Gesundheitspolitik
Profund
Rainer Salfeld, Jürgen Wettke (Hrsg.): Die Zukunft des deut- schen Gesundheitswesens. Per- spektiven und Konzepte. Sprin- ger-Verlag, Berlin, Heidelberg u. a., 2001, XII, 314 Seiten, 67 Ab- bildungen, 6 Tabellen, gebunden, 69 DM
Der von der Bertelsmann-Stif- tung, Gütersloh, geförderte Sammelband besticht in zwei- erlei Weise: Die Sachbeiträge, die unter der Ägide von Rai- ner Salfeld und Jürgen Wett- ke, beide Unternehmensbera- tungsgesellschaft McKinsey, zusammengestellt wurden, sind sorgfältig recherchiert, profund und sowohl in ihrem theoretischen als auch im ana- lytisch-empirischen Teil für Nicht-Insider der Systeme der Gesundheitssicherung und der Gesundheitspolitik ver-
stehbar und gut nachvollziehbar. Die Beiträge sind zu- meist eine Moment- aufnahme des Re- formproblemhaus- haltes der Gesund- heitssicherung in Deutschland, zu- meist versehen mit einem Aus- blick auf die nähere Zukunft.
Dabei werden Er-
fahrungen vor allem aus den USA, aus den Niederlanden und der Schweiz herangezo- gen. Die Bestandsaufnahme und der Überblick auf die Re- formversuche und größeren Eingriffe des Gesetzgebers in das deutsche Gesundheitssi- cherungssystem zeigen: Der Reformstau ist zum Teil im- mens, grundlegende, konsi- stent konzipierte Reformkon- zepte konnten wegen vielerlei
Kompromisse, Partikular-In- teressen und der in Deutsch- land übermäch- tigen Lobby in der Gesundheits- industrie nicht durchgesetzt wer- den. Den Verfas- sern geht es nicht um eine Gesamt- lösung, sondern das Ausloten der Reformalternativen und des politisch machbaren Lösungsansatzes. Die Bei- träge verdeutlichen, dass in dirigistischen, zentralver- waltungswirtschaftlichen und global gesteuerten Lösungs- ansätzen nicht das Heil gefun- den werden kann. Vielmehr sollte mit Engagement und dem Mut auch zu unpo- pulären Lösungsansätzen die Zukunft des deutschen Ge-
sundheitssystems aktiv ge- staltet werden – andernfalls stolpert die Gesundheitssi- cherung von einer Finanzie- rungs- und Strukturkrise in die andere.
Besonders hervorzuheben ist der interdisziplinär konzi- pierte Beitrag über das neue Abrechnungssystem für die deutschen Kliniken auf der Basis der australischen Dia- gnosis Related Groups. Ob- wohl die vom Gesetzgeber zu schaffenden ordnungspo- litischen Rahmenbedingun- gen noch fehlen, lassen sich aber begründete Prognosen über die Steuerungswirk- samkeit dieses leistungsbe- zogenen Entgeltsystems wa- gen.
Zu bemerken ist, dass alle Beiträge gut gegliedert sind und sich einer dem Thema an- gemessenen Ausführung und Sprache bedienen. Harald Clade
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 20½½18. Mai 2001 AA1317
B Ü C H E R