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Archiv "Berufserfahrung durch ärztliche Entwicklungshilfe (2): Die „Doktors“ reparierten auch schon mal den Generator: Weg von der Krankenhaushierarchie!" (07.11.1984)

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DEUTSCHESÄRZTEBLATT

Bayerischer Ärztetag

nosierende Laryngitis-Tracheo- bronchitis-lnfektkrupp), der Inten- SIVIerung der Zusammenarbeit der Krankenhäuser in Bayern mit den Transplantationszentren, den Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern, dem bedenklichen ,Arzneimittelverbrauch zur Behe-

bung von Schulschwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen, der Verbesserung der ärztlichen Versorgung der Alten und Pflege- , bedürftigen zu Hause und in den

Pflegeheimen u. a.

~ Klipp und klar nahmen die baye- rischen Ärzte zum Thema Sterbe- hilfe Stellung: "Der Bayerische Ärztetag lehnt die aktive Sterbe- hilfe in jedem Krankheitsstadium ab. Der Arzt ist nicht befugt, das Leben eines Patienten -auch auf dessen Wunsch hin - zu been- den."

~ Ein weiterer beispielhafter Be- schluß: "Mit Sorge wird festge- stellt, daß immer mehr Ärzte ge- gen das Werbeverbot verstoßen. Oft werden durch Artikel und Sen- dungen falsche Hoffnungen ge- weckt oder Patienten verunsi- chert. Der Bayerische Ärztetag fordert alle Ärzte auf, die Selbst- darstellung in den Medien zu un- terlassen und gewonnene Er- kenntnisse in der Fachpresse zu veröffentlichen. Die Medien wer- den bei vollem Verständnis für den Informationsanspruch der Be- völkerung gebeten, auf nament- liche Herausstellung von Expo- nenten bestimmter Heilverfahren oder Gesundheitsthesen zu ver- zichten."

Der Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer ist außerdem beauftragt worden, zum Umgang mit den Medien einen konkreten Text auszuarbeiten, der insbeson- dere auch die sogenannten "Zei- tungsberatungen" berufsrecht- lich würdigt. Das alles zeigt, daß die Gesamtheit der bayerischen Ärzteschaft sich nicht länger ge- fallen lassen will, wie einzelne Ärzte mit mehr oder weniger un- lauterer Werbung ihr "Gewerbe"

betreiben . . . EB

:.. ..

I I

Vier Ärzte berichten von ihrer Ar- beit als ärztliche Entwicklungshel- fer in Afrika- jeder aus seiner per- sönlichen Situation heraus. Zwei dieser Berichte sind bereits im vo- rigen Heft erschienen, zwei weite- re folgen hier. Sie alle zusammen geben natürlich kein vollständi- ges Bild, vermitteln aber bei all ihrer Gegensätzlichkeit vielleicht doch einen abgerundeten Ein- druck. Weitere Berichte aus dem Alltag der medizinischen Entwick- lungshilfe anschließend - seien sie aus Afrika oder Südamerika.

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

I a

•• Reichtümer sind allerdings nicht zu

erwarten . ..

••

Die "Doktors" reparierten auch schon mal den Generator:

Weg von der Krankenhaushierarchie!

Klaus Wahl

Als Assistenzarzt ist es mir in den letzten Jahren oft so ergangen, daß ich mich fühlte wie ein Lehr- ling im ersten Lehrjahr. Und dann kam mir mein Kindheitstraum vom Missionar

a

Ia Albert Schweitzer wieder in den Sinn. Aus: "Ich kann mir ja mal Unterlagen kommen lassen" wurde nach und nach die feste Absicht, Deutschland und den deutschen Kliniken für einige Zeit den Rücken zu kehren, um

"an der Basis" zu arbeiten, wo Hil-

fe wirklich nötig ist.

Schnell schieden fast alle großen kirchlichen wie öffentlichen Ent- wicklungshilfeorganisationen aus.

Ich wollte nicht gleich für mehrere Jahre ins Ausland. Doch diese Or- ganisationen schließen fast aus- schließlich Zweijahresverträge ab.

Außerdem verlangen sie viel an sprachlicher und fachlicher Fort- bildung. Und vor allem ist in die- sen Organisationen alles verwal- tungstechnisch und hierarchisch

aufgebaut - so wie in den Klini- ken, denen ich entfliehen wöllte.

So kam ich dann nach langem Su- chen zum "Komitee Notärzte für Uganda" und war für ein gutes halbes Jahr in diesem afrikani- schen Staat. Maracha Hospital, wo ich arbeitete, liegt in der westli- chen Region Ugandas. Dort zu le- ben und zu arbeiten hieß für mich:

sich an 24 Stunden am Tag wohl- fühlen.

~ ln Uganda gab es die Kranken- haushierarchie nicht mehr. Wir waren drei Ärzte, eine Schwester, eine Hebamme und zwei Techni- ker. Es kam schon vor, daß wir

"Doktors" bei der Reparatur des Generators mitanfassen mußten.

