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Archiv "Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 2003" (23.05.2003)

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Dr. med. Horst Buck-Gramcko

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte eh- ren in Horst Buck-Gramcko einen Arzt, der sich in über vierzig Jahren seines akti- ven Berufslebens als Arzt und Berufspo- litiker durch seine engagierte Tätigkeit in den Gremien der ärztlichen Selbstver- waltung, sein Mitwirken in Beratungs- gremien auf regionaler, Landes- und Bundesebene um die ärztliche Versor- gung, Fort- und Weiterbildung, die Qua- litätssicherung, das Gesundheitswesen und das Gemeinwohl der Bundesrepu- blik Deutschland besonders verdient ge- macht hat.

Horst Buck-Gramcko wurde am 13.

August 1929 in Hamburg als zweiter Sohn in einer Arztfamilie geboren. Er verbrachte seine Kinder- und Jugend- jahre im kriegsgeschüttelten Hamburg.

Nach der Grundschulzeit wechselte er an das Matthias-Claudius-Gymnasium in Hamburg, an dem er 1949 das Abitur ablegte.

Da der Berufswunsch „Arzt“ außer Frage stand, absolvierte Horst Buck- Gramcko im Anschluss an die Schulzeit ein Krankenpflegepraktikum. Das Medi- zinstudium nahm er im Wintersemester 1949/1950 an der Christian-Albrechts- Universität in Kiel auf. Nach dem Physi- kum wechselte er an die Ludwig-Maximi- lians-Universität in München, wo er im Juni 1955 das Staatsexamen mit der Note

„1“ ablegte. Bei Prof. Dr. med. Hermann Ehlert von der Chirurgischen Univer- sitätsklinik München promovierte er mit einer Arbeit zum Thema „Thoraxverlet- zungen und ihre Folgen“.

Horst Buck-Gramcko absolvierte sei- ne Pflichtassistentenzeit am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg.

Hieran schloss sich die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie an, die Buck-Gramcko an der Abteilung Chirur- gie der Städtischen Krankenanstalten Darmstadt, an der Orthopädischen Uni- versitätsklinik der Freien Universität Berlin im „Oskar-Helene-Heim“ und in

der Praxis seines als Orthopäde niederge- lassenen Vaters ableistete.

Von 1963 bis Ende 1992 war Horst Buck-Gramcko in der Hamburger Innen- stadt als Orthopäde niedergelassen. Von der Team-Arbeit überzeugt, nahm er be- reits 1963 einen Partner in seine Praxis auf und führte die Praxis bis zu seinem Ausscheiden als Praxisgemeinschaft. Er war als „Durchgangsarzt“ für die Be- rufsgenossenschaften zugelassen und war auch in großem Umfang als Gutachter für die Berufsgenossenschaften und Ham- burger Gerichte tätig.

Schon frühzeitig engagierte sich Horst Buck-Gramcko in den Gremien der Selbstverwaltung. Von 1966 bis 1998 ver- trat er die Hamburger Ärzte in den Gre- mien der Ärztekammer. Zuerst wurde er als Vertreter des Kreises „Innenstadt“, später als Einzelkandidat auf der Landes- liste direkt gewählt. In acht Wahlperioden und unter fünf Kammerpräsidenten war Buck-Gramcko 24 Jahre lang Mitglied des Vorstandes der Ärztekammer Ham- burg. Er nahm dabei an 540 Vorstandssit- zungen teil. Er war lange Jahre Vorsitzen- der des Ausschusses Qualitätssicherung der Ärztekammer Hamburg, wirkte als

Die Träger der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft 2003

Foto:privat

Aus Anlass des 106. Deutschen Ärztetages 2003 in Köln sind mit der Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft ausgezeichnet worden:

Dr. med. Horst Buck-Gramcko Dr. med. Hans Hege

Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert

Die beim 56. Deutschen Ärztetag in Berlin gestiftete

Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft wird seither jährlich an solche Ärzte verliehen, die sich durch ihre

vorbildliche ärztliche Haltung, durch besondere Verdienste

um Stellung und Geltung des ärztlichen Standes oder

durch außerordentliche wissenschaftliche Leistungen

hervorgetan haben. Nachstehend die Laudationes der

Verleihungsurkunden im Wortlaut.

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Beisitzer in den Weiterbildungsgremien mit und war langjähriger Vorsitzender im Aufsichtsausschuss des Versorgungs- werks. Besonders am Herzen lagen ihm der Fürsorgeausschuss, den er viele Wahl- perioden lang leitete, und der Schlich- tungsausschuss, in welchem er viele Pro- bleme bewältigen half. Konsequent in der Ausbildung der Arzthelferinnen enga- giert, war er auch Mitglied im Berufsbil- dungsausschuss und im Ausschuss Arzt- helferinnen. Die Ärztekammer entsandte ihn darüber hinaus in die „Tierschutz- Ethikkommission“ der Hamburger Ge- sundheitsbehörde, wählte ihn zum ehren- amtlichen Finanzrichter und vertraute auf seine Kompetenz im Berufsgericht der Heilberufe.

Auch in den Gremien der kassenärzt- lichen Selbstverwaltung engagierte sich Horst Buck-Gramcko ehrenamtlich. Er war 24 Jahre Mitglied der Vertreterver- sammlung der Kassenärztlichen Vereini- gung Hamburg und Mitglied und Vorsit- zender im Finanzausschuss dieser Kör- perschaft.

