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Archiv "Lebens- und Berufserfahrung durch ärztliche Entwicklungshilfe (5): Hilfe für Matagalpa" (30.01.1985)

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Volkmar Dörner

Hilfe für

Matagalpa

Eine Gruppe Hamburger Ärzte un- terstützt ein Krankenhaus in Nica- ragua. Am Beginn stand der Be- such eines nicaraguanischen Arz- tes. Der Autor berichtet, wie sich diese private humanitäre Initiative entwickelt hat.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Blick über die Grenzen

Lebens- und Berufserfahrung durch ärztliche Entwicklungshilfe (5)

Hospital Matagalpa: Innenhof Foto: Cordelia Dilg

I

m Frühjahr 1983 besuchte der nicaraguanische Arzt Dr. Fran- zisco Guitierrez Hamburg und berichtete über seine medizini- sche Arbeit vor einem kleinen Kreis deutscher Kollegen. Er ar- beitete im Krankenhaus von Mata- galpa, einer Provinzstadt im Nor- den Nicaraguas. Das Krankenhaus hatte 154 Betten und versorgte et- wa eine Viertelmillion Menschen, die weit verstreut in kleinen Dör- fern und Ansiedlungen des wich- tigsten Kaffeeanbaugebietes le- ben. Dr. Guitierrez damals: „Unse- re Situation ist katastrophal, und das Krankenhaus ist zu klein ge- worden, es kommen immer mehr Patienten, auch von weither. Wir brauchen mehr Raum. Erst im nächsten Jahr wird (hoffentlich) der Neubau fertig. Aber wir brau- chen mehr Betten. Die Mütter, die den ganzen Tag bei den Kleinen zubringen, müssen nachts auf dem Fußboden auf Pappkartons schlafen — zwei bis drei Wochen lang. Im letzten Jahr waren wir vier Monate lang ohne jedes Rönt- gen, weil Ersatzteile fehlten. Dann hatten wir wenigstens ein kleines fahrbares Gerät. Völlig unzurei- chend, aber wir waren glücklich.

Jetzt gibt es keine Filme mehr.

Seit über einem halben Jahr feh- len Reagenzien für Blutzuckerbe- stimmungen. Vorher gab es kein Insulin. Immer wieder wissen wir nicht, wie niedrig der Härnatokrit ist, weil die Zentrifuge gerade streikt. Aber die Verletzten von der Grenze kommen fast täg- lich..." Er zeigte Diapositive von Patienten, die an Berglepra, Un- terernährung und Parasitosen lit- ten. Nach seinen Ausführungen wurde die „Medizinhilfe Nicara- gua" gegründet, um das Kranken- haus in Matagalpa medizinisch zu unterstützen.

In den vergangenen Monaten lie- ferten wir Medikamente, Verband- und Nahtmaterial, Laborreagen- zien und -geräte nach Matagalpa.

Die dortige Krankenpflegeschule wurde mit Ausbildungsmaterial versorgt. Deutsche Arbeitsbriga- den, die von Hamburg aus die Rei- se nach Nicaragua antreten, wer- den medizinisch beraten, mit Me- dikamenten und Erste-Hilfe-Aus- rüstung versehen.

Die schlechte Infrastruktur Nica- raguas verursacht gravierende Transportprobleme auch im Ge- sundheitssektor. Die auf dem Lan-

de gelegenen Gesundheitsposten sind nur auf Pisten mit gelände- gängigen Autos zu erreichen.

Fehlen diese Fahrzeuge, so sind Krankentransporte in das nächste Krankenhaus oder die Versor- gung der Gesundheitsposten mit Medikamenten und medizini- schem Hilfspersonal unmöglich.

Dr. Guitierrez bat uns, hier zu hel- fen. Aus Spendengeldern konnten wir ein Krankenfahrzeug beschaf- fen, das im September vorigen Jahres in Matagalpa in Dienst ge- stellt wurde.

Im April 1984 habe ich für zwei Wochen Nicaragua bereist, um Gesundheitseinrichtungen zu be- sichtigen und Gespräche im Ge- sundheitsministerium zu führen.

Seit 1979 hat sich im Gesundheits- wesen vieles verbessert. Ich war sehr beeindruckt von der großen Zahl neuerbauter Gesundheitssta- tionen in den ländlichen Gebie- ten. Diese Stationen sind präven- tivmedizinisch (zum Beispiel bei großangelegten Impfaktionen) und kurativ tätig. Eine Bilanz des Aufbaues im Gesundheitswesen Nicaraguas wurde von Gesund- heitsministerin Lea Guido am 8.

August 1984 in Managua gege- Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 5 vom 30. Januar 1985 (37) 245

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Nicaragua KURZBERICHT

ben. Danach wurden seit 1979 309 Gesundheitsposten errichtet, vier Regionalkrankenhäuser und ein Kinderkrankenhaus gebaut sowie 13 Ausbildungseinrichtungen für medizinisches Personal geschaf- fen. Die Zahl der statistisch erfaß- ten Behandlungen stieg im Ver- gleich zu 1977 von 2,4 auf 6,4 Mil- lionen an. 3,3 Millionen Impfun- gen führten zu einem Rückgang von Masern, Tetanus, Diphtherie und zum Verschwinden der Polio- myelitis.

Solche Erfolge werden durch die zunehmenden militärischen An- griffe der „Contras" bedroht.

