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Archiv "Effiziente Entwicklungshilfe durch ärztliche Eigeninitiative" (19.05.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Technische Geräte, die in Deutschland wegen Modernisierung ausrangiert werden, sind für den Einsatz in Ländern der Dritten Welt oft hervorragend geeignet

Foto: Autoren

Effiziente Entwicklungshilfe durch ärztliche Eigeninitiative

Der Arztberuf versetzt uns in die glückliche Lage, durch eigene Initiative auf direktem Wege mithel- fen zu können, die medizinische Versorgung in den Ländern der Dritten Welt zu verbessern. Dies muß nicht ausschließlich durch per- sönliche Mitarbeit in Krankenhäu- sern geschehen, denn in zunehmen- dem Maße steht in diesen Gebieten ausgebildetes einheimisches Perso- nal zur Verfügung, das sich zudem, wie wir gerade in Zimbabwe erleben konnten, durch seine hohe Motiva- tion und eine bewundernswerte Fä- higkeit zu technischer Improvisation auszeichnet. Viele notwendige tech- nische Geräte jedoch werden für die devisenschwachen Entwicklungslän- der noch lange ein Traum bleiben.

Gebraucht wird eigentlich alles:

Nahtmaterial und Instrumente ge- nauso wie größere Geräte für Thera- pie und Diagnostik.

Dabei sind vor allem verhältnis- mäßig einfache und zweckmäßige Apparate interessant, die eine Er- satzteilbeschaffung und Reparatur im Land ermöglichen. Gerade in un- seren zunehmend hochtechnisierten Geräteparks werden viele solcher Apparate ausrangiert. Hier können Ärzte in Kooperation mit den dorti- gen Dachorganisationen des Ge- sundheitswesens gezielt Material vermitteln.

Zur Verdeutlichung ein kurzer Erfahrungsbericht: Wir arbeiten mit der Organisation „Christian Care"

in Zimbabwe zusammen, von der wir erfuhren, daß ein Bezirkskran- kenhaus dringend medizinische Ge- räte für Röntgendiagnostik und OP- Ausstattung benötigte.

Dieses Hospital verdeutlicht eindrucksvoll, mit welchem Idealis- mus die einheimische Bevölkerung dabei ist, ihre Versorgungssituation selbst zu verbessern. über Jahrzehn- te hinweg existierte in den Chimani- mani-Bergen im Osten Zimbabwes nur ein „Health Centre" ohne Arzt, durch das 85 000 Einwohner medizi- nisch versorgt wurden. Ohne Hilfe von außen ist die Gemeinde nun im

Begriff, in Eigeninitiative ein Kran- kenhaus zu errichten. Etwa 30 Bet- ten stehen schon für Patienten zur Verfügung, und ein afrikanischer Arzt ist für Krankenhaus und „pri- mary health care" verantwortlich.

OP, Labor und Röntgenabtei- lung fehlten zu der Zeit aber noch völlig. Glücklicherweise fanden wir einen großzügigen Spender, der uns sein nicht mehr ausgenutztes Rönt- gengerät überließ, zusätzlich konn- ten wir über die alte OP-Leuchte un- serer Frauenklinik verfügen. Das Hauptproblem aber bestand in der Organisation des Transports nach Zimbabwe, der für die eine Tonne schwere Fracht Kosten von mehre- ren tausend Mark verursachte. Der Unterstützung von „Air Zimbab- we" und „Brot für die Welt" ist es zu verdanken, daß auch diese Schwierigkeiten bewältigt wurden.

Zollformalitäten in Harare hätten die Aktion zuletzt beinahe zum Scheitern verurteilt, da die Geräte nur mit großen Schwierigkeiten als Geschenke ausgelöst werden konn- ten und hohe Lagerkosten entstan- den.

Wir wollten die Installation des Röntgengerätes und die Einweisung des Personals möglichst selbst durchführen und reisten deshalb

nach Zimbabwe. Dank der Koordi- nation von „Christian Care" und der engagierten und fachkundigen Mitarbeit des Klinikpersonals verlief die Installation selbst vollkommen reibungslos. Es gab bereits genaue Vorstellungen über den Standort des Gerätes, und auch die Dunkelkam- mer war schon eingerichtet. Die OP- Leuchte wurde dem „Regional Hos- pital" in Mutare übergeben, da man, wie sich zeigte, dort mangels Ersatzteilen nur in einem von drei OP's mit zwei Hilfslampen operie- ren konnte. Um so schlimmer, wenn man weiß, daß von hier aus 400 000 Menschen medizinisch versorgt wer- den müssen.

Wir glauben, daß gerade solche Einzelprojekte, in denen Ärzte di- rekte Ansprechpartner in Kranken- häusern der Dritten Welt suchen und unterstützen, eine sehr sinnvolle Alternative zur üblichen Entwick- lungshilfe durch große Organisatio- nen darstellen. Besonders die Ver- mittlung von Geräten bietet sich als Hilfe zur Selbsthilfe an.

Anschriften der Verfasser:

Priv.-Doz. Dr. med. A. Schneider Universitäts-Frauenklinik

Prittwitzstr. 43, 7900 Ulm Peter Fillinger

Institut für Angepaßte Technologie in der Dritten Welt

Pädagogische Hochschule 2390 Flensburg

A-1452 (56) Dt. Ärztebl. 85, Heft 20, 19. Mai 1988

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