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Archiv "GENETISCHE BERATUNG: Erbarmen" (11.01.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen

Arznei mittelpreis-Vergleichsliste

Die sechste senkrechte Spalte® ist für freie Eintragungen durch den Arzt vorgesehen. Hier kann er eige- ne Beobachtungen und Informatio- nen über Verträglichkeit, Wirksam- keit usw. einzelner Präparate in Kurzform vermerken.

Solche persönlichen Notizen sind - einmal eingetragen - beim schnel- len Gebrauch der Liste nützlich. Zu- gleich aber wird mit dieser Freispal- te noch einmal deutlich gemacht, daß der Arzt bei seiner Auswahl nicht nur auf den Preis schauen, sondern auch ihm bekannt gewor- dene Qualitätsmerkmale oder Erfah- rungen an seinem eigenen Patien- tenklientel (beispielsweise Verträg- lichkeit, Nebenwirkungen!) berück- sichtigen soll.

Eine Ausnahme

Neben diesem Regelaufbau der Li- ste gilt folgende Ausnahme: ln den- jenigen Fällen, in denen - bei aus- schließlich individuell zu dosieren- den Wirkstoffen- eine rechnerische mittlere Tagesdosis @ nicht sinn- voll angegeben werden kann, ent- hält entsprechend die erste senk- rechte Spalte@ keine Angaben. Die Präparate sind in diesen Fällen nach grob vergleichbaren Packungsgrö- ßen zusammengefaßt oder einfach du rehgängig nach Preisen geord- net. Die Auswahl des preisgünstig- sten Präparates erfolgt dabei über die Angabe der Preise pro Gewichts- einheit ([) (fünfte senkrechte Spal- te). Die Auswahl einer preisgünsti- gen und therapiegerechten Pak- kungsgröße ist in diesen Fällen zwar erschwert, aber durch Abwägung von Gewichtspreis und angestrebter Verabreichungsdauer möglich.

Der medizinische Textteil

®

im un- teren Teil jeder Präparateübersicht informiert - wie besprochen - über wichtige pharmakatherapeutische Daten eines Wirkstoffes.

Nur Hilfsmittel für den Arzt

Die dargestellte Preisvergleichsliste für Arzneimittel ist ein Beginn. Die

Kassenärzteschaft hat über das Zen- tralinstitut für die kassenärztliche Versorgung mit Unterstützung durch die deutsche Apothekerschaft (ABDA) bereits seit längerem an der- artigen Preisvergleichslisten gear- beitet. Jedoch ergaben sich erst auf- grund legislativer Änderungen die notwendigen Rechtsgrundlagen. Die jetzt vom Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen verab- schiedete Liste ist aus rechtlichen und methodischen Gründen einigen Beschränkungen unterworfen, die ihre Aufgabe klar abgrenzen: Sie ist eine preisorientierte Leitlinie bei der ärztlichen Pharmakotherapie, sie ist aber nicht alleinige Informations- quelle für den Arzt, sondern nur ein Hilfsmittel. Sie sollte als Hilfsmittel aber angesichtseines durch gesetz- geberische Auflagen (Arzneimittel- höchstbetrag) Ietzt I ich begrenzten Ausgabenvolumens auf dem Arz- neimittelsektor nicht unterschätzt werden.

~ Jedoch wäre die zukünftige Ein- beziehung von Qualitätsmerkmalen dringlich, um diese Liste nicht nur zum Stimulans eines vermehrten preislichen, sondern auch qualitati- ven Wettbewerbs auf dem Pharma- markt zu machen.

Ebenso ist selbstverständlich eine zügige Erweiterung der Liste not- wendig, um nicht nur, wie in diesem ersten Schritt, ein Sechstel des Pharmaangebots abzudecken, son- dern dieses möglichst vollständig zu erfassen.

Für die Verfasser:

Dr. med.

Friedrich Wilhelm Schwartz Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der

Bu ndesrepu bli k Deutsch land Haedenkampstraße 5

5000 Köln 41 (Lindenthal)

110 Heft 2 vom 11. Januar 1979 DEUTSCHES ARZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

GENETISCHE BERATUNG

Eine weitere Zuschrift (zwei andere ver- öffentlichten wir in Heft 46/1978) zu den in Heft 39/1978 veröffentlichten Äuße- rungen von Dr. G. Büttner und cand. med. Stephan Grüter:

Erbarmen

Die Mitteilungen von G. Büttner und E. Grüter ... können nicht ohne Wi- derspruch hingenommen werden.