Horst Buck-Gramcko wurde in dieser Zeit als eine „Ikone der Hamburger Kammerpolitik“ bezeichnet. Er wird bis heute wegen seiner Integrität, seines ver- bindlichen Wesens, seiner politischen Verlässlichkeit und seiner Durchsetzungs- fähigkeit über alle Grenzen und Lager hinweg geachtet.

Horst BuckGramcko war auch in den Gremien seines Faches aktiv. Seit 1963 ist er Mitglied im Berufsverband der Or- thopäden e.V. Von 1971 bis 1979 war er in einem Triumvirat einer der Vorsitzenden dieses Berufsverbandes in Hamburg. In dieser Zeit engagierte sich Horst Buck- Gramcko besonders in der übergreifen- den Fortbildung und Zusammenarbeit zwischen Krankenhausärzten und nieder- gelassenen Ärzten.

Horst Buck-Gramcko war neben sei- nem lokalen Engagement vor allem in den Gremien der Bundesärztekammer aktiv.Von 1970 bis 2000 war er Mitglied in den Finanzgremien der Bundesärztekam- mer – seit 1981 als deren Vorsitzender.

Unter seinem Vorsitz wurde die mittel- fristige Finanzplanung eingeführt und der Haustarifvertrag der Mitarbeiter der BÄK konzipiert. Mit seiner breiten Er- fahrung half er, die Satzung zu erarbeiten, die die Rechte und Pflichten der heutigen Finanzkommission der BÄK beschreibt.

Besonders engagiert setzte er sich für die Integration der Ärztekammern der neu- en Bundesländer nach der Wiederverei- nigung Deutschlands ein. Dass diese Ver- einigung auch in den ärztlichen Körper- schaften und Verbänden so reibungslos

und erfolgreich verlief, ist unter anderem auch Horst Buck-Gramcko zu verdan- ken. Auf den Deutschen Ärztetagen ver- trat er die Haushaltsrechnungen und -entwürfe der Bundesärztekammer. Da- bei ließ er sich immer von der Maxime des fairen Interessenausgleichs zwischen den Gremien der Bundesärztekammer mit ihren vielfältigen politischen und ad- ministrativen Aufgaben und den finanzi- ellen Möglichkeiten der Landesärzte- kammern und ihrer Mitglieder – der Ärz- tinnen und Ärzte – leiten. Er prägte die Finanzgremien der Bundesärztekammer.

Ihm schuldet die Ärzteschaft viel Dank für die Tatsache, dass die Bundsärztekam- mer heute eine finanziell solide struktu- rierte Organisation mit Schlagkraft und Ansehen ist.

Die Bundesärztekammer vertraute auf den Sachverstand von Horst Buck- Gramcko auch in der Berufsgenossen- schaft für Gesundheitsdienst und Wohl- fahrtspflege (Hamburg). Seit 1993 vertritt er dort die Interessen der Ärzteschaft konsequent und kompetent.

Horst Buck-Gramcko ist in erster Li- nie Arzt und Hamburger. Seine Sitzungs- leitung und seine Darstellung komplexer Sachverhalte sind von hanseatischer Ru- he und Understatement geprägt. Geprän- ge und laute Selbstdarstellung sind ihm fremd. Er besteht auf Präzision und Transparenz. Zu den von ihm verteidig- ten Grundsätzen gehören die Prinzipien der Freiberuflichkeit der Ärzte, der The- rapiefreiheit, der beruflichen Unabhän- gigkeit und der Gestaltungsfreiheit durch eine demokratisch legitimierte Selbstver- waltung. Er bekämpft alle Versuche, den Handlungsraum der Selbstverwaltung – sei es in den Ärztekammern oder den Kassenärztlichen Vereinigungen sowie in den Berufsständischen Versorgungswer- ken – durch staatliche Vorgaben einzuen- gen. Seine souveräne und vorbildliche Haltung sind sein Markenzeichen für In- tegrität und Sachbezogenheit.

Horst Buck-Gramcko hat sich durch seinen engagierten, unermüdlichen Ein- satz für die Ärztinnen und Ärzte Deutsch- lands als Arzt und durch seine vorbildli- che Haltung als Berufspolitiker, Berater und aktiver Gestalter in den Gremien der ärztlichen Körperschaften und in Verbän- den sowie als Staatsbürger um die ärztli- che Versorgung der Patienten, das System der Gesundheitssicherung und die ärztli- che Selbstverwaltung in hervorragender Weise verdient gemacht.

Anschrift Up de Worth 20 22391 Hamburg 65

Dr. med. Hans Hege

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte eh- ren in Hans Hege einen Arzt und Ge- sundheitspolitiker, der sich fast 40 Jah- re seines Berufslebens als Arzt und Be- rufs- sowie Gesundheitspolitiker durch seine engagierte Tätigkeit in der ärztli- chen Selbstverwaltung auf regionaler, Landes- und Bundesebene in hervorra- gender Weise um die ärztliche Versor- gung der Patienten, die ärztliche Selbst- verwaltung und um das Gemeinwohl der Bundesrepublik Deutschland ver- dient gemacht hat.

Hans Hege, am 24. März 1924 in Ber- lin-Charlottenburg geboren, verbrachte in seinem Geburtsort und in Frankfurt am Main seine Kindheitsjahre und die Schulzeit. 1942 legte er das Not-Abitur am Humanistischen Lessing-Gymnasium in Frankfurt/Main ab. Schon während sei- ner Gymnasialzeit wurde seine huma- nistische Gesinnung geprägt und ent- wickelte sich seine Passion für Philoso- phie, Rechtswissenschaft und die Musik.

