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Archiv "Praxiscomputer ´86: Warten auf den Durchbruch" (23.04.1986)

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Zum Beginn dieses Jahres wurde eine wichtige Marke passiert: Mittlerweile wer- den mehr als 1000 Praxis- computer für die Kassen- abrechnung in der Bundes- republik Deutschland ein- gesetzt. Der Anteil der EDV-Anwender liegt bei et- wa 1 ,5 Prozent der an der kassenärztlichen Versor- gung teilnehmenden Ärzte.

Damit hat sich zwar der ab- solute Wert in den beiden letzten Jahren verdoppelt (vgl. Abb.), relativ ist es al- lerdings nur unwesentlich vorangegangen. Statistisch liegt die Ursache dafür in der stetig wachsenden Zahl der Kassenärzte.

Auf der Anbieterseite herrscht allenthalben Fru- stration. Zwar haben einige wenige Firmen ihr kalku- liertes "Soll" erreicht, das Gros jedenfalls hat sich be- züglich der Marktchancen maßlos überschätzt. Sol- cherlei Feh I kal ku Iaiionen manifestieren sich ganz ungeschminkt in der Insol- venzrate der Branche bzw.

bei größeren Unterneh- men, die ökonomisch stär- ker belastbar sind, in der Einstellung des Verlust- Projekts .. Praxiscompu- ter".

..,.. Unter den derzeitigen Voraussetzungen sind in- nerhalb der nächsten fünf Jahre nicht mehr als 3000 Computer bei Ärzten ab- setzbar, auch wenn man miteinbezieht, daß jedes verkaufte System die Ak- zeptanzschwelle der Un-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

entschlossenen vermin- dert. Die prognostizierten 20 bis 50 Prozent EDV-An- wender sind mehr denn je Utopie.

Worauf ist diese für viele doch enttäuschende En~

wicklung zurückzuführen?

Eine Analyse der wichtig- sten Entscheidungskrite- rien beim Computerkauf weist drei Faktoren aus, die künftig ausschlaggebend

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~ PrrNEY BOWES . . NIXDORF

1111

SONSTIGE

sein werden für einen ver- breiterten EDV-Einsatz in der ambulanten Medizin.

I

Marktbereinigung Der Trend hat sich im letz- ten Jahr verstärkt: Zwar ist die Zahl der angebotenen Systeme so hoch wie nie zuvor (rund 120 kommer- ziell vertriebene Lösun- gen), erkleckliche Ver-

Installationsentwicklung von Praxiscomputern

kaufszahlen können aller- dings nur wenige vorwei- sen. 1985 haben die füh- renden fünf Anbieter zu- sammen über die Hälfte der Nachfrage abgedeckt.

Davon hält allein der Markt- führer knapp 30 Prozent al- ler verkauften Einheiten.

Die Mehrheit der Produkte ist dagegen höchstens zweimal installiert, in der Regel zu Testzwecken in Pilotpraxen. Hinzu kommt, daß im Frühjahr 1986 ein bundesdeutscher Elektro- nik-Multi auf den Markt drängen wird, dem auf- grund der angekündigten Preise gute Chancen auf die Marktführerschaft ein- geräumt werden müssen.

ln Anbetracht dieser Ent- wicklung kann man davon ausgehen, daß binnen Jah- resfrist die "freien Markt- kräfte" zu einer für den Arzt weitaus übersichtli- cheren Situation führen werden.

I

Fallende Preise

Die Preiskalkulation bei Praxiscomputern war und ist in starkem Maße von den Hardwarekosten ge- prägt. Ihr rapider Verfall in der Vergangenheit machte überhaupt erst den EDV- Einsatz in der Arztpraxis möglich. Mittlerweile ist ei- ne Schwelle erreicht, wo der Anteil der Software na- Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 17 vom 23. April1986 (83) 1229

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COMPUTER-MAGAZIN

hezu gleich hoch ist. Die dritte Komponente zur Bil- dung des Endpreises stel- len die Marketing- und Ver- triebskosten in einer Grö- ßenordnung zwischen 15 und 30 Prozent dar. Geht man von den heutigen Durchschnittspreisen von 25 000 DM für ein Einplatz- system aus, so wäre unter bestimmten Voraussetzun- gen folgende Entwicklung denkbar:

~ Die Hardware wird in den nächsten Jahren noch billiger werden. Allerdings geht der Käufer immer mehr dazu über, lieber gleich viel auszugeben, da- für aber mehr Leistung zu verlangen. Konkret: Die Maschine schlägt nach wie vor mit gleichem Betrag zu Buche, dafür aber werden der Arbeitsspeicher und die Platte größer, ein gra- phikfähiger Bildschirm kommt hinzu, und der Drucker ist von exzellenter Qualität.

