A3120 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 46⏐⏐17. November 2006
M E D I Z I N
Richtigstellung der Daten
In Tabelle 2 der Arbeit wird der Anteil der Patienten, de- ren Hepatitis-C-Virusinfektion chronisch wird, für Neu- geborene mit 1 bis 4 Prozent angegeben. Leider ent- spricht diese niedrige Rate nicht den Tatsachen. In unse- rer ebenfalls vom Kompetenznetz Hepatitis geförderten Studie, deren Daten den Autoren somit bekannt sind, überblicken wir derzeit 776 vertikal HCV-exponierte Kinder. Von diesen erwiesen sich 34 als infiziert; dies ent- spricht einer Übertragungsrate von 4,4 Prozent. Von 30 der 34 infizierten Kindern können wir den Verlauf sehr ausführlich dokumentieren. In 25 Fällen entwickelte sich eine chronische Infektion, nur bei fünf Kindern weist der Verlauf darauf hin, dass die Infektion spontan ausgeheilt ist. Somit ist die Chronifizierungsrate mit 83 Prozent min- destens so hoch wie bei im Erwachsenenalter erworbenen Infektionen und liegt deutlich über den von den Autoren angegebenen 1 bis 4 Prozent. Ich halte eine Richtigstel- lung dieser Daten für unabdingbar.
PD Dr. med. Susanne Polywka
Institut für Mikrobiologie, Virologie und Hygiene Zentrum für Klinische Pathologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52
20246 Hamburg
E-Mail: polywka@uke.uni-hamburg.de
Intrahepatisches Gallengangskarzinom
Herrn Dr. Greten et al. ist für das gelungene Plädoyer für eine präventive Onkologie am Beispiel des HBV- beziehungsweise HCV-assoziierten hepatozellulären Karzinoms (HCC) sehr zu danken. Das HCC ist derzeit das in der westlichen Welt am stärksten zunehmende Tumorleiden; aktuelle Daten belegen diese Entwick- lung auch für (den Nordosten) Deutschland (1). Bemer- kenswert ist in diesem Zusammenhang, dass zudem die Häufigkeit des intrahepatischen cholangiozellulären Karzinoms (CCC) zunimmt. Für den Anstieg der intra- hepatischen Gallengangskarzinome (CCC) wird eben- falls die chronische Hepatitis-C(HCV)-Infektion als ein ursächlicher Faktor mit angeführt. So geht die HCV-bedingte Leberzirrhose nicht nur mit einem er- höhten Risiko für ein HCC, sondern auch für ein CCC einher (2, 3). Gelegentlich entwickelt sich in der zirrho- tischen Leber sogar gleichzeitig ein HCC und ein CCC.Die effektive Therapie und insbesondere die Prävention der chronischen HBV- beziehungsweise HCV-Infekti- on stellen somit die besten präventiven Massnahmen der Virus-assoziierten primären Leberkarzinome (HCC und CCC) dar.
LITERATUR
1. Schurr R, Stölzel U, Schuppan D, Schwertner C, Steinberg J, Scherübl H: Zunahme des hepatozellulären und des intrahepati- schen cholangiozellulären Karzinoms im Nordosten Deutschlands.
Dtsch Med Wochenschr 2006; 131, 1649–55.
2. Yamamoto S, Kubo S, Hai S et al.: Hepatitis C virus infection as a likely etiology of intrahepatic cholangiocarcinoma. Cancer Sci 2004; 95: 592–5.
3. Shaib Y, El-Serag H, Davila J, Morgan R, McGlynn K: Risk factors of intrahepatic cholangiocarcinoma in the United States: a case-con- trol study. Gastroenterology 2005; 128: 620–6.
Prof. Dr. med. Hans Scherübl Klinik für Innere Medizin
Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie Vivantes Netzwerk für Gesundheit – Klinikum Am Urban Dieffenbachstraße 1
10967 Berlin
Prof. Dr. med. Ulrich Stölzel Klinik für Innere Medizin II Gastroenterologie und Infektiologie Klinikum Chemnitz gGmbH Flemmingstraße 2 09116 Chemnitz
Schlusswort
Wir bedanken uns für den Hinweis der Kollegin Po- lywka. In der Tat hat die Kollegin Polywka recht mit Ihrem Hinweis. Die Zahl 1 bis 4 Prozent bezog sich auf die Anzahl der Neugeborenen von Patientinnen mit chronischer HCV-Infektion, deren Kinder eine HCV-Infektion entwickeln.
Herr Scherübl weist in seinem Beitrag darauf hin, dass Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion auch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines CCC haben. Dieser Befund deckt sich mit Berichten aus den USA (1). Vielleicht sollte hier jedoch noch hinzugefügt werden, dass auch die HBV-Infektion als ein Risikofaktor für das intrahepatische CCC disku- tiert wird (2).
Aus der täglichen Praxis wissen wir, wie frustran die Therapie eines HCC sein kann, bleibt zu hoffen, dass durch einer adäquate Prävention beziehungswei- se Therapie der viralen Hepatitis das HCC (und viel- leicht auch das CCC) in Deutschland bald wieder ein sehr seltener Tumor sein wird.
LITERATUR
1. Shaib YH, El-Serag HB, Davila JA, Morgan R, McGlynn KA: Risk fac- tors of intrahepatic cholangiocarcinoma in the United States: a case- control study. Gastroenterology 2005; 128: 620–6.
2. Shaib Y und El-Serag HB: The epidemiology of cholangiocarci- noma. Semin Liver Dis 2004; 24: 115–25.
Priv-Doz. Dr. med. Tim F. Greten Priv.-Doz. Dr. med. Heiner Wedemeyer Prof. Dr. med. Michael.P. Manns
Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover
zu dem Beitrag
Prävention Virus-assoziierter Karzinomentstehung:
Am Beispiel des hepatozellulären Karzinoms
von Greten TF, Wedemeyer H, Manns MP in Heft 26/2006