Zur Wehrmacht wurde Hans Hege im Februar 1942 eingezogen. Er wurde wäh- rend des Zweiten Weltkriegs an der Front in Russland als Infanterist eingesetzt, ins- besondere in Noworossisk, Dnjepr und in Litauen. Während des Kriegseinsatzes wurde Hans Hege verwundet und er- krankte an Malaria. 1943 verzichtete er aus Gewissensgründen auf die inzwischen begonnene Offizierslaufbahn. Nach der Kapitulation im Mai 1945 flüchtete er aus Libau auf dem Seeweg nach Schleswig- Holstein. Im Oktober 1945 kehrte Hans Hege aus englischer Kriegsgefangen- schaft in die Heimat zurück. Im Sommer- semester 1946 nahm er das Studium der

Foto:privat

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Philosophie und der Ingenieurwissen- schaft an der damaligen Technischen Hochschule Darmstadt auf, ab Winterse- mester 1946 an der Medizinischen Fakul- tät der Universität Frankfurt/Main und Heidelberg das Medizinstudium. Sein Staatsexamen absolvierte er am 12. Juni 1951 an der Universität Heidelberg. Dort wurde er am 14. Juni 1951 bei Prof. Dr.

med. Kurt Schneider, Ordinarius für Psychiatrie an der Universität Heidelberg, zum Dr. med. promoviert. Thema der Dis- sertation: „Klinisch-statistische Untersu- chungen über Zyklothymie“. Danach ab- solvierte Hans Hege eine zweijährige Pflichtassistentenzeit an der Psychiatri- schen Klinik der Universität Heidelberg, in der Abteilung für Innere Medizin, in der Gynäkologischen Abteilung am Rot- kreuz-Krankenhaus in Frankfurt/Main und in einer Allgemeinarztpraxis in Bi- berbach bei Augsburg. Die Vollapprobati- on als Arzt erhielt er 1953.

Danach schlossen sich wechselnde be- rufliche Stationen an. Von Februar bis April 1953 absolvierte Hans Hege einen tropenmedizinischen Kurs in Hamburg, um sich für den Einsatz auf einer Groß- baustelle in Afghanistan vorzubereiten.

Bis Juli 1955 war er als Baustellenarzt in Gulbahar/Afghanistan – rund 160 Kilome- ter nördlich von Kabul – eingesetzt.

Während dieser Zeit baute und leitete er eine stationäre Versorgungsstelle für die im Bau befindliche Textilfabrik. Die Ver- sorgungszentrale hatte die Aufgabe, eine Belegschaft von rund 1 200 Angestellten und Arbeitern und deren Familien ärztlich zu versorgen, darunter rund 120 Europäer.

Nach Deutschland zurückgekehrt, ar- beitete er zunächst – von Anfang August 1955 bis Mitte April 1957 – als Alleinassi- stent in der Waldklinik Oerrel in der Lü- neburger Heide (Chirurgie, Gynäkologie, Geburtshilfe). Damaliger Chefarzt der 60-Betten-Klinik war Dr. med. Werner Läsker, ehemaliger Leiter der Chirurgi- schen und gynäkologischen Klinik des Stadtkrankenhauses Gera, der die beruf- liche Entwicklung von Hans Hege maß- geblich förderte.

Vom 1. September 1957 bis 31. August 1958 war Hans Hege wissenschaftlicher Assistent am Physiologischen Institut der Universität Heidelberg (Direktor: Prof.

Dr. med. Dr. med. h. c. Hans Schaefer).

Damals befasste sich Hege wissenschaft- lich mit den Problemen der psycho-physi- schen Wechselwirkungen. Sein akademi- scher Lehrer und Mentor, Hans Schaefer, schlug ihm vor, sich im Fach Physiologie an der Universität Heidelberg zu habili- tieren. Vor allem aus familiären und per- sönlichen Gründen, aber auch wegen der

Unzuträglichkeiten einer akademischen

„Ochsentour“ verließ Hans Hege die Uni- versität und wandte sich der kurativen Medizin zu. Vom 8. September 1958 bis zum 15. September 1961 war er Assistenz- arzt an der Medizinischen Klinik der Stadt Darmstadt (Direktor: Prof. Dr. med. Max Ratschow). Während dieser Zeit absol- vierte er auch eine Weiterbildung an der Abteilung für Röntgenologie und war zeitweise für das Kliniklabor und die Ver- sorgung der Kinderabteilung zuständig.

Ende September 1961 wechselte Hans Hege in die Industrie. Er war vom 1. Ok- tober 1961 bis zum 31. März 1965 Leiter der Abteilung Klinische Prüfung Süd- deutschland der Firma Ciba-AG in Mün- chen. Während dieser Tätigkeit war er vom 1. Juli bis zum 31. August 1964 als Gast Stationsarzt an der Ludolph-Krehl- Klinik der Universität Heidelberg (Di- rektor: Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. mult.

Gotthard Schettler). 1965 schied Hans Hege aus der Pharmaindustrie aus und wechselte in die Freiberuflichkeit als nie- dergelassener Arzt.Von 1965 bis 1995 war er in München tätig, zuerst als praktischer Arzt, seit 1970 als Arzt für Allgemeinme- dizin, daneben – seit 1982 – als vertraglich tätiger Betriebsarzt in einem großen Münchener Verlag, eine Tätigkeit, die er auch heute noch wahrnimmt.

