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Archiv "„Gesundheitsreform“: Vorschalten und Nachschalten" (12.06.1992)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

W

eiß der Teufel, weshalb Minister Horst Seeho- fer sein Produkt ausge- rechnet „Gesundheitsstruktur- gesetz" taufen will. Denn gerade das, nämlich eine Reform von reformbedürftigen Strukturen, ist nicht beabsichtigt. Dazu gibt es nur einige lahme Verheißun- gen auf die fernere Zukunft.

„Langfristig geht es darum, die Baugesetze unseres Sozialstaa- tes, Solidarität und Subsidiari- tät, neu zu definieren", heißt es in dem Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministers.

Wie wahr, kann man da nur sa- gen. „Soziale Sicherheit, soziale Gerechtigkeit und Eigenverant- wortung müssen in ein Gleichge- wicht gebracht werden, das den Änderungen im Altersaufbau der Bevölkerung und dem medi- zinischen Fortschritt Rechnung trägt." Und auch der folgende Satz stimmt: „Deshalb muß ge- klärt werden, was die Solidarge- meinschaft und was der einzelne leisten kann und muß."

„Gesundheitsreform"

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Vorschalten und Nachschalten

Alles richtig und alles längst bekannt. Weshalb werden die guten Erkenntnisse nicht end- lich in die Tat umgesetzt? Doch nicht einmal die Organisations- reform der gesetzlichen Kran- kenversicherung — die immer- hin schon vor einer Legislatur- periode als dringlich bezeichnet und für diese Legislaturperiode angekündigt wurde — wird von der Bundesregierung und den Koalitionsparteien jetzt ange- gangen. Dieses heiße Eisen tippt man nicht einmal an, sondern verspricht erneut, es in der näch- sten Legislaturperiode aufzu- greifen.

Strukturreform? Wenige punktuelle Vorschläge finden

sich immerhin im Konzept, so die Abkehr vom Selbstkosten- deckungsprinzip im Kranken- haus. Versprochen wird auch ei- ne Ausweitung der Kostener- stattung. Möglicherweise gehört aber das schon zum Spielmateri- al, genauso wie die Idee, Kas- senärzte mit 65 zu pensionieren, oder den Versicherten Abrech- nungen zu schicken.

Nein, Strukturreform wird mit diesem Gesetz nicht gelei- stet. Es handelt sich schlichtweg um ein weiteres Kostendämp- fungsgesetz, um das angekündig- te Vorschaltgesetz, dessen Wir- kungen allenfalls so lange halten wie die von Blüms Gesundheits- Reformgesetz. Aber war nicht Blüms Gesetz schon ein Vor- schaltgesetz, der großen Struk- turreform vorgeschaltet? Und die Kostendämpfungsgesetze, die waren Vor-, Vor-, Vor- Schaltgesetze. Wer traut sich endlich, mit dem Nachschaltge- setz Strukturreform zu machen

— statt zu versprechen? NJ

E

inen geradezu erfrischen- den (und das nicht nur we- gen seiner Kürze!) Fest- vortrag bei der feierlichen Eröff- nung des Oldenburger Kongres- ses der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst hielt der in Vechta beheimatete Fundamen- taltheologe Professor Dr. F.

Janssen. Er räumte nämlich ein, daß möglicherweise die Theolo- gie eine Menge zu verantworten hat an dem bisher gedankenlo- sen Umgang mit der Umwelt. Sie habe zu sehr die ersten 28 Verse des Buches Genesis in den Vor- dergrund gestellt, in denen der Mensch wie der Kulminations- punkt der Schöpfungsgeschichte erscheint („der Mensch, die Krone der Schöpfung"): alles läuft auf den Menschen hin, und scheinbar soll er mit der Schöp- fung machen dürfen, was er will („macht Euch die Erde unter- tan"; laut Prof. Janssen ist dies eine falsche Übersetzung).

Prof. Janssen lud die Fest- versammlung ein, sich einmal in die Stellung des Theologen, des

Umwelt

Sintflut und Regenbogen

Glaubenden, zu versetzen, der immer dann, wenn von „Um- welt" die Rede ist, das Wort

„Schöpfung" einsetzt. Schon aus diesem Gedankenspiel werde klar, daß Umwelt nicht zwingend notwendig war: Gott gab die Schöpfung als Geschenk, als Lu- xus — notwendig war das nicht;

Gott käme auch ohne Schöpfung

= Umwelt aus. Um so pflegeri- scher sollten wir sie behandeln.

In einem anderen Gedan- kengang plädierte Prof. Janssen dafür, Umweltschutz nicht als Schutz der „Natur" zu verste- hen, sondern als Schutz des Le- bens. Sonst verschieben sich nämlich die Maßstäbe, und dazu tragen die Massenmedien nicht

wenig bei: Ein Wal, der sich mal in die Elbmündung verirrt hat und dort zu verenden droht, wird dann wichtiger als die 200 000 werdenden Menschen, die allein in Deutschland unter der Abtreibungs-Gesetzgebung getötet werden — der Mensch, die „Krone der Schöpfung"?

„Sind wir noch zu retten?", fragte Prof. Janssen, in Anleh- nung an eine Schlagzeile aus den Massenmedien dieser Tage. Ja, wir seien es noch; aber es bedür- fe eines Umdenkens, das nicht von heute auf morgen erfolgen kann Es bedürfe auch einer Be- einflussung der Politik, und das auch durch diejenigen, die am meisten von den Bedingungen des Lebens und von den selbst- gemachten Gefährdungen des Lebens verstehen: die Medizi- ner.

Wir sind noch zu retten, meinte Prof. Janssen; wir befin- den uns „zwischen Sintflut und Regenbogen" — was es damit auf sich hat, steht ebenfalls in der Schöpfungsgeschichte. gb

Dt. Ärztebl. 89, Heft 24, 12. Juni 1992 (1) A1-2157

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