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Archiv "Kaiserin Friedrich-Stiftung: Das Haus der Fortbildung in Berlin" (20.01.2012)

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A 88 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 3

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20. Januar 2012

KAISERIN FRIEDRICH-STIFTUNG

Das Haus der Fortbildung in Berlin

Wiedereinsteiger und ausländische Stipendiaten – die Fortbildung jenseits

des Mainstreams liegt der Geschäftsführerin der Stiftung, Dr. med. Gisela Albrecht, am Herzen. Aber zunächst muss sie sich um das Haus kümmern.

S

o sah im Jahr 1903 im Deut- schen Kaiserreich der Start- schuss für eine nationale Fortbil- dungseinrichtung der Ärzteschaft aus: „Seine Majestät der Kaiser und König haben Euerer Excellenz . . . mündlich zu erkennen gege- ben, dass Allerhöchstdieselben mit lebhafter Freude den Plan begrüs- sen, als Mittel- und Stützpunkt für das ärztliche Fortbildungswesen ein eigenes Gebäude in Berlin zu errichten und dasselbe zu bleiben- dem Gedächtnis des segenreichen Wirkens weiland Ihrer Majestät der hochseligen Kaiserin und Kö- nigin Friedrich auf diesem Gebie- te ,Kaiserin Friedrich-Haus für das ärztliche Fortbildungswesen‘

zu benennen.“ Mit dieser Mittei- lung vom 6. März 1903 aus dem Zivil-Kabinett Wilhelms II. an den Vorsitzenden des Zentralkomitees für das ärztliche Fortbildungswe- sen in Preußen, Prof. Dr. med.

Ernst von Bergmann, stand der Er-

richtung einer geeigneten Baulich- keit an der Luisenstraße in Berlin, nahe der Charité, kaum noch etwas im Wege.

Traditionsreiches Haus im Herzen von Berlin

„Alles, was damals Rang und Na- men hatte, hat Spenden in die Hand genommen und den Bau des Kaise- rin Friedrich-Hauses gesponsert“, erzählt Dr. med. Gisela Albrecht, seit zwei Jahren ehrenamtliche Ge- schäftsführerin der Kaiserin Fried- rich-Stiftung und mit dem Vorsit- zenden Prof. Dr. med. Karsten Vil- mar, Ehrenpräsident der Bundes - ärztekammer, und Schatzmeister Bernd Goldmann im Vorstand der Stiftung. Die Liste der Spender liest sich wie das Who’s who der Wirt- schaftselite zu Beginn des 20. Jahr- hunderts. Albrecht wünschte, auch heute noch auf eine solche Spen- denbereitschaft zu treffen, hat dies- bezüglich aber keine Illusionen.

An der Spitze eines solch tradi - tionsreichen Hauses zu stehen be- deutet für Albrecht eine große Aus- zeichnung, gleichzeitig jedoch auch eine Bürde, wenn sie an den bauli- chen Erhalt dieses prächtigen Ge- bäudes im Herzen von Berlin denkt.

Derzeit bestehe eine ihrer wesentli- chen Aufgaben als Geschäftsführe- rin darin, finanzielle Unterstützung für die Instandhaltung des Kaiserin Friedrich-Hauses einzuwerben. Das Stiftungsvermögen allein reiche bei weitem nicht für die anstehenden unumgänglichen Baumaßnahmen aus. Denn bei allem, was man bei einem solchen traditionsreichen Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, anfasse – Fenster, Fassade, Küche –, müsse man mit großen Ausgaben rechnen.

Das Haus sei mit Vermietungen und den Veranstaltungen sehr gut ausgelastet, erzählt Gisela Albrecht.

Bester Beleg dafür ist, dass wir uns für dieses Gespräch einen freien Raum im obersten Stockwerk su- chen müssen. Aber das damit er- wirtschaftete Plus reiche bei wei- tem nicht für die nötigen Investitio- nen aus. Von der Pharmaindustrie möchte Albrecht bei den eigenen Veranstaltungen unabhängig sein – ein Standpunkt, den sie gerne auch bei Gesprächen mit der Bundesärz- tekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vermit- telt, wenn es um die finanzielle Un- terstützung der Kaiserin Friedrich- Stiftung geht. Ihre Argumentation:

„Wenn wir Ärzte pharmaunab - hängig bleiben wollen, dann müsst ihr euch auch für das Haus mit ver- antwortlich fühlen, um diese natio- nale Begegnungsstätte für Ärzte zu erhalten.“

Anders als viele Charité-Gebäu- de wurde das Kaiserin Friedrich- Haus im Zweiten Weltkrieg nicht Seit 2009 führt

Gisela Albrecht ehren amtlich die Geschäfte der Kaiserin Friedrich- Stiftung am Robert- Koch-Platz in Berlin-Mitte. Zuvor war sie Ärztliche Leiterin des Klini- kum Spandau, Vivantes, und dort Chefärztin für Dermatologie.

Fotos: Georg J. Lopata

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20. Januar 2012 A 89 zerstört. Nach Kriegsende war hier

vorübergehend die russische Militär- kommandatur untergebracht, bevor es an die DDR übereignet wurde.

Den Ärzten wurde die weitere Nut- zung des Hauses untersagt, stattdes- sen war dort bis kurz nach der Wie- dervereinigung die Akademie der Künste untergebracht. Im großen Hörsaal, den man für den Orchester- einsatz umgebaut hatte, traten viele bekannte DDR-Künstler auf.

Nach Arbeitspause wieder zurück in den Arztberuf

Das Stiftungsvermögen konnte der Schatzmeister der Stiftung vor dem Mauerbau in den Westen retten, be- richtet Albrecht. Davon habe man dann die ersten Renovierungen durchführen können, nachdem es im Zuge der Wiedervereinigung nach einem Rechtsstreit mit dem Berliner Senat 1992 gelungen sei, das Haus für die Ärzte und deren Fortbildung zurückzugewinnen.

