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Archiv "Europaweite Studie: Die Zukunft des europäischen Gesundheitswesens" (06.06.1994)

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POLITIK

Europaweite Studie

D

ie Studie „Die Zukunft des europäischen Gesundheits- wesens" gibt Auskunft dar- über, wie sich nach Meinung der befragten Fachleute ein Gleich- gewicht zwischen der Qualität und den Kosten der medizinischen Ver- sorgung herstellen läßt. Zum ande- ren werden Aussagen darüber getrof- fen, welche Konsequenzen daraus für die Leistungsanbieter zu erwarten sind. Die Ergebnisse spiegeln die An- sichten von Politikern, Ministerialbe- amten, Krankenhausdirektoren, Ärz- ten, Pflegekräften, Vertretern der gesetzlichen und privaten Kranken- versicherungen sowie der Arzneimit- telindustrie, von Mitarbeitern aus dem Hochschulbereich, fachkundi- gen Journalisten und Selbsthilfegrup- pen wider.

Einig sind sich die in Deutsch- land Befragten darin, daß hierzulan- de die Ausgaben für das Gesund- heitswesen ungeachtet aller Bemü- hungen weiter steigen werden. Für 1998 prognostizieren sie einen Anteil von neun Prozent am Bruttosozial- produkt (1990 betrug der Anteil 8,1 Prozent). Im europäischen Durch- schnitt wird mit einer geringeren Steigerungsrate gerechnet. Während 1985 europaweit rund 7,3 Prozent des Bruttosozialprodukts für medizi- nische Versorgung ausgegeben wur-

AKTUELL

den, wird für 1995 ein durchschnittli- cher Anteil von 7,9 Prozent für reali- stisch gehalten.

Vor diesem Hintergrund seien die Gesundheitsleistungen stärker privat zu finanzieren. Die deutschen Befragten rechnen mit einem An- stieg an den Gesamtausgaben im Ge- sundheitswesen von 13,1 Prozent im Jahre 1985 auf 15,9 Prozent bis 1998.

Laut Prognose der Entscheidungsträ- ger müssen die Bundesbürger aber auch in fünf Jahren immer noch rela- tiv weniger aus eigener Tasche be- zahlen als ihre europäischen Nach- barn: Im europäischen Durchschnitt wird der Anteil privat finanzierter Gesundheitsausgaben auf 19,6 Pro- zent geschätzt.

Qualitätsstandards bestimmen

die Leistungen

Es wird damit gerechnet, daß die Qualität medizinischer Leistungen sich zu einer Kernfrage der gesund- heitspolitischen Diskussion entwik- keln wird. Mit 52 Prozent nimmt eine Mehrheit der Befragten an, daß es nationale Qualitätsstandards in der Medizin geben wird. Alle Leistungs- anbieter müssen darüber hinaus, so jedenfalls 42 Prozent der Befragten,

die Öffentlichkeit über Qualität und Leistung ihres Angebots informieren.

Von den deutschen Befragten rechnen 68 Prozent mit zunehmen- den finanziellen Aufwendungen als direkte Folge höherer Qualitätsan- forderungen. Wohl nicht zuletzt un- ter dem Aspekt der knappen finan- ziellen Mittel der Krankenkassen er- warten deshalb nur 37 Prozent, daß sich bis 1998 die Leistungsqualität der gesetzlich Versicherten erhöht.

Dagegen prognostizieren 59 Prozent eine verbesserte Leistungsqualität für privat Versicherte.

Im Gegensatz zu ihren europäi- schen Kollegen glauben die deut- schen Fachleute allerdings daran, daß die Bereitschaft der Bundesbür- ger zu höheren Krankenkassen-Bei- trägen noch längst nicht erschöpft ist:

Ohne großen Protest, so 55 Prozent, dürften sie in den nächsten fünf Jah- ren Beitragssteigerungen der Kran- kenkassen akzeptieren. Nur 25 Pro- zent der Befragten stimmen entschie- den gegen diese Behauptung. Im eu- ropäischen Durchschnitt sieht dies jedoch anders aus: Hier glauben 45 Prozent der Interviewten nicht dar- an, daß weitere Beitragserhöhungen akzeptiert werden.

