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Archiv "Ausbildung als Entwicklungshilfe" (21.09.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

FORUM BRIEFE AN DIE REDAKTION

Ausbildung als Entwicklungshilfe

Zu dem Aufsatz von Professor Dr. med. Wilhelm Föllmer in Heft 10/1978, Seite 588

Gerade zum richtigen Zeitpunkt er- schien dieser begrüßenswerte Arti- kel von Föllmer, zu einem Zeitpunkt nämlich, in dem auch von einem Au- ßenminister Genscher die Notwen- digkeit einer verstärkten Hinwen- dung der deutschen Außenpolitik der nächsten Jahre in Richtung Ent- wicklungsländer erkannt wird.

Den Vorschlag von Föllmer sollten die verantwortlichen Stellen unter- stützen, nämlich von dem bisheri- gen Konzept der Ausbildung von Medizinstudenten aus Entwick- lungsländern in Deutschland abzu- gehen. Wesentlich sinnvoller wäre es, die Ausbildung durch deutsche Spezialisten in Entwicklungsländern durch Institutsgründungen und Kli- nikgründungen zu gewährleisten.

Die Bundesrepublik ist mit ihrer Fi- nanzunterstützung der Entwick- lungsländer international wohl an der Spitze, was die Planung für den Einsatz dieser Gelder angeht jedoch hoffnungslos im Hinterfeld. Es braucht nur der kurzen Tätigkeit in einem bundesdeutschen medizini- schen Entwicklungsprojekt, um klar zu erkennen, daß weniger das wirkli- che Sachinteresse den Einsatz von Finanzmitteln aus Deutschland in ei- nem medizinischen Entwicklungs- hilfeprojekt bestimmt, sondern überwiegend die kurzsichtige politi- sche Aktion.

Wenn wirklich die Durchführung vieler deutscher Entwicklungshilfe- projekte im medizinischen Bereich oft daran gescheitert ist — wie Föll- mer darlegt —, daß sich keine Ärzte und kein medizinisches Personal für einen solchen Einsatz fanden, dann liegen die Gründe hierfür zum Teil in folgendem begründet: Verpflichtun-

gen für berufliche, materielle oder gesundheitliche Sicherheiten der in Entwicklungsländern tätigen Ärzte oder des Hilfspersonals werden von der Bundesregierung meist nicht eingegangen. Tatsächlich finden sich nur sogenannte „Idealisten", die kurzfristig bereit sind, wichtige Positionen zu übernehmen. Für die- se Leute entstehen meist harte Pro- bleme der Wiedereingliederung in Deutschland nach ihrer Rückkehr.

Kein Wunder, daß gerade die benö- tigten qualifizierten Mediziner davor zurückschrecken, solche „Aus- landsunternehmungen" einzuge- hen.

Folgende selbsterlebte Groteske ist in diesem Zusammenhang interes- sant: Obwohl die „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit" aus- schließlich Projekte des Bundes, vertreten durch das Bundesministe- rium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit, ausführt, müssen sich Rück- kehrer die Zeit bei dieser Gesell- schaft von ihrem Dienstalter im öf- fentlichen Dienst abziehen lassen!

Frankreich und andere Länder sind hier fortschrittlicher: Ärzte im öf- fentlichen Dienst, insbesondere Uni- versitätsangehörige, nehmen ihre Stellen mit ins Ausland. Viele Vortei- le werden damit erreicht: Das Gast- land bekommt längerfristig qualifi- zierte Mediziner für Lehre und For- schung, ein ständiger Austausch durch die Bindung an das heimische Institut bewirkt eine Aktivierung der Auslandstätigkeit mit einer für lang- fristige Forschungsarbeiten notwen- digen Kontinuität und einer pro- blemlosen Rückkehr ins Heimatin- stitut.

Es ist wirklich an der Zeit, in der deutschen medizinischen Entwick- lungshilfe unbürokratische Vorstel- lungen von wohlfundierten und langfristigen Projekten zu entwik- keln.

Dr. Wolfgang Müller-Holve Facharzt für

Geburtshilfe und Gynäkologie Lindwurmstraße 2 A

8000 München 2

MEDIZINSTUDIUM

Zu dem Artikel „Multiple-choice-Prü- fung und ärztliche Berufsfähigkeit" in Heft 14/1978, Seiten 838 ff., von Dr. med.

Gerhard Kienle und Dr. rer. nat. Werner Kreysch.

Lehrbuchärzte

. . . Die Besorgnisse hinsichtlich der Qualität der schriftlichen Prü- fungen in der Medizinerausbildung kann ich als Medizinstudent nur be- stätigen. Das Gros der Studenten akkumuliert während des Studiums zwar eine ungemeine Faktenfülle (zum Teil freilich nicht einmal mehr aus systematischen Lehrbüchern, sondern oft aus unwissenschaftli- chen, nur zur Prüfungsvorbereitung direkt nach dem Gegenstandskata- log verfaßten Skripten), ohne den doch sehr wichtigen praktischen Teil der Medizin entsprechend zu beherrschen. Und da Medizinstu- denten eben auch nicht viel mehr als ihren Prüfungsstoff lernen, und da jeder Student weiß, daß er in der Prüfung zwar nach der Bedeutung der PAS-Reaktion gefragt wird, daß er dabei aber nie ein Herz auskultie- ren muß, fällt dergleichen eben „un- ter den Tisch".... Ich habe es er- lebt, daß mir eine Studentin ein Jahr vor dem Staatsexamen sagte, daß sie erst einmal „nachschlagen"

müsse, wie man eine Leber palpiere.

Ein anderer Kommilitone, der sein

„Multiple-choice"-Physikum glän- zend bestanden hatte, gestand im Pharmakologie-Praktikum, daß er die Nierenphysiologie nie richtig verstanden habe. Dies sind, so mei- ne ich, keine negativen Einzelfälle.

Es sind meines Erachtens die Kon- sequenzen einer verfehlten Prü- fungsmaschinerie. ... Wenn hier- von auf längere Sicht nicht Abstand genommen wird, werden wir wohl nur noch „Lehrbuchärzte", aber kaum gute Diagnostiker und vor al- lem Ärzte, die sich den menschli- chen Anforderungen ihres Berufes bewußt sind, als Hochschulabgän- ger vorfinden.

Olaf Heine

cand. med. im 5. Semester Friedrich-Ebert-Straße 96 6368 Bad Vilbel

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft 38 vom 21. September 1978 2145

Referenzen

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