Im Gegensatz assistierten uns die Techniker dann im Operations- saal.

~ Die einheimische Bevölkerung ist immer freundlich, geduldig, höflich und scheint stets glück- lich, auch wenn diese Menschen hier kaum genug zum Leben ha- AusQabe A 81. Jahrqanq Heft 45 vom 7. November 1984 (35) 3321

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Ärztliche Entwicklungshilfe

ben. Zumal die meisten zurückge-

kehrte Flüchtlinge sind.

~ Die Arbeit machte Spaß, weil sie vielfältig war. Wir alle mußten hier neben unserem Erlernten auch noch die Verwaltungsarbeit übernehmen und das, was sonst ein Leiter oder eine Oberin tut. So konnte man auch einmal einen Blick auf die- früher- andere Sei- te werfen.

~ Auch in Uganda gab es Zwölf- stundentage. Auch dort haben wir manchmal Tag und Nacht durch- operiert. Eine Sechs- oder Sie- bentagewache hatten wir sowie- so. Aber wir haben freier, unge- zwungener, fröhlicher, ohne künstlichen Druck, gearbeitet. Dazu kam das, was Afrika aus- macht: Eine paradiesische Land- schaft, traumhaftes Wetter und ein für uns Europäer sehr ange- nehmes Klima. Normalerweise bleibt man ein halbes Jahr. Ko- sten werden erstattet, ein Gehalt bekommt man nicht. Aber wir sind fast alle länger geblieben. Ab- schließend würde ich sagen: Fachlich und menschlich ist mein Horizont beträchtlich gewachsen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Klaus Wahl

Weisen 6a, 5253 Lindlar/Honnerich

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

"Die Leute hier sind unglücklicher"

- Zweilei am Sinn der Arbeit

Peter Wiegand

Medizinische Erfahrungen in Deutschland sammelte ich wäh- rend meiner 15 Monate als Militär- arzt und in 17 Monaten als Chirurg.

Ich war unzufrieden mit den Le- bens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland. Mich störten vor al- lem die zunehmende Umweltzer- störung, das uneffektive Gesund- heitswesen und die eingeschränk- ten beruflichen Möglichkeiten. Da fand ich eine Anzeige im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT: Ein länd- liches südafrikanisches Kranken- haus, Elim Hospital, suchte einen Arzt. Nach reiflicher Überlegung entschloß ich mich, dorthin zu ge- hen.

Elim Hospital ist das älteste Kran- kenhaus im nördlichen Teil von Südafrika. 1899 gründete es ein Schweizer Missionar. Seit 1976 ge- hört es zu dem Homeland Gazan- kulu. Das Klima ist subtropisch; heiße, regnerische Sommer wech- seln mit milden, trockenen Win- tern. Um das Krankenhaus herum erstrecken sich Flachlandschaften und Hügelland.

Die Bevölkerung, die in der Nähe des Krankenhauses lebt, besteht hauptsächlich aus Schwarzen. Es leben dort drei Stämme mit drei verschiedenen Sprachen. Weiße zieht es kaum in die Gegend, man entdeckt nur ein paar Farmer, Mis- sionare und Projektführer.lm Kran- kenhaus werden meistens Frauen, Kinder, alte Leute und Behinderte betreut. Das liegt daran, daß die Männer Wanderarbeiter sind. So stammt auch das Haupteinkom- men der Bevölkerung aus derWan- derarbeit und aus der Landwirt- schaft.

Das Krankheitsspektrum unterscheidet sich wesentlich von dem in Deutschland

Das Krankheitsspektrum unter- scheidet sich wesentlich von dem in Deutschland. Häufige Krank- heiten in der Inneren Medizin sind Malaria, Lungenentzündung, Tu- berkulose, Amöbenruhr, Typhus, Wurmerkrankungen, Bilharziose, Krätze und Pellagra. Die Kinder er- kranken meist an Magendarmka- tarrh, Fehlernährung, Masern und Wundstarrkrampf. ln der Chirur- gie werden vor allem Abszesse, Beingeschwüre, Verbrennungen, Schlangenbisse und Stichwunden behandelt. Im Bereich der Augen- heilkunde werden Krankheiten wie Trachom, Keratomalazie, Katarakt und Glaukom behandelt. Bösartige Erkrankungen findet man häufig an Brust, Gebärmutterhals, Leber, Speiseröhre und Prostata.

Im Norden Südafrikas: Patienten, die nur leicht erkrankt sind, werden in den tradi- tionellen Hütten auf dem Krankenhausgelände untergebracht Foto: Wiegand

Es ist interessant, die Veränderung des Krankheitsspektrums im Lauf der Jahre zurückzuverfolgen. Bei den Eingeborenen gab es früher keine Geschlechtskrankheiten und keine Tuberkulose. Diese Krankheiten sind wohl von den Weißen eingeschleppt worden. Auch Blinddarmentzündungen, 3322 (36) Heft 45 vom 7. November 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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