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Archiv "Kinder- und Jugendmedizin: Spezialisten bleiben außen vor" (25.01.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 425. Januar 2008 A143

P O L I T I K

W

ir als Eltern fragen uns im- mer wieder, ob ein Teil des Leidenswegs vermeidbar gewesen wäre, wenn wir früher einen geeig- neten Arzt und ein Krankenhaus mit Erfahrung in der Crohn-Behand- lung bei Kindern gefunden hätten.“

Es sind Stellungnahmen wie diese, die Prof. Dr. med. Klaus-Peter Zim- mer in seiner Ansicht bestärken, dass es noch immer Defizite in der flächendeckenden Versorgung vor allem von chronisch kranken Kin- dern und Jugendlichen gibt. „Viele Eltern fühlen sich mehr denn je alleingelassen bei der Suche nach einer angemessenen Versorgung für ihre Kinder“, sagt der Leiter der Abteilung Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des Universitätsklini- kums Gießen.

Bestrebungen, die Situation zu verbessern, gibt es schon länger.

2003 beschloss der 106. Deutsche Ärztetag in Köln, für die Kinder-

und Jugendmedizin neben der Neo- natalogie und Kinderkardiologie als zusätzliche Schwerpunkte die Kin- derhämatologie und -onkologie so- wie die Neuropädiatrie einzuführen.

Als Zusatzweiterbildungen kamen die Kinderendokrinologie und -dia- betologie, die Kindernephrologie, -pneumologie, -gastroenterologie und -rheumatologie neu hinzu.

„Ausgangspunkt dieser Novellie- rung waren Hinweise, insbesondere von Eltern und Selbsthilfegruppen, dass es in diesen Bereichen Qua- litätsmängel gibt“, erklärt Zimmer.

Inzwischen sei die (Muster-)Weiter- bildungsordnung in den Landesärz- tekammern umgesetzt, und die Kin-

der- und Jugendmediziner verstärk- ten ihre Weiterbildungsanstrengun- gen, um eine flächendeckende Ver- sorgung anzubieten. „Doch leider wird diese Entwicklung, die der Ärztetag 2003 eingeleitet hat, nicht einhellig umgesetzt“, bedauert Zim- mer.

Denn vielfach verwehren die Zu- lassungsausschüsse, die paritätisch mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und der Kran- kenkassen besetzt sind, den frisch- gebackenen kinderärztlichen Spe- zialisten den Weg in die Niederlas- sung oder aber die Ermächtigung, im Krankenhaus ambulante Leis- tungen zu erbringen. Die Begrün- dung: Der Bedarf kann nicht nach- gewiesen werden.

Genau hier liegt für Pädiater Zimmer das Problem. Häufig erge- ben Umfragen zur Bedarfsanalyse unter den niedergelassenen Fach- ärzten der Region, dass diese Kinder

und Jugendliche mitbehandeln und folglich keinen Bedarf für einen pä- diatrischen Spezialisten sehen. „Ich selber kann in der Klinik Kinder mit Asthma nur bis zehn Jahre ambulant behandeln“, klagt Zimmer. Nur so weit reicht seine Ermächtigung durch die KV. Auch bestimmte Ab- rechnungsvoraussetzungen orientier- ten sich an der Erwachsenenmedi- zin, kritisiert der Kinderarzt. „Es wird beispielsweise der Nachweis von Koloskopiezahlen verlangt, wie sie in der Erwachsenengastroentero- logie üblich sind. Dabei liegen in der Kindergastroenterologie die Fallzahlen deutlich niedriger, weil hier das Karzinom-Screening keine

Rolle spielt.“ Dafür fehlten andere Kriterien der Qualitätssicherung – so etwa der Nachweis, dass der Pä- diater die atraumatische Untersu- chung und das differenzialdiagnos- tische Spektrum beherrscht und über pädiatrische intensivmedizi- nische Erfahrungen, wie die Intuba- tion in der entsprechenden Alters- gruppe, verfügt.

Dass „Erwachsenen-Mediziner“

Kinder mitbehandeln, kritisiert auch Prof. Dr. med. Hansjosef Böhles.

„Die Kinderheilkunde ist ein erlern- ter Beruf. Das kann nicht aus politi- schen Gründen unterlaufen wer- den“, betont der Präsident der Deut- schen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Die Begrenzung von kinderärztlichen Spezialisten auf bestimmte Altersgruppen hält er deshalb für eine „ungebührliche Be- schneidung der Kinderheilkunde“.

„Die niedergelassenen Internis- ten mit Schwerpunkt behandeln Kinder, obwohl sie dafür nicht aus- gebildet sind“, kritisiert auch der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. med.

Wolfram Hartmann. Sein Ausweg aus dem Dilemma: „Wir brauchen eine Bedarfsplanung für die Schwer- punkte der Pädiatrie.“ Zurzeit kön- nen sich die pädiatrischen Spezia- listen nur auf Kinderarztsitze be- werben und sind – anders als die Internisten – haus- und fachärztlich tätig. „Das macht auch Sinn“, sagt Hartmann, „denn von der fachärzt- lichen Tätigkeit allein kann man in der Regel nicht leben.“ Man brau- che in der Versorgung aber auch die Subspezialitäten.

Die bereits weitergebildeten pä- diatrischen Spezialisten müssen nach Ansicht von Zimmer jetzt er- mächtigt werden, um den dringen- den Bedarf bei der Versorgung chro- nisch kranker Kinder zu decken.

„Die Bedarfsplanung darf kein Vor- wand sein, Ärzte an der Anwendung ihrer Expertise zu hindern“, betont der Universitätsmediziner. Als Bei- spiel dient ihm die Gastroenterolo- gie: In Deutschland versorgt ein Gastroenterologe 32 000 Erwachse- ne, während ein Kindergastroente- rologe für 200 000 Kinder und Ju- gendliche zuständig ist. n Heike Korzilius

KINDER- UND JUGENDMEDIZIN

Spezialisten bleiben außen vor

Die Weiterbildungsordnung sieht zahlreiche pädiatrische Schwerpunkte und Zusatzweiterbildungen vor. Vielen Ärzten, die diese durchlaufen haben, bleibt die Niederlassung oder Ermächtigung jedoch verwehrt.

Die Bedarfsplanung darf kein Vorwand sein, Ärzte an der Anwendung ihrer Expertise zu hindern.

Klaus-Peter Zimmer

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