med. Klaus Springfeld

Foto:privat

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kammer Nordrhein berufen. Diesem Gremium gehörte er über 28 Jahre – bis zum 30. November 2003 – an.

Gert Carstensen hat sich in besonderer Weise um den Aufbau der Kommissions- arbeit in ihrer Gründungsphase große Ver- dienste erworben. Als Mitglied der Ge- samtkommission, die in dem zweistufigen nordrheinischen Begutachtungsverfahren über die von den Verfahrensbeteiligten ge- gen gutachtliche Erstbescheide erhobenen Einwendungen entscheidet, hat er an meh- reren Tausend Entscheidungen verant- wortlich mitgewirkt.

Gert Carstensen hat darüber hinaus maßgebliche Impulse für das Zustande- kommen einer dauerhaften und fruchtba- ren Kooperation von Ärzten und Juristen auf dem Gebiet des Medizin(schadens)- Rechts gegeben. Bereits in den Siebziger- jahren, als die Rechtsprechung des Bun- desgerichtshofs noch von der Überzeu- gung getragen war, dass sich zu viele medi- zinische Sachverständige von einer falsch verstandenen Kollegialität leiten ließen, gab er den Richtern des für Arzthaftungs- sachen zuständigen 6. Zivilsenats in der von ihm geleiteten Klinik Gelegenheit, den ärztlichen Berufsalltag kennen zu lernen.

Wie seine Tätigkeit als Referent bei der Deutschen Richterakademie waren diese Symposien nicht nur für die Fortbildung der auf dem Gebiet des Arzthaftungsrechts tätigen Richter sehr wertvoll, sondern ha- ben auch zu einer Verbesserung des Klimas und der Verständigung zwischen Juristen und Ärzten entscheidend beigetragen.

Diesem Zweck dient bis heute auch der von Gert Carstensen mitbegründete Arbeitskreis „Ärzte und Juristen“ bei der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaft- lich Medizinischer Fachgesellschaften e.V.

(AWMF), Düsseldorf, dessen Präsidium er viele Jahre angehörte. In den Gremien der AWMF treffen sich Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen und Arzt- rechtler zweimal jährlich zum Meinungs- und Gedankenaustausch.

Im medizinrechtlichen Schrifttum ist Gert Carstensen mit einer Vielzahl von Publikationen auf dem Gebiet des Arzt- haftungsrechts hervorgetreten. Neben dem Themenkreis „Ärztlicher Behand- lungsfehler“ haben ihn dabei vor allem Fragen der Aufklärung des Patienten be- schäftigt. Mit seinen Beiträgen – auch als Referent bei zahlreichen wissenschaftli- chen Kongressen und Symposien im In- und Ausland – hat Gert Carstensen zu den Grundlagen und Grenzen der ärztli- chen Aufklärungspflicht Wesentliches beigetragen, insbesondere zum Verständ- nis rechtlicher Aspekte in der Medizin.

Neben seiner gutachterlichen Tätigkeit in der Gutachterkommission wurde Gert Carstensen sehr häufig bundesweit von

Gerichten und Staatsanwaltschaften als Sachverständiger herangezogen.

Für seine Verdienste ist Gert Carstensen bereits vielfach geehrt worden. Er erhielt unter anderem die Werner-Körte-Me- daille in Gold der Deutschen Gesell- schaft für Chirurgie e.V. und das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Von der Freien Universität Berlin (Fachbereich Humanmedizin) wurde ihm 1997 die Würde eines Doktors der Medizin ehren- halber verliehen.

Durch seine vielfältigen und erfolgrei- chen Aktivitäten auf dem Gebiet des Me- dizinschadensrechts hat Gert Carstensen der Arbeit der Gutachterkommission und damit der Idee einer außergerichtli- chen Beilegung von Arzthaftungsstreitig- keiten durch unabhängige Einrichtungen der ärztlichen Selbstverwaltung besondere Geltung und Anerkennung verschafft. Er

hat in geradezu bahnbrechender Weise zu einem neuen Verständnis des medizini- schen Sachverständigen beigetragen und die Entwicklung des Arzthaftungsrechts ganz wesentlich mit beeinflusst.

Gert Carstensen hat sich durch seinen unermüdlichen engagierten Einsatz, seine vorbildliche Haltung als Arzt, Wissen- schaftler und Hochschullehrer, als medi- zinischer Sachverständiger und Berater so- wie als Wegbereiter des Medizinschadens- rechts und Mitglied einer Gutachterkom- mission um die ärztliche Versorgung, die Verbesserung des Patienten-Arzt-Verhält- nisses, das Gesundheitswesen, die ärztliche Selbstverwaltung und um das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht.

Anschrift Bleichstraße 5

45469 Mülheim an der Ruhr

Dr. med. Ingrid Hasselblatt- Diedrich

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Ingrid Hasselblatt-Diedrich eine Ärztin, die sich in 35 Jahren ihres Berufs- lebens um die medizinische Versorgung der Patienten, die ärztliche Selbstverwal- tung in Verbänden und ärztlichen Kör- perschaften auf internationaler, regiona- ler, Landes- und Bundesebene, insbeson- dere um den Hartmannbund (Verband der Ärzte Deutschlands e.V.), um die ärztliche Versorgung, um die Weiter- und Fortbildung, um das Gesundheitswesen und um das Gemeinwohl in der Bundes- republik Deutschland außerordentlich verdient gemacht hat.

Ingrid Hasselblatt wurde am 17. Au- gust 1940 in Frankfurt/Main als Tochter der Kauffrau Elisabeth und Dr. rer. pol.