Sehr am Herzen liegen Gisela Albrecht die Wiedereinstiegskurse für Ärztinnen und Ärzte, die von der Stiftung in Kooperation mit der KBV angeboten werden. Gedacht ist dieses Angebot für diejenigen, die nach einer Arbeitspause wieder zurück in den Arztberuf wollen.

„Mit einem Crash-Kurs sollen die Teilnehmer in den wichtigsten Dis- ziplinen auf den neuesten Stand ge- bracht werden“, führt Albrecht aus.

„Dann stellen wir verschiedene Be- rufsfelder vor, in denen die Kurs- teilnehmer am ehesten tätig werden können.“ Da viele Kursteilnehmer keine Facharztweiterbildung mit- brächten, käme für sie ein Arbeits- platz in einem Krankenhaus eher nicht mehr infrage. Mit der über- bordenden Bürokratisierung und übertriebener Ökonomisierung heut- zutage in den Kliniken würde zu- dem ihre Klientel, der zumeist auch die Unbeschwertheit und der Mut der Jugend fehlte, wohl kaum mehr zurechtkommen.

Vom ökonomischen Druck, der heute auf den Chefärzten laste, kann sie aus eigener Erfahrung als Chef- ärztin für Dermatologie und Ärztli- che Leiterin des Klinikum Spandau, Berlin, berichten. „Der Druck hat enorm zugenommen, zum Beispiel

mit direkter vertraglicher Verpflich- tung auf eine stetig wachsende ,Pro- duktion‘.“ Immer mehr Fälle müss- ten nach dem Geschäftsmodell Krankenhaus in einem bestimmten Zeitraum abgeschlossen werden.

Die Forderung nach einer Steige- rung der Patientenzahlen führe zu ei- ner unehrlichen Medizin, die letzt- lich nur neue Kosten verursache, ist Albrecht überzeugt.

Die Ökonomisierung in der Me- dizin war auch das Thema des zu- letzt stattgefundenen Symposiums für Ärzte und Juristen im Kaiserin Friedrich-Haus. Das Symposium wird von der Stiftung alljährlich veranstaltet; in die inhaltliche Kon- zeption bringt sich Albrecht sehr engagiert ein. Auch das für den 24./25. Februar 2012 geplante 41.

Symposium verspricht ihrer An- sicht nach spannende Fortbildung für Ärzte und Juristen. Es geht un- ter Beteiligung renommierter Ex- perten um das Thema „Gefährdung der ärztlichen Entscheidungsfrei- heit, Gefahren der Korruption“.

Was der ehrenamtlichen Ge- schäftsführerin der Stiftung ganz besonders am Herzen liegt, ist die Betreuung und auch finanzielle

Förderung von Kollegen aus dem Ausland, die sich in Deutschland zum Zwecke der Weiter- oder Fort- bildung aufhalten. Mit diesen Sti- pendiaten laufe hierzulande nicht alles zum Besten, kritisiert Albrecht vor dem Hintergrund eigener Erfah- rungen bei der Betreuung von Sti- pendiaten. „Ich habe mir das nicht so vorgestellt, dass mit denen zum Teil so umgegangen wird.“ Zu häufig würden Chefärzte oder Klinikkon- zerne in den ausländischen Kolle- gen nur billige Arbeitskräfte sehen, die das Geld für ihren Lebensunter- halt aus ihrer Heimat mitbringen.

Ihnen werde eine Weiterbildung zum Facharzt versprochen; die Vermittlung der vorgeschriebenen Weiterbildungsinhalte werde aber oft – gelinde gesagt – vernachläs- sigt. Ergebnis: Viele dieser Gast - ärzte würden scheitern und in ihr Heimatland zurückkehren, ohne den Facharzt geschafft zu haben.

Vision einer Akademie für ausländische Ärzte

„Ich will etwas für diese Kollegen tun“, sagt Albrecht. Für den Juni 2012 plant sie eine Kompaktfortbil- dung für ausländische Ärzte. Diese sollen damit – möglichst zu Beginn ihrer Tätigkeit – über das System der Gesundheitsversorgung in Deutschland, aber genauso über ih- re Rechte und Pflichten aufgeklärt werden. Sie sollen Informationen bekommen, worauf sie zu achten haben und wohin sie sich wenden können, wenn etwas nicht in Ord- nung ist. Langfristig könne sie sich eine Akademie für ausländische Ärzte unter dem Dach der Kaiserin Friedrich-Stiftung vorstellen, be- kräftigt Albrecht, aber für die Um- setzung eines solchen Projekts reichten derzeit die Mittel der Stif- tung nicht aus. Realisiert werden soll jedoch schon bald ein eigenes Stipendienprogramm für besonders förderungswürdige Stipendiaten – und ein Willkommensprogramm für Gastärzte, „damit diese sich hier direkt ein bisschen besser aufgeho-

ben fühlen“.

Thomas Gerst Die Kaiserin Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fort -

bildungswesen ist benannt nach der Ehefrau des deutschen Kaisers Friedrich III. (1831–1888), auch bekannt als der 99-Tage-Kaiser. Kaisergattin Victoria (1840–1901) war die älteste Tochter von Queen Victoria (1819–1901). Die Stiftung wurde auf Initiative von Ernst von Bergmann, Robert Kutner und Friedrich Althoff in Berlin gegründet und zur Trägerin des Kaise- rin-Friedrich-Hauses bestimmt, das zwischen 1904 und 1906 aus privaten Spenden errichtet wurde.

TOCHTER DER QUEEN

@

Programm und weitere Informationen im Internet unter:

www.kaiserin-friedrich-stiftung.de

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