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Archiv "Kinder- und Jugendärzte: Keine Priorisierung, sondern eine optimale Versorgung für Kinder" (03.07.2009)

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A1398 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 27⏐⏐3. Juli 2009

P O L I T I K

E

ine Priorisierung bei der medi- zinischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen lehnt der Berufsverband der Kinder- und Ju- gendärzte (bvkj) ab. In Anlehnung an die UN-Kinderrechtskonvention von 1992 betonte bvkj-Präsident Dr.

med. Wolfram Hartmann Mitte Juni in Berlin, der Nachwuchs habe An- spruch auf das erreichbare Höchst- maß an gesundheitlicher Versorgung.

Hartmann nahm damit Bezug auf die allgemeine Diskussion, die der Präsi- dent der Bundesärztekammer, Prof.

Dr. med. Dietrich Hoppe, im Vorfeld des Deutschen Ärztetags angestoßen hatte – Hoppe hatte keine Priorisie- rung von Gesundheitsleistungen für Kinder und Jugendliche gefordert.

Hartmann kritisierte erneut die niedrigen Hartz-IV-Regelsätze für Kinder bis 14 Jahre. Sie liegen bei

211 Euro im Monat. „Davon kann man ein Kind nicht ernähren, davon können die Grundbedürfnisse eines Kindes nicht gestillt werden“, sagte Hartmann. Er forderte unentgeltli- che, qualitativ durchweg gute Kita- Angebote, gerade um Kinder aus so- zialen Randgruppen zu fördern.

Deshalb unterstütze man die An- liegen der Erzieherinnen und Erzie- her, die streikten, allerdings nicht de- ren Protestform: „Tagelanges Be- streiken dieser Einrichtungen scha- det gerade den Kindern, die kompe- tente Förderung benötigen, und ge- fährdet die oft bitter notwendige Er- werbstätigkeit der Eltern.“

Der bvkj-Präsident verwies aber zugleich auf die unzureichende Honorierung seiner Fachgruppe:

„Durch die anhaltende Unterfinan- zierung ärztlicher Leistungen im

GKV-System sind die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr bereit und in der Lage, sich in Wohnvierteln mit einem hohen Anteil an Arbeitslosen, Migranten und anderen Randgrup- pen niederzulassen. Wir können be- reits in bestimmten Stadtteilen von Berlin, Hamburg, Bremen, Köln und anderen Großstädten diese Entwick- lung beobachten.“

Darüber hinaus ging Hartmann auf die aktuelle Diskussion um den Abschluss von Hausarztverträgen nach § 73 b SGB V ein. Bisherige Verträge berücksichtigten die be- rechtigten Interessen von Kindern und Jugendlichen in keiner Weise, monierte er. Den bvkj stört seit Län- gerem, dass in den Verträgen, wie sie der Deutsche Hausärzteverband in Bayern und Baden-Württemberg ab- geschlossen hat, keine speziellen An-

forderungen an die Hausärzte gestellt werden, die Kinder versorgen.

„Wir sagen nicht, dass Hausärzte keine Kinder und Jugendlichen be- handeln sollen“, stellte Hartmann klar. „Aber wir sagen, dass der, der sie behandelt, eine entsprechende Qualifikation braucht.“ Konkret ver- langte er, dass Ärztinnen und Ärzte ohne abgeschlossene Weiterbildung in Kinder- und Jugendmedizin Min- destweiterbildungszeiten auf diesem Gebiet sowie eine kontinuierliche Fortbildung vorweisen müssten.

Früherkennungsuntersuchungen bis zum 12. Lebensjahr sowie Überwei- sungen an Spezialambulanzen in Kinderkliniken sollten zudem voll- ständig weitergebildeten Kinder- und Jugendärzten vorbehalten sein.

Für geeigneter als die Ausweitung von Hausarztverträgen auf Kinder

hält der bvkj eigenständige Verträge mit den Krankenkassen. Einige wur- den bereits geschlossen. Sie sehen beispielsweise mehr Vorsorgeunter- suchungen als üblich vor (Informa- tionen unter www.kinderaerzte-im- netz.de). Hartmann verwies zudem auf den bvkj-Vertrag zur pädiater- zentrierten Versorgung mit der AOK Bayern zum 1. April: „Er stellt auf- grund seiner Inhalte eine Blaupause für weitere Verträge mit den Kran-

kenkassen dar.“ I

Sabine Rieser

KINDER- UND JUGENDÄRZTE

Keine Priorisierung, sondern eine optimale Versorgung für Kinder

BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann verlangt eine angemessene Bezahlung für alle, die Kinder und Jugendliche versorgen – egal, ob Ärzte oder Erzieherinnen.

NEU: MEDIENPREIS

Es war die 39. Jahrestagung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, dieses Mal vom 19.

bis 21. Juni in Berlin. Aber es war zugleich die erste, bei der ein Me- dienpreis vergeben wurde. Mit ihm wurden vier Journalistinnen geehrt, die über Schicksale „vergessener“

Kinder berichtet haben:

>1. Preis: Nikola Sellmair für

„Zwei Kinder – zwei Welten“ in

„Menschen. das Magazin“. Der Beitrag schildert die unterschiedli- chen Lebenswelten von zwei Kin- dern aus zwei Schichten.

>2. Preis: Anita und Marian Blasberg für „Die verhinderten Ret- ter vom Jugendamt“ in der „Zeit“.

Die beiden Journalistinnen schrei- ben über den Wedding in Berlin, wo zunehmend Familien in Not gera- ten, auch, weil staatliche Hilfe gekürzt wird.

>3. Preis: Ulrike Meyer-Timpe für „Unsere armen Kinder“ in der

„Zeit“. Sie beschreibt nicht nur, was Kinderarmut bedeutet, sondern auch, welche wirtschaftlichen Fol-

gen diese hat. EB

Wir sagen nicht, dass Hausärzte keine Kinder und Jugend- lichen behandeln sollen.

Wolfram Hartmann, bvkj-Präsident

Referenzen

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