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Archiv "Qualitätssicherung: Plumper Lobbyismus" (25.06.2004)

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Qualitätssicherung

Zu dem Beitrag „Entprofessionalisie- rung ärztlicher Berufsausübung“ von Prof. Dr. med. Friedrich-Wilhelm Kolkmann, Prof. Dr. med. Dr. h. c. Kar- sten Vilmar, Diplom-Volkswirt Franz Stobrawa in Heft 20/2004:

Plumper Lobbyismus

. . . Den Autoren Ihres Arti- kels fällt immerhin auf, dass

„Begriffe wie Qualität, Qua- litätssicherung, Qualitätsma- nagement im deutschen Ge- sundheitswesen von der Poli- tik anders verstanden werden als von der Ärzteschaft“. Ist aber nicht die Politik die ge- wählte Vertretung unserer Pa- tienten? Und sind nicht die Krankenkassen der kollektive Geldbeutel unserer Patien- ten? Natürlich sind Patienten nicht in erster Linie Kunden.

Aber definiert sich professio- nelles Handeln nicht immer als ein Austausch von Lohn gegen Leistung? Wer ist also der Kunde? Patient, Kranken- kasse und Gesellschaft sind es gemeinsam. Ihre Anforderun- gen widersprechen sich an vie- len Stellen. Jeder Kunde steht im Konflikt zwischen seinen Wünschen und seinem Geld- beutel. Warum sollte die Pro- fessionalität des Arztes leiden, wenn er einerseits dem Wunsch seines „Kunden“ nach Definition seiner Leistung und andererseits nach erhöhter Kosteneffizienz entgegen- kommt? Warum die wahr- heitswidrige Polarisierung zwi- schen Evidenz-basierter Medi- zin (EbM) und individuellem ärztlichen Handeln? Natürlich ist die hoch komplexe Interak- tion zwischen Arzt und Patient nicht bis ins Detail definier-

bar. Aber Teile davon sind es eben doch. Die Definition der Qualität unseres ärztlichen Handelns ist auch eine Chance, aus der Kluft zwischen dem unerfüllbaren Anspruch an unser Tun und der dagegen oft kläglich scheinenden Wirklich- keit herauszukommen. EbM und Qualitätsmanagement sind ein Werkzeug dazu. EbM ist keine Heilslehre, sondern eine rationale aufgeklärte Me- thode, mit den Schwierigkei- ten der ärztlichen Tätigkeit zurechtzukommen.

Was die Autoren des Artikels betreiben, ist plumper Lobby- ismus. Es scheint um Macht und nicht um die Sache zu ge- hen. Wer die USA, Australien und Großbritannien für ande- re medizinische Kulturkreise hält, muss blind sein oder Chauvinist. Wenn wir die posi- tiven Seiten der Globalisie-

rung nicht nutzen, werden wir von ihren negativen Seiten überrollt werden. Arzt sein be- deutet nach der oben genann- ten Charta „placing the inter- ests of the patient above those of the physician, setting and maintaining standards of com- petence and integrity, and pro- viding expert advice to society in matters of health“. Das ist es, wofür man unseren Stand achtet und wofür man uns, wenn wir es erfüllen, auch gut behandeln sollte. Gesundheit ist ein Menschenrecht, das mög- lichst gerecht verteilt werden sollte. Dazu gehört es, über den einzelnen Patienten manchmal hinauszusehen. Wenn wir den Veränderungen unserer Welt nicht Rechnung tragen, machen wir uns mitschuldig an einer Zweiklassenmedizin.

Dr. med. Thomas Kühlein,Horsdorf, Haus Nr. 19, 96231 Bad Staffelstein B R I E F E

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