Bei der Aussprache zwischen prominenten Abgeordneten des Diskussionskreises Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Repräsentanten der ärztlichen Spitzenorganisationen Bun- desärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung. Bild oben (v.l.): Dr. Peter Spary als Geschäftsführer des Diskussions- kreises Mittelstand; die Bundestagsabgeordneten Hansjürgen Doss (Mainz) und Bundesminister a. D. Dr. Werner Dollinger (Neustadt a. d. Aisch) mit Dr. Vilmar. Bild unten: Dr. Eckart Fied- ler und Prof. Dr. Siegfried Häußler (KBV); Dr. Karsten Vilmar und Dr. Heinz-Peter Brauer (BÄK); die Bundestagsabgeordneten El- mar Kolb (Tettnang) und Julius Louven (Kempen-St. Hubert);
Rechtsanwalt Stefan Gräf (Bonner Büro der Ärzteschaft)
DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Strukturreform:
Vor den politischen Entscheidungen
BONN. Die Probleme ei- ner Strukturreform im Ge- sundheitswesen standen im Mittelpunkt einer Ausspra- che zwischen Bundestagsab- geordneten aus dem Diskus- sionskreis Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfrak- tion und Repräsentanten der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesver- einigung am 10. September im Hause der Deutschen Par- lamentarischen Gesellschaft in Bonn (Fotos auf dieser Sei- te). Ausgehend von dem im Juni beschlossenen Reform- programm der Mittelstands- vereinigung der CDU/CSU erläuterten Dr. Karsten Vil- mar und Prof. Dr. Siegfried Häußler die Anliegen der Ärzteschaft. Sie warnten ein- dringlich davor, die Proble- me der künftigen Finanzie- rung des Gesundheitswesens und insbesondere der Kran- kenversicherung nur unter Kostendämpfungsgesichts- punkten zu sehen; eine wohl- verstandene Strukturreform müsse vielmehr sicherstellen, daß der medizinische Fort- schritt auch künftig allen Pa- tienten zugute kommen kann.
Dr. Karl Becker MdB, In- ternist aus Frankfurt (Main), der maßgeblich an der Team- arbeit beim Entwurf des Mittelstandsprogramms der CDU/CSU zur „Strukturre- form Gesundheitswesen" be- teiligt war, appellierte an die Ärzte, ihre Rolle in der Vor- sorge nicht preiszugeben. Er bestätigte den gesetzgeberi- schen Handlungsbedarf in der Finanzierung der Rent- nerkrankenversicherung. Die Beratungen innerhalb der vorbereitenden Kommission der Regierungskoalition, so Dr. Becker, stehen kurz vor dem Abschluß: Ende Sep- tember seien Einigungen und bis Mitte Oktober die politi- schen Entscheidungen zu er- warten: Ende Oktober kön-
ne dann ein Referentenent- wurf zur Diskussion gestellt werden und der Kabinetts- entwurf werde Ende Dezem- ber/Anfang Januar vorlie- gen.
Der Abgeordnete Elmar Kolb sprach insbesondere auch die Pflegeprobleme an, die den Bundestag vor schwierigste Entscheidungen stellen werden. Auch Mög- lichkeiten künftig verstärkter
„Selbstbeteiligung" wurden offen angesprochen, so unter anderem von dem Abgeord- neten Dr. Klaus W. Lippold (Dietzenbach).
Dr. Eckart Fiedler erläu- terte die Einnahmen- und Ausgabenstruktur der gesetz- lichen Krankenversicherung und wies nach, daß Struktur- probleme eher innerhalb der einzelnen Kassenarten und weniger kassenartenübergrei- fend eine Rolle spielen. DA
Krebszentren für Kinder bleiben
DÜSSELDORF. Der Be- handlung in Spezialabteilun- gen sind, nach Ansicht der nordrhein-westfälischen Mi- nisterin für Wissenschaft und Forschung, Anke Brunn, die guten Heilungschancen für krebskranke Kinder in der Bundesrepublik zu verdan- ken. In 70 Prozent der Fälle sei eine Therapie erfolgreich, vor 20 Jahren habe die Quote bei 20 Prozent gelegen. Der Erfolg sei auch auf die zen- trale Behandlung an den Uni- versitäten zurückzuführen.
Dort könnten wissenschaft- liche Erkenntnisse und Er- fahrungen besser gewonnen werden. Eine Dezentralisie- rung der Behandlung krebs- kranker Kinder lehnt die Landesregierung ab. sk
Vorsorgemaßnahmen gegen Berufskrebs
HEIDELBERG. Die ge- setzlichen Unfallversiche- rungsträger, federführend die Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie, haben einen neuen Dienst zur ar- beitsmedizinischen Vorsorge eingerichtet. Arbeitnehmer, die mit krebserzeugenden Gefahrenstoffen gearbeitet haben, können sich auch dann kostenlos arbeitsmedi- zinisch untersuchen lassen, wenn sie nicht mehr in dem Gefährdungsbereich arbei- ten.
Der Arbeitgeber ist für die arbeitsmedizinischen Un- tersuchungen verantwortlich, solange der Arbeitnehmer im Unternehmen bleibt. Mit den nachgehenden Untersuchun- gen werde eine Forderung des internationalen Berufs- krebsübereinkommens erfüllt werden, erläutert die Berufs- genossenschaft Chemie. sk
90 Prozent gesetzlich krankenversichert
WIESBADEN. 89,3 Pro- zent der Bundesbürger sind bei einer gesetzlichen Kran- kenkasse versichert (als Mit- glied oder als mitversichertes Familienmitglied). Die Aus- wertung einer Befragung im Rahmen des Mikrozensus durch das Statistische Bun- desamt ergab: Etwa 54,4 Mil- lionen Personen genießen Krankenversicherungsschutz bei einer gesetzlichen Kran- kenkasse. Ungefähr ein Drit- tel dieser Versicherten gehört einer Ersatzkasse an. Privat- versichert sind 8,4 Prozent der Bevölkerung. 1,2 Millio- nen Personen (zwei Prozent) haben Anspruch auf „sonsti- gen Versicherungsschutz", wie beispielsweise die Sozial- hilfeempfänger oder diejeni- gen, die der Freien Heilfür- sorge der Polizei, der Bun- deswehr und der Zivildienst- leistenden unterliegen. Nur 0,4 Prozent der Gesamtbe- völkerung sind überhaupt nicht krankenversichert. EB
Fotos: Georg J. Lopata
Dt. Ärztebl. 84, Heft 39, 24. September 1987 (19) A-2523