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Archiv "Befragung der Ärzte in Weiterbildung: Im Großen und Ganzen zufrieden" (16.01.2015)

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A 74 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 3

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16. Januar 2015

BEFRAGUNG DER ÄRZTE IN WEITERBILDUNG

Im Großen und Ganzen zufrieden

Fast 80 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung in Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein würden ihre Weiterbildungs- stätte weiterempfehlen. Defizite sehen sie bei der Organisation der Weiterbildung.

E

ine qualitativ hochwertige Weiterbildung zum Facharzt darf nicht dem Zufall überlassen werden, denn sie dient letztlich der Patientensicherheit. Inwieweit der ärztliche Alltag diesem Anspruch ge- recht wird, war bereits 2009 und 2011 Gegenstand zweier bundeswei- ter Befragungen von Assistenzärzten und Weiterbildern. Im vergangenen Sommer fand die Evaluation der Weiterbildung in deutschen Kran- kenhäusern und Arztpraxen erstmals dezentral statt. Das Ergebnis ähnelte dem der beiden bundesweiten Um- fragen: Der ärztliche Nachwuchs er- teilte der Weiterbildung mit 2,44 wie schon 2009 (2,54) und 2011 (2,44) erneut eine gute Gesamtbeurteilung.

Knapp 80 Prozent der Assistenten, die sich an der jüngsten Befragung beteiligten, würden ihre Weiterbil- dungsstätte weiterempfehlen.

Die Ärztekammern Baden-Würt- temberg, Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern und Nordrhein hatten

im vergangenen April rund 15 000 Ärztinnen und Ärzte in Weiterbil- dung aufgefordert, einen Online- Fragebogen auszufüllen. Es gab knapp 40 Fragen zu beantworten, die sich auf vier Fragenkomplexe bezogen: Was? – Vermittelte Fach- kompetenzen, Wie? – Kompeten- zen der Weiterbilder, Womit? – Or- ganisation der Weiterbildung und Wo? – Ausstattung und Qualität der Weiterbildungsstätte.

Niedrige Teilzeitquote trotz hohem Frauenanteil

Die Beteiligung der Assistenzärzte fiel mit knapp 20 Prozent niedriger aus als in den Jahren zuvor (2009:

32,8 Prozent, 2011: 38,6 Prozent).

Einen ähnlichen Wert erreichte auch der Online-Rücklauf in Westfalen- Lippe, das in einer eigenen Evalua- tion rund 6 600 Assistenzärzte be- fragt hatte. Allerdings schickten dort gut 50 Prozent der Nachwuchs- mediziner den zusätzlich per Post

versendeten Fragebogen zurück (siehe „79 Prozent empfehlen ihre Klinik“ in diesem Heft). In Nord- rhein erklärt man sich das damit, dass online offenbar noch nicht „all- umfassend akzeptiert“ wird.

Ziel der dezentralen Befragung war es, im Rahmen eines Pilotpro- jekts den alten, bundesweiten Fra- gebogen, der sich an einem Schwei- zer Modell orientierte, abzuspecken und besser auf die Situation in Deutschland zuzuschneiden. Au- ßerdem wurden ausschließlich die Ärzte in Weiterbildung befragt und nicht, wie in den Jahren zuvor, auch die Weiterbilder. Unter Federführung der Ärztekammer (ÄK) Nordrhein entwickelten Baden-Württemberg, Hamburg und Mecklenburg-Vor- pommern einen wissenschaftlich validierten und im Vergleich zu den früheren Befragungen deutlich kür- zeren Fragebogen.

Der Trend, dass zunehmend Frauen den Arztberuf ergreifen, GRAFIK

Im Fragen - komplex „Wie“, einem von vieren, beurteilten Assis- tenzärztinnen und -ärzte ihre Weiterbilder.

Kompetenz der Weiterbilder

Meine Weiterbilder verfügen über sehr gute Fähigkeiten, eigenständiges Lernen zu fördern.

Meine Weiterbilder nehmen mich ernst und behandeln mich wie einen vollwertigen Mitarbeiter.

Ich erhalte regelmäßig und zeitnah eine Rückmeldung zu meiner Arbeit (Anerkennung oder auch konstruktive Kritik).