Schon bald nach Aufnahme seiner Tätigkeit als niedergelassener Arzt en- gagierte sich Hans Hege in der ärztli- chen Berufs- und Gesundheitspolitik. Zu- nächst wurde er 1970 Mitglied der Verei- nigung Praktischer Ärzte Bayerns, seit 1972 war er deren Vorsitzender. Bereits während der ersten Jahre seines berufs- politischen Wirkens zeigte sich Hans He- ge als Nonkonformist und Querdenker.

Er plädierte in einer Veröffentlichung für den Verzicht der Vergütung von Labora- toriumsleistungen, falls im Gegenzug die persönlichen (geistigen) Leistungen und die Zuwendungsleistungen des Allge- meinarztes entsprechend höher vergütet würden. Dies war einer Mitgliederver- sammlung der Vereinigung Praktischer Ärzte Bayerns Anlass, Hans Hege zu rü- gen, worauf er den Vorsitz dieses Ärzte- vereins niederlegte. Aus dem Kreis von praktischen Ärzten aus München wurde er in den folgenden Jahren wiederholt aufgefordert, für den Vorsitz der Bezirks- stelle München der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zu kandidieren, was er aber zunächst ablehnte. Nachdem in- nerhalb von drei Jahren Vorsitzende die- ser Bezirksstelle ihr Amt vorzeitig abga- ben, wurde Hans Hege 1976 zum Vorsit- zenden der Bezirksstelle München der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns

gewählt, ein Amt, das er bis 1979 innehat- te.Von 1980 bis 1983 war er dann stellver- tretender Vorsitzender der Bezirksstelle München der Kassenärztlichen Vereini- gung Bayerns und von 1976 bis 1983 Mit- glied der Vertreterversammlung der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung.

Während dieser für ihn fruchtbringen- den Zeit beschäftigte sich Hans Hege vor allem mit den historischen Gründen und den Konsequenzen einer Gebührenord- nung, die aus mehr als 2 000 Einzelposi- tionen besteht und auf dem Prinzip be- ruht, die geistigen Leistungen des Arztes tendenziell unter-, dagegen die techni- schen Leistungen überzubewerten. Hans Hege widersprach einer bloßen „Stück- preis-Gebührenordnung“, die seiner Überzeugung nach eine Stückpreisgesin- nung fördert. Dies löste kontroverse Dis- kussionen und zum Teil Gegnerschaft aus.

Er plädierte für ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und den Kranken- kassenverbänden in Bayern, die seiner- zeit den so genannten Bayern-Vertrag ab- schlossen, eine gesundheitspolitische In- itiative, die nach anfänglichen Erfolgen schließlich stecken geblieben ist.

Hans Hege war von 1976 bis 1979 Mit- glied des Vorstandes der Kassenärztli- chen Vereinigung Bayerns und von 1981 bis 31. Dezember 1986 1.Vorsitzender des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes München der Bayerischen Landesärzte- kammer. Von 1987 bis 1990 war er Vorsit- zender der Ethikkommission der Bayeri- schen Landesärztekammer.

Sein Engagement und sein tatkräftiges Mitwirken auf Bundesebene in den Kör- perschaften und Gremien der Ärzte- schaft kommt vor allem in der Wahrneh- mung seines Mandats als Delegierter zum Deutschen Ärztetag in der Zeit von 1981 bis 1991 zum Ausdruck. Im Januar 1987 ist Hans Hege zum 1. Vizepräsidenten der Bayerischen Landesärztekammer (Mün- chen) gewählt worden. Im Januar 1991 wurde er erstmals zum Präsidenten dieser Ärztekammer gewählt (als Nachfolger von Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Hans Joachim Sewering) und im Jahr 1995 in diesem Amt bestätigt. Das Amt des Präsi- denten der Bayerischen Landesärzte- kammer hatte er bis Januar 1999 inne. In dieser Eigenschaft war er Mitglied des Vorstandes der Bundesärztekammer. Für eine weitere Wahlperiode hatte er nicht mehr kandidiert; er wurde 1999 zum Eh- renpräsidenten der Bayerischen Lan- desärztekammer ernannt.

In den Gremien der Bundesärztekam- mer engagierte er sich vor allem für Fra- gen der Allgemeinmedizin, der Berufs-

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ordnung, der ärztlichen Weiter- und Fort- bildung sowie für Fragen der Qualitätssi- cherung der ärztlichen Berufsausübung.

Aufgrund seiner großen beruflichen Er- fahrung, seiner hohen Kompetenz und seiner Führungsqualitäten wurde Hans Hege zunächst stellvertretender Vorsit- zender (1991 bis 1994) und von 1995 bis 1998 Vorsitzender der Deutschen Akade- mie für Allgemeinmedizin, eines Fach- ausschusses der Bundesärztekammer.Au- ßerdem war er Vorsitzender der Ständi- gen Kommission „Gutachterkommissio- nen/Schlichtungsstellen“, von 1991 bis 1994 stellvertretender Vorsitzender und von 1995 bis 1998 Vorsitzender des Bun- desärztekammer-Ausschusses „Berufs- ordnung für die deutschen Ärzte“. Wäh- rend dieser Zeit wurde die Berufsordnung aktualisiert und vor allem im Hinblick auf das Werbeverbot und die Internet-Nut- zung der aktuellen Entwicklung ange- passt. Während seiner Zeit als Ärztekam- mer-Präsident in Bayern war er Mitglied der Ausschüsse und Ständigen Konferen- zen „Ärztliche Weiterbildung“ und „Qua- litätssicherung ärztlicher Berufsausübung“

der Bundesärztekammer. Darüber hinaus war er Mitglied im Bayerischen Landes- gesundheitsrat (München).

