• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Kinder- und Jugendärzte: Nachwuchsmangel" (30.03.2001)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Kinder- und Jugendärzte: Nachwuchsmangel" (30.03.2001)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D

erzeit scheint noch alles im Lot zu sein. Die 460 Ärzte, die jährlich ih- re Facharztprüfung im Bereich der Pädiatrie ablegen, decken mühelos den Bedarf an Kinder- und Jugendärzten in Klinik, Praxis und öffentlichem Dienst.

Doch: „Schon in wenigen Jahren droht bei den Pädia- tern derselbe Mangel wie bei den Pädagogen“, warnte der Präsident des Berufs- verbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V., Dr. med.

Klaus Gritz, beim 4. Forum für Gesundheits- und So- zialpolitik des Verbandes Mitte März in Berlin.

Die jungen Ärzte haben nicht etwa das Interesse an diesem Berufszweig verlo-

ren. Im Gegenteil, er ist für sie nach wie vor sehr attraktiv. Ursache ist der Man- gel an Weiterbildungsstellen. Als Grün- de nennt Gritz eine zunehmende Be- handlung von Kindern in „Erwachse- nenkrankenhäusern“, den Abbau von Kinderabteilungen sowie die fehlende Förderung von Weiterbildungsstellen bei niedergelassenen Kinderärzten.

Nach Berechnungen des Berufsverban-

des wird sich dadurch vom Jahr 2003 an die Zahl der Nachwuchspädiater halbie- ren. Parallel werden immer mehr Kin- derärzte aus Altersgründen aus dem Be- ruf aussteigen. „Dann dürfte rasch die flächendeckende Versorgung von Kin- dern durch niedergelasse- ne Pädiater zusammenbre- chen“, prophezeite Gritz.

Besonders werde sich die Situation in den östlichen Bundesländern zuspitzen.

Dort ist in den letzten Jah- ren die Zahl der Kinderbet- ten (und damit auch die Zahl der klinischen Kin- derärzte) radikal reduziert worden. Beispiel Sachsen:

Hier scheiden bis 2005 etwa 190 Kinderärzte aus Alters- gründen aus. Bis zu diesem Zeitpunkt werden aber nur 68 Ärzte die Anerken- nung als Pädiater erhalten. Somit wer- den also allein in Sachsen über 120 Kin- derärzte fehlen – ein Mangel, der weder durch Zuzug aus anderen Gebieten noch durch die sinkende Geburtenrate ausgeglichen wird.

„Kinderkliniken dürfen nicht weiter verkleinert oder gar geschlossen wer-

den“, fordert Gritz. „Wenn alle Kinder, die stationär behandelt werden, auf Kin- derstationen liegen würden, hätten wir keinen Nachwuchsmangel“, glaubt auch Dr. med. Gunhild Kilian-Kornell, nie- dergelassene Kinderärztin und Spreche- rin des Berufsverbandes. Bereits 1997 hatte die Gesundheitsministerkonfe- renz festgestellt, dass 40 bis 50 Prozent der Kinder auf den Erwachsenenstatio- nen betreut werden. „Das sollte einge- schränkt und mittelfristig weitgehend unmöglich gemacht werden“, fordert Gritz. Notfalls müsse dies auch gesetz- lich vorgeschrieben werden. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, und es gibt Beispiele katastrophaler Fehlbe- handlung durch pädiatrisch ungeschul- tes Personal“, betonte der Kinderarzt.

Darüber, dass die flächendeckende Versorgung der Kinder durch Pädiater erhalten bleiben muss, waren sich die Vertreter von Politik, Krankenkassen und Ärzteschaft auf dem Forum einig.

Konkrete Zusagen gab es in Berlin aller- dings nicht. Der Vorsitzende des Ge- sundheitsausschusses des Deutschen Bundestages, Klaus Kirschner, sagte je- doch, es werde darüber nachgedacht, die Weiterbildung der Kinder- und Jugend- ärzte finanziell zu unterstützen. Denk- bar wäre eine Förderung analog zu den Allgemeinmedizinern. Diese erhalten monatlich bis zu 4 000 DM, wenn sie ei- ne Weiterbildungsstelle in ihrer Praxis besetzen. Gritz betonte, dass 500 kin- derärztliche Praxen bereit wären, einen jungen Pädiater weiterzubilden, wenn sie eine ähnliche Förderung erhielten.