Ottomar Hasselblatt geboren. Die Zeit während des Zweiten Weltkrieges ver- brachte sie in Oberstdorf. Nach der Grundschule besuchte sie das Schiller- Gymnasium in Frankfurt/Main, wo sie im März 1960 die Reifeprüfung ablegte.

Nach dem Abitur studierte sie in Frank- furt/Main und München, zunächst parallel Musik und Medizin. Wegen der Unzuläs- sigkeit eines Parallelstudiums setzte sie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main das Studium der Humanmedizin fort, das sie 1967 mit dem Staatsexamen abschloss. Bereits während des Medizinstudiums reifte ihr Wunsch, Chirurgin zu werden – in einer Zeit vieler Widerstände und großer Skepsis.

Am 1. März 1967 begann Ingrid Has- selblatt ihre berufliche Tätigkeit als Me- dizinalassistentin in der Abteilung Chir- urgie des Krankenhauses Sachsenhausen zu Frankfurt/Main. Zwei Vorbilder be- stärkten sie, eine chirurgische Weiterbil- dung anzustreben: Privatdozentin Dr.

med. Charlotte Mahler, Chefärztin der Abteilung Chirurgie am Bürgerhospital in Frankfurt/Main, und Prof. Dr. med.

Walter Bandi, Chirurg in Interlaken/

Schweiz. Dort lernte sie bei einer Hospi- tation (1964) Techniken der Arbeits- gemeinschaft für Osteosynthese kennen.

Während ihrer Weiterbildungszeit absol- vierte sie eine zweieinhalbjährige Tätig- keit am Anatomischen Institut der Uni- versität Frankfurt/Main (Direktor: Prof.

Dr. med. Dietrich Starck). Sie wurde 1968 mit der Dissertation zum Thema: „Erfolg- reiche Operationen bei Doppel-Missbil-

Foto:privat

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dungen“ zum Dr. med. promoviert; Dok- torvater war Prof. Dr. med. Wolfgang Weber, Oberarzt an der Chirurgischen Klinik der Johann Wolfgang Goethe-Uni- versität Frankfurt/Main. Die Approbation als Ärztin erhielt Ingrid Hasselblatt im Mai 1969. 1967 absolvierte sie das Ex- amen für ausländische Medizinstudenten (ECFMG) in den USA.

Während ihrer Weiterbildungsstatio- nen arbeitete sie als Medizinalassistentin auf den Stationen Diabetologie in der Frauenklinik der Universität Frankfurt/

Main unter dem damaligen Direktor Prof. Dr. med. Otto Käser. Schwerpunkte während dieser Zeit waren die Endokri- nologie und Innere Medizin bei Prof. Dr.

med. Werner Siede und bei Prof. Dr. med.

Hans-K. Breddin die Blutgerinnung.

In der Chirurgischen Abteilung am Bürgerhospital, Frankfurt/Main, unter Leitung von Prof. Dr. med. Günther Vet- ter arbeitete Ingrid Hasselblatt ab 1969 in der Allgemein- und Kinderchirurgie.

Während dieser Zeit wurden frühzeitig ihre Weiterbildung und praktischen Fertigkeiten in der Viszeral- und Unfall- chirurgie sowie der Kinderchirurgie, der plastischen Chirurgie einschließlich bei Kindern mit Missbildungen gefördert.

Im Juni 1974 erhielt Ingrid Hassel- blatt die Anerkennung als Fachärztin für Chirurgie.

Ihr besonderes Interesse und Engage- ment galt der Endoskopie. Sie wirkte als Referentin und bei Publikationen mit, unter anderem bei Prof. Dr. med. Bernd Christoph Manegold (Mannheim) mit einer Arbeit „Über den Stellenwert der Endoskopie in einer Chirurgischen Klinik“ (1979). In dieser Zeit wurde die Technik der Endoskopie noch entwickelt und hauptsächlich von Gastroenterolo- gen durchgeführt. Gerade dieses Engage- ment außerhalb der klassischen Chirur- gie hatte einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Magen-Darm-Chirurgie in der Klinik und damit auf die Position von Ingrid Hasselblatt als Funktions- oberärztin.

Sie wurde 1983 zur Oberärztin der Chirurgie am Bürgerhospital ernannt.

Während dieser Berufsstation entstan- den wissenschaftliche Arbeiten über Tumormarker bei Patienten mit Kolon- und Mammakarzinom. In ihrer Zeit als Oberärztin fiel 1985 ein Chefarztwechsel.

Prof. Dr. med. Robert A. Wahl, bisher Marburg, übernahm die Leitung der Abteilung mit Schwerpunkt Endokrine Chirurgie. Die Abteilung wurde neben dem bisherigen Tätigkeitsschwerpunkt zu einem Zentrum für Schilddrüsenope- rationen ausgebaut. Das Bürgerhospital blieb als Akademisches Lehrkranken- haus der Universität Frankfurt/Main in

den studentischen Unterricht einbezogen, und die chirurgische Abteilung blieb zur vollen Weiterbildung ermächtigt.

1987 ist Ingrid Hasselblatt zur Chef- ärztin der Chirurgischen Abteilung am Diakonie-Krankenhaus in einem damals noch weithin unbekannten kollegialen Chefarztsystem berufen worden. Sie übernahm die Chefarztfunktion im Schwerpunkt Allgemeinchirurgie, wäh- rend ihr Chefarztkollege, Dr. med.