In die Zeit als Präsident der Bayeri- schen Landesärztekammer fällt die Gründung der Bayerischen Arbeitsge- meinschaft für Qualitätssicherung, deren Gründungsmitglied und Träger die Lan- deskrankenhausgesellschaft, die Landes- verbände der Krankenkassen in Bayern und die Bayerische Landesärztekammer waren. Seiner Hartnäckigkeit und seinem Ansehen bei den Vertragspartnern ge- lang es, die Gründung dieser Arbeitsge- meinschaft unter auch für Ärzte akzepta- blen Bedingungen zu erreichen. Die Ar- beitsgemeinschaft stand Pate für die Gründung einer ähnlichen Arbeitsge- meinschaft auf Bundesebene. In vielen Diskussionen und Publikationen setzte sich Hans Hege vor allem mit den Fragen der Arbeitsteilung und der Kooperation zwischen Hausärzten und Spezialärzten auseinander.

Die Jahre 1996 und 1997 waren geprägt durch eine intensive Vorbereitung von Novellierungsentwürfen zur Revision der Berufsordnung. Dank des tatkräftigen Einsatzes von Hans Hege ist es gelungen, die Entwürfe sowohl in den Berufsord- nungsgremien als auch in den Landesärz- tekammern sachlich zu diskutieren und Meinungsunterschiede durch Kompro- missvorschläge zu überbrücken. Die kon- sensfähige Vorlage wurde denn auch mit großer Mehrheit vom 100. Deutschen Ärztetag in Eisenach 1997 als (Muster-)

Berufsordnung verabschiedet. Dabei war es gelungen, die ursprünglich unter- schiedlichen Entwicklungsstränge in ei- nem auch medizinethisch verpflichten- den Regelwerk zu integrieren.

Hans Hege hat sich auch einen Namen als Verfasser von Streitschriften und Pu- blikationen über die ärztliche Berufsord- nung, zu Fragen der ärztlichen Ethik und Gesundheitspolitik sowie zur Reformpo- litik einen Namen gemacht. Diese wur- den unter anderem im Bayerischen Ärz- teblatt und im Deutschen Ärzteblatt ver- öffentlicht.

Ehrenamtlich setzt sich Hans Hege auch in gemeinnützigen Gremien ein, so ist er seit 1999 Vorsitzender der Aktion Sonnenschein – Hilfe für das mehrfach behinderte Kind e.V.

Für sein ehrenamtliches und gemein- nütziges Wirken verlieh ihm der Bun- despräsident 1994 das Große Verdienst- kreuz des Verdienstordens der Bundesre-

publik Deutschland. 1998 ist er mit der Verleihung des Bayerischen Verdienstor- dens geehrt worden.

Hans Hege hat sich durch seinen langjährigen engagierten Einsatz und sei- ne vorbildliche Haltung als Arzt, als ge- wählter Repräsentant in ärztlichen Orga- nisationen, Verbänden und Körperschaf- ten, durch sein aktives Mitwirken in der ärztlichen Berufs- und Gesundheitspoli- tik und insbesondere in Fragen der Berufs- ordnung und der medizinischen Ethik sowie durch seine Pflichterfüllung, Auf- richtigkeit als Arzt und Berufspolitiker ebenso wie als Staatsbürger um die ärztli- che Versorgung der Patienten, die Ärzte- schaft und die ärztliche Selbstverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland in hervorragender Weise verdient gemacht.

Anschrift St. Egidistraße 33 82205 Gilching

Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert

Die deutschen Ärztinnen und Ärzte eh- ren in Hellmut Mehnert einen Arzt, der sich als akademischer Lehrer, Wissen- schaftler, Forscher, Gutachter, Kranken- hausarzt, aber auch als Vertreter in der Kassenärztlichen Vereinigung und Dele- gierter des Ärztlichen Kreis- und Be- zirksverbands München und der Bayeri- schen Landesärztekammer sowie durch verschiedene ehrenamtliche Engagements in wissenschaftlichen Gremien in hervor- ragender Weise um die Versorgung der Patienten, insbesondere der Diabetiker in Deutschland, um Forschung und Leh-

re, um das Gesundheitswesen, um die ärzt- liche Selbstverwaltung und um das Ge- meinwohl der Bundesrepublik Deutsch- land verdient gemacht hat.

Hellmut Mehnert wurde am 22. Febru- ar 1928 in Leipzig als Sohn des Facharztes für Innere Krankheiten Dr. med. Manfred Mehnert geboren. Seine Schulzeit ver- brachte er in Leipzig, wo er am humanisti- schen Thomasgymnasium zunächst das Kriegsabitur und nach Einberufung zum Volkssturm nach Kriegsende in einem weiteren Kurs das Abitur 1946 absolvier- te. Unmittelbar darauf wurde er wegen seiner Volkssturmtätigkeit als „Werwolf“

von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und zweieinhalb Jahre lang bis Juli 1948 inhaftiert. In dem Internierungs- lager, in dem von 12 000 Insassen 7 000 an Hungerdystrophie und vor allem an Tu- berkulose starben, reifte in Hellmut Meh- nert, der als Sanitäter tätig war, der Ent- schluss, nach seiner Entlassung Medizin zu studieren. Da dieses in Leipzig aus po- litischen Gründen nicht möglich war, plante er die Flucht aus der DDR nach der Entlassung aus sowjetischer Haft.

