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Archiv "BAYERN: Jugendliche nehmen mehr Arzneimittel" (30.06.1977)

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Die Information:

Bericht und Meinung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

RHEINLAND-PFALZ

Geänderte Richtlinien für Sozialstationen

Nach neuen Richtlinien des Mini- sters für Soziales, Gesundheit und Sport, Dr. Heiner Geissler, zur Aner- kennung und Förderung von Sozial- stationen durch das Land werden in Zukunft die Betriebskosten der So- zialstationen durch Festbeträge be- zuschußt. Für eine in einer Sozial- station tätige Gemeindeschwester leistet das Land künftig einen Zu- schuß von mehr als 10 000 DM jähr- lich; ähnliche Zuschüsse werden für Altenpfleger und Familienpflegerin-

nen gezahlt. Damit endet die Anlauf- phase, während der Land und Kom- munen die ungedeckten Betriebsko- sten jeweils mit 40 Prozent bezu- sch ußten.

Ende des Jahres 1976 versorgten in Rheinland-Pfalz 60 Sozialstationen etwa 60 Prozent der gesamten Be- völkerung mit ambulanten Pflege- diensten. Weitere 35 bis 40 Sozial- stationen sind noch geplant. WZ

BAYERN

Jugendliche nehmen mehr Arzneimittel

Die bayerischen Gesundheitsämter verteilen über Schulen und Jugend- organisationen ein Faltblatt des In- nenministeriums für die „Arzneimit- telerziehung" von Jugendlichen etwa ab 15 Jahren.

Anlaß zu dieser Aufklärungsaktion waren Erkenntnisse aus zwei Befra- gungen junger Menschen, die im Auftrag des bayerischen Innenmini- steriums von Infratest durchgeführt wurden. Danach verwendeten im Jahre 1973 von 1,8 Millionen Ju- gendlichen dieser Altersgruppe 1,2 Millionen leichte Schmerzmittel, 55 000 schwere . Schmerzmittel, 180 000 Schlaf- oder Beruhigungs- mittel und 110 000 Anregungsmittel.

Eine entsprechende Befragung für das Jahr 1976 ergab eine Zunahme des Arzneimittelkonsums mit fol-

genden Zahlen bei 2,1 Millionen Mit- gliedern der Altersgruppe: 1,4 Mil- lionen leichte Schmerzmittel, 60 000 schwere Schmerzmittel, 220 000 Schlaf- oder Beruhigungsmittel und 140 000 Anregungsmittel. WZ

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Kein „Verbot" für Diplompsychologen

Der Zweite Vorsitzende der Kassen- ärztlichen Vereinigung Schleswig- Holstein, Dr. Rudolf Gahrmann, hat sich gegen Behauptungen gewandt, die gesundheitliche Versorgung psychiatrischer Patienten sei da- durch gefährdet, daß die Kranken- kassen Leistungen von Diplompsy- chologen nicht mehr bezahlen. In Erklärungen der Kommission „Klini- sche Psychologie" der Landesgrup- pe des Berufsverbandes Deutscher Psychologen hatte es geheißen, die Kassenärztlichen Vereinigungen hätten es den Kassenärzten „unter Androhung von Regreßforderungen verboten, Diplompsychologen zur Behandlung seelisch kranker Pa- tienten mit heranzuziehen". Dabei

können nach Ansicht der Kommis- sion Nervenärzte und Psychiater al- lein die Versorgung der Bevölke- rung in diesem Bereich nicht ge- währleisten.

Dr. Gahrmann stellte dazu klar, von einem Verbot an die Kassenärzte könne absolut nicht die Rede sein.

Nach den Richtlinien für die Psycho- therapie könnten nur Ärzte mit ent- sprechender Weiterbildung die Be- handlung durchführen; allerdings dürfe der Arzt die Behandlung an einen Psychologen delegieren, so- fern er dies aus medizinischen Gründen für notwendig erachtet.