Mihailo Krakovic, für den Schwerpunkt Unfallchirurgie verantwortlich war. Auf- grund der Qualifikation und der gegen- seitigen Abstimmung beider Chefärzte leiteten sie kollegial die Klinik und waren gemeinsam für die Weiterbildung verant- wortlich. Im Fall der Abwesenheit war die qualifizierte Vertretung gesichert. Das Sachsenhausener Modell war beispiel- gebend für Team-Chefarzt-Modelle, die allerdings bisher zu keiner Massenbe- wegung wurden.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit am Städtischen Krankenhaus Sachsenhausen hat sich Ingrid Hasselblatt ehrenamtlich in vielen Ausschüssen, Gremien, Körper- schaften und Verbänden engagiert und zur Gestaltung der Sozial- und Gesund- heitspolitik, zur Vertretung von Ärztin- nen und Ärzten in nationalen und inter- nationalen Gremien und zur Sicherung einer guten ärztlichen Versorgung der Bevölkerung beigetragen. Zwölf Jahre lang gehörte sie dem Betriebsrat des Bür- gerhospitals an. Nach ihrem Eintritt in den Hartmannbund 1967 wurde Ingrid Hasselblatt bereits 1973 in den Ge- schäftsführenden Landesvorstand des Hartmannbundes in Hessen gewählt. Seit 1985 ist sie deren Landesvorsitzende.

1974 wurde sie in den Vorstand des Bundesverbandes des Hartmannbundes gewählt. Ihre Wahl zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden wurde 1981, 1985, 1989 und 1993 durch Wiederwahl bestätigt. Während ihrer Tätigkeit im Vorstand des Hartmannbundes (Bundes- verband) hat sie den Krebsnachsorge- kongress in Bad Neuenahr mitorgani- siert, als Referentin teilgenommen und ihn später selbst geleitet. Der Vorstand der Bundesärztekammer ehrte sie für ihr Engagement in der ärztlichen Fortbil- dung mit der Verleihung der Ernst-von- Bergmann-Plakette (1995).

1974 wurde sie Mitglied des Präsidi- ums des Deutschen Ärztetages. Seit 1980 war sie Delegierte der Landesärztekam- mer Hessen bei deren Kammerversamm- lungen und von 1978 bis 2000 Delegierte bei den Deutschen Ärztetagen. Sie ge- hörte von 1980 bis 2000 dem Präsidium der Landesärztekammer Hessen an. Sie zeichnete sich stets als sehr sachkundige engagierte Interessenwahrerin der Be-

rufskolleginnen und -kollegen und als kampferprobte Debattenrednerin, als engagierte Verfechterin des kooperativen Belegarztwesens und moderner Klinik- führungsstrukturen und als eine „Anwäl- tin“ der jüngeren Ärztegeneration aus.

In einer Zeit, als die Emanzipation noch nicht „in“ war, hat sie sich immer wieder mit Nachdruck für die Belange von Ärztinnen eingesetzt. In dieser Zeit war sie für das Referat „Ärztinnen“ der Landesärztekammer Hessen tätig. Seit 1981 war sie Mitglied der Delegation der Bundesärztekammer bei den Gene- ralversammlungen der World Medical Association (WMA). In verschiedenen Ausschüssen und Ständigen Konferen- zen der Bundesärztekammer arbeitete sie als Sachverständige mit, so im Kran- kenhausausschuss, in den Ausschüssen Qualitätssicherung, Gebührenordnung, Prävention, Rehabilitation, Notfall-, Katastrophenmedizin und im Ausschuss Gutachterkommissionen/Schlichtungs- stellen. Sie hat mit Sachverstand und Augenmaß wesentliche Beiträge zur Erhaltung und Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und zur existenziel- len Sicherung der ärztlichen Berufs- ausübung geleistet. Dabei ließ sie sich von hoher Verantwortungsbereit- schaft und der Wahrung ethischer Grundsätze leiten.

Das besondere Interesse von Ingrid Hasselblatt galt nicht nur Fragen der Weiter- und Fortbildung in der Chirur- gie und im Schwerpunkt Onkologie, sondern auch den Patientenrechten und dem medizinischen Datenschutz und seit 1976 der Sterbebegleitung sowie der Hospizbewegung. Sie nahm an der Gremienarbeit der Landesregierung teil und engagierte sich in Fernsehveran- staltungen über Fragen der Grenz- gebiete der Medizin. Ihr Engagement in medizinethischen Fragen unterstrich Ingrid Hasselblatt in Publikationen zum Themenkreis Organtransplantation und in der Teilnahme an Anhörungsverfah- ren zur damaligen Gesetzgebung zur Organtransplantation und zur Schaf- fung eines Organspendeausweises. Auch in Bundestagsausschüssen in Bonn wurde sie als Sachverständige von Parteien benannt. 1984 nahm sie an einer viel beachteten Fernseh-Live-Sendung unter Beteiligung von Dr. med. Julius Hackethal teil, in der über die Gabe von Zyankali als aktive Sterbehilfe debattiert wurde.

Ingrid Hasselblatt ist seit 2000 Schriftführerin der Bad Nauheimer Ge- spräche der Landesärztekammer Hes- sen und organisierte und leitete Foren zu gesundheitspolitischen Themen. Im Vorstand der Hessischen Krebsgesell-

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Prof. Dr. med. Wolfgang Mangold

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Wolfgang Mangold einen Arzt, der sich mehr als 35 Jahre seines aktiven Berufslebens als praktischer Arzt, Be- rufspolitiker, akademischer Lehrer und Wissenschaftler sowie als Pionier der Allgemeinmedizin durch seine engagierte Tätigkeit in politischen und berufspoliti- schen Gremien, seine ehrenamtliche Tätigkeit in ärztlichen Berufsverbänden und Körperschaften auf örtlicher, regio- naler, Landes- und Bundesebene um die ärztliche Versorgung, die Aus-, Weiter- und Fortbildung, die Hochschulmedizin, die Reform des Medizinstudiums, das

Gesundheitswesen und um das Gemein- wohl der Bundesrepublik Deutschland besonders verdient gemacht hat.

Wolfgang Mangold, am 26. November 1931 in Regensburg als Sohn eines Land- arztes im Bayerischen Wald geboren, sie- delte bereits 1934 mit seinen Eltern nach Eningen unter Achalm, Kreis Reut- lingen, über, wo sein Vater eine Kassen- arztpraxis betrieb. Er verbrachte seine Jugendzeit in Eningen. Nach seiner Grundschul- und Gymnasialzeit in Enin- gen und in Reutlingen, wo er 1951 das Abitur ablegte, begann er 1951 an der Medizinischen Fakultät der Eberhard- Karls-Universität Tübingen das Medizin- studium. Ein Semester nach dem Physi- kum wechselte er an die Universitäten München und Innsbruck. Das Medizini- sche Staatsexamen absolvierte er im Juli 1957 an der Ludwig-Maximilians-Uni- versität München. Im selben Monat wur- de er mit seiner Dissertation zum Thema

„Die Erstickung und ihre Bekämpfung in der modernen medizinischen Litera- tur“ zum Dr. med. promoviert (Doktor- vater war Prof. Dr. med. Karl Mündnich, Direktor der HNO-Klinik der Ludwig- Maximilians-Universität München).

Wolfgang Mangold begann im Sep- tember 1957 seine Weiterbildung als Medizinalassistent, zunächst am Katha- rinenhospital in Stuttgart, dann weitere zehn Monate an der Inneren Abteilung des Krankenhauses vom Roten Kreuz in Stuttgart-Bad Cannstatt. Danach war er vier Monate in der Abteilung für Ge- burtshilfe und Gynäkologie am Kreis- krankenhaus Reutlingen ärztlich tätig.

Die Approbation als Arzt wurde ihm am 31. August 1959 erteilt. Während seiner Assistenzarzttätigkeit in Stuttgart von

1959 bis 1962 war er hauptsächlich in Abteilungen für Kinderheilkunde und Innere Medizin tätig, mit einem Weiter- bildungsschwerpunkt in diesen Fach- gebieten.

Wolfgang Mangold beendete seine Medizinalassistentenzeit an der Kinder- klinik des Olgahospitals in Stuttgart, wo er vor allem mit unspezifischen Säug- lings- und Kinderkrankheiten sowie mit Infektionskrankheiten befasst war. Im Juli 1962 ließ sich Mangold als prakti- scher Arzt in Eningen/Baden-Württem- berg nieder, wo er 35 Jahre lang bis 1997 zunächst als praktischer Arzt, später als Allgemeinarzt und zuletzt in einer fachübergreifenden, drei Ärzte umfas- senden Gemeinschaftspraxis ärztlich tätig war. Seit 1976 betreute er betriebs- ärztlich von Eningen aus Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter von drei Unter- nehmen der Region.

In die erste Dekade seiner ärztlichen Tätigkeit als niedergelassener Arzt fällt auch der Beginn seiner politischen und berufspolitischen Tätigkeiten. So wurde er mit einer hohen Stimmenzahl für die Wahlperiode von 1969 bis 1973 in den Kreistag des Landkreises Reutlingen ge- wählt und wirkte dort als Parteiloser in der CDU-Fraktion mit. Am Ende der Legislaturperiode – 1973 – gab er diese politische Tätigkeit wieder auf, um sich danach intensiv in der ärztlichen Berufs- politik, in ärztlichen Verbänden und Körperschaften, zu engagieren. Er wur- de 1969 erstmals in die Delegiertenver- sammlung des damaligen Berufsverban- des der praktischen Ärzte Deutschlands (BPA), Landesverband Baden-Würt- temberg e.V., Stuttgart, gewählt, in dem er viele Jahre als Mitglied aktiv war.

Nach Erlangung der Anerkennung als Facharzt für Allgemeinmedizin im Jahr 1970 wurde Wolfgang Mangold im selben Jahr zum stellvertretenden Mit- glied der Vertreterversammlung der Be- zirksärztekammer Südwürttemberg, Tü- bingen, gewählt. Bereits damals galt sein besonderes Interesse und Engagement der Entwicklung der Allgemeinmedizin.

Schon nach einer Wahlperiode wurde er in Südwürttemberg zum Mitglied der Vertreterversammlung der Bezirksärz- tekammer Südwürttemberg gewählt. Er wirkte im Weiterbildungs- und Fortbil- dungsausschuss der Bezirksärztekam- mer von Anfang an mit.

Wolfgang Mangold wurde 1972 erst- mals zum Mitglied der Vertreterver- sammlung der Kassenärztlichen Verei- nigung Südwürttemberg, Tübingen, ge- wählt. Er gehörte diesem Gremium bis 1996 an.

Im Jahr 1987 verstärkte Wolfgang Mangold seine berufspolitischen Akti- schaft e.V. wirkt sie seit 1994 mit. Für die

Friedrich-Thieding-Stiftung des Hart- mannbundes war sie viele Jahre als Referentin in Seminaren tätig.

Obwohl parteilos, hat sich Ingrid Has- selblatt auch politisch engagiert. So war sie von 1983 bis 1987 Mitglied des Bun- desfachausschusses für Gesundheit der CDU auf Bundesebene. Darüber hinaus ist sie bis heute Mitglied des gesund- heitspolitischen Ausschusses der CDU in Hessen.

Am 1. April 2001 trat Ingrid Hassel- blatt-Diedrich in den Ruhestand, ohne ihr ehrenamtliches und berufspoli- tisches Engagement, vor allem im Hart- mannbund, und ihr Interesse an der Ge- sundheitspolitik zurückzuschrauben – ganz im Gegenteil. In Würdigung ihres ehrenamtlichen Engagements erhielt sie das Verdienstkreuz Erster Klasse

des Verdienstordens der Bundesrepu- blik Deutschland.

Ingrid Hasselblatt-Diedrich hat sich durch ihren langjährigen engagierten Ein- satz für Ärztinnen und Ärzte, ihre aktive und sachkundige Mitarbeit in zahlreichen ärztlichen Organisationen, Verbänden und Körperschaften,durch ihre uneigennützige vorbildliche Haltung als Chirurgin und Chefärztin, Politikberaterin und Berufs- politikerin um die ärztliche Versorgung der Patienten, die Aus-, Weiter- und Fortbil- dung, die Chirurgie und Onkologie sowie die Krebsnachsorge, die Gesundheitspo- litik und um die Selbstverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland in hervor- ragender Weise verdient gemacht.

Anschrift Thorwaldsenstraße 39 60596 Frankfurt/Main

Foto:privat

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vitäten erneut; er wurde als Mitglied in den Vorstand der Bezirksärztekammer Südwürttemberg, Tübingen, gewählt, ein Amt, das er bis Frühjahr 2003 innehatte.

1991 ist er von den Ärztinnen und Ärz- ten in Südwürttemberg erstmals zum Präsidenten der Bezirksärztekammer Südwürttemberg gewählt worden. Zu- gleich wurde er Mitglied im Vorstand der Landesärztekammer Baden-Württem- berg und Delegierter bei Deutschen Ärztetagen. Auf Landesebene über- nahm er den Vorsitz des Ausschusses

„Medizinische Ausbildung und Hoch- schule“ sowie der Arbeitsgruppen

„Lehrpraxen“ und „Allgemeinmedizin“

und den stellvertretenden Vorsitz im Ausschuss „Prävention, Sozial- und Ar- beitsmedizin“. Auf Bundesebene wirkte er in den Fachausschüssen der Bundes- ärztekammer mit, so war er unter ande- rem Mitglied in der Ständigen Konfe- renz „Ausbildung zum Arzt/Hochschu- len und Medizinische Fakultäten“ und stellvertretendes außerordentliches Mit- glied des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung. Außer-

dem war er Mitglied im Vorstand der Deutschen Akade- mie für Allgemein- medizin der Bundes- ärztekammer.

Neben seinen viel- fältigen berufspoliti- schen Aktivitäten in Baden-Württemberg und auf Bundes- ebene war Wolfgang Mangold insbeson- dere in der All- gemeinmedizin enga- giert. Er hat wesent- lich dazu beigetra-

gen, dass das Fach weiterentwickelt und an den Medizinischen Hochschulen und Universitäten in Deutschland auch wis- senschaftlich etabliert wurde. Bereits 1974 nahm er aktiv an den Seminaren der Lehrbeauftragten für Allgemeinme- dizin an den Universitäten teil, die unter Leitung von Prof. Dr. med. Siegfried Häussler, Stuttgart, zunächst in Berlin, später in München und in Stuttgart durchgeführt wurden. Parallel zu seiner Tätigkeit in seiner großen Landarztpra- xis übernahm er einen Lehrauftrag für Allgemeinmedizin, geleitet durch Prof.

Dr. med. Kurt Schiffner, an der Univer- sität Tübingen. 1979 erhielt er aufgrund seines Engagements und seiner Pionier- leistungen einen Lehrauftrag für All- gemeinmedizin an der Tübinger Univer- sität, nachdem durch die Novellierung der Approbationsordnung für Ärzte der

„Kurs zur Einführung in Fragen der all-

gemeinärztlichen Praxis“ in die Ausbil- dung zum Arzt aufgenommen wurde.

Mit großem Elan und Überzeugungs- kraft förderte Wolfgang Mangold den Aufbau des Lehrbereichs Allgemeinme- dizin an der Universität Tübingen. Dabei konnte er noch nicht auf eine intakte Or- ganisationsstruktur und einen bestallten Lehrkörper zurückgreifen. Ab 1982 lag die Verantwortung der Ausbildung in Allgemeinmedizin an der Universität Tübingen ganz auf den Schultern von Wolfgang Mangold, als der damalige erste Lehrbeauftragte für Allgemeinme- dizin an der Tübinger Universität, Prof.

Dr. med. Kurt Schiffner, starb. Seiner Energie, seiner Beharrungskraft, seinem unermüdlichen Einsatz und seinen intensiven Gesprächen mit Repräsen- tanten der Fakultät, der Klinikums- verwaltung, der Universitätsverwaltung und den zuständigen Fachministerien, vor allem dem Wissenschafts- und So- zialministerium, ist es zu verdanken, dass die Universität Tübingen 1993 mit Wolf- gang Mangold und zwei weiteren All-

gemeinärzten Werkverträge abschloss, die einen curricular organisierten Aus- bildungs- und Lehrbetrieb im Fach- gebiet Allgemeinmedizin an der Uni- versität Tübingen garantierten. Zum Honorarprofessor für Allgemeinmedi- zin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen wurde Wolfgang Mangold im Jahr 1984 bestellt. In demselben Jahr erfolgte seine Einsetzung als Leiter des neu geschaffenen, auch räumlich instal- lierten Lehrbereichs Allgemeinmedizin durch die Fakultät.

Neben seiner ärztlich-beruflichen Tätigkeit, seinem Engagement in Kör- perschaften, Verbänden und an der Uni- versität war sein Sachverstand auch in der Vertreterversammlung der Versor- gungsanstalt für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte in Tübingen gefragt, deren Mitglied er 1993 wurde. Im April 1994 wählte ihn die Vertreterversammlung

zum Mitglied des Verwaltungsrates der Versorgungsanstalt in Tübingen. Auch in diesem Ehrenamt übernahm er als Mandatsträger Verantwortung und ver- trat die Interessen seiner ärztlichen Berufskolleginnen und -kollegen. Mit seinem Engagement in der Versor- gungsanstalt trug er auch dazu bei, dass die Alterssicherung der akademischen Heilberufe im ärztlichen Versorgungs- werk gewährleistet war und ist.

Seinem Elan, dem nie nachlassenden Engagement und seiner großen mensch- lichen Hinwendung gelang es nicht nur, als Landarzt im kleinen Eningen unter Achalm die Patientenversorgung sicher- zustellen, sondern auch die Ausbildung der Medizinstudenten zu verbessern und somit die Weiter- und Fortbildung von Generationen junger Ärztinnen und Ärzte zu beeinflussen. Die Lebens- leistungen von Wolfgang Mangold zeu- gen davon, dass er sich nicht mit einem oder zwei Nebenämtern neben seiner ärztlichen Tätigkeit begnügte, sondern – schöpfend aus seiner tiefen humanisti- schen Gesinnung und Bil- dung – die gewachsenen Strukturen fortentwickel- te und modernisierte. Sein Verdienst ist es, dass die Weiterbildungsordnung der Landesärztekammer Baden-Württemberg, die am 1. Mai 1995 in Kraft getreten ist, landesweit er- folgreich umgesetzt werden konnte. Auf seine Initia- tive und seine Vorleistun- gen aufbauend, wurde an der Medizinischen Fakul- tät der Universität Tü- bingen ein Lehrbereich für Allgemeinmedizin ein- gerichtet, an dem als akademische Lehrer berufserfahrene Allgemeinärzte tätig sind, die das Fach Allgemeinme- dizin in Lehre, Wissenschaft und For- schung vertreten.

Wolfgang Mangold hat sich durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Ärztinnen und Ärzte als Arzt und durch seine vorbildliche Haltung als aktiver Berufspolitiker, als Hochschullehrer und als Pionier der wissenschaftlichen All- gemeinmedizin um die ärztliche Versor- gung der Patienten, die Aus-,Weiter- und Fortbildung, die Wissenschaft, die All- gemeinmedizin, die Gesundheitspolitik und die Selbstverwaltung in der Bundes- republik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht.

Anschrift Markwiesenweg 21 72800 Eningen u. A.

Vorderseite und . . . . . . Rückseite der Paracelsus-Medaille

Fotos:Bernhard Eifrig

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Dr. med. Dr. h. c. mult. Dame Cicely Mary Strode Saunders, M.A.

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Cicely Mary Strode Saunders eine Ärz- tin, eine ehemalige Sozialarbeiterin und engagierte Krankenschwester sowie eine humanistisch geprägte Persönlichkeit, die sich unermüdlich für ihre Patientinnen und Patienten, für den medizinischen Nachwuchs, für die Behinderten und Benachteiligten in der Gesellschaft einge- setzt hat und sich über die Maßen für die Humanisierung der Medizin, der medizini- schen Einrichtungen und vor allem um die Menschlichkeit verdient gemacht hat.

Ihrem beharrlichen, tatkräftigen Ein- satz und ihrer nie ermüdenden Initiative ist es zu verdanken, dass das inzwischen berühmt gewordene St. Christopher’s Hospice in London gegründet wurde, die Palliativmedizin als ein bis dahin noch unbekanntes Gebiet ihren Anfang nahm und als ärztliches Fachgebiet eingeführt wurde.

Cicely Mary Strode Saunders, am 22. Juni 1918 in London geboren, studierte Philosophie und Wirtschaftswissenschaf- ten am St. Anne’s College in Oxford.

Sie absolvierte eine Ausbildung zur Kran- kenschwester und zur Sozialarbeiterin.

Danach studierte sie Medizin und wurde im Jahr 1957 im Alter von 39 Jahren als Ärztin approbiert.

Im Jahr 1940 wurde Cicely Mary Strode Saunders in die St. Thomas’s Nightingale School aufgenommen, wo sie bis 1944 ausgebildet wurde und sich als Kranken- schwester qualifizierte. 1947 wurde sie zum „Assistant Almoner“ (Krankenhaus-

fürsorgerin) in St.Thomas ernannt. Neben ihrem aufopferungsvollen Einsatz als Fürsorgerin und Krankenschwester in Krankenstationen arbeitete sie in ihrer Freizeit, zumeist abends, in der Palliativ- station des St. Luke’s Hospitals, dem ur- sprünglichen „Home for the dying poor“.

In ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Ärztin war sie von 1967 bis 1985 Ärztliche Direktorin des St. Christopher Hospice, von 1985 bis 2000 Präsidentin des St.

Christopher’s Hospice.

Seit Ende der Sechzigerjahre engagierte sich Cicely Mary Strode Saunders für Hospitationen von Medizinstudentinnen und Medizinstudenten vor allem am St.

Christopher’s Hospice. Stets war sie Vor- bild für ihre Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem auch für die nachrückende Generation von Ärztinnen und Ärzten, Pflegerinnen und Pflegern und Kranken- schwestern. Durch ihre vorbildliche Hal- tung und ihren unbeirrten Einsatz hat sie zu einem Paradigmenwechsel in der ge- sundheitlichen und fürsorgerischen Ver- sorgung in Großbritannien beigetragen, ganz besonders aber in der humanitären Begleitung Sterbender (Hospiz-Bewe- gung). Vor allem hat sie dazu beigetragen, den Einsatz in humanitären Einrichtun- gen und Krankenfürsorge-Institutionen weltweit zu fördern und dadurch Leiden zu lindern.