Hellmut Mehnert floh 1948 nach West- deutschland, wo er zunächst für ein halbes Jahr als Autoschlosser tätig war und im Sommersemester 1949 mit dem Studium der Medizin an der Ludwig-Maximilians- Universität in München begann. Trotz der Notwendigkeit, als Werkstudent seinen Unterhalt zu verdienen, konnte Hellmut Mehnert zum frühestmöglichen Zeit- punkt 1954 das Staatsexamen mit der No- te „sehr gut“ absolvieren und mit dem

Foto:privat

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Thema „Cystin im Stoffwechsel leberge- sunder und leberkranker Menschen“

magna cum laude bei Prof. Dr. med. Gu- stav von Bergmann an der II. Medizini- schen Universitätsklinik in München pro- movieren. Nach der Absolvierung der Medizinalassistentenzeit – einschließlich eines Jahres chirurgischer Tätigkeit am Rotkreuzkrankenhaus II in München – war Hellmut Mehnert an der Medizini- schen Universitätspoliklinik in München von 1955 bis 1965 bei Prof. Dr. med. Wal- ter Seitz tätig. Frühzeitig entschloss er sich, innerhalb der Inneren Medizin sich den Stoffwechselkrankheiten und insbe- sondere der Diabetologie zuzuwenden, was sich von da an wie ein roter Faden durch sein Lebenswerk zieht. Das Jahr 1957 verbrachte er mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austausch- dienstes im „Mekka“ der damaligen Dia- betologie, an der Joslin-Klinik in Bo- ston/USA. Aus dieser Zeit stammen Pu- blikationen, die sich vor allem mit den da- mals neu eingeführten oralen Antidiabeti- ka vom Typ der Sulfonylharnstoffe und später auch der Biguanide beschäftigten.

Das Angebot, nach Boston überzusiedeln und in der Joslin-Klinik zu arbeiten, lehn- te Hellmut Mehnert ab und entschloss sich, seine Weiterbildung an der Univer- sitätspoliklinik in München fortzusetzen.

Dort wurde er 1961 zum Facharzt für In- nere Krankheiten und 1964 zum Privatdo- zenten für Innere Medizin ernannt. The- ma seiner Habilitationsarbeit: „Wirkungs- weise und Indikationsbereich blutzucker- senkender Biguanidderivate“.

Schon am 1. Januar 1966 wurde Hell- mut Mehnert mit 37 Jahren zum Chef- arzt der III. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses München-Schwabing be- rufen, einer Klinik, die sich unter Prof. Dr.

med. Felix Steigerwaldt bereits vorwie- gend der Diabetologie gewidmet hatte.

Diese Klinik, die Hellmut Mehnert bis zum 28. Februar 1993 leitete, entwickelte sich unter seiner Leitung zu einem maß- gebenden Zentrum der diabetologischen Forschung in Deutschland und auf inter- nationaler Ebene. Wesentlich dazu trug die Gründung der Forschergruppe Dia- betes am eigens erbauten Institut für Dia- betesforschung bei, die Hellmut Mehnert vom 1. Januar 1968 zusammen mit dem Biochemiker und klinischen Chemiker Prof. Dr. med. Otto Wieland – ebenfalls Chefarzt am Schwabinger Krankenhaus – leitete. Die fruchtbare Forschungstätig- keit führte unter anderem dazu, dass al- lein aus der klinischen und klinisch-expe- rimentellen Abteilung von Hellmut Meh- nert im Laufe der Jahre 15 Ärztinnen und Ärzte habilitiert wurden.

1968 wurde Hellmut Mehnert vorzei- tig zum außerplanmäßigen Professor er- nannt. Ein einstimmiger Fakultätsbe- schluss, für Hellmut Mehnert ein Ordi- nariat für Stoffwechselkrankheiten zu schaffen, führte wegen der Schwierigkei- ten, die städtische Position mit der staatli- chen Professur zu vereinen, zu der alle Seiten befriedigenden Lösung der Ernen- nung von Hellmut Mehnert zum per- sönlichen Extraordinarius an der Univer- sität München im Jahr 1974. Diese Po- sition gab ihm das Recht zu Promotion und Habilitation und führte langfristig dazu, dass nach 19 Jahren Unterstützung der Forschergruppe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Freistaat Bayern die Finanzierung des Forschungs- instituts am Schwabinger Krankenhaus übernahm.

Hellmut Mehnert war von 1964 bis 1990 ständiger Vertreter der Bundesrepu- blik Deutschland im Diabetes-Experten- Komitee der Weltgesundheitsorganisati- on und von 1965 bis 1992 Vorsitzender beziehungsweise Mitglied des Ausschus- ses „Ernährung“ der Deutschen Diabe- tesgesellschaft, deren Präsident er 1972/

73 gewesen ist. 1972 bis 1974 leitete Meh- nert den traditionsreichen Münchener Ärztlichen Verein und wurde 1975 zum Präsidenten des Kongresses der Europäi- schen Diabetesgesellschaft gewählt. Im gleichen Jahr erwarb er die neu geschaf- fene Teilgebietsberechtigung „Endokri- nologie“ als erster Arzt in Bayern. 1975 wurde er Mitglied des Fortbildungsaus- schusses der Bundesärztekammer und leitete mehr als zwei Jahrzehnte den Se- minarkongress der Bundesärztekammer in Meran. Von 1975 bis 1982 war Hellmut Mehnert der erste Vizepräsident der In- ternationalen Diabetesvereinigung (IDF), zuständig für Europa und Afrika.

