79 80 1978
Patentschutz für Arzneimittel
Pharmaanteil aus dem Fachbereich Chemie (geschätzt)
1,9
Anzahl in Tausend
1,0
Quelle: BPI
.>, .,1: t
81 82 83 84 85 86 87
11131892 Die effektive ökonomische Nutzzeit der Arzneimittelpatente hat sich in den letzten Jahren immer mehr verringert. Obwohl die for- male Patentlaufzeit 20 Jahre beträgt (sie läuft ab Anmeldung des neuen Wirkstoffs beim Bundesgesundheitsamt), liegt die ökono- mische Nutzzeit inzwischen bei weniger als acht Jahren. Im EG- Ausland und bei den Hauptkonkurrenzländern der Bundesrepu- blik - USA und Japan - ist die effektive Nutzzeit wesentlich länger.
Arbeitsmedizin:
Prävention
deutlich verbessert
GELSENKIRCHEN. Die Zahl der arbeitsmedizinischen Untersuchungen hat sich in der Bundesrepublik Deutsch- land zwischen 1978 und 1987 mit jetzt knapp 1,9 Millionen Fällen je Jahr mehr als verdop- pelt. Dies bedeute aber nicht, daß sich die Arbeitsbedingun- gen in den Betrieben ständig verschlechterten, betonte der 2. Vorsitzende des Berufsver- bandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V., Dr.
med. Georg Zerlett, Frechen.
Die Steigerung sei vielmehr auf verstärkte Bemühungen um Prävention und das Erken- nen möglicher Gefahrenquel- len zurückzuführen.
Nach Angaben der Be- rufsgenossenschaften erga- ben sich bei den Vorsorgeun- tersuchungen 1987 nur in 0,85 (Vorjahr ein) Prozent al- ler Fälle „dauernde gesund- heitliche Bedenken" und in 0,75 (0,8) Prozent der Fälle
„befristete". Die Zahl der anerkannten Berufskrank- heiten hat sich von 22 im Jahr 1925 auf 59 in 1988 erhöht.
Unter ihnen „führt" derzeit
bei den erstmals entschädig- ten Fällen die Lärmschwer- hörigkeit mit etwa 40 Pro- zent. Es folgen Silikose und Hautkrankheiten.
Den Aufschwung der Ar- beitsmedizin unterstreicht auch die Zahl der Ärzte mit einer Qualifikation gemäß der Unfallverhütungsvor- schrift „Betriebsärzte". Lag die Zahl der qualifizierten Arbeitsmediziner 1974 noch bei 2000, ist sie heute auf rund 6700 gestiegen. EB
VDS-Fachtagung
BERLIN. Am 12. De- zember veranstalten die Ver- einigten Deutschen Studen- tenschaften (VDS) ihre näch- ste Fachtagung Medizin.
Schwerpunktthema der in Berlin stattfindenden Tagung wird die Lage der Studenten im Praktischen Jahr, der Ärz- te im Praktikum und der ar- beitslosen Ärzte sein. Die VDS hofft auf breite Teilnah- me aller Betroffenen. Kon- taktadresse: VDS-Fachsekre- tariat Medizin, Deutschhaus- straße 1-2, 3550 Marburg, Telefon: 0 64 21/6 73 44 (mittwochs und freitags von 10 bis 13 Uhr). WZ
Ausland
Sowjet-Psychiater wollen einlenken
WASHINGTON. Die so- wjetische Vereinigung der Psychiater und Neuropatho- logen hat in einem Tele- gramm an den Welt-Psychia- ter-Verband ihre Bereitschaft angekündigt, wieder in die globale Vereinigung einzu- treten. 1983 waren die sowje- tischen Psychiater ausgetre- ten, weil sie wußten, daß der Weltverband der Psychiater sie auf seiner Generalver- sammlung in Honolulu aus- schließen würde - wegen des verbreiteten Mißbrauchs der Psychiatrie zur Verfolgung von politischen Dissidenten in der Sowjetunion.
Das Telegramm war an ei- ne wissenschaftliche Tagung der World Psychiatrie Union in Washington gerichtet.
Prof. Reddaway, einer der besten westlichen Kenner der sowjetischen Psychiatrie, war skeptisch: Zwar sei es richtig, daß zahlreiche psychiatrisier- te Dissidenten inzwischen freigelassen sind und daß auch die Rechtslage erheb- lich verbessert worden sei.
Die sowjetischen Psychiater müßten aber noch öffentlich bekennen, daß es in der Ver- gangenheit Mißbrauch gege- ben habe; sie müßten sich von den (pseudo)wissen- schaftlichen Grundlagen ih- res Handelns lossagen und sollten die inzwischen freige- lassenen Dissidenten öffent- lich rehabilitieren.
Prof. Reddaway erkannte auch an, daß 18 psychia- trische Anstalten, die bisher dem Geheimdienst KGB un- terstanden, in die Zuständig- keit des Gesundheitsmini- steriums überführt worden sind.
Der griechische Psychia- ter Costas Stefanis, Vorsit- zender des Weltverbandes der Psychiater, äußerte sich zurückhaltend: Man dürfe nicht in die inneren Angele- genheiten der Sowjetunion eingreifen. Stefanis ist viel- fach angegriffen worden, weil man ihm eine „weiche" Hal-
tung gegenüber der sowjeti- schen Psychiatrie unterstellt.
Nach Unterlagen der amerikanischen Regierung gibt es zur Zeit noch 70 Per- sonen, die aus politischen Gründen in psychiatrischer Behandlung sein sollen.
Dem sowjetischen, jetzt im Westen lebenden Psychiater Anatolij Koryagin hat die be- rühmte Georgetown-Univer- sität in Washington den mit 20 000 Dollar dotierten „Preis für die Humanisierung der Medizin" verliehen. Kory- agin hat sechs Jahre in einem Arbeitslager verbracht, weil er die politische Psychiatrisie- rung ablehnte. bt
AIDS-Meldepflicht abgelehnt
WASHINGTON. Viele Amerikaner hatten am 8. No- vember nicht nur den Präsi- denten, Senatoren und Abge- ordnete zu wählen, sondern auch über regionale oder lo- kale Referenden zu entschei- den. Herausragendes Ergeb- nis war die Stellungnahme der Kalifornier zu AIDS: Ein Gesetzentwurf, der eine na- mentliche Meldepflicht für AIDS-Infizierte verlangte, wurde von 66 Prozent der Wähler abgelehnt. Sie stimm- ten jedoch dem Vorschlag zu, in bestimmten Fällen Zwangstests zum Schutz von Opfern zuzulassen, zum Bei- spiel an Vergewaltigern oder an Häftlingen, die einen Wächter verletzten.
Andere gesundheitspoli- tisch relevante Abstimmun- gen: In Kalifornien wurde die Steuer auf Zigaretten erhöht;
der Mehrertrag soll dem Ge- sundheitswesen zufließen. In Oregon verfiel ein Vorschlag, das Rauchen in der Öffent- lichkeit weitgehend zu ver- bieten, mit 61 Prozent der Ablehnung. In Michigan, Co- lorado und Arkansas wurden staatlich finanzierte Abtrei- bungen verboten - Ausnah- me: wenn das Leben der Mutter in
Gefahr ist. Und in
Massachusetts und Nebraska wurden Anti-Atomkraft- Vorlagen abgelehnt. bt Dt. Ärztebl. 85, Heft 47, 24. November 1988 (21) A-3321