Die kalkulierten Software- kosten sind in starkem Ma- ße stückzahlbezogen. Das bedeutet prinzipiell, daß ein Unternehmen, das mit höheren Verkaufszahlen rechnen kann, in der Regel zu einem günstigeren End- preis gelangt. Derjenige, der viel verkauft, kann billi- ger sein, weil er viel ver- kauft. Die Auswirkung die- ses Mechanismus könnte unter der Prämisse zuneh- mender Nachfrage dazu führen, daß einige wenige Firmen aufgrund ihres Markterfolges zu einer im- mer günstigeren Preisge- staltung gelangen. Aller- dings ist diese Annahme unsicher, denn das not- wendige Nachfragepoten- tial ist nicht in Sicht. Ganz anders sähe das jedoch bei der schon so oft diskutier- ten "kollektiven Bestel- lung" durch die Ärzte- schaft aus. Läßt man kar- tellrechtliche Probleme au- ßer acht, so dürfte bei die- sem Modell ein entspre- chender Mengenrabatt auch mit einem Bonus ein-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

hergehen, der sich aus der Tatsache ergibt, daß bei ei- nem solchen Geschäft die dritte Preiskomponente, nämlich Werbe- und Ver- triebskosten, drastisch ab- nimmt.

Datenträgeraustausch Arzt-KV

Die Gretchenfrage beim EDV-Einsatz stellt sich nicht zum Preis, sondern zur Effizienz. Man kann der vielfach von Kassenärzten geäußerten Meinung, daß man einen Computer nicht einmal geschenkt haben möchte, solange die heute praktizierten Abrech- nungsnormen gelten, eine gewisse Berechtigung nicht absprechen. Stellt sich der Effekt der EDV auch deutlich heraus, so wird dies überschattet von dem Umstand, daß zum Quartalsende eine Abrech- nung erstellt werden muß, die in ihrer Art einen Ana- chronismus zum technisch Möglichen darstellt: Der Ausdruck der Behand- lungsdaten, sei es direkt auf den Krankenschein oder auf den Aufkleber, ist ein Schwachpunkt in der computergestützten Arzt-

praxis. Es ist nicht nur der Arger über die nicht nutz- baren, weil rechtlich nicht definierten Möglichkeiten.

Hinzu kommen auch Pro- bleme, die speziell dort entstehen, wo die EDV in einen Schuh gepreßt wird, der ihr nicht paßt. Eine Vielzahl von Ärzten kann ein Lied davon singen, was es heißt, wenn auf ein- schlägigen Hochglanz-Pro- spekten versprochen wird, daß die Quartalsabrech- nung abends per Knopf- druck gestartet werden kann und das "saubere Er- gebnis" morgens in Form der sortierten Kranken- scheinaufkleber vorliegt.

Hier tut Abhilfe dringend not. Datenaustausch zwi- schen Arztpraxis und Ab- rechnungsstelle, via Lei- tung oder per Diskette, ist von den technischen Vor- aussetzungen her schon lange kein Thema mehr.

Woran es mangelt, sind die entsprechenden Standards und vor allem die Schaf- fung der rechtlichen Rah- menbedingungen. Bezüg- lich der Definition von Nor- men, also z. B. wie der Da- tenträger aussehen soll

Die Zahl der in den Praxen der niedergelassenen Ärzte instal- lierten Verwaltungs- und Abrechnungscomputer hat sich seit 1982 sprunghaft erhöht. Gab es Ende 1982 erst rund 130 Instal- lationen, so sind es Ende vergangeneo Jahres bereits rund 1200 ~.is 1300 EDV- und Praxiscomputer gewesen, die von rund 1500 Arzten in Einzel- und Gemeinschaftspraxen genutzt wer- den (nach Erhebungen des Zentralinstituts, Köln) EB

1230 (84) Heft 17 vom 23. April1986 83. Jahrgang Ausgabe A

oder die Datensätze forma- tiert sein müssen, sind Be- strebungen im Gange. Ent- sprechende Feldversuche werden in absehbarer Zeit sicherlich zu verwertbaren Ergebnissen führen. Ganz anders sieht es da aus, wo es "standespoli- tisch" wird. Ein Datenaus- tausch, beispielsweise per Diskette, bedeutet auch Verzicht auf den herkömm- lichen Datenