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A1630 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 24½½½½15. Juni 2001
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ictoria Adelaide Mary Louise von Preußen, die„Kaiserin Friedrich“, wie sie sich nach dem Tod ihres nur 99 Tage regierenden, schwer kranken Gatten, Kaiser Fried- rich III., nannte, war eine der bedeutendsten und zu- gleich beliebtesten Persönlich- keiten Kronbergs. Am 4. Au- gust 1901 verstarb sie dort, erst 61 Jahre alt.
Die 1840 geborene, künst- lerich begabte und ausgebil- dete Tochter Königin Victorias von England und ihres deut- schen Gemahls, Prinz Albert von Sachsen-Coburg, die 18- jährig den Kronprinzen Fried- rich Wilhelm von Preußen heiratete und mit ihm und den acht Kindern bis zu seinem Tod im Neuen Palais in Pots- dam lebte, verbrachte ihre Wit- wenjahre in Kronberg.
Sie wirkte nicht nur als en- gagierte Bauherrin, sondern engagierte sich auch auf sozia- lem Gebiet, errichtete ein Kranken- und Armenhaus, ei- ne Bibliothek sowie ein nach damaligen Vorstellungen mu- sterhaft ausstaffiertes Laza- rett. Das seit 1889 von ihr er- baute, repräsentative Schloss (heute Hotel) samt Riesen- parkanlage, die ab jetzt ihren Namen tragen soll, konnte sie nach Fertigstellung nur knapp sieben Jahre bewohnen.
Die sich noch heute ihrer Wohltäterin zu Dank ver- pflichtet fühlenden Kronber- ger lassen das Jahr 2001 mit zahlreichen Veranstaltungen
zum „Kaiserinnen-Jahr“ wer- den: Eine Sonderausstellung der keineswegs dilettierenden Frau ist seit kurzem in der
„Receptur“ zu sehen. Sie um- fasst unter anderem rund 40 Aquarelle, Bleistift- zeichnungen, Ölbil- der, Briefe, Notizen, Gäste- und Tage- bücher.
Die aus dem Besitz der Hes- sischen Hausstif-
tung, dem Städel und Pri- vatbesitz zusammengetrage- nen Arbeiten stellen die um- fassendste Präsentation ihrer Werke dar, unter denen sich die reizvollen Porträts ihrer hübsch kostümierten Kinder Margarete, Waldemar, Hein- rich und Victoria besonderen Interesses erfreuen. Künstle- risch wertvoller dürften aller- dings die italienischen Land- schaftsansichten sein, wie
„Bordighera“, „Castello Cie- stra“ und „Gebirgssee mit In- sel“.
Die künstlerischen Neigun- gen der „Kaiserin Friedrich“
und ihr ungezwungenener Umgang mit der malenden Zunft trugen damals ganz ent- scheidend zur Hebung des Ansehens der kleinen Kolonie bei. Der damit verbundene ge- sellschaftliche Wandel brachte von nun an viele auswärtige Besucher in das Taunusstädt- chen und dadurch den Künst- lern hochwillkomme- ne Auftragsarbei- ten. Ein großes Ölbild Frieden- bergers fehlt in der „Receptur“
ebenso wenig wie Ferdinand Brütts
Gemälde von der Aufbahrung in der Johanneskirche.
Eine weitere Schau im Ge- schichtsverein des Stadtmu- seums am Burgtor informiert mit Schwarz-Weiß-Bildern, Dias, einem Buch über die kaiserliche Ausstattung im Schloss Friedrichhof und den Stammbäumen der Kaiserin, die bis auf die Ritter von Kronberg (14. Jahrhundert) zurückgehen.
Historikertagung
Die Hessische Kulturstiftung zeigt die Ausstellung „Wit- wenjahre der Kaiserin“, die bis 31. Oktober auf Schloss Fasa- nerie bei Fulda zu sehen ist.
Geplanter Höhepunkt soll ei- ne von der Hessischen Haus- stiftung organisierte, unter Schirmherrschaft Prinzessin Annes stehende Internationa- le Historikertagung werden, die vom 4. bis 7. September auf der Kronberger Burg stattfin- det – „Mission und Schicksal einer englischen Prinzessin in Deutschland“. Nähere Aus- künfte und weitere Daten über die Museumsgesellschaft. Tele- fon: 0 61 73/ 92 94 90.
Britta Steiner- Rinneberg
100. Todestag
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Heesssseen n ffeeiieerrtt „„K Kaaiisseerriin n FFrriieeddrriicch h““
Mit zahlreichen Veranstaltungen wird an die Witwe Kaiser Friedrichs III.
erinnert. Sie wirkte nicht nur als Künstlerin und engagierte Bauherrin, sondern engagierte sich auch auf sozialem Gebiet.
Kaiserin-Friedrich- Stiftung
Die älteste Tochter der Queen Victoria, nach dem Tod ihres Gemahls Kaiserin Friedrich genannt, war neben ihren poli- tischen und künstlerischen Ambitionen auch sozialmedizinisch engagiert. So hat sie im Jahr 1900 die ersten unentgeltli- chen Fortbildungskurse für niedergelas- sene Ärzte in Frankfurt/Main initiiert.
Zur Erinnerung an diese Tätigkeit wur- de sie Namensgeberin des Kaiserin-
Friedrich-Hauses für das ärztliche Fort- bildungswesen am Robert-Koch-Platz 7, das 1906 eröffnet wurde. Die Kaiserin- Friedrich-Stiftung ist nach einer wechsel- vollen Geschichte 1992 an ihren Stamm- sitz zurückgekehrt und führt dort ärztli- che Fortbildungsveranstaltungen durch.
Die Hörsäle und Seminarräume stehen auch anderen medizinischen Organisa- tionen zur Nutzung offen. Im Kaiserin- Friedrich-Haus haben medizinische und medizinnahe Organisationen ihren Sitz, unter anderem die Pressestelle der
Bundesärztekammer. Kli
Feuilleton
Foto: Britta Steiner-Rinneberg Foto: Eberhard Hahne