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Archiv "Versorgung von Kindern und Jugendlichen: Pädiater wollen die Koordinatoren sein" (20.03.1998)

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modern geworden, gesellschaftliche Einflüsse auf die Persönlichkeitsent- wicklung zu betonen. Dennoch, so Tondorf, haben nach unserer Rechts- ordnung schuldunfähige Täter An- spruch auf Behandlung und Rehabili- tation.

Bleibt die Frage nach dem Sicher- heitsrisiko. Nach Ansicht von Bundes- richter Prof. Dr. Hartmut Horstkotte sind Fehler unvermeidbar: „Wir kön- nen nur Risikofaktoren analysieren.

Wir können nicht in die Zukunft schauen.“ Der „Zeitgeist“ fordere je- doch mehr und mehr den absoluten Ri- sikoausschluß. Therapeuten und Rich- ter befänden sich stets im Dilemma zwischen Festhalten und Entlassen.

Mitarbeitern fehlt der Rückenwind

Dieser „Zeitgeist“ könnte dazu führen, dem Konzept „sicher ist si- cher“ wieder Geltung zu verschaffen, befürchtet Dr. Klaus Koepsel, Präsi- dent des Justizvollzugsamtes Rhein- land. Er hielte dies für einen Rück- schritt in die Zeit vor 1969, als der Maßregelvollzug in seiner jetzigen Form eingeführt wurde. Damals sei das Menschenbild davon ausgegan- gen, daß Heilung oder Besserung möglich seien: „Motivierte Mitarbei- ter hatten Rückenwind aus der Ge- sellschaft. Es wäre schade, wenn sich der gegenwärtige Trend demotivie- rend auswirkt“, meinte Koepsel.

Die ethische Dimension der Frage Rehabilitation oder „Verwahrung“

liegt für Pastor Eduard Wörmann auf der Hand: „Ohne Hoffnung und Zu- kunftsorientierung verkümmert das Menschsein.“ Wörmann ist Vorsitzen- der des Beirates beim Westfälischen Zentrum, der sich als Bindeglied zwi- schen Maßregelvollzug und Öffent- lichkeit versteht. Der Druck, der nach dem Mord von 1994 auf Mitarbeitern und Patienten lastet, hat Wörmann zu- folge die Gewaltbereitschaft erhöht und bei den Patienten zu Rückschrit- ten geführt. Einseitige Sicherheitsin- teressen beeinträchtigten die Qualität der Therapie. Ein effektiver Opfer- schutz ist nach Ansicht des Kriminolo- gen Hendrik Walther ohnehin nur zu erreichen, wenn man die Ursachen von Straftaten aufdeckt. Heike Korzilius A-650

P O L I T I K AKTUELL

(22) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 12, 20. März 1998

ie Selbstverwaltung hat den Pädiatern originäre Leistun- gen entzogen und sie den Ärz- ten der Organfächer übertragen“, kri- tisiert der Präsident des Berufsver- bandes der Ärzte für Kinderheilkun- de und Jugendmedizin Deutschlands (BVKJD), Dr. med. Klaus Gritz. Er befürchtet, daß die Kinderheilkunde über die Gebührenordnung aufgedrö- selt wird: „Das Kind wird in seine ein- zelnen Organe zerlegt und nicht mehr ganzheitlich behandelt“, sagte er beim 1. Forum für Gesundheits- und Sozial- politik des Verbandes in Bonn.

Jedes dritte Kind werde heute von niedergelassenen Ärzten anderer Fachrichtungen behandelt, obwohl die pädiatrische Ausbildung der Medizinstudenten unzureichend sei.

Gritz forderte, die Kinderheilkunde wieder als Hauptfach im Studium zu etablieren. Unter den jetzigen Ausbil- dungsbedingungen sei es sinnvoll und konsequent, Kinder und Jugendliche nur noch von Pädiatern behandeln zu lassen.

Die Versorgung von Kindern müsse ohne jede Zuzahlung erfolgen, forderte Gritz weiter. Die Streichung des Zahnersatzes als Kassenleistung müsse zurückgenommen werden.

Weitere Leistungseinschnitte in der GKV lehnt er ab: „Bei Kindern werden nur notwendige Leistungen durchgeführt. Hier gibt es keine Ge- schäftemacherei.“ Schon heute sei es schwierig, autogenes Training für ver- haltensgestörte Kinder von den Kas- sen genehmigt zu bekommen. Auch bei Heil- und Hilfsmitteln „wird kräf- tig auf die Bremse getreten“.

Aufgrund der Fortschritte in der stationären Kinderheilkunde hat sich die durchschnittliche Verweildauer in

Kinderkliniken von drei Wochen auf fünf Tage reduziert. Der Vizepräsi- dent des BVKJD, Dr. med. Hans-Jür- gen Nentwich, sieht darin keine „un- getrübte Erfolgsmeldung“, sondern fürchtet das „Ausbluten der Kinder- stationen“. Zusammen mit dem Ge- burtenrückgang verringere dies den Bedarf an Krankenhausbetten.

Würden die Kapazitäten für die Aus- und Weiterbildung reduziert, könnten nicht mehr genügend Kin- derärzte ausgebildet werden. Der Bettenabbau könne so zu einem „Bu- merang für die Versorgung der Kin- der“ werden, fürchtet Nentwich. Zu- dem könnten nur Kinderkliniken ent- sprechender Größe und Ausstattung Fachpersonal halten und Ärzte for- schen lassen.

Neue Struktur der

klinischen Kinderheilkunde

Die Struktur der klinischen Kin- derheilkunde muß Nentwich zufolge geändert werden, wenn die Kinder- medizin in Deutschland keinen Scha- den nehmen soll. Vorrang müsse ein hohes fachliches Niveau haben. Dazu brauche man Abteilungen mit kindge- rechten und modernen Apparaten, in denen rund um die Uhr Fachärzte zur Verfügung stünden. Um die wirt- schaftliche Existenz kleiner Kinder- kliniken und Abteilungen zu sichern, schlägt Nentwich vor, Kinder und Ju- gendliche ausschließlich in Kinder- krankenhäusern zu versorgen, die bei Bedarf Organspezialisten hinzuzie- hen. Denn derzeit würden bis zu 50 Prozent aller Kinder in Erwachsenen- abteilungen von Organspezialisten behandelt. Dr. Sabine Glöser

Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Pädiater wollen

die Koordinatoren sein

Von Selbstverwaltung und Politik fordern die

Pädiater die Anerkennung ihrer Fachkompetenz ein – als hausärztlich tätige Spezialisten.

D

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