Weiterbildung
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Hinweise zur Orientierung
M E N DER ZEIT
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ie Novelle der (Muster-)Wei- terbildungsordnung schreibt für die dreijährige Weiterbil- dung im Fach Allgemeinme- dizin zusätzlich zur Tätigkeit in Kli- nik und Praxis einen 240stündigen Weiterbildungskurs vor. Ziel der Weiterbildung ist der Erwerb einge- hender Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der allgemeinärztli- chen Beratung, Diagnostik und The- rapie, der Gesundheitsförderung und Prävention und der Früherkennung von Krankheiten. Zu den Zielen gehören die Erkennung und pri- märärztliche Behandlung von Notfäl- len und komplizierten oder gefährli- chen Krankheitsverläufen. Außer- dem zählt dazu die Integration medi- zinischer, sozialer und psychischer Hilfen einschließlich der Rehabilita- tion unter Beachtung des familiären Umfeldes.In den theoretischen Kursen sol- len die in Klinik oder Praxis erworbe- nen Kenntnisse und Fertigkeiten er- weitert werden. Die Defizite der von vier auf drei Jahre verkürzten Weiter- bildung sollen so ausgeglichen wer- den. Ziel ist aber auch eine Komplet- tierung durch Kenntnisse aus Fächern, die relevant, aber nicht obli- gatorisch im Weiterbildungsgang sind.
Als man 1993 den Weiterbil- dungskurs plante, waren folgende Schwierigkeiten zu berücksichtigen:
BERICHTE
Primäre Aufgabe der Autoren des Kursbuchs Allge- meinmedizin war es, die konkrete Gestaltung der Kurse durch die Kammern möglichst verbindlich vor- zuschlagen. Langfristig wird so die gegenseitige An- erkennung von Kursblöcken erleichtert. Die Abbil- dung zeigt die Titelseite der Zeitschrift „Berliner Ärz- te", Nummer 9/1994, zum Thema „Weiterbildung".
O organisatorische Probleme für die Ärztekammern, das heißt fehlen- des Lehrkonzept, fehlendes Lehrma- terial, Mangel an Referenten, finanzi- elle Belastung;
die erwartungsgemäß geringe Motivation der angehenden Allge- meinärzte zu einer theoretischen Pflichtveranstaltung;
O hieraus resultierend besonders hohe Anforderungen an die didakti- schen Qualifikationen der Referen- ten und Moderatoren;
O die Notwendigkeit der bundes- weiten Vergleichbarkeit von Lehrin- halten und Lehrqualität zur gegensei- tigen Anerkennung der Kurse durch die Ärztekammern.
Zur Lösung dieser Probleme wurde das Konzept des Kursbuches Allgemeinmedizin entwickelt. Primä- re Aufgabe der Autoren war es, die konkrete Gestaltung der Kurse durch die Kammern möglichst verbindlich vorzuschlagen. Das Ziel des Kursbu- ches Allgemeinmedizin ist somit letztendlich die Qualitätssicherung:
Die Standardisierung der allgemein- medizinischen Weiterbildungskurse durch Vorgabe von Lerninhaltkata- log und Stundenplan, von Empfeh- lungen zur Lehrmethodik und zur verwendbaren Literatur sowie durch das Angebot einer Lehrmittelsamm- lung als Handreichung für Referen- ten, Moderatoren und Organisatoren der Kursweiterbildung führt zur Ver- gleichbarkeit unabhängig vom Sitz der Weiterbildungsstätte und der zu- ständigen Kammer.
Als inhaltliche Vorgabe für die Gestaltung der Kursweiterbildung lag Mitte 1993 eine vom Fachverband Deutscher Allgemeinärzte (FDA) in Zusammenarbeit mit der deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) und dem Berufsverband der praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin (BPA) zusammen- gestellte 16seitige Themensammlung
„Leitlinien zur Seminarweiterbildung in der Allgemeinmedizin" vor.
Als Handlungsanweisungen für Organisatoren, Moderatoren und Re- ferenten in den Ärztekammern wurde vorgeschlagen, aus diesen Leitlinien einen Lerninhaltkatalog zu erstellen, und zwar in Anlehnung an die Gegen- standskataloge für die ärztlichen Prü- fungen des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP). Zu diesem Zweck beriefen die DEGAM und die Bundesärzte- kammer ein 34köpfiges Autoren- Team, das den Einzelthemen in einer Konsensusentscheidung praxisrele- vante Lehrinhalte zuordnete. Der so entstandene Lehr- und Leminhaltka- talog (Kursbuch Allgemeinmedizin Teil 1) wurde weiterhin in 20 zeitlich definierte Themenbereiche („Blök- ke") aufgeteilt. Infolgedessen konn- ten die Landesärztekammern unter-
Kurs3uch Allgemeinmedizin
Erstes Curriculum für die ärztliche Weiterbildung
Günter 011enschläger
Die 1992 vom Deutschen Ärztetag beschlossene (Muster-)Weiterbildungsordnung schreibt für verschiedene Gebiete und Bereiche zusätzlich zur praktischen Wei- terbildung in Klinik und Praxis die Teilnahme an theoretischen Kursen vor. Zur Qualitätssicherung dieser Kurse wird deren inhaltliche und zeitliche Gestaltung in Empfehlungen der Bundesärztekammer festgelegt. Die erste, ausgearbeitete Empfehlung nach dieser Maßgabe ist das Kursbuch Allgemeinmedizin, über dessen Konzept, die Einführung und Verwendung im folgenden berichtet wird.