Meine Weiterbildung wird an meinen individuellen Weiterbildungsbedarf angepasst.

Meine Weiterbilder beteiligen sich aktiv an der Lösung von Konflikten.

Meine Weiterbilder fördern Teamentwicklung und Teamarbeit.

Meine Weiterbilder verfügen über sehr hohe didaktische Fähigkeiten.

Meine Weiterbilder verfügen über sehr hohe praktisch-medizinische Fähigkeiten.

Kompetenzen meiner Weiterbilder (Gesamt)

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

[Zustimmung: 1 = vollkommen ... 6 = überhaupt nicht]

P O L I T I K

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Deutsches Ärzteblatt

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16. Januar 2015 A 75 spiegelt sich in der Beteiligung an

der Online-Befragung wider: 58,63 Prozent der Antwortenden waren Frauen, 39,94 Prozent Männer, 1,43 Prozent machten keine Angaben zur Person. Überrascht zeigten sich die Kammern angesichts des Frauen- überschusses über die niedrige Teil- zeitquote: Nur 13,79 Prozent der Befragten gaben an, mit reduzierter Stundenzahl zu arbeiten.

Offenbar wirkt sich inzwischen auch die gute Arbeitsmarktlage für angehende Fachärzte aus. 74 Prozent der Befragten stimmten einer anony- misierten Veröffentlichung ihrer Be- urteilungen selbst für den Fall zu, dass weniger als vier Kollegen aus der eigenen Abteilung an der Umfra- ge teilgenommen haben. „Das drückt in gewisser Weise das gestiegene Selbstbewusstsein der jungen Ärztin- nen und Ärzte aus“, meinte Rudolf Henke, Präsident der ÄK Nordrhein.

„Ich freue mich, dass das Verhältnis zwischen angehenden Fachärzten und ihren weiterbildenden Kollegen laut unserer Evaluation im Großen und Ganzen ein gutes ist.“

Denn der ärztliche Nachwuchs zeigt sich mit seinen Weiterbildern recht zufrieden. Gut die Hälfte fin- det, dass ihre Weiterbilder über sehr gute Fähigkeiten verfügen, eigen- ständiges Lernen zu fördern. 75 Prozent erklären, ihr Weiterbilder nehme sie ernst und behandle sie wie einen vollwertigen Mitarbeiter.

Zeitnahes und regelmäßiges Feed- back zu ihrer Arbeit erhalten aller- dings nur 43 Prozent der Assistenten.

Während ebenfalls nur 43 Prozent der Weiterzubildenden die didakti- schen Fähigkeiten ihrer Weiterbil- der schätzen, bescheinigen ihnen mehr als 80 Prozent sehr hohe praktisch-medizinische Fähigkei- ten. „Mit diesen Ergebnissen erhal- ten wir ein aktuelles Bild, wie die Weiterzubildenden die Qualität der Weiterbildung vor Ort und das En- gagement der Weiterbilder ein- schätzen“, kommentierte Dr. med.

Andreas Crusius, Präsident der LÄK Mecklenburg-Vorpommern.

Gut schneidet auch die Bewer- tung der Weiterbildungsinhalte ab:

Knapp 63 Prozent der Befragten sind überwiegend oder vollkommen zufrieden mit der Vermittlung von

Kenntnissen und Fertigkeiten, die für eine eigenständige und eigenver- antwortliche ärztliche Tätigkeit er- forderlich sind. Weitere 22 Prozent finden, das sei „eher“ der Fall.

Nachholbedarf gibt es dagegen bei spezifischen Inhalten: 32 Prozent sehen Defizite bei der ärztlichen Gesprächsführung, 53 Prozent der Weiterzubildenden wünschen sich eine bessere Vermittlung der Grund- lagen wissenschaftlichen Arbeitens.

Außerdem fühlen sich 52 Prozent nur schlecht auf die Betreuung Ster- bender vorbereitet. Das sei insbe- sondere vor dem Hintergrund der Debatte um den assistierten Suizid interessant, fand Prof. Dr. med.