Cicely Mary Strode Saunders ist bis heute ein großes Vorbild für nachwach- sende Generationen. Sie verstand es, Mit- arbeiter und Hilfs- und Pflegebedürftige zu motivieren, ihnen neue Lebenskraft zu verleihen. Sie setzte Prioritäten. Ihre außergewöhnliche Entschlossenheit und ihre visionären Taten, ihre Wärme, ihr En- thusiasmus und ihr außerordentliches En- gagement schufen Vertrauen, Zuneigung und hohe Anerkennung. Ihre Persönlich- keit prägend sind Humor und Interesse am Detail.

Im Verlaufe ihres nun jahrzehntelang währenden Einsatzes gelang es ihr – auch unterstützt durch Eingaben und inten- siven Schriftwechsel –, die gesundheit- lichen Versorgungsprogramme zu beein- flussen und vor allem die Arbeit am St. Christopher’s zu prägen. In St. Christo- pher’s beispielsweise werden jährlich rund 1 600 Patienten und deren Familien gesundheitlich und pflegerisch versorgt.

Das vielfältige berufliche Interesse und der wissenschaftliche Impetus von Cicely Mary Strode Saunders spiegeln sich auch in zahlreichen Publikationen, Facharti- keln, Büchern und Zeitschriftenaufsätzen wider. Sie wurde durch nationale Gremi- en, Institutionen und die Regierung wie- derholt ausgezeichnet und geehrt. Allein 19 Doktortitel renommierter Universitä- ten wurden ihr verliehen. Sie ist Ehren-

mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften, Gremien und Bera- terorganisationen. Bereits 1967 verlieh ihr die Königin den Order of the British Empire, 1979 erhielt sie als erste Wissen- schaftlerin die Gold Medal der Worshipful Society of Apothecaries. 1989 wurde sie mit einem der höchsten Orden aus- gezeichnet, die britischen Staatsbürgern verliehen werden, dem Awarded Order of Merit by Her Majesty The Queen.

Cicely Mary Strode Saunders hat sich durch ihren vorbildlichen, engagier- ten und unermüdlichen Einsatz für ihre Patientinnen und Patienten, für Pflege- bedürftige, für Sterbende, aber auch für Studentinnen und Studenten und die nachrückende Generation im Gesund- heits- und Krankenhauswesen national und international als Ärztin, Kranken- schwester, Fürsorgerin und Humanistin durch ihre vorbildliche Haltung und als Pionier der internationalen Hospizbe- wegung sowie als Staatsbürgerin um die gesundheitliche Versorgung, die Gesund- heitssicherung und Fürsorge in Groß- britannien, die Wissenschaft und die Hos- pizbewegung in hervorragender Weise verdient gemacht.

Anschrift

50 Lawrie Park Gardens Sydenham, London SE26 Großbritannien

Dr. med. Klaus Springfeld

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte ehren in Klaus Springfeld einen Arzt, der sich in mehr als 40 Jahren seiner be- ruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit

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nicht nur mit großem Engagement, son- dern vor allem mit ganzer Hingabe für die Allgemeinmedizin, für die Entwick- lung eines eigenständigen allgemein- medizinischen Fachgebietes und für die ärztliche Betreuung der Patientinnen und Patienten in seiner norddeutschen Heimat eingesetzt hat. Seine zahlrei- chen berufspolitischen und ehrenamt- lichen Aufgaben übte er stets gleichzei- tig und neben seiner Tätigkeit als Facharzt für Allgemeinmedizin und Chefarzt einer Poliklinik und später – nach der Wiedervereinigung Deutsch- lands – in einer freiberuflich geführten Arztpraxis aus.

Klaus Springfeld wurde am 21. Mai 1936 in Güstrow/Mecklenburg geboren.

Die frühen Jahre seiner Kindheit ver- brachte er in dieser mecklenburgischen Kleinstadt – von den Kriegsereignissen relativ unberührt. Er besuchte die Grund- und Oberschule und bestand 1955 das Abitur. Schon die Not der Nachkriegszeit, die schwere Erkran- kung seiner Mutter und der frühe Tod des Vaters weckten in Klaus Springfeld Pflichtbewusstsein und die Neigung des Helfenmüssens. So war nach erfolgrei- cher Reifeprüfung an der John-Brinck- man-Oberschule in Güstrow der Wunsch gereift, Medizin zu studieren.

Er nahm 1955 sein Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock auf, das er 1960 mit dem medi- zinischen Staatsexamen erfolgreich ab- schloss. 1961 begann er seine Pflichtassi- stentenzeit an den Krankenanstalten und der Poliklinik Güstrow. Schon zu Beginn dieser Zeit hatte er das allge- mein-praktische Jahr abgeleistet. 1960 erhielt er die Approbation als Arzt. Be- reits damals wurde sein Interesse für die Allgemeinmedizin nachhaltig geprägt.

Während seines Medizinstudiums be- gann er seine medizinische Dissertation zum Thema „Das rote Blutbild und der Serumwassergehalt bei Neugeborenen gesunder Mütter und Gestosen“ (Dok- torvater war Prof. Dr. med. Helmut Kyank, der damalige Direktor der Uni- versitäts-Frauenklinik Rostock).

Nach der Pflichtassistentenzeit arbei- tete Klaus Springfeld bis 1963 an der Abteilung für Innere Medizin der Poli- klinik der Krankenanstalten Güstrow und von 1963 bis 1966 am Pathologi- schen Institut in Schwerin unter der Lei- tung von Prof. Dr. med. Günter Möbius.

Seine berufliche Tätigkeit am Patholo- gischen Institut in Schwerin mit mehr als 1 000 selbstständigen Obduktionen prägte sein medizinisch-wissenschaft- liches Denken und war Grundlage für sein späteres praktisches Handeln und Arbeiten.

