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Archiv "Weltärztebund: Gentests für Risikogruppen" (04.11.2005)

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Weltärztebund

Gentests für Risikogruppen

Mitgliederversammlung verabschiedete Empfehlung.

Ä

rztinnen und Ärzte sollten An- gehörige von Risikogruppen für bestimmte genetisch bedingte Er- krankungen gezielt über die Möglich- keiten von Gentests vor einer geplanten Heirat oder Schwangerschaft informie- ren. Einzelpersonen oder Paaren, die sich einem solchen Test unterziehen wollen, sollte eine umfassende und qualifizierte genetische Beratung zur Verfügung stehen. Das sind Tei- le einer Empfehlung für Ärztin- nen und Ärzte, die der Weltärzte- bund (World Medical Association, WMA) bei der dies-

jährigen Generalver- sammlung Mitte Okto-

ber in Santiago, Chile, verabschiedet hat. Diese befasst sich mit den medizini- schen, sozialen, ethischen und rechtli- chen Aspekten der Gentechnik.

Die Repräsentanten von weltweit mehr als acht Millionen Ärzten spra- chen sich strikt gegen den Missbrauch genetischer Testmethoden aus. In der Reproduktionsmedizin beispielsweise dürfe ein Screening nicht dazu benutzt werden, „Wunschkinder“ mit besonde- ren Eigenschaften zu selektieren oder eine Geschlechterauswahl zu treffen – es sei denn, „es liegt eine geschlechts- spezifische genetische Erkrankung vor“, heißt es in der Empfehlung. Die WMA betont darin außerdem die Bedeutung des informed consent (Einwilligung nach Aufklärung), der Beratung und der Vertraulichkeit von Testergebnissen.

Handlungsbedarf sieht das Gremium auch bei der ärztlichen Aus- und Fortbil- dung. Medizinstudierende und Ärzte sollten insbesondere in den Bereichen genetischer Beratung geschult werden, die die Diagnostik präsymptomatischer Erkrankungen betreffen. „Wir hoffen, dass unsere Empfehlung Ärztinnen und Ärzten weltweit dabei hilft, die Proble-

me zu bewältigen, die der rasante Fort- schritt im Bereich der genetischen Dia- gnostik und Therapie aufwirft“, erklärte der Vorsitzende des Vorstands der WMA, Dr. Yoram Blachar (Israel).

„Wir wollen, dass die genetische For- schung voranschreitet, aber unter stren- gen Auflagen.“ Vor diesem Hintergrund tritt die WMA dafür ein, dass niemand aufgrund seiner genetischen Disposi- tion diskriminiert werden darf.

Ein weiteres Schwerpunktthema der diesjährigen Generalversammlung wa- ren die negativen gesundheitlichen Fol- gen des Alkoholkonsums. In einer Er- klärung, die von Ärzten aus mehr als 40 Staaten unterstützt wird, heißt es, rund vier Prozent aller Erkrankungen weltweit seien auf übermäßigen Alko- holkonsum zurückzuführen. Die Zahl der Todesfälle und Behinderun- gen liege ähnlich hoch wie die der Raucher und Hypertoni- ker. Im Kampf gegen den Al- koholabusus setzt die WMA auf bevölkerungsbezogene An- sätze, die das soziale Umfeld beeinflussen und die Verfüg- barkeit alkoholischer Geträn- ke beschränken. Diese eigneten sich besser zur Prävention alkoholbedingter Erkrankungen als individuelle Ansätze, bei denen Aufklärung und Erziehung im Mittelpunkt stehen. Für erfolgver- sprechend hält der Weltärztebund unter anderem Altersbeschränkungen oder eine Begrenzung der Verkaufsstätten.

„Wir würden es befürworten, wenn es zur Alkoholkontrolle eine ähnliche Rahmenkonvention der Weltgesund- heitsorganisation gäbe, wie die zur Tabakkontrolle, die Anfang des Jahres in Kraft trat“, sagte Blachar.

Neuer Präsident des Weltärztebun- des ist der südafrikanische Augenarzt und Vorsitzende des dortigen Ärztever- bandes Dr. Kgosi Letlape. In seiner An- trittsrede warnte er davor, dass Ärzte zunehmend zu Erfüllungsgehilfen des Staates degradiert würden, indem ihre berufliche Rolle sich zunehmend dar- auf beschränke, die billigste Therapie anzuwenden. Ärzte müssten mehr als bisher Gesundheitspolitik gestalten statt sich von dieser steuern zu lassen.

„Der Weltärztebund muss in Zukunft mehr soziale Führungsaufgaben über- nehmen“, so Letlape. Heike Korzilius T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 44⏐⏐4. November 2005 AA3009

ärztlichen Tätigkeiten zu widmen, an- dererseits würde der Beruf des Kran- kenhausarztes wieder an Attraktivität gewinnen. Die Qualität der Kodierung entscheidet über die Erlöse einer Kli- nik. Deshalb wird der Arzt im Kranken- haus überhäuft mit Hitlisten, Check- listen, Kodierleitfäden, Kitteltaschen- büchern zur Kodierung und zeitkriti- schen Kodieraufgaben.

Die jährlichen Neuerungen im DRG-System stellen selbst den erfahre- nen Arzt vor immer neue Herausforde- rungen. Wirkliche Arbeitserleichterun- gen gibt es nur wenig, denn selbst mit der Einführung der elektronischen Da- tenverarbeitung ist der Arbeitsumfang der Klinikärzte angewachsen. Ob von Ärzten oder durch Kodierfachkräfte kodiert wird, ist auch eine Kostenfrage – ebenso wie die Qualität der Daten und der Kodierung. Auch bei noch so gewis- senhafter Dokumentation und Kodie- rung durch den Arzt ist eine Unterstüt- zung durch spezialisiertes Fachpersonal (Medizincontroller, Kodierfachkräfte) wegen der detaillierten Kenntnisse des DRG-Systems und der gesetzlichen Neuregelungen notwendig. Die Frage, ob der Arzt sich wieder vermehrt der klinischen Arbeit zuwenden sollte, ist durchaus berechtigt.

Verwaltungskosten steigen

Die Attraktivität des Arztberufes sinkt seit der Einführung des DRG-Systems – auch wegen des hohen Anteils an fachfremden, weitgehend verwaltungs- orientierten Aufgaben. Weil die ärzt- liche Arbeitskraft teurer ist, wirkt sich die zunehmende Verwaltungsarbeit durch die Ärzte negativ auf die Kosten- struktur der Krankenhäuser aus. Den Klinikleitungen, die trotz Wirtschaft- lichkeit und Effizienz Strategien ent- wickeln, die die Mitarbeiterzufrieden- heit steigern und die Personalfluktuati- on senken, wird Erfolg beschert sein.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 3006–3009 [Heft 44]

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Sascha Baller M.Sc.

Dr. med. Kerstin Oestreich M.Sc.

Institut für Medizincontrolling Rohrbacher Straße 92 69116 Heidelberg

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