N
icht auf Einsparungen bei der Be- handlung von Krankheiten, son- dern auf gezielte Präventionsmaß- nahmen sollten die gesetzlichen Kran- kenkassen nach Ansicht des Berufsver- bandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands (BVKJ) bei der Behand- lung von Kindern und Jugendlichen set- zen. Der Vorsitzendes des Honoraraus- schusses des BVKJ, Dr. med. Wolfram Hartmann, sprach sich auf dem 8. Kon- gress für Jugendmedizin in Weimar deshalb für ein so genanntes Evidence- based-Management aus.Dazu müsse die primäre Prävention von den gesetzlichen Krankenkassen weit mehr als bisher berücksichtigt und honoriert werden. Hartmann trat damit auch den Plänen des Gesetzgebers ent- gegen, bei der Reform des Risikostruk- turausgleichs den gesetzlichen Kran- kenkassen mit Disease-Management- Programmen (DMP) zusätzliche wirt- schaftliche Anreize zu verschaffen.
Viel Geld für Programme ohne Kinder
Die Anreize bestehen darin, dass mög- lichst viele Versicherte zur Teilnahme am DM-Programm gewonnen werden sollen. Danach kann jede Krankenkas- se für jeden in einem DMP eingeschrie- benen Versicherten die standardisier- ten Leistungsausgaben dieser Patien- tengruppe im Risikostrukturausgleich geltend machen. Umgekehrt werden die standardisierten Leistungsausgaben für die nicht an Disease-Management- Programmen teilnehmenden Versicher- ten in den jeweiligen Alters- und Ge-
schlechtsgruppen bei gleich bleibendem Gesamtausgleichsvolumen verringert.
Da aber Kinder und Jugendliche mit Ausnahme von Asthmakranken an den Disease-Management-Programmen nicht teilnehmen können, könnte am Ende für deren Behandlung nicht mehr genügend Geld zur Verfügung stehen.
Anstelle des DM-Programms sollte für Kinder und Jugendliche ein Evidence- based-Management eingeführt werden, schlägt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte daher vor. Durch primäre Prävention könnte für diese Patientengruppe langfristig so viel Geld gespart werden, dass ein Disease Man- agement im Erwachsenenalter in vielen Fällen überflüssig werde.
Volkskrankheiten frühzeitig entgegenwirken
Bei entsprechender Gesundheitsförde- rung durch Beratung und Schulung könnten die großen Volkskrankheiten wie beispielsweise Übergewicht, aber auch chronisch obstruktive Lungener- krankungen, Allergien, umweltbeding- te Erkrankungen, Aufmerksamkeitsde- fizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Erkrankungen des Skelettsystems und chronische Nierenerkrankungen weit- gehend vermieden werden. Zugleich könnte der notwendige Ausbau der Impfprogramme einschließlich der Impfaufklärung wirksamer als bislang durchgesetzt werden. Hier gilt es nach Auffassung des BVKJ neue Organisati- onsstrukturen anzulegen, um auf brei- ter Front Prävention ab dem frühen Kindesalter umzusetzen. Jo Kanders
A
A826 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 13½½½½29. März 2002
Kinder- und Jugendärzte
Mehr Prävention statt Disease Management
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte plädierte auf seinem Kongress in Weimar für eine breit angelegte Gesundheitsförderung, die schon im frühen Kindesalter beginnen sollte.
P O L I T I K