Resistenzprüfung
Zu dem Varia-Beitrag „Mikrobiologie:
Resistenzprüfung – Möglichkeiten der schnellen Testung noch zu wenig be- kannt“ von Rüdiger Meyer in Heft 38/1999:
Einschränkung
Sowohl der behandelnde Arzt als auch der Mikrobio- loge wünschen sich eine ra- sche Diagnostik, damit die gezielte Therapie frühzeitig einsetzen kann. Der Anzüch- tung der Erreger kann die Differenzierung jedoch nur dann unmittelbar folgen, wenn eine Reinkultur vor- liegt. Diese Einschränkung wird im genannten Artikel überhaupt nicht erwähnt. In den ersten drei Quartalen 1999 fanden wir zwar bei eini-
gen Untersuchungsmateriali- en – Blutkulturen und Punk- taten – in 93,5 Prozent der be- wachsenen Kulturen Rein- kulturen, bei Untersuchungs- materialien aus dem Respira- tionstrakt, aus dem Urogeni- talbereich und aus Wundab- strichen jedoch nur in 64,4 Prozent. Das heißt, daß in 35,6 Prozent der häufigen bakteriologischen Untersu- chungen Mischkulturen vor- liegen, die vor der Differen- zierung und Resistenzbe- stimmung erst in ihre Einzel- bestandteile „zerlegt“ wer- den müssen. Diese Differen- zierung erfordert biologisch bedingt mindestens noch ein- mal soviel Zeit wie das An- wachsen der Erreger.
Dr. Just, Hygienisch-mikro- biologisches Labor, Albrecht- Thaer-Straße 14, 48147 Mün- ster
Kunstfehler
Zu dem Kommentar „Kunstfehler und Phantom-Risiken“ von Prof. Dr. med.
Franz Porzsolt und Andrea Ohletz in Heft 41/1999:
Andere Probleme
Die von den Autoren vor- getragene Meinung soll – was die Aussage, Beziehungen zwischen Streptokokkenin- fekt und rheumatischem Fie- ber angeht – unwiderspro- chen bleiben. Das gleiche gilt auch für die Glomerulo- nephritis . . .
Meines Erachtens stellen sich im Rahmen des Panora- mawechsels dieser Erkran- kung (Streptokokkeninfekt) andere Probleme, die besser zu untersuchen wären. Her- vorzuheben sind die zahlrei-
chen Mittelohrkomplikatio- nen, Laryngitiden, Bronchiti- den und Pneumonien. Letzt- genannte oft Signal für aller- gische oder infektbedingte obstruktive Atemstörungen.
Einer richtig angedachten
„Evidence Based Medicine“
wird man nicht gerecht, wenn man die erwähnten, oft le- bensbedrohlichen Komplika- tionen aus dem Auge läßt (Phantomrisiken sind diese wohl nicht).
Einige Tage Therapie mit- tels eines geeigneten Antibio- tikums (bei geringem Aller- gie- und Resistenzrisiko) sind ökonomischer als wochenlan- ge Behandlung (ambulant oder klinisch) vernachlässig- ter Streptokokkeninfekte und deren Folgekrankhei- ten . . .
Prof. Dr. K. Ph. Bopp, Am Brand 40, 55116 Mainz
A-3071 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 48, 3. Dezember 1999 (7)
S P E K T R U M LESERBRIEFE
GKV
Zu dem Beitrag „Soziotherapie soll neue GKV-Leistung werden“ von Josef Maus in Heft 40/1999:
Leitschnur ist die optimale Versorgung
Durch die Enthospitali- sierung der psychiatrischen Krankenhäuser müssen immer mehr schwerkranke psych- iatrische Patienten ambulant versorgt werden. Daß diese Aufgabe nur ein multipro- fessionales Team bewältigen kann, ist in sozialpsychiatri- schen Fachkreisen unbestrit- ten. Für den ambulant tätigen Psychiater spielt dabei die So- ziotherapie eine große Rolle, um diese Patientengruppe
„extra muros“ behandeln zu können. Es ist deshalb zu be- grüßen, daß diese Therapie als ärztlich zu verordnende und zu überprüfende Behandlungs- form eingeführt werden soll.
Die Wirksamkeit solcher Therapieformen wurde in Pilotprojekten überzeugend nachgewiesen. Auch unsere Praxisgemeinschaft beschäftigt seit vielen Jahren die ehema- lige Pflegedienstleiterin einer psychiatrischen Rehaklinik,
die eine sozialpsychiatrische Zusatzausbildung und psycho- therapeutische Selbsterfah- rung hat. Die von ihr betreuten chronisch psychiatrischen Pa- tienten mußten vorher im Mit- tel 25 Tage lang im Jahr psych- iatrisch hospitalisiert werden, was durch die intensive So- ziotherapie auf drei Tage im Jahr gesenkt werden konnte.
Wenn wir niedergelasse- nen Ärzte nicht ein Instru- mentarium bekommen, diese schwerkranke Patientengrup- pe angemessen zu behandeln, werden außerärztliche Insti- tutionen sich dieser Aufgabe noch mehr als jetzt schon an- nehmen. Ein wichtiges Auf- gabenfeld geht uns dann end- gültig verloren.
Wir finden es bedauerlich, daß diese Fragen in dem Arti- kel im DÄ nur unter berufspo- litischen und monetären Ge- sichtspunkten diskutiert wer- den und die Sache selbst dabei in den Hintergrund gerät. Wir sind aber schlecht beraten, wenn wir vordringlich nur unsere vermeintlichen ärztli- chen Interessen vertreten und nicht die optimale Versorgung unserer Patienten Leitschnur für unsere Argumentation ist.