Bevor die Kassen die Bezahlung übernehmen, müsse der behandeln- de Arzt über ein Gutachterverfahren die gewünschte Psychotherapie ge- nehmigen lassen. Dr. Gahrmann er- klärte dazu: „Oftmals liegen gerade bei Kindern eher pädagogische Pro- bleme vor, die nicht unbedingt psy- chotherapeutisch gelöst werden müssen." yn

AUS ALLER WELT

VEREINIGTE STAATEN

Datendiebstahl

Ein Datenverarbeitungsskandal grö- ßeren Ausmaßes bahnt sich in den Vereinigten Staaten an. Ein Gericht in Denver/Colorado hat ein Verfah- ren gegen eine Detektivfirma in Gang gebracht, der vorgeworfen wird, sie habe vertrauliche Unterla- gen aus Computern an große Versi- cherungsunternehmen verkauft. Das Detektivbüro, „Factual Service Bu- reau Inc." habe, so heißt es in der Anklage, Agenten besessen, die in der Lage gewesen seien, Personal- daten aus den elektronischen Archi- ven des amerikanischen Bundeskri- minalamtes (FBI) sowie der zentra- len Steuerverwaltung abzurufen, also auf elektronische Weise zu stehlen. Der Staatsanwalt des Bun- desstaates Colorado meinte dazu, dieser Fall sei nur der sichtbare Gip- fel eines Eisberges.

Der Prozeß dürfte zu Überlegungen führen, ob die Datenverarbeitungs- methoden, wie sie zur Zeit im Be- reich des Gesundheitswesens und der Sozialversicherung üblich sind, nicht schnellstens abgeändert wer- den müssen.

Wenn jedoch das Bundeskriminal- amt und, wie ein Beamter des Innen- ministeriums meinte, auch der Ge- heimdienst CIA und die amerikani- sche Armee schon Schwierigkeiten mit der Sicherheit ihrer Daten hät- ten, wo doch diese Stellen auf Si- cherheitsvorkehrungen ohnehin großen Wert legen — wie kann man dann erwarten, daß die Dienststellen der sozialen Sicherheit, bei denen solche Fragen nur eine untergeord- nete Bedeutung zu haben scheinen, ihre Daten und Unterlagen besser schützen?

Der republikanische Kongreßabge- ordnete Moss hat deshalb auch ge- fordert, die seit kurzem eingeführte Praxis wieder abzuschaffen, daß mehrere Krankenversicherungsun- ternehmen in ihren Büros Terminals stehen haben, die an den Zentral- computer des sozialen Sicherheits- systems angeschlossen sind. Es

1704 Heft 26 vom 30. Juni 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung

handelt sich hier um Versicherun- gen, die unter anderem auch die Ab- wicklung des Medicare-Programms im Auftrag des Staates besorgen, also die Arzt-, Medikamenten- und die Krankenhausrechnungen dieser Patienten für den Staat vorauszah- len.

Der Präsident einer kürzlich gegrün- deten Vereinigung, die sich für ei- nen verbesserten Datenschutz im Gesundheitswesen einsetzt, der Arzt Dr. Alfred M. Freedman, verlangt, daß insbesondere die Krankenhäu- ser sich gegen die immer zahlrei- cher werdenden Wünsche oder For- derungen von Regierungsstellen wenden, Daten aus den Kranken- hauscomputern zu erhalten.

So hat das Bundesgesundheitsmini- sterium gerade 300 Krankenhäuser aufgefordert, ihm von den unter den Medicaid- und Medicare-Program- men behandelten Patienten die Da- ten über das Alter, die Wohnung, den Blutdruck, die behandelnden Ärzte, die Einweisungsdiagnose und den Zustand bei der Entlassung mit- zuteilen.

Diese Praxis ist, so Dr. Freeman, ins- besondere deswegen höchst be- denklich geworden, weil die Sozial- versicherungsnummer, die jeder US-Bürger hat und die bisher nur im Geschäftsbetrieb zwischen der So- zialversicherung und dem Versi- cherten selbst benutzt werden durfte, auf Grund von politischen und polizeilichen Interventionen in- zwischen praktisch zur Personen- kennziffer in den USA geworden ist.

Sie wird heute sogar auf Führer- scheinen und auf Kreditkarten be- nutzt.

