unterscheiden. Ferner ließen sich auch im Langzeitverlauf relativ stabi- le und relativ vulnerable Bereiche unterscheiden: verbale Fähigkeiten erwiesen sich zum Beispiel als weni- ger stark betroffen als visuelle Funk- tionen, ebenso wie Merkfähigkeit und komplexe kognitive Ausfälle un- ter Zeitdruck. Der Referent betonte, daß ergänzend zur neuropsychologi- schen Diagnostik stets auch Verhal- tensparameter und soziofamiliäre Belastungen berücksichtigt werden müßten. Auch wenn ihnen kein di- rekter Einfluß auf Art und Ausprä- gung der kognitiven Leistungsausfäl- le zukomme, so seien sie doch bei der Planung therapeutischer Maß- nahmen von allergrößter Bedeutung.
Längerfristige Rehabilitationsmaß- nahmen ließen sich nämlich nur dann sinnvoll planen und durchfüh-
ren, wenn spezielle Trainingsberei- che definiert würden und wenn man erreichen könne, daß störende Ver- haltensweisen und Belastungen im soziofamiliären Bereich nicht als Hindernisse der therapeutischen Be- mühungen wirksam würden.
Die rege Diskussion, die sich im Anschluß an die Referate ergab, konzentrierte sich auf eine Vielzahl von Themen, unter anderem die Be- deutung der Händigkeit für verschie- dene Teilleistungsschwächen, das Konzept der minimalen zerebralen Dysfunktion, die sekundären Fol- gen von Teilleistungsschwächen, die Häufigkeit psychischer Störungen bei den verschiedenen Teilleistungsstö- rungen, die Frage, ob eine Spontanre- mission von Teilleistungsstörungen möglich ist, die Bedeutung motori- scher Koordinationsstörungen, die
Häufigkeit der Kombination von Re- chenschwächen und Legasthenie und die Bedeutung von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen bei Teil- leistungsschwächen.
Insgesamt sind diese Teillei- stungsschwächen Störungen von ho- her klinischer und sozialpolitischer Bedeutung, wenn man an ihre Fol- gen denkt. Insofern sind vermehrt Anstrengungen zu unternehmen, um ihre Ursachen zu ergründen, ihre Be- handlung zu verbessern und über ih- re Folgen aufzuklären.
Professor Dr. med. Dr. phil.
Helmut Remschmidt
Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität
Hans-Sachs-Straße 4-6 W-3550 Marburg
Omeprazoltherapie beim Zollinger- Ellison-Syndrom
1983 wurden alle Therapiestudi- en mit dem Protonenpumpenhem- mer Omeprazol unterbrochen, nach- dem bei einem Rattenstamm ei- ne Hyperplasie enterochromaffiner Zellen (ECL-Zellen) unter einer le- benslangen hochdosierten Behand- lung beobachtet worden waren. Das Phänomen ist inzwischen geklärt und wird auf die durch die Substanz in- duzierte Hypergastrinämie zurück- geführt. Beim Zollinger-Ellison-Syn- drom, das definitionsgemäß (Gastri- nom) mit einer Hypergastrinämie einhergeht, ist die Proliferation argy- rophiler Zellen seit langem geläufig.
Da Omeprazol bei diesem seltenen Krankheitsbild heute als Mittel der Wahl gilt, untersuchten die Autoren das Verhalten der ECL-Zellen unter einer Protonenpumpenhemmer-Be- handlung. Bei Patienten mit Zollin- ger-Ellison-Syndrom betrug die ECL-Zell-Zahl 15,7 Prozent ± 6,9 Prozent, bei Patienten mit einer idi- opathischen Ulkuserkrankung 7,8 Prozent ± 2,3 Prozent. An dieser Rate änderte sich auch unter einer dreijährigen Dauertherapie mit ho- hen Dosen von Omeprazol nichts.
Karzinoidtumoren wurden nicht be- obachtet, auch das Serumgastrin
stieg nicht an. W
Maton, P. N., E. E. Lack, M. J. Collen, M. J. Cornelius, E. David, J. D. Gardner, R. T. Jensen: The effect of Zollinger-Elli- son Syndrome and omeprazole therapy an gastric oxyntic endocrine cells. Gastroen- terology 99: 943-950, 1990
Digestive Disease Branch, National Insti- tute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases, National Institutes of Health, Bethesda, USA.
Früherkennung des hepatozellulären Karzinoms
Zu den gängigen Komplikatio- nen der Leberzirrhose gehört die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms, insbesondere bei Patien- ten mit einer Persistenz des Hepati- tis-B-Virus. Wie japanische Untersu- chungen gezeigt haben, läßt sich durch regelmäßige sonographische Kontrolluntersuchungen dieses Kar- zinom frühzeitig entdecken. Die Au-
toren führten insgesamt 2004 Unter- suchungen bei 660 Patienten (179 Fälle von Leberzirrhose, 481 Fälle von chronischer Hepatitis) durch.
Dabei wurden 22 hepatozelluläre Karzinome (3,3 Prozent) entdeckt;
die Verifizierung erfolgte durch An- giographie und/oder histologische Untersuchung. In vier Fällen (18 Prozent) handelte es sich um kleine Solitärknoten von weniger als 1 cm Durchmesser, in elf Fällen (50 Pro- zent) um einen Solitärknoten von weniger als 2 cm Durchmesser, in zwölf Fällen (55 Prozent) erfolgte ei- ne chirurgische Resektion. Im Ver- gleich zu einer Kontrollgruppe von 83 Patienten mit hepatozellulärem Karzinom, die nicht regelmäßig so- nographisch kontrolliert worden wa- ren, lag die Zahl der kleinen opera- blen hepatozellulären Karzinome si- gnifikant höher.
Tanaka, S., T. Kitamura, K. Nakanishi, S.
Okuda, H. Yamazaki, T. Hiyama, I. Fuji- moto: Effectiveness of Periodic Checkup by Ultrasonography for the Early Diagno- sis of Hepatocellular Carcinoma. Cancer 66: 2210-2214, 1990
Center for Adult Diseases, Osaka, Japan
A-2400 (68) Dt. Ärztebl. 88, Heft 27, 4. Juli 1991