tig erkannt wird. Nur 35,5 beziehungs- weise 29,7 Prozent der Ärzte führen präventive Maßnahmen bei betroffe- nen Patienten durch.
Erkrankungen des venösen Ge- fäßsystems werden ebenfalls unter- schiedlich behandelt. Der Anteil der Ärzte, die nach eigenen Angaben eine Thrombose-Prophylaxe anwenden, beträgt bei Varikosen 26,3 Prozent, bei oberflächlicher Thrombophlebitis 48,7 Prozent und bei chronischem Ve- nenleiden 31,7 Prozent. Auch hier wird deutlich, daß die Ärzte für eine Thrombosegefahr bei einer ungünsti- gen Anamnese oder bei einem Risiko- faktor wie Varikosis (2) noch nicht genügend sensibilisiert sind.
Die Risikofaktoren, die zwar nicht unmittelbar zu einer Thrombose führen, jedoch die Wahrscheinlichkeit einer Thromboseentwicklung erhö- hen, werden von den befragten Ärzten unterschiedlich eingeschätzt: 86,4 Pro- zent sehen ein erhöhtes Thromboseri- siko bei Patienten mit erblichen Gerin- nungsstörungen und Thrombosenei- gung. Frauen, die orale Kontrazeptiva nehmen, gelten für 70,9 Prozent der Ärzte als thrombosegefährdet.
Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Embolierisiko exponentiell an. Frau- en, die sich einer Hormonbehandlung in der Menopause unterziehen, wer- den bemerkenswerterweise jedoch von den Ärzten nur als wenig gefähr-
det (38,1 Prozent) eingestuft. Kompli- kationsschwangerschaften werden von 28,9 Prozent der Ärzte als Risiko- faktor betrachtet. Diabetes mellitus, der ebenfalls zu den Risikofaktoren zählt, wird nur bei 19,9 Prozent der Ärzte als solcher erkannt.
Maßnahmen im ambulanten Bereich Während die niedergelassenen Ärzte bei der Einschätzung der Thrombosegefahr bei verschiedenen Indikationen und Risikogruppen ein uneinheitliches und wenig überzeu- gendes Bild präsentieren, entsteht bei der Art der tatsächlich ange- wandten Prophylaxemaßnahmen ein guter Eindruck. Die positiven Eigen- schaften von niedermolekularem Heparin (NMH) bei der Thrombose- Prophylaxe, wie die feste Dosierung und einfache Handhabung, werden im ambulanten Bereich allgemein er- kannt.
In 90 Prozent der Fälle, in denen eine Thrombose-Prophylaxe durch- geführt wird, wird NMH eingesetzt.
Mit 52,6 Prozent nimmt ASS den zweiten Platz ein, gefolgt von physi- kalischen Methoden (46,4 Prozent).
Bei 24,4 Prozent der Patienten wird NMH ohne zusätzliche präventive Maßnahmen verwendet. Kombina-
tionen von NMH mit ASS (21,3 Pro- zent), mit physikalischen Methoden (17 Prozent) und ASS plus physikali- schen Methoden (20,4 Prozent) sind die weiteren häufigsten Prophylaxe- mittel.
Mehr als zwei Drittel (70,1 Pro- zent) der befragten Ärzte halten die Applikation von NMH in Form von Fertigspritzen für leicht praktizierbar.
Nur 28,7 Prozent halten diese Form für gewöhnungsbedürftig oder nicht praktizierbar. Obwohl sich eine große Mehrheit der befragten Ärzte über diese Applikationsform positiv äußerte, wird die Meinung vertreten, daß eine technische Verbesserung der Applikationsform positive Auswir- kungen auf die ambulante Thrombo- se-Prophylaxe haben würde.
Literatur
1. Carstensen G: Die tiefe Beinvenenthrom- bose aus forensischer Sicht. Unfallchirurgie 1991; 17 (Sonderheft 1): 16–18.
2. Haas S: Risikoabschätzung thromboembo- lischer Komplikationen bei chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen. Akt Chir 1996; 31: 269–275.
Anschrift der Verfasser Dr. phil. Corinna Monser Dipl.-Math. Waldemar Braun Institut für Forschung und Entwicklung (IFE)
Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Straße 44 58455 Witten
A-2114
P O L I T I K MEDIZINREPORT
(26) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 33, 15. August 1997
J
odmangel macht einen Kropf. In Deutschland hat jede fünfte Frau ei- ne vergrößerte Schilddrüse. In der Schwangerschaft nimmt die Zahl zu: Im ersten Trimenon haben 30Prozent, im zweiten 50 Pro- zent und im dritten zwei Drittel aller Schwangeren ei- ne vergrößerte Schilddrüse.
Diese Entwicklung setzt sich in der postpartalen Periode
fort. In der Schwangerschaft fällt die ver- größerte Schilddrüse oft nicht auf. Die Symptome sind unspezifisch. Häufig fühlen sich die Patientinnen überfordert und sind nervös.
Ein relativ sicheres Zeichen ist die Obstipation, die in der Schwangerschaft aber oft als normal abgetan wird. Einen Hinweis können auch das Blutbild und der Hämoglobin-Wert geben. Bei Hypo- thyreosen ist die Anämierate hoch, denn die Eisenspeicherkapazität des Ferritin
kann rasch aufgebraucht werden. Ein plötzlicher Hämoglobinabfall, der nicht auf orale Eisengabe reagiert, kann dar- auf hinweisen. Schwangere und Stillende
können ihren erhöhten Jodbedarf nicht ausreichend über die Ernährung ab- decken. Deshalb sollte eine Schwangere auch ohne größere Diagnostik auf jeden Fall eine Jodtablette mit 200 Mikro- gramm pro Tag oder eine Depotpille ein- mal pro Woche erhalten, war die Emp- fehlung bei einem Seminar zum Thema Schilddrüsenerkrankungen in Beaulieu- sur-Mer. Bei Schwangeren mit großen Kröpfen und Hypothyreose leidet die Entwicklung des Kindes deutlich. Be-
trifft die Schilddrüsenunterfunktion den Fetus, wird Wachstumshormon unzurei- chend ausgeschüttet. Die Kinder sind kleiner, haben eine Trinkschwäche, und der postpartale Ikterus ist ver- längert. Bei Frühgeborenen mit zusätzlicher Schilddrüsen- unterfunktion ist die Sterb- lichkeit besonders wegen un- zureichender Lungenreife drastisch erhöht. Die Schild- drüse eines Neugeborenen sollte einen Milliliter nicht überschreiten und nicht tastbar sein. Nach fünf bis sechs Tagen wird routinemäßig TSH gemessen, ein eher grobes Screening, da TSH bei leich- ten Störungen nicht signifikant erhöht ist. Für den Säugling gilt dann, daß Müt- ter, die stillen, ihre Kinder unter Um- ständen schlechter mit Jod versorgen.
Aber selbst in der vorgefertigten Säug- lingsnahrung variiert der Jodgehalt stark. Dr. med. Cornelia Herberhold