Das angeschnittene Thema gewinnt erst sein volles Gewicht, wenn man die erblich bedingte schwere Oligo- phrenie in die Diskussion einbe- zieht. Bekanntlich ist sie nicht selten zu finden (Patienten mit Imbezillität etwa bei 0,5 Prozent, mit Idiotie bei etwa 0,25 Prozent der Bevölke- rung).

Die Mehrzahl der . Fälle gelten als erblich bedingt. Man beobachtet diese Patienten höchst selten in der Öffentlichkeit, weil sie stationär be- treut werden müssen. Die Bevölke- rung kann sich daher kein Bild von dem namenlosen Elend machen, das sich in den betreffenden psych- iatrischen Abteilungen verbirgt.

Denn die oft reißerisch aufgemach- ten Berichte in Zeitschritten und an- deren Publikationsorganen geben darüber nicht annähernd Auskunft.

Der Verfasser hatte als Direktor von zwei psychiatrischen Großkranken- häusern und einer Universitäts-Ner- venklinik viele dieser Patienten in seinem Verantwortungsbereich zu behandeln. Nur wer als Arzt, als Krankenschwester oder Pfleger so- wie als naher Angehöriger den un- mittelbaren Kontakt mit diesen Pa- tienten beibehält, weiß, daß es sich um die Ärmsten der Armen in unse- rer Gesellschaft handelt. Die thera- peutischen Möglichkeiten erschöp- fen sich bei den praktisch bildungs- unfähigen Oligophrenen auf die Ein- schleifung von Verhaltungsschablo- nen und gelegentliche Medikatio- nen. Die begrenzt bildungsfähigen imbezillen Patienten können son- derpädagogisch, milieu- und ar- beitstherapeutisch geringgradig ge- fördert werden, und wenn die psych- iatrische Versorgung auch unserer

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen Briefe an die Redaktion

oligophrener Patienten hoffentlich verbessert wird, noch etwas mehr.

Im ganzen stoßen aber auch die be- sten therapeutischen Bemühungen, selbst bei entschiedener humanitä- rer Grundeinstellung, hier bald in ih- re Grenzen.

Es ist notwendig, den vollen Ernst der schweren Oligophrenie-Zu- standsbilder auch den psychiatrisch nicht versierten Ärzten vor Augen zu führen, denn bei Patienten mit Down-Syndrom — die überwiegend bildungsfähig und integrierungsfä- hig sind — könnte der Eindruck ent- stehen: Dies alles ist gar nicht so schlimm! Jedenfalls kann man keine Eltern motivieren, angesichts idioti- scher Kinder den positiven Sinn ei- nes solchen Schicksals zu begrei- fen! Ein Theoretisieren über „meta- physische" Dimensionen führt uns dabei nicht weiter, sondern vor al- lem die Anerkennung der spezifisch menschlichen Dimension, in der das Erbarmen mit den Ärmsten der Ar- men den Ausschlag gibt.

Das Wort vom „lebensunwerten Le- ben" stiftet hier nur Verwirrung. Die- se von Binding und Hoche aufge- stellte These, die während der Zeit des Nationalsozialismus grausige Wirklichkeit wurde, betrifft die Tö- tung von psychiatrischen Patienten.

Es bedarf keiner Erläuterung, daß diese Verbrechen das Gegenstück zu jeder Ethik, auch der des Arztes darstellen. Wohl hat es aber schon seit langem, schon vor 50 und mehr Jahren, in der Medizin einen letzten, wenn auch besonders schweren Schritt des Arztes gegeben, um noch Schlimmeres, wie etwa den Tod der Schwangeren, zu verhüten;

es war und ist die Schwanger- schaftsunterbrechung.