Frank Ulrich Montgomery, Präsi- dent der Bundesärztekammer (BÄK) und der ÄK Hamburg. Es sei gut, wenn diese kritischen Punkte in die geplante Novellierung der Weiter- bildungsordnung mit einfließen könnten. Dort sollten grundlegende Kenntnisse in besonderer Weise ver- ankert und sichtbar werden.

Wie bei den vorangegangenen Befragungen auf Bundesebene ver- missen die Assistenten in den vier Kammerbereichen strukturierte Weiterbildungspläne (75 Prozent).

Allerdings sind fast 77 Prozent der Auffassung, dass sie die in den Wei- terbildungsrichtlinien enthaltenen Mindestzahlen von Untersuchun- gen und Behandlungen an ihrer Weiterbildungsstätte erfüllen kön- nen. Die vereinbarten Arbeitszeitre- gelungen werden hingegen nur bei 46 Prozent der Ärzte vollkommen oder überwiegend eingehalten.

Gute Weiterbildung ist zum Qualitätskriterium geworden

Der Präsident der Landesärztekam- mer (LÄK) Baden-Württemberg, Dr. med. Ulrich Clever, appellierte an die angehenden Fachärzte, sich an Befragungen zur Situation in der Weiterbildung zu beteiligen. Nur so könne diese verbessert werden.

„Durch die Veröffentlichung der Er- gebnisse der Evaluation erhoffen wir uns, dass künftig die Weiterbil- dungsassistenten bei ihrer Stellen- suche hierauf zurückgreifen wer- den, um ihren Weiterbildungsbe- fugten zu finden“, ergänzte Dr.

med. Michael Schulze, Vorsitzender

des Ausschusses „Ärztliche Weiter- bildung“ der LÄK Baden-Württem- berg. Bislang ist das noch nicht der Fall. 72,8 Prozent der Befragten ga- ben an, dass frühere Bewertungen bei der Wahl ihrer Weiterbildungs- stätte keine Rolle gespielt hätten.

Bei der Bundesärztekammer, die für die früheren Befragungen feder- führend war, erklärt man das damit, dass erstmals 2011 die Evaluations- ergebnisse für alle Weiterbildungs- stätten veröffentlicht wurden. Das sei vermutlich nicht mehr in den Köpfen, hieß es. Die Arbeitsmarkt- situation habe sich verändert. Die Assistenten könnten sich heute ihre Weiterbildungsstätte aussuchen. Ei- ne gute Weiterbildung sei zu einem Qualitätskriterium geworden.

Die Pilotbefragung liefert Impulse für Verbesserungen

Für den Ausschussvorsitzenden Schulze lässt sich aus der aktuellen Befragung, insbesondere aus den Fra- gekomplexen „Wie“ und „Womit“, er- kennen, an welchen Stellen der Wei- terbildungsprozess verbessert werden kann. „Daran ließen sich Ideen knüp- fen, die Weiterbilder durch entspre- chende Maßnahmen besser auf ihre Aufgabe vorzubereiten und im Aus- tausch mit den Ärztekammern dafür Sorge zu tragen, dass die Organisati- on der Weiterbildung letztlich vom Anfang bis zum Ende möglichst rei- bungslos und mit Freude am Ergeb- nis betrieben werden kann“, erklärte er. Aus der Pilotbefragung ergäben sich regional wichtige Im pulse, meinte auch BÄK-Präsident Mont- gomery. Sie gelte es mit Unterstüt- zung der Ärztekammern in vielfälti- gen Kontakten zwischen Weiterbil- dungsbefugten und Assistenten um- zusetzen. Für den weiteren Prozess gehe es darum, die gewonnenen Er- fahrungen mit dem Fragebogen- Tool zu nutzen, um eine Teilnahme für die Assistenten attraktiver zu machen. Wichtig sei nun, das Positi- ve der jüngsten Umfrage herauszu- stellen, gleichzeitig aber an den Pro- blemen zu arbeiten, erklärte Nord- rheins Kammerpräsident Henke.

„Weiterbildung ereignet sich nicht von allein, sondern sie muss täglich aufs Neue gelebt werden.“

Heike Korzilius

P O L I T I K

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