Aus Bund und Ländern
Erste monistisch finanzierte Klinik
BERLIN. Die neu erbau- te Park-Klinik Weißensee im Ostteil von Berlin, die im April ihren Betrieb aufnahm, ist das erste Plankrankenhaus in privater Trägerschaft, das monistisch, also über den Kli- nikträger, finanziert wurde.
Die Klinik ist zudem die erste Privatklinik in Ost-Berlin.
Das Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung ist in den Krankenhausplan des Landes Berlin aufgenom- men worden und ersetzt an diesem Standort ein städti- sches Krankenhaus. Die Park- Klinik habe auch insoweit Modellcharakter, betonten Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer und die Berli- ner Senatorin für Gesundheit und Soziales, Beate Hübner, bei der Einweihungsfeier.
Der Klinikneubau ent- stand auf einem Grundstück, das vom Land Berlin erwor- ben wurde. Die Klinik hält acht hauptamtlich geleitete Fachabteilungen mit 350 Bet-
ten vor. Das Krankenhaus war bereits eine Woche nach Eröffnung zu mehr als 90 Prozent belegt, ein Indiz dafür, daß es von der Berliner Bevölkerung „angenommen“
wird, sagte der geschäfts- führende Gesellschafter der Privatklinik, Prof. Dr. rer. pol.
Joachim Baumgarten. HC
Weniger Kranke auf dem Bau
BONN. Die Krankmel- dungen in der westdeutschen Bauwirtschaft sind im ver- gangenen Jahr auf den nied- rigsten Stand seit 1988 ge- sunken. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie führt dies vor allem auf die Kürzung der Lohnfortzah- lung zurück. Wie der Ver- band mitteilte, lag der Kran- kenstand 1996 im Jahres- durchschnitt bei sechs Pro- zent gegenüber 6,7 Prozent im Vorjahr. Bei den meisten Bauunternehmen wurde seit 1. Oktober 1996 die Lohn- fortzahlung im Krankheits- fall auf 80 Prozent verrin- gert. afp
A-1982 (18) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 30, 25. Juli 1997
P O L I T I K NACHRICHTEN
Ausland
Australien: Geistig Behinderte mißhandelt
SYDNEY. Im australi- schen Bundesstaat New South Wales sind geistig Be- hinderte in vielen Fällen ge- schlagen, mit Medikamenten vollgepumpt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt wor- den. In einer Ende Juni veröf- fentlichten Studie stellte die staatliche Prüfungskommissi- on für Sozialdienste fest, daß die 47 großen Wohnheime des Bundesstaates das Wohl- ergehen der 1 800 Bewohner gefährdeten und deshalb in- nerhalb der nächsten sieben Jahre geschlossen werden sollten. Gewalt sei in den Hei- men weit verbreitet. Feuerbe- stimmungen würden in den meisten Fällen nicht einge- halten. Die sachgerechte Me- dikation der Patienten werde ungenügend kontrolliert oder
fehle ganz, was dem Bericht zufolge dazu führt, daß Medi- kamente zur Ruhigstellung der Patienten benutzt werden.
Dem Sozialdienst-Spre- cher Roger West zufolge be- legt der Bericht das Versagen des australischen Fürsorgesy- stems. Die konservative Op- position im Bundesstaat for- derte Sozialminister Ron Dy- er zum Rücktritt auf. afp
Europa-Parlament lehnt Richtlinie für
Alternativmedizin ab
BRÜSSEL. Das Europäi- sche Parlament hat die Forde- rung nach einer europäischen Richtlinie zur Anerkennung nichtkonventioneller Medi- zinrichtungen abgelehnt und die EU-Kommission aufge- fordert, zunächst eine Studie über die Situation der alter- nativen Heilmethoden in der EU vorzubereiten. Das teilte
das Brüsseler Büro der deut- schen Ärzteschaft mit. „Das Europäische Parlament hat sich gegen die Finanzie- rung sogenannter alternativer Therapiemethoden durch die sozialen Sicherungssysteme ausgesprochen“, kommen- tierte der Abgeordnete Dr.
med. Peter Liese (CDU) die
Entscheidung. HK
Britisches Rindfleisch illegal exportiert
BRÜSSEL. Inspektoren der EU haben herausgefun- den, daß aus Großbritannien mehr als 1 000 Tonnen Rind- fleisch illegal in Staaten der Europäischen Union und in Drittländer exportiert wor- den sind, vor allem nach Frankreich, Spanien und in die Niederlande. Hinter dem illegalen Handel stecke die belgische „Rindfleisch-Ma- fia“, vermutete die Vorsitzen- de des BSE-Untersuchungs- ausschusses im Europaparla- ment, Dagmar Roth-Berendt.
Die Firma sei eigens gegrün- det worden, um das Embargo für britisches Rindfleisch zu unterlaufen. Roth-Berendt rief die EU-Staaten zu schär- feren Kontrollen auf. Die Bundesregierung erklärte, es
gebe keine Hinweise auf ille- gal exportiertes Rindfleisch in Deutschland. SG
EU: Überwachung von übertragbaren Krankheiten
BRÜSSEL. Der Minister- rat Gesundheit hat sich auf ei- nen gemeinsamen Stand- punkt zum Aufbau eines Net- zes für die epidemiologische Überwachung und die Kon- trolle übertragbarer Krank- heiten geeinigt, teilte das Brüsseler Büro der deutschen Ärzteschaft mit.
Erfaßt werden Krankhei- ten, denen durch Impfung vor- gebeugt werden kann; sexuell übertragbare Krankheiten;
umweltbedingte Krankheiten;
Hepatitis; durch nicht her- kömmliche Substanzen über- tragbare Krankheiten wie Creutzfeldt-Jakob; Krank- heiten, die durch internatio- nale Gesundheitsvorschriften geregelt sind wie Gelbfieber, Cholera, Pest; weitere Krank- heiten wie Tollwut, Typhus, Hämorrhagisches Fieber, Ma- laria. Das Netz dient der Seu- chenüberwachung und sieht ein Reaktionssystem zur Prävention und Kontrolle dieser Krankheiten vor. EB In den USA gibt es keine Versicherungspflicht für den Krankheitsfall, die der in Deutschland vergleichbar wäre. Viele US-Amerikaner sind auf staatliche Hilfe ange- wiesen, die meisten versichern sich privat. Die Gesundheitsleistungen, die sie in An- spruch nehmen, erreichen zusammen mit den Staatsausgaben für die Mindestversor- gungen der Einkommensschwachen 14,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Damit geben die Amerikaner weit mehr aus als die übrigen Industrieländer. Deutschland liegt mit 10,4 Prozent an zweiter Stelle und vor allen europäischen Nachbarn.