Krankenhäuser wirtschaftlicher orientieren

Veränderte Organisationsfor- men und mehr Wettbewerb werden sowohl für den ambulanten als auch für den stationären Sektor erwartet.

Immerhin rechnen 50 Prozent der Befragten damit, daß sich niederge- lassene Ärzte 1998 verstärkt an der Krankenhausversorgung beteiligen werden. Darüber hinaus, so glauben 91 Prozent, werden sie mit niederge- lassenen Kollegen zunehmend in neuen Kooperationsformen zusam- menarbeiten. Das schließt für 69 Pro- zent die Mitarbeit nichtmedizini- scher Berufe, beispielsweise Kran- kengymnasten und Physiotherapeu- ten, mit ein.

Die Situation der Krankenhäu- ser wird in den nächsten Jahren vor allem durch Kapazitätsabbau und ei- ne stärkere strategische und wirt- schaftliche Ausrichtung gekennzeich-

Die Zukunft des europäischen

Gesundheitswesens

„Steigende Gesundheitsausgaben trotz Reform, unverändert hohes Anspruchsverholten der Bürger und zunehmender Wettbewerb der Leistungsanbieter werden das bundesdeutsche Gesundheitswesen in den nächsten fünf Jahren nachhaltig verändern. Auch in anderen Län- dern der europäischen Gemeinschaft prägen erhöhter Kostendruck und zunehmend knap- per werdende Ressourcen nachhaltig die medizinische Versorgung.' So lauten die wichtig- sten Ergebnisse einer europaweiten Umfrage über die Zukunft des europäischen Gesund- heitswesens bei gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern. Erstellt wurde die Studie von der internationalen Beratungsgesellschaft Andersen Consulting in Kooperation mit der Pub- lic Relations-/Public-Affairs-Agentur Burson-Marsteller.

A-1590 (26) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 22/23, 6. Juni 1994

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POLITIK

net sein. Rund 90 Prozent der Be- fragten erwarten, daß die Zunahme von Tageskliniken und Einrichtun- gen zur nachstationären Behandlung zum Abbau von Krankenhauskapazi- täten führt. 51 Prozent sehen ver- mehrt Zusammenschlüsse von Kran- kenhäusern auf nationaler Ebene.

Wettbewerbsparameter für Kranken- häuser sind nach Meinung von fast allen Befragten unter anderem eine hohe Versorgungs- und Servicequali- tät, ein strategisch sinnvolles Lei- stungsspektrum sowie Kosten-, Lei- stungs- und Ertragstransparenz.

Die Studie zitiert darüber hinaus auch Prognosen zur Arzneimittelver-

Allein in Deutschland sei die

„European Medical Students Asso- ciation" EMSA inzwischen an 34 me- dizinischen Fakultäten mit An- sprechpartnern vertreten, heißt es in einem Mitteilungsblatt des Vereins.

Diese „Lokalgruppen" bilden die In- teressenvertretung der Medizinstu- denten vor Ort und bündeln ihre Ak- tivitäten in den jeweiligen nationalen Vorständen. Die Koordination und Betreuung überregionaler Projekte sowie die Kontaktpflege zu europäi- schen Gremien und internationalen Organisationen wiederum ist Aufga- be des europäischen Vorstands der EMSA. Für ihre Vorhaben und Ziele hat die Vereinigung sogar einen offi- ziellen „Segen" bekommen: Das ERASMUS-Büro in Brüssel, zustän- dig für die Förderung von Aktivitäten im Hochschulbereich der Europäi-

AKTUELL

sorgung. 54 Prozent der Befragten aus der Bundesrepublik rechnen da- mit, daß es in den nächsten fünf Jah- ren bei Arzneimitteln ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis geben wird. Administrative Preiskontrollen bei Arzneimitteln erwarten bis 1998 63 Prozent. Demgegenüber glauben nur 30 Prozent an eine direkte staat- liche Gewinnkontrolle der Industrie.