Unbeschadet der Tätigkeiten in Lehre und Forschung kümmerte sich Hellmut Mehnert ganz wesentlich um die Belange des Münchener Krankenhauswesens, das damit Vorbildfunktion für viele Kranken- häuser in Deutschland hatte. So schuf er die Münchner Krankenhausreform, die gemäß seinen Vorstellungen vom Stadt- rat übernommen wurde: Die Abteilungen des Klinikums wurden nach dem von Hellmut Mehnert so bezeichneten „mo- difizierten Department-System“ ausge- richtet, indem zwar bestimmte Schwer- punkte (zum Beispiel Endokrinologie und Diabetologie) geschaffen, zugleich aber die Behandlungs- und Ausbildungs- möglichkeiten für das gesamte Fachge- biet (zum Beispiel Innere Medizin) erhal- ten wurden. Es wurden Gremien in Form der Zentrums- und Krankenhauskonfe-

renzen gegründet, in denen die verschie- denen Berufsgruppen vertreten waren.

Die Konsiliartätigkeit wurde durch die Schaffung von fast 100 neuen Arztstellen in den Krankenhäusern Münchens instal- liert und ausgeweitet; die Zentren wur- den zu schlagkräftigen Institutionen aus- gebildet, in denen unter anderem für ei- nen regen Assistentenaustausch inner- halb der verschiedenen Teilgebiete ge- sorgt wurde. Ein Krankenhauspool wur- de geschaffen, der die Beteiligung be- währter Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter an den Privateinnahmen der Chefärz- te garantierte. Die Fortschreibung der Münchner Krankenhausreform lag Meh- nert besonders am Herzen, sodass er bis zu seiner Pensionierung 1993 Vorsitzen- der eines vom Stadtrat berufenen Ar- beitsausschusses zur Fortschreibung der Reform geblieben ist. Von 1975 bis 1991 war Hellmut Mehnert Ärztlicher Direk- tor des Krankenhauses München-Schwa- bing und wurde von den ärztlichen Mitar- beitern jeweils mit großer Mehrheit über vier Amtsperioden gewählt. 1980 bis 1981 war Mehnert als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin tätig; er leitete den Kongress 1981 in Wiesbaden.

Von 1992 bis 1999 folgte die Tätigkeit als Bezirksvertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. 1993 wurde Hell- mut Mehnert zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medi- zin und 1994 zum Ehrenmitglied der Deutschen Diabetes-Gesellschaft er- nannt. Seit 1993 leitet er die Chefarztaus- wahlkommission der Bayrischen Kran- kenhausgesellschaft. Von 1995 an war Hellmut Mehnert als Delegierter der Bayerischen Landesärztekammer und des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverban- des tätig. Von 1994 bis 2000 war er Präsi- dent der Deutschen Diabetes-Union e.V., einer Vereinigung der Fachgesellschaft mit den Laienorganisationen. Die Deut- sche Diabetes-Union e.V. ernannte Hell- mut Mehnert im Jahr 2000 zum ersten und bisher einzigen Ehrenpräsidenten.

1996 wurde Mehnert zum korrespondie- renden Mitglied der Sächsischen Gesell- schaft für Innere Medizin e.V. ernannt, ei- ne Ehrung, die ihn als Sachsen auch emo- tional sehr berührte. 1998 wurde der mit 50 000 Euro dotierte „Hellmut-Mehnert- Preis“ für die Erforschung des Diabetes und seiner Komplikationen durch die UNESCO und die Deutsche Diabetes- Union gestiftet. 2002 entschlossen sich die Deutsche Diabetesgesellschaft e.V., die Deutsche Gesellschaft für Endokrinolo- gie e.V., der Berufsverband Deutscher In- ternisten e.V. sowie die diabetologischen und endokrinologischen Berufsverbände,

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sich zum „Dachverband Endokrinolo- gie/Diabetologie“ zusammenzuschließen.

Hellmut Mehnert wurde einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Bemerkenswert an den Leistungen und Erfolgen von Hellmut Mehnert ist die Tatsache, dass er sowohl in Lehre und Forschung als auch in der Klinik erfolg- reich und wegweisend gewesen ist. Seine Tätigkeit in der Lehre fand ihren Nieder- schlag in mehr als 1 500 Publikationen, darunter mehr als hundert Lehrbuchka- piteln und 25 Lehrbüchern, vorwiegend auf dem Gebiet des Stoffwechsels und der Ernährung, insbesondere der Diabe- tologie. Hellmut Mehnert hat mehr als 3 000 Vorträge gehalten, davon fast 1 000 nach seiner Pensionierung im Jahr 1993.

Bei den wissenschaftlichen Arbeiten von Hellmut Mehnert dominierten zu- nächst Untersuchungen zur Resorption und zum Stoffwechsel verschiedener Zucker und Zuckeral-

kohole bei Mensch und Ratte, die in den Jahren 1958 bis 1970 durchge- führt wurden und mit einer besonderen Tech- nik verlässliche Ergeb- nisse in diesem Bereich ermöglichten. 1968 er- richtete Hellmut Meh- nert ein Schulungszen- trum für Diabetiker in München, nachdem er bereits seit 1958 die Schulung als einer der ersten in Deutschland systematisch aufgebaut