Im Laufe dieses Jahres erhofft man sich allerdings eine Verbesserung der Situation durch die Vorlage ei- ner Studie, die bereits vor zwei Jah- ren vom Kongreß in Auftrag gege- ben worden ist und in der von Da- tenverarbeitungsexperten ebenso wie von Politikern Vorschläge für eine Verbesserung der gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Ver- traulichkeit von Daten gemacht wer- den sollen. bt

KANADA

Die Millionen- Dollar-Liste

Ein groteskes Spiel hat die linksste- hende „Neue Demokratische Partei"

mit Hilfe einer juristischen Lücke mit den Ärzteeinkommen in der kanadi- schen Provinz Ontario getrieben. Da allerdings alle Zeitungen der Provinz in dieser Sache auf seiten der Ärzte standen und entsprechend kom- mentierten, sehen die Betroffenen sie inzwischen als eine parlamenta- rische oder Justizkomödie an. Dies war geschehen:

Bei der Provinzregierung lag eine Liste, auf der alle diejenigen Ärzte der Provinz Ontario verzeichnet wa- ren, welche im Finanzjahr 1974/75 mehr als 100 000 Dollar an Honora- ren aus der staatlichen Sozialversi- cherung bezogen hatten. Der Vorsit- zende des Finanzausschusses im Provinzparlament, ein Abgeordneter der NDP, verlangte, daß diese Liste dem Ausschuß vorgelegt wurde. Da- gegen protestierte die Ärztevereini- gung, weil sie befürchtete, daß die Zahlen in dieser Liste mißinterpre- tiert werden könnten — und außer- dem gingen sie das Parlament über- haupt nichts an. Der Ärzteverband beantragte eine einstweilige Verfü- gung, die auch erlassen wurde. Ge- gen diese Verfügung legte aus grundsätzlichen juristischen Erwä- gungen heraus der Rechtsvertreter der Provinzialregierung Einspruch ein; der Fall wurde daraufhin an das nächsthöhere Gericht verwiesen.

Hier aber nun war die Lücke: Die

BLÜTENLESE

Helvetia felix

Zum Jahresende erhielten drei schweizerische Beamte von ihrer Dienststelle einen Blauen Brief, mit dem sie auf- gefordert wurden, sich nach einer anderen Stellung umzu- sehen. Wegen Untüchtigkeit im Amt sehe sich die Dienst- stelle gezwungen, sie späte- stens am 1. April 1977 zu ent- lassen. Unwiderruflich. Durrak

Verfügung trat mit der Verweisung an ein anderes Gericht außer Kraft, bis die nächsthöhere Instanz sie be- stätigte. Dies aber verschaffte dem Ausschußvorsitzenden zwei Stun- den Zeit — er rief sein Komitee zu- sammen, ließ einen entsprechenden Beschluß fassen und erhielt tatsäch- lich die Liste drei Minuten, bevor der nächste Gerichtsspruch wiederum im Sinne der Ärzte erlassen wurde.

Zwar war angeordnet worden, daß nur Ausschußmitglieder die Liste zu Gesicht bekommen würden, doch sah man sie bald in den Händen eini- ger anderer Abgeordneter; ein eben- falls der NDP angehörendes Aus- schußmitglied spielte sie der Zei- tung „Ontario Globe and Mail" zu, von der sie der „Toronto Star" dann klaute.

Nun wird die hochinteressante Rechtsfrage, ob die Regierung die Liste überhaupt herausgeben durfte, nicht geklärt werden. Die Ärzte aber sind's zufrieden: Der Abgeordnete, der die Liste an die Zeitung weiter- gab, mußte auf Druck aller seiner Parlamentskollegen aus dem Aus- schuß ausscheiden, und alle Zeitun- gen berichteten korrekt, daß diese Zahlen keine Netto-, sondern Brut- toeinnahmen seien, oder daß bei- spielsweise ein Arzt in der Liste auf- taucht, der an das Sozialversiche- rungssystem gar nicht angeschlos- sen ist — die Patienten, die er privat behandelt, erhalten nämlich Kosten- erstattung, und so kommt auch sein Name in der regierungsamtlichen Datensammlung vor. Einige andere Ärzte erscheinen mit Beträgen von über einer Million Dollar — sie sind nämlich Mitglieder von Gemein- schaftspraxen, bei denen aus Grün- den der Verwaltungsvereinfachung einer für alle als Abrechnungspart- ner gegenüber der Sozialversiche- rung fungiert. Zahlreiche Leserbrie- fe aber erschienen in den nächsten Tagen, in denen den Politikern un- verblümt gesagt wurde, sie sollten ihre Nasen nicht in solche Dinge stecken — nicht von Ärzten, sondern von Patienten eingesandt. Und das Kanadische Ärzteblatt stellte befrie- digt fest: Dies war der Tag, an dem die Öffentlichkeit auf die Seite der Ärzte überschwenkte. bt

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 26 vom 30. Juni 1977 1705

Referenzen

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