Weitere Stationen seiner allgemein- medizinischen Weiterbildung waren das Bezirkskrankenhaus und die Bezirks- Poliklinik Schwerin. Die Weiterbildung wurde mit dem Facharztkolloquium 1968 abgeschlossen. Seine zwei „blauen Jahre“ als Schiffsarzt bei der Hochsee- fischerei und der Deutschen Seeree- derei, die ihn auch einmal rund um den Globus führten und zahlreiche Kontak- te außerhalb der Grenzen der dama- ligen DDR ermöglichten, stärkten seine Zielstrebigkeit und Einsicht in die Not- wendigkeit einer hoch stehenden, guten medizinischen Versorgung.

Nach Schwerin zurückgekehrt, das in Folge parteipolitischer Strukturierung nur noch Hauptstadt eines Verwaltungs- bezirks war, begann für Klaus Spring- feld die aufreibende Tätigkeit als Fach- arzt für Allgemeinmedizin, zunächst als Leitender Arzt im Stadtambulatorium Schwerin-Lankow und ab Eröffnung als Chefarzt der 1976 fertig gestellten Poli- klinik Lankow, deren Konzeption we- sentlich von ihm mitgeprägt wurde; von 1972 bis 1985 zugleich auch als stell- vertretender Ärztlicher Direktor der gesamten Bezirkspoliklinik. Diese Lei- stungen machten ihn zum ständigen Mitarbeiter am Institut für Gesund- heitsbauten des Ministeriums für Ge- sundheitswesen der DDR. Gleichzeitig war er 13 Jahre lang Vorsitzender der Bezirksgesellschaft für Allgemeinmedi- zin und von 1972 bis 1990 Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft für All- gemeinmedizin der DDR und deren Schatzmeister.

Als Mitglied des Senats und Lehr- beauftragter für das Fach Allgemeinme- dizin an der Akademie für Ärztliche Fortbildung der DDR (Berlin) oblagen Klaus Springfeld die wissenschaftliche und organisatorische Vorbereitung von Fortbildungsveranstaltungen, Tagungen und Kongressen auf Bezirks- und Lan- desebene für Ärzte, wobei eigene Vorträge und Veröffentlichungen sich hauptsächlich auf den Fortbildungs- bedarf, die individuelle Fortbildung des Facharztes für Allgemeinmedizin sowie die Analyse von Notarzteinsätzen und Fehldiagnosen bezogen. Dieses enorme Leistungsspektrum zu erbringen war dank der Geradlinigkeit von Springfeld, ohne das allgemein übliche Zugeständnis einer Parteizugehörigkeit, möglich. Die von ihm angestrebte Habilitation blieb ihm jedoch versagt.

Nach der Wiedervereinigung Deutsch- lands gehörte Klaus Springfeld zu den Gründungsmitgliedern der Ärztekam- mer Mecklenburg-Vorpommern (Ro- stock). Von 1990 bis 1994 war er Vize- präsident dieser Ärztekammer. Er wur-

de stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsausschusses der Ärzteversor- gung Mecklenburg-Vorpommern, war von 1991 bis 1998 Mitglied der Deut- schen Akademie für Allgemeinmedizin der Bundesärztekammer und hatte er- folgreich Einfluss auf die fünfjährige obligatorische Weiterbildung zum Fach- arzt für Allgemeinmedizin.

Neben seiner hausärztlichen Tätig- keit in der 1991 eingerichteten Praxis nahm er sich auch die Zeit, die all- gemeinmedizinische Fortbildung ziel- strebig voranzubringen. Bis 2000 war er Moderator der Kursweiterbildungen im Fach Allgemeinmedizin in Bad Sege- berg (Schleswig-Holstein), die von den Ärztekammern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam durchgeführt wurden.

Daneben war er als Sachverständiger ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Schwerin und Mitglied des Zulassungs- ausschusses der Kassenärztlichen Ver- einigung Mecklenburg-Vorpommern.

Mit Vollendung des 65. Lebensjahres gab Klaus Springfeld seine Tätigkeit auf und trat in den Ruhestand, nahm aber weiter engagiert seine ehrenamtlichen Aufgaben und Mandate in der Kassen- ärztlichen Vereinigung wahr.

Die großen vorbildlichen Leistungen in und für „sein“ Fachgebiet Allgemein- medizin sind sowohl vor als auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands mehrfach gewürdigt worden: 1974 mit der Ernennung zum Medizinalrat, 1983 mit der Ernst-Ludwig-Heim-Medaille der Gesellschaft für Allgemeinmedi- zin der DDR, 1998 mit der Ernst- von-Bergmann-Plakette der Bundesärz- tekammer und 2003 mit dem Bundesver- dienstkreuz am Bande des Verdienst- ordens der Bundesrepublik Deutschland.

Klaus Springfeld hat sich durch sei- nen vier Jahrzehnte währenden uner- müdlichen Einsatz und seine vorbild- liche Haltung als Arzt, Chefarzt, Berufs- politiker und akademischer Lehrer im Fach Allgemeinmedizin große und blei- bende Verdienste um die ärztliche Ver- sorgung der Patientinnen und Patienten in Mecklenburg-Vorpommern, um den Auf- und Ausbau einer funktionieren- den ärztlichen Selbstverwaltung, die wissenschaftliche Lehre im Fach All- gemeinmedizin, um die Etablierung des Faches Allgemeinmedizin an den Uni- versitäten und Hochschulen, um die Selbstverwaltung und das Gemeinwohl in der Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht.

Anschrift Puschkinstraße 8 19055 Schwerin

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