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 30, 28. Juli 1995 (29) A-2059
In weißen Schutzanzügen arbeiten die Männer, die auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstoffwerke Hand- sondierungen und Bohrungen vornehmen, um die TNT-Belastung des Bodens zu erkunden. Foto: Coordes
THEMEN DER ZEIT
einander die gegenseitige Anerken- nung der Kursblöcke verabreden, so- fern diese nach Maßgabe des Kursbu- ches Allgemeinmedizin absolviert werden.
Zusätzlich entwickelte eine Ar- beitsgruppe Empfehlungen zur Durchführung der Weiterbildungs- kurse und zur Verwendung des Kurs- buches Allgemeinmedizin, eine wei- tere ein Instrument zur Evaluation der Kursweiterbildung. Diese Befra- gung hat ausschließlich die subjektive Einschätzung der Kursteilnehmer zum Ziel. Durch bundesweite Ver- wendung des Fragebogens ist es mög- lich, unterschiedliche Kursangebote zu vergleichen und den Veranstaltern Hinweise zur Verbesserung ihres An- gebotes zu übermitteln. Weitere Eva- luationsinstrumente, mit deren Hilfe der Wissenszuwachs der Kursteilneh- mer erfaßt werden kann, sind derzeit in Planung.
Beginnend mit der Ärztekam- mer Thüringen im Frühjahr 1994 ha- ben mittlerweile nahezu alle Ärzte- kammern und die Bundesärztekam- mer die ersten Weiterbildungskurse durchgeführt. Das Kursbuch Allge- meinmedizin wird dabei allgemein berücksichtigt und dient wie vorgese- hen als Instrument zur Qualitätssi- cherung.
Nachdem das Konzept der Kursbücher der Bundesärztekam- mer allgemein positiv aufgenommen wurde, ist als weiterer Lerninhaltka- talog für einen Weiterbildungskurs das Kursbuch „Umweltmedizin"
entstanden. Die Publikation ist im Januar 1995 erschienen. Das erste Kursbuch für eine strukturierte Fortbildungsmaßnahme ist das zum Thema „Rettungsdienst", das kürz- lich erschienen ist. In Vorbereitung sind die Kursbücher „Qualitätssi- cherung" sowie „Ernährungsmedi- zin", in Planung das Buch „Ärztliche Gesundheitsförderung".
(Literatur und weitere Informationen bei den Verfassern)
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. Dr. Günter 011enschläger Bundesärztekammer
Herbert-Lewin-Str. 1 50931 Köln
BERICHTE
Sollten in Zukunft alle Bürger von Stadtallendorf die Hände vom ei- genen Gemüsegarten lassen? Wohn- ten Prof. Dr. med. Klaus Havemann von der Abteilung Hämatologie und Onkologie der Marburger Univer- sitätsklinik und sein Kollege Dr. med.
Peter H. Kilian selbst in der Industrie- stadt im Kreis Marburg-Biedenkopf, würden sie sich jedenfalls nicht aus dem eigenen Garten ernähren. Anlaß für diese indirekte Warnung vor dem selbstangebauten Gemüse ist das er- ste Ergebnis der Fallkontrollstudie zu Leukämierisiken im Kreis Marburg- Biedenkopf, an der Dr. Kilian im Auf- trag des Hessischen Gesundheitsmini- steriums arbeitet.
Boden noch immer verseucht
Bereits Anfang der 90er Jahre schlugen die deutlich erhöhten Leuk- ämieraten im ehemaligen Spreng-
stoffproduktionsort Stadtallendorf hohe Wellen. Insbesondere für ältere Männer errechneten die Marburger Krebsforscher im Vergleich zu Gießen ein neunmal höheres Risiko, an chronischer myeloischer Leukämie zu erkranken. Allerdings sind die Fallzahlen insgesamt niedrig. In den vergangenen 15 Jahren diagnostizier- ten die Ärzte bei 26 Menschen aus Stadtallendorf Blutkrebs.
In der 20 000-Einwohner-Stadt befanden sich während des zweiten Weltkrieges zwei der größten Spreng- stoffwerke Europas. Ein Zusammen- hang zwischen der Produktion des hochgiftigen Sprengstoffs Trinitroto- luol (TNT) — ein Benzolderivat —, mit dem die Erde hier noch immer ver- seucht ist, und den hohen Leukämie- raten lag nahe. Den Ursachen auf den Grund gehen wollten Havemann und Kilian mit der Fallkontrollstudie, in der 40 Leukämiepatienten bezie- hungsweise deren Angehörige aus Stadtallendorf und Kirchhain sowie
Erhöhte Leukämierate in Stadtallendorf
Krebsrisiko aus
dem eigenen Garten?
A-2060 (30) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 30, 28. Juli 1995