Franzisco Guitierrez bei meinem Besuch 1984: „Unsere Situation hat sich gegenüber 1983 ver- schlechtert. Wichtige Ersatzteile für Geräte werden immer knap- per. Wir haben mehr Verwundete zu versorgen, die Erfolge der Ge- sundheitskampagnen auf dem Lande sind durch die ständigen Übergriffe der Contras gefähr- det." Unsere Gruppe will deshalb ihre Anstrengungen verstärken, den Bewohnern der Region Mata- galpa medizinisch zu helfen. Wir werden weiterhin aktuelle Hilfe leisten, so haben wir die kurzfristi- ge Anschaffung eines gelände- gängigen Krankenwagens in Mati- guas mitgetragen.

Nach Eröffnung des neuen Hospi- tals in Matagalpa soll das bisheri- ge in ein dringend benötigtes Krankenhaus für Mutter und Kind umgestaltet werden. Der Umbau wird etwa 100 000 Dollar kosten, 35 000 Dollar sind uns bereits von der „Hungerhilfe" der Evangeli- schen Thomasgemeinde Düssel- dorf als Basisbetrag zugesagt worden. Wir kennen dieses Pro- jekt aus eigener Anschauung und halten es für medizinisch beson- ders sinnvoll. Deshalb haben wir beschlossen, den Umbau des Krankenhauses zu fördern.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Volkmar Dörner Eppendorfer Baum 35/37 2000 Hamburg 20

Nur 28 Prozent für den Kandidaten der Linken

Kammerpräsidentenwahl in Madrid Vor dem Hintergrund immer wie- der aufflackernder Streiks im Ge- sundheitswesen — mal ist es das technische, mal das Pflegeperso- nal, mal sind es auch sogar die Ärzte — sowie politischer Erschüt- terungen wurde die Wahl des Prä- sidenten der Madrider Ärztekam- mer (OMC) durchgeführt.

Das Interesse der Öffentlichkeit war geweckt worden, da sich gleich vier Kandidaten zur Wahl stellten, nämlich der amtierende Kammerpräsident Javier Matos, sein linksstehender Hauptwider- sacher Jose Toledo sowie Luis Martin Sanz als Vertreter des ge- werkschaftlich organisierten Arzt- verbandes CESM und Jose Ariz- cun. Aufgerufen waren 19 626 Wahlberechtigte, davon etwa 5000 Jungärzte mit weniger als fünf Zulassungsjahren.

Bereits im Vorstadium der Wahl hatte die Regierung ziemlich ein- deutig zugunsten von Dr. Toledo Stellung bezogen, was den Präsi- denten des Gesamtverbandes OMC, Ramiro Rivera, veranlaßte, der Regierung Wahlbeeinflussung vorzuwerfen.

Dr. Toledo, 50 Jahre alt, Chefarzt und international bekannter Herz- chirurg, hat seine Übereinstim- mung mit der sozialistischen Ge- nerallinie nie verleugnet und dem Minister, Ernesto Lluch, beschei- nigt, mit sehr viel Mut die Reform des Gesundheitswesens ange- packt zu haben. Den Vertretern von OMC (Rivera beziehungswei- se Matos) warf er vor, die ent- scheidenden Veränderungen in der spanischen Gesellschaft nicht erkannt zu haben.

Für diese Haltung erhielt Dr. Tole- do auch öffentliche Rückendek- kung durch die Kommunistische Partei Spaniens. Sie stellte Dr. To-

ledo als den fortschrittlichsten Be- werber aller Kandidaten vor und behauptete, sein Auftreten habe erhebliche Unruhe unter den Ärz- ten hervorgerufen. Die Krise für die traditionelle Medizin bestehe einfach darin, „daß es heutzutage unmöglich sei, ärztliche Tätig- keiten auszuüben, ohne Verständ- nis zu haben für die Hauptproble- me des öffentlichen Gesundheits- wesens und ohne Berücksichti- gung der örtlichen Verhältnisse".

Wegen der in aller Öffentlichkeit dargelegten unterschiedlichen Auffassungen — hier: Bejahung des sozialistischen Kurses der Re- gierung bei der Gesundheitsre- form (Toledo), dort: entschiedene Ablehnung dieser Richtung und Verteidigung der freiheitlichen Berufsausübung der Ärzte und Schaffung eines Gesundheitsmo- dells nach westlichem Muster — hoffte man auf eine hohe Wahlbe- teiligung. Um dies zu erreichen, waren besondere Wahllokale in Hospitälern und Ambulatorien eingerichtet worden.

Die hochgeschraubten Erwartun- gen konnten auch bei dieser Wahl nicht erfüllt werden, obwohl die Wahlbeteiligung diesmal rund 40 Prozent betrug. Von den gültigen 7905 Stimmen entfielen auf Dr.

Matos 3808, Dr. Toledo 2199, Dr.

Sanz 1644 und auf Dr. Arizcun 254.

Da im Laufe des Wahlkampfes ei- ne gewisse Annäherung zwischen dem Ärzte-„Syndikat" und dem Ärzte-„Kollegiat" stattfand und die Polarisation ohnehin nur zwi- schen Matos und Toledo bestand, konnte OMC feststellen, daß „Me- dizin und Freiheit" mit rund 72 Prozent gegenüber der von Dr.

Toledo vertretenen Regierungs- tendenz mit rund 28 Prozent ei- nen eindeutigen Sieg davonge- tragen habe. Da die Madrider Wahlergebnisse schon immer von großer Bedeutung für die spani- sche Ärzteschaft waren, konnte Ramiro Rivera erklären: „Das Ge- sundheitsmodell, welches die Ärz- te wünschen, ist das, für welches sie gestimmt haben." Dr 246 (38) Heft 5 vom 30. Januar 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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