Dr. med. Thilo Bulling, Obst- allee 22 a, 13593 Berlin
Die wichtigste Frage im Gesundheitswesen lautet nicht:
Wer soll auf Solidaritätsko- sten behandelt werden?, son- dern: Welche Leistung soll noch zu Lasten aller erbracht werden?. . .
Dr. med. Thomas Kunick, Hahnenäcker 2, 74219 Möck- mühl
Luftqualität
Zu der monatlichen Grafik „Luftqua- lität in Deutschland“ der Georisk GmbH:
Keine überhöhten Werte im Trierer Raum
. . . Der IW2-Wert nach der Technischen Anleitung für Luft (TA Luft) ist nicht, wie . . . irreführend behauptet wird, der festgelegte zulässige Höchstwert für Schwebstaub auf Ein-Stunden-Basis, son- dern der sogenannte 98-vom- Hundert-Wert der Summen- häufigkeitsverteilung auf ei- ner 24-Stunden-Basis, also ein statistisch errechneter Wert. Dieser IW2-Wert wird eingehalten, wenn von 100 Tagen nicht öfter als an zwei Tagen der Tagesmittelwert von 350 µg/m3 Luft über- schritten wird. In Trier wurde in einem Zeitraum von über fünf Jahren nicht an einem einzigen Tag ein Tagesmittel- wert von 300 µ/m3Luft auch nur annähernd erreicht.
Die beiden für die Luft- reinhaltung zuständigen Wis- senschaftler in unserem Hau- se, Dr. Bockholt und Dr. Lai- dig, haben am 26. Juni 1997 vor dem Umweltausschuß im Trierer Rathaus zum Thema Stellung bezogen und sind zu dem Schluß gekommen, daß grundsätzlich im Trierer Raum keine überhöhten Wer- te oder gar problematische Emittenten festgestellt wer- den können; an dieser Tatsa- che hat sich bis heute nichts geändert.
Durch die nunmehr im Herbst dieses Jahres aufge- tretene Störung im Mosel- stahlwerk mit einer tempo- rär verstärkten Staubemission könnte bis zur Instandsetzung
der Abgaskühlung allerdings für den lokalen Nahbereich eine neue Situation gegeben sein. Derzeit werden vom Staatlichen Gewerbeaufsichts- amt Trier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt Untersu- chungen durchgeführt, um die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen abzuklären.
Generell ist es aber nicht zu vertreten, bestimmte In- dustriebetriebe für erhöhte Staubkonzentrationen verant- wortlich zu machen. Oftmals sind unterschiedliche Wind- richtungen zu verzeichnen, zudem sind nach unseren Er- hebungen zirka 80 Prozent der Gesamtemissionen auf den Trierer Kfz-Verkehr zu- rückzuführen.
Insgesamt ist die vom Landesamt in jahrelangen Meßreihen festgestellte Bela- stung als niedrig zu bezeich- nen und nicht besser und nicht schlechter als im Ver- gleich mit anderen rheinland- pfälzischen Verdichtungsräu- men zu sehen.
Gerd Plachetka, Landesamt für Umweltschutz und Ge- werbeaufsicht, Amtsgerichts- platz 1, 55276 Oppenheim
Bittere Pillen
Zu der Buchbesprechung „Trotz Män- geln erfolgreich“ des Medikamenten- ratgebers „Bittere Pillen“ durch Jür- gen C. Frölich in Heft 43/1999:
Falsche Tatsachen- behauptungen
. . . Als derzeit alleinver- antwortlicher Autor des Bu- ches gebe ich diese Kritik ger- ne zurück. Die Rezension ent- hält mehrere falsche Tatsa- chenbehauptungen. Beispiels- weise schreibt Herr Frölich, bei den Migränemitteln wür- den die modernen Triptane fehlen. Tatsächlich ist es je- doch so, daß sowohl im Text (Seite 70) als auch in der Ta- belle (Seite 74) Sumatriptan beschrieben und bewertet ist – und das ist doch zweifellos ein Triptan . . .
Dr. Hans Weiss, Pramergasse 3/11, A-1090 Wien
Gesundheitsreform
Zum Gesetzgebungsverfahren in Sa- chen Gesundheitsreform:
Durchboxen
Aufschnüren heißt die neue Zauberformel, um – wie die Wahlergebnisse zeigen – gegen Volkeswillen Politik durchzusetzen. Was haben sich die Gründer unserer Re- publik – aus leidvoller Erfah- rung gereift – wohl gedacht, als sie die Hürde „Zustim- mung des Bundesrates“ bei der Gesetzgebung einbau- ten? Beim – wie ich finde –
„Durchboxen“ der sogenann- ten Gesundheitsreform in der jetzigen Form sehe ich die Demokratie ausgehebelt.
Man hat offensichtlich einen Trick gefunden, die verfas- sungsgemäße Gesetzgebung
zu umgehen. Wo bleibt der Einwand unserer Verfas- sungshüter?
Dr. med. Herbert Hesse, Simmlerstraße 4, 75172 Pforz- heim
Geänderte Rahmenbe- dingungen erkennen
. . . Anstatt immer einen Schuldigen zu suchen, sollten die Gesetzgeber endlich die geänderten Rahmenbedin- gungen im Gesundheitswesen erkennen: Rasant sich ent- wickelnde Neuerungen, ver- längerte Lebenserwartung und stark gestiegene Erwar- tungen des Kunden (wir alle als Patienten), die sich nicht zuletzt auch in erhöhten juri- stischen und zeitlichen An- forderungen an die Lei- stungsanbieter äußern.
A-3074 (10) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 48, 3. Dezember 1999
S P E K T R U M LESERBRIEFE