Schließlich sehen 77 Prozent eine steigende Versicherten-Selbstbeteili- gung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten voraus.

Astrid Zimmermann Christiane Bertels-Heering

schen Union (EU), erkenne die EMSA als repräsentative Medizin- studentenorganisation in Europa an, bestätigt Prof. Maurice Bourgeois von der medizinischen Fakultät der Düsseldorfer Universitätsklinik, der als Programmkoordinator bei ERASMUS tätig ist.

Starkes Interesse an einem

Ost-West-Austausch

Das Engagement der angehen- den Ärzte beschränkt sich jedoch nicht ausschließlich auf die Mit- gliedsländer der EU. Großen Wert lege die Vereinigung darauf, den Austausch zwischen Medizinstuden- ten aus west- und osteuropäischen Staaten zu fördern, erklärt Tim

Pietzcker, Sekretär bei der EMSA- Deutschland-Niederlassung, mit Nachdruck.

Was sich jedoch so selbstver- ständlich anhört, ist nicht immer leicht in die Tat umzusetzen. Schwierig oder gar unmöglich gemacht werde so man- che Initiative aufgrund fehlender Sprachkenntnisse, mangelnder Infor- mation oder wegen gänzlich unter- schiedlich aufgebauter Studiengänge in den einzelnen Ländern, bedauert der engagierte Medizinstudent.

Trotzdem erfreut sich die EMSA eines regen Zulaufs. Weit über 350 Medizinstudenten hätten sich ihr in- zwischen als aktive Mitglieder ange- schlossen, berichtet Pietzcker. Daß sich die kostenlose Mitgliedschaft durchaus lohnen kann, zeigt ein Blick in das Programm der EMSA: Die Vereinigung organisiert Auslands- aufenthalte, die in Form eines Studi- enabschnittes, eines Praktikums, ei- ner Teilnahme an sogenannten Sum- mer Schools oder durch ärztliche Tä- tigkeit abgeleistet werden können.

Außerdem räumt die EMSA „ihren"

Studenten die Chance ein, ihre For- schungsarbeiten einem internationa- len Publikum vorzustellen. Forum hierfür ist das einmal im Jahr statt- findende „EMSA International Scientific Symposium (E.I.S.S.)". Ei- ne internationale Jury aus Medizin- professoren zeichnet die jeweils be- ste Arbeit aus. „Im Frühjahr 1995 findet das E.I.S.S. in Madrid statt", fügt Pietzcker an.

Mitglieder der Studentenorgani- sation, die einfach nur ihre Kenntnis- se in der medizinischen Terminologie einer Fremdsprache aufbessern wol- len, können dies wiederum während eines sogenannten EUROTALK- Wochenendes oder einwöchigen Sprachkurses tun, so Pietzcker. Die Veranstaltungen finden wahlweise im In- oder Ausland in Kleingruppen von vier bis zehn Studenten statt. Ein Zertifikat bescheinigt den Teilneh- mern, daß sie nach Beendigung des Kurses in der Lage sind, eine Ana- mnese sowie eine körperliche Unter- suchung in der betreffenden Fremd- sprache vorzunehmen.

Spezielle Arbeitskreise der EMSA-Vertretungen sollen außer- dem zum Gedankenaustausch, zur Meinungsbildung und zur Einfluß-

European Medical Students Association

Engagement in eigener Sache

Eigeninitiative ist oft das beste Mittel, etwas zu erreichen. Das haben auch engagierte Medi- zinstudenten erkannt, die 1991 in Brüssel die "European Medical Students Association', kurz EMSA, gegründet haben. Die Vereinigung hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kontakt und den Dialog unter den angehenden Ärztinnen und Ärzten in ganz Europa zu fördern.

Die Initiativen reichen dabei weit über den rein fachlichen Austausch hinaus. Auch auf kul- tureller und gesellschaftlicher Ebene will die EMSA Medizinstudenten über die Grenzen hin- weg zusammenbringen.

A-1592 (28) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 22/23, 6. Juni 1994

Referenzen

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