„Wenn endlich Chancengleichheit her- gestellt würde, könnte unser Berufs- stand selber die Nachwuchslücke weit- gehend schließen.“ Dr. med. Eva A. Richter P O L I T I K

A

A814 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 13½½½½30. März 2001

Dr. med. Klaus Gritz: „Kin- derstationen dürfen nicht geschlossen werden.“

Kinder- und Jugendärzte

Nachwuchsmangel

In den kommenden Jahren wird es an Kinder- und Jugendärzten mangeln, wenn nicht die Weiterbildung in diesem Fachgebiet gefördert wird, warnt der Berufsverband.

Antrag in Bundestag eingebracht

Politische Rückendeckung erhalten die Kinder- und Jugendärzte von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie fordert, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, um die Kinderärzte ebenso zu fördern wie die All- gemeinärzte. Begründung: Die Weiterbildung von Kinderärzten wird nicht durch das Initiativprogramm zur Sicherstellung der allgemeinmedizinischen Versorgung nach § 73 SGB V gefördert, obwohl Kinderärzte an der hausärztlichen Versorgung teilnehmen. Dagegen beteiligen sich seit 1999 Krankenkassen (GKV/PKV) und Kassenärztliche Vereinigungen finanziell an der Weiterbildung von Allgemeinmedizinern.

Außerdem setzt sich die Fraktion dafür ein, die Richtlinie zur häuslichen Krankenpflege zu überarbeiten und im Gesetz die Kinderkrankenpflege als speziellen Ausbildungsgang zu erhalten. Wenn die spezielle Ausbildung der Kinderkrankenschwestern und -pfleger zugunsten einer ganzheitlichen Ausbildung entfal- len würde, hätte das erhebliche Nachteile für die Qualität der Betreuung, heißt es in dem Antrag. Auch die häusliche Krankenpflege von Kindern lässt sich derzeit nur schwer mit den Krankenkassen abrechnen, da sie nicht im Gesetz erwähnt ist. Dabei erfordern Hausbesuche bei kranken Kindern pädagogische Fähig-

keiten und nehmen mehr Zeit in Anspruch. Philip Jürgens

Pädiater werden knapp – bereits im ersten Halb- jahr 2000 stiegen die Stellenangebote für Kin- derärzte um 50 Prozent. Foto: Peter Wirtz

Foto: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Da aber Kinder und Jugendliche mit Ausnahme von Asthmakranken an den Disease-Management-Programmen nicht teilnehmen können, könnte am Ende für deren Behandlung nicht

Angesichts des kaum mehr überschaubaren Wirrwarrs von Heil- und Hilfsmitteln rund ums Kind sei eine sorgfältige Indikati- onsstellung wichtig, die zwischen einer Varianz der

Sie warnten ein- dringlich davor, die Proble- me der künftigen Finanzie- rung des Gesundheitswesens und insbesondere der Kran- kenversicherung nur unter

Goesmann erhofft sich von der ärztlichen Beratung auch, dass Frauen, die hierzu- lande entbinden, von einer Beschneidung ihrer Töchter abgebracht werden können.. In England

Wir haben aber auch erkannt, daß man bei allen politischen Zweck- mäßigkeiten eines nie opfern darf, und das sind die Grundwerte, für die wir angetreten sind und die es auch

Sie bejahten somit die Aus- sage, „Ich kann mir gut vorstellen, Fach- arzt/Fachärztin für Allge- meinmedizin zu werden“..

Um die wirt- schaftliche Existenz kleiner Kinder- kliniken und Abteilungen zu sichern, schlägt Nentwich vor, Kinder und Ju- gendliche ausschließlich in Kinder- krankenhäusern

Aus medizinischer Sicht ist daran besonders zu bemängeln, daß gerade Familien von mehrfach behinderten Kindern nun besonderen Schwierig- keiten bei der Erlangung von Hilfen