DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Glykosyliertes Hämoglobin
tigen Diabetologen sollte die Ent- wicklung in Richtung auf die auto- matisierten und standardisierba- ren Verfahren zur Bestimmung des HbA, c richtunggebend be- schleunigt werden (13, 14).
Richtwerte
für die HbA ic-Kontrolle
Bei nicht immer völlig identischen Richtwerten für die oberen Norm- grenzen kann man für die Zielgrö- ßen des HbA le bzw. des HbA, nur grobe Empfehlungen geben. Bei einer oberen Normgrenze von et- wa 7,8 Prozent HbA, c , gemessen mit der TBA-Methode in unserem Laboratorium, streben wir zum Zwecke der Prävention der mikro- vaskulären Spätschäden bei jun- gen Diabetikern HbA, e-Werte von unter 8 Prozent an; bei schwange- ren Diabetikerinnen sollte das HbA,, unter 7,5 Prozent liegen.
Werte zwischen 8 und 9 Prozent gelten als befriedigend, Werte von 9 bis 10 Prozent als unbefrie- digend; Werte von über 10 Pro- zent sollten bei jungen Patienten
in der Regel unmittelbar zu einer Revision und Neuorientierung der
Therapie Anlaß geben. Die Be- stimmung des HbA, c dient der Qualitätskontrolle der Diabetes- therapie und der Kontrolle der von den Patienten durchgeführ- ten Selbstkontrollen. Ihre Ergeb- nisse sind dem Patienten mitzu- teilen und zur Grundlage der Dis- kussion mit ihm über die weitere Planung bzw. Veränderung der Therapie zu machen. In Kombina- tion mit den Stoffwechselselbst- kontroll-Aufzeichnungen (2, 15), dem Befinden des Patienten und der lnzidenz von Hypoglykämien ist die HbA, e-Bestimmung der we- sentliche Parameter bei der am- bulanten Führung des Typ-I-Dia- betikers. Harnzuckermessungen oder gar das Mitbringen von ge- sammelten Tag- und Nachturin- portionen zur Glukosuriebestim- mung in das Laboratorium sind demgegenüber vergleichsweise unwichtig bzw. obsolet. Die Be- stimmung des HbA, c sollte bei jun- gen Diabetikern alle drei bis vier Monate durchgeführt werden; das Ergebnis dient als Qualitätskon- trolle für die Bemühungen zur Prävention des mikroangiopathi- schen Spätsyndroms. Ohne eine regelmäßige Kontrolle des HbA l(c)
ist eine effektive Betreuung von jungen Diabetikern heutzutage nicht mehr denkbar.
Literatur
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Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Michael Berger Medizinische Klinik E
der Universität Düsseldorf Moorenstraße 5
4000 Düsseldorf
FÜR SIE GELESEN
Mammakarzinom-Risiko bei Frauen mit benignen Brusterkrankungen in der Anamnese
Eine aufeinanderfolgende Reihe von 791 Frauen, die von 1967 bis 1970 in einem Diagnosezentrum für Brustdrüsenerkrankungen be- handelt und als frei von malignen Erkrankungen bezeichnet worden waren, wurden später zurückver- folgt, um ihre spätere Mammakar- zinom-lnzidenz festzustellen.
Von den 770 (97 Prozent) nachun- tersuchten Frauen hatten 22 Mammakarzinome. Aufgrund von Daten der Welsh Cancer Registry
hatte man nur 8 Fälle von Mamma- karzinom erwartet, so daß das er- höhte Risiko für die Gruppe bei 2,7 lag.
Das erhöhte Risiko trat in allen Al- tersgruppen auf und das sowohl bei Frauen, die als „essentiell nor- mal" erachtet wurden, als auch bei denen, die eine pathologische Anomalität aufwiesen. Bei Epi- thel-Hyperplasie war das Risiko erhöht.
Eine übermäßige Mortalität auf- grund von Mammakarzinom war nicht ersichtlich; aber die Nach- untersuchungsperiode war viel- leicht kurz. In der späteren Karzi- nomgruppe wurden mehr Brust-
Symptome festgestellt und mehr Biopsien durchgeführt als im Ge- samtkollektiv.
Die Autoren sind der Ansicht, daß Frauen, deren Anamnese vormali- ge benigne Brusterkrankungen aufweist, ein leicht erhöhtes Mam- makarzinomrisiko haben; ein se- lektives Screening dieser Frauen wäre jedoch nicht wirtschaftlich und ein Anlaß für unbegründete Angst. dpe
Roberts, M. M., et al.: Risk of breast cancer in women with history of benign disease of the breast, British Medical Journal 288 (1984) 275-278, Dr. M. Maureen Roberts, Breast Screening Clinic, Lothian Health Board, Edin- burgh EH 11 2JL, Scotland
1466 (82) Heft 18 vom 4. Mai 1984 81. Jahrgang Ausgabe A