Auch in der Gegenwart kann bei ge- nau definierten Voraussetzungen dieser besonders schwere Schritt nicht kategorisch abgelehnt werden, wenn die eindeutige Chance be- steht, schweres Unheil und sogar namenloses Elend abzuwenden oder einzudämmen. Die Aussichten dafür sind bei Personen mit geisti- ger Behinderung deswegen real vor-

handen, weil sie sich bevorzugt als Geschlechtspartner zusammenfin- den. Die Aufgabe genetischer Bera- tungen und weiterer Hilfsmaßnah- men ist daher auch bei diesem Pa- tientenkreis als aktuell anzusehen.

Prof. Dr. med.

D. Müller-Hegemann

Nervenarzt — Psychotherapie — Im Schee 10

4300 Essen 14

POCKEN

In einem Leserbrief in Heft 35/1978 hatte (u. a.) Prof. Ehrengut zur Herstellung und Lagerung von Pockenimpfstoff Stellung genommen. Die Zuschrift gewann unge- ahnte Aktualität, wie diese Brieffolge zeigt:

Traurige Folge

Die neue Laborinfektion mit Variola- virus in der Virusabteilung der Uni- versity of Birmingham unterstreicht die Richtigkeit unserer Bedenken.

Auch in Hamburg mußten am 28.

August 1978 kurzfristig wegen eines Besuchers aus dem gleichen Institut Überlegungen hinsichtlich eines möglicherweise notwendigen Pok- kenalarms angestellt werden. Der In- fektionsmodus der 40jährigen ist bislang unbekannt geblieben. Nach einem Bericht der WHO (Wkly epi- dem. Rec. 53 [1978], 221-222) gibt es bis jetzt noch 14 Laboratorien auf der Welt, die Variolavirus lagern.

Muß dies wirklich noch sein? Kön- nen die Chefs der jeweiligen Labors die Gefahr einer Laborinfektion mit Variolavirus in einer Welt, in der die Pocken ausgerottet sind, noch ver- antworten?

Prof. Dr. W. Ehrengut

111

Vor kurzem habe ich Ihnen einen Kommentar zum Pockenausbruch in Birmingham geschickt. Es dürfte Sie interessieren, wie der weitere Fort- gang der Ereignisse war: (Text einer dpa-Meldung) „Der britische Pok-

ken-Experte Professor Henry Bed- son, der sich vermutlich selbst die Kehle durchgeschnitten hatte, ist gestern in Birmingham gestorben.

Dem 48jährigen unterstand die Ab- teilung für Mikrobiologie und Virus- forschung an der Medizinischen Fa- kultät in Birmingham. Wahrschein- lich in seinem Labor hatte sich eine Angestellte mit Pockenviren infi- ziert. Der Fall hatte den Professor tief deprimiert. Nach Angaben von Freunden fühlte sich Bedson verant- wortlich." Es ist nur bedauerlich, daß Prof. Bedson sich die Dinge so zu Herzen genommen hat. Vielleicht können Sie darüber einen entspre- chenden Kommentar schreiben.

Prof. Dr. W. Ehrengut Ltd. Med.-Direktor Hinrichsenstraße 1 2000 Hamburg 26 REZENSIONS-REZENSION

Zu der Renzension des Buches „Lesezei- chen" in Heft 48/1978 bemerkt der Ver- fasser des Buches:

Paracelsus; Li Tai Pai

Paracelsus wurde in dem entspre- chenden Schauspiel nicht eigentlich umgedeutet, da sein Name nur als Symbol verwandt wurde. Er ist also in diesem Drama nur eine Symbolfi- gur. Li Tai Pai wurde nicht umge- deutet, im Gegenteil, das Drama folgt streng historisch seinem Le- bensablauf. Bekanntlich stellte er sich in den auf die An Lu-shan Revo- lution folgenden Wirren auf die fal- sche Seite, nämlich auf 'die Seite des Prinzen Yun Hwang Ling. Nach des- sen Niederlage floh er in die Hu Nan Provinz, wo man ihn aufgriff, dann zum Tode verurteilte und später be- gnadigte. Der Umschlag des Buches ist keine Skizze nach Art japanischer Skizzen, sondern eine original-chi- nesische Stickerei. Die Schriftzei- chen sind chinesische Zierschrift.

Das Buch hat allerdings den „Feh- ler", daß es nicht „progressiv" ist.

Dr. med. Walter Fick Bahnhofstraße 117 8901 Kutzenhausen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 2 vom 11. Januar 1979 111

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