hatte. Bezeichnend war, dass Hellmut Mehnert bis zu seiner Pensionierung – dem Vorbild der Joslin-Klinik folgend – in die Schulung stets persönlich involviert war und bestimmte Schulungsbereiche pädagogisch abdeckte. Frühzeitig er- kannte Mehnert, dass zur Schulung nicht nur die unerlässliche Ernährungsbera- tung, sondern vor allem auch die exakte Handhabung der Insulinspritze und der Selbstkontrollen sowie nicht zuletzt die Prophylaxe des diabetischen Fußes ge- hören. Nach der Tätigkeit in Boston wid- mete sich Hellmut Mehnert maßgeblich den Untersuchungen zu blutzuckersen- kenden Substanzen (orale Antidiabetika) im Hinblick auf Wirkungsweise, Indika- tionen und Nebenwirkungen. Bis zum heutigen Tag hat er darüber gearbeitet und veröffentlicht, nicht zuletzt in einer Habilitationsschrift. Im Zusammenhang mit seiner Habilitationsarbeit nahm Meh- nert als erster blutfreie extrakorporale Perfusionen von Hundebauchspeichel- drüsen zur Prüfung der Insulinsekretion

mit verschiedenen Stimuli vor, die am In- stitut von Walter Brendel in München stattfanden und den insulinotropen be- ziehungsweise nichtinsulinotropen Ef- fekt von Sulfonylharnstoffen beziehungs- weise Biguaniden eindeutig belegten. Es mag für Hellmut Mehnert eine große Ge- nugtuung gewesen sein, dass das von ihm seit Jahrzehnten empfohlene Biguanid Metformin durch die UKPDS-Studie zum Goldstandard in der Behandlung des Typ-2-Diabetes erhoben wurde und dass damit die unberechtigte, zum Teil polemi- sche Kritik an diesem Präparat ad absur- dum geführt wurde.

Eine heute nicht mehr durchführbare Studie belegte, dass die damals noch häu- figen Tetanuskranken eine hohe Rate an Diabetes aufwiesen, was Hellmut Meh- nert auf die Tetanustoxine, den Bewe- gungsmangel und die Infusionen mit ex- trem hohen Glukosemengen zurückführ-

te. Vielleicht die größte wissenschaftliche epidemiologische Tat von Hellmut Meh- nert war die Durchführung der Diabe- tesfrüherfassungs-Aktion in München 1967/68 zusammen mit der Bayerischen Landesärztekammer, bei der annähernd 800 000 Menschen auf Diabetes unter- sucht und 7 000 Diabetiker neu entdeckt wurden. Die damalige Diabetikerzahl be- trug damit nicht, wie man vorher annahm, 2 Prozent, sondern 3 Prozent der Bevöl- kerung, während sie jetzt ja bereits an die 10 Prozent beträgt. Untersuchungen zum Thiaziddiabetes wurden von Hellmut Mehnert und seinem späteren Amtsnach- folger Prof. Dr. med. Eberhard Standl schon 1964 durchgeführt. 1968 gelang Hellmut Mehnert die Erstbeschreibung des „Wohlstandssyndroms“, das 20 Jahre später als metabolisches Syndrom oder Syndrom X neu beschrieben und ausführ- licher dargestellt wurde. Die klinische Prüfung der ersten Insulinpumpen fand an der Schwabinger Klinik im Jahr 1969 statt, die weltweit erste Implantation ei-

ner Insulinpumpe mit intravenösem Ka- theter im Jahr 1978.

Hellmut Mehnerts Hauptarbeitsgebie- te waren die Diabetologie, die Ernährungs- krankheiten und andere Stoffwechsellei- den. Für seine Leistungen wurde er mit der Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bun- desärztekammer, der Gerhard-Katsch- Medaille der Deutschen Diabetes-Ge- sellschaft e.V., dem Paul-Langerhans- Preis, der höchsten Auszeichnung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft e.V., dem Jülich-Preis des Düsseldorfer Dia- betesforschungsinstituts, dem Ehrenzei- chen der Bayerischen Internisten, dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, dem Bayerischen Verdienstorden und der Medaille „München leuchtet“ in Gold ausgezeichnet.

Das besonders Bemerkenswerte an der Fülle der Arbeiten und Erfolge, die die Tätigkeit Hellmut Mehnerts mit sich brachte, ist vor allem dar- in zu sehen, dass er – be- kannt für seine klare Dik- tion – niemals verletzend oder polemisch agierte und dass er seine Mitar- beiterinnen und Mitar- beiter durch sein persön- liches Beispiel beim Ein- satz für Patienten und Kollegen zu überzeugen vermochte. Intrigen gab es an der Mehnertschen Klinik und im Mehnert- schen Institut nicht, eine Auffassung vom Beruf und dem Miteinanderle- ben der Berufskollegen, wie er sie von sei- nen Chefs Walter Seitz und Elliott Proctor Joslin gelernt hatte. Bekannt und gefürch- tet war Hellmut Mehnert für seine Pünkt- lichkeit, aber auch Zuverlässigkeit in der Bewältigung übertragener Aufgaben.

Hellmut Mehnert hat sich durch seinen unermüdlichen Einsatz und seine vor- bildliche Haltung als Arzt, Wissenschaft- ler, Forscher und Hochschullehrer, als Ärztlicher Direktor, wissenschaftlicher Autor und als Pionier, insbesondere auf dem Gebiet der Diabetologie, sowie als Politikberater und aktiver Berufspoliti- ker um die ärztliche Versorgung der Pati- enten, die ärztliche Fort- und Weiterbil- dung, die Wissenschaft, die Innere Medi- zin, die Gesundheitspolitik der Ärzte- schaft und die Selbstverwaltung in der Bundesrepublik Deutschland in hervor- ragender Weise verdient gemacht.

Anschrift Drosselweg 16 82152 Krailing Vorderseite und . . . . . . Rückseite der Paracelsus-Medaille

Fotos:Bernhard Eifrig/Archiv

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