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Archiv "Ärzteverbände: Ost-West-Begegnung" (28.01.1988)

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lich verabschiedet, in denen die

„Kündigung aller Deckelungs- und Pauschalierungsverträge", Abschaf- fung des Punktwertes und der Aus- schlußkataloge, Rückkehr zur Ein- zelleistungsvergütung sowie eine in- nerhalb von drei Monaten durchzu- führende „Urabstimmung" über vorgezogene KV-Wahlen gefordert wurden.

Betroffenheit

Erst nach dem Referat des Mün- chener Gesundheitsökonomen Prof.

Dr. Günter Neubauer, der erläuter- te, was Markt im Gesundheitswesen letztlich bewirkt, wurde Betroffen- heit spürbar, flackerte hier und da die Einsicht auf, daß auch Kassen- ärzte als abstraktes Rechtssubjekt wirtschaftlich anfällig und nur soweit autonom sind, wie sie sowohl den Maximen des Erwerbslebens als auch der flächendeckenden kassen- ärztlichen Versorgung genügen und das Notwendige vernünftig tun. Die Visionen eines Gesundheitsmarktes, in dem „Praxen zugemacht werden, wenn sie nicht mehr wirtschaftlich und bedarfsgerecht arbeiten", in dem die „Zahlungsfähigkeit und -willigkeit des Patienten" entschei- det und Zulassungen nur befristet erteilt, ihre qualitativen Vorausset- zungen jedoch regelmäßig streng überprüft werden, schreckten nach- haltiger als die auf Dauer unzumut- bare Praxis weiterhin unentwegt zu- gunsten anderer „durchleuchtet, transparent gemacht, gedeckelt und getöpft zu werden".

Die Kritik an der Berliner KV- Spitze relativierte der Kölner Neu- rologe und Psychiater Dr. med.

Winfried Schorre mit der Bestäti- gung, daß die KV Berlin, „was ei- nen gewissen Bereich des Wirt- schaftlichen anbelangt, gut bedient"

sei. Die Berliner Kassenärzte waren bei der Vorbereitung des EBM „in der glücklichen Lage", voll infor- miert zu sein; ihr Vorstand verfahre offenbar „sehr liberal" — für die In- itiatoren und ihre Heißsporne eine kalte Dusche, in der auch das Feuer kollegialer Unzufriedenheit langsam verglimmte .. .

Karl-Heinz Wenzel, Berlin

Ärzteverbände:

Ost-West-Begegnung

Zum zweiten Mal trafen sich Vertreter der Weltgesundheitsorga- nisation (WHO) mit den west- und osteuropäischen Ärzteverbänden.

Das erste Treffen hatte 1986 in Wien stattgefunden. Diesmal war Paris Austragungsort einer interessanten Ost-West-Begegnung.

Vier Themen standen auf der Tagesordnung: AIDS, eine Aktion gegen den Tabakkonsum, die Rolle des Arztes in der Epidemiologie und bei der Krebsbekämpfung sowie ein Erfahrungsaustausch über die Auf- gaben der Ärzteverbände und ihren Einfluß auf die Gesundheitspolitik.

Bei der Diskussion zum letzten The- ma hielten sich die Vertreter Osteu- ropas auffällig zurück; gibt es doch in den sozialistischen Staaten keine Ärztekammern oder eigenständigen ärztlichen Verbände. Am Rande der Sitzungen war jedoch zu hören, daß einige liberalere Ostblockstaaten den Versuch unternehmen wollen, eigenständige ärztliche Berufsorga- nisationen einzuführen. Motor sind hier die bereits existierenden medi- zinisch-wissenschaftlichen Gesell- schaften.

Die bundesdeutsche Delega- tion, die unter Leitung von Dr. med.

Klaus Goder (Bundesärztekammer) stand, konnte Kontakte zu Vertre- tern der DDR knüpfen. Möglicher- weise kommt die von der Bundes- ärztekammer seit Jahren angebote- ne Zusammenarbeit nun doch vor- an, etwa durch Literaturaustausch, Einladungen zum Deutschen Ärzte- tag und gegenseitige Besuche von Delegationen.

Die Sachthemen des Tages

In der Diskussion über den Ta- bakkonsum wurde die Bedeutung der Person des Arztes als Nichtrau- ber und somit Vorbildfunktion be- tont. Die WHO forderte die Ärzte- verbände auf, ihre Mitglieder zum Nichtrauchen anzuhalten. Beim sta- tistischen Vergleich des Anteils der Nichtraucher unter den Ärzten zum

Nichtraucheranteil der allgemeinen Bevölkerung stand die Bundesrepu- blik noch im guten Mittelfeld. über- legt wurde, die nationalen Flugge- sellschaften aufzufordern, auf Flü- gen Rauchverbot zu erlassen. Auf allen ärztlichen Veranstaltungen sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, nicht zu rauchen. Das Aufstel- len von Zigarettenautomaten und der Verkauf von Tabak an Jugendli- che soll weitestgehend einge- schränkt werden.

Das Thema AIDS wird auch in den Ostblockstaaten inzwischen nicht mehr negiert. Prof. Luc Mon- tagnier, Leiter des Pariser Pasteur- Instituts und weltweit einer der be- deutendsten AIDS-Forscher, warnte vor zu hohen Erwartungen an die schnelle Entwicklung eines geeigne- ten Impfstoffes. Dieser ist in den nächsten Jahren nicht in Sicht.

Nachdem anfängliche Erwartungen getrogen haben, müsse man nun ein- kalkulieren, daß nach der Entwick- lung eines Vaccines im Labor noch zusätzlich mindestens vier Jahre ein- geplant werden müssen, bevor ein solcher Impfstoff breite Anwendung finden könnte. Um so wichtiger sei- en Aufklärung und Anwendung epi- demiologischer Erkenntnisse. Das Institut von Prof. Montagnier wird in Kürze einen Test in den Handel bringen, mit dem gleichzeitig das HIV 1- und HIV 2-Virus nachgewie- sen werden kann. Interessant war, daß sich auch die osteuropäischen Vertreter, zumindest auf der Sit- zung, gegen Zwangstestung, Diskri- minierung oder Kündigung von HIV-infizierten Arbeitnehmern aus- sprachen.

Das WHO-Programm „Ge- sundheit für alle bis zum Jahre 2000" spielte auf der Tagung eine eher untergeordnete Rolle. Heraus- gegriffen wurden einige realistische Einzelpunkte, die sich mit den na- türlichen Aufgabenstellungen der Ärzteschaft decken. Auch in diesem Punkt wurde die gleichartige ärzt- liche Mentalität bei den Ärztevertre- tern Westeuropas und der Ostblock- staaten deutlich. Vereinbart wurde, WHO-Tagungen dieser Art weiter- hin einmal jährlich stattfinden zu lassen; der Austragungsort für 1988 steht noch nicht fest. BÄK A-136 (20) Dt. Ärztebl. 85, Heft 4, 28. Januar 1988

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