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Archiv "„Dann steht der Mensch nackt da“" (23.04.1982)

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DEUTSCHES

ARZTEBLATT

23. April 1982 79. Jahrgang

„Dann steht der Mensch nackt da"

w

as das Bundesarbeits- ministerium unter dem harmlosen (und irrefüh- renden) Etikett „Mitglieder- verzeichnisse der Kranken- kassen" betreibt, hat längst die Kassenärztliche Bundes- vereinigung, einige Spitzen- verbände der Krankenkassen und nun auch den Bundesbe- auftragten für den Daten- schutz, Prof. Dr. Hans-Peter Bull, auf den Plan gerufen:

Beobachteten sie bislang schon die Bestrebungen zur Datensammlung sehr auf- merksam, so fanden sie sich jetzt zu berechtigter Kritik, als die weitreichenden Pläne ei- ner Arbeitsgruppe zur „Aus- gestaltung eines Anforde- rungsprofils" an die Mitglie- derverzeichnisse der Kassen publik wurden.

Das DEUTSCHE ÄRZTE- BLATT hat bereits Anfang Fe- bruar (Heft 5) die Alarmglok- ke gezogen, noch ehe der Pu- blizistikschwall nachklappte.

Was als „Datenkatalog zum.

Mitgliederverzeichnis", aus- gehend vom neugefaßten § 319 a Satz 2 der Reichsversi- cherungsordnung (RVO), von einer Bonner Arbeitsgruppe des Arbeitsministeriums ge- startet wurde, hat „Bundesda- tenschützer" Bull in einer ein- dringlichen Epistel an die Adresse des Bundesarbeits- ministers überaus skeptisch bis ablehnend beurteilt.

N

ach Professor Bulls Mei- nung würde solche Kas- sendatei die gesundheit- liche Situation der Bürger

„vollständig transparent" ge- stalten; nicht ausgeschlossen seien Mißstände, insbesonde- re im Hinblick auf den vorge- sehenen Datenaustausch mit anderen Trägern.

Ein wahres Rekordregister sollten die Kassen zukünftig verwalten: In 212 Katalog- nummern sollten personenbe- zogene Daten des Patienten und höchstvertrauliche Arzt- aufzeichnungen bis hin zur Diagnose und sogar bis zur Registrierung des Titels des Versicherten im Klartext oder mit einem Schlüssel verdeckt erfaßt werden. Ausdrücklich sollten sie so aufbereitet wer- den, daß ein „kassenarten- übergreifender Austausch"

gewährleistet wäre. Das Arzt- Patienten-Geheimnis könnte dadurch noch mehr durchlö- chert werden, wenn es den Kassen bereits im Jahre Or- wells per Knopfdruck erlaubt sein sollte, alle personenbezo- genen Leistungs- und Krank- heitsdaten künftig derart um- fassend zu speichern und zu

„verarbeiten". Bull: „Das ge- währt jedem vollen Durch- blick, der an diese Daten ran- kommt. Der Mensch steht dann nackt da."

I

n der Tat: Die Versuchung der Behörden und For- schungseinrichtungen, al- les, aber auch alles, zu „regi- strieren" , würde noch mehr stimuliert, wenn sie auf solche umfassenden Datenbestände zurückgreifen könnten. Bei diesen Auspizien ist es beru- higend, daß sich der Bundes- beauftragte für den Daten- schutz rechtzeitig aktiv einge- schaltet hat, um eine derarti- ge Sammlung von „Planda- ten" von der Wiege bis zur Bahre nach Kräften zu ver- meiden. Bei der KBV-Vertre- terversammlung am 11. Mai in Münster wird Professor Bull gewiß die Chance nutzen, den forschen Datenregistrie- rern ins (politische) Gewissen zu reden. HC

Die Information:

Bericht und Meinung Katzenjammer bei der SPD:

Kurenbremse bringt

Arbeitsplätze in Gefahr 19

Nachrichten 20

Weltgesundheitstag: Engagement für die Senioren — Stabile Arzneimittel- preise — Öffentliche Veranstaltung der KBV: Datennutzung und Daten- schutz — Pyrazolonhaltige Monoprä- parate: Eingeschränkte Indikation — Jetzt mehr Telefone für Rollstuhlfah- rer — MdB Faltlhauser (CSU): Kriti- sche Fragen zur Konzertierten Aktion

— CDU/CSU-Entwurf für ein Gesund- heitsschutzgesetz — Die Arbeitszeit- ordnung wird neu gefaßt — Kongresse der Bundesärztekammer: Jüngere Teilnehmer — Bald Ausbildungsord- nungen für Arzthelfer(innen)?

Satire

Moderne Theorien — Das Gegen- teil ist auch nicht wahr: Eines Tages im Mastektomiebereich . 23

Aus den Bundesländern 26 Baden-Württemberg: Minister will Modelle zur Selbstbeteiligung — Schleswig-Holstein: Freie Wahl des Krankenhauses — Nordrhein-Westfa- len: Mehr Ausbildungsverträge — Nie- dersachsen: Mehr Ausbildungsplätze für Hebammen nötig

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Übersichtsaufsätze Die Behandlung von Naevi

flammei mit dem Argonlaser . . . 33

Dr. med. Michael Landthaler, Prof. Dr.

med. Dr. h. c. Otto Braun-Falco, Dr. rer.

nat. Diether Haina, Prof. Dr. rer. nat. Wil- helm Waidelich

Das Parkinson-Syndrom 45

Prof. Dr. med. Günter G. Brune

Wohin tendiert die Diabetologie? 55

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Ernst Friedrich Pfeiffer

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Editorial

Mikroelektronik und Computer revolutionieren die Technik bildgebender Verfahren in der

Medizin 40

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Emil Heinz Graul Fortsetzung auf Seite 3 II>

Ausgabe A/B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 16 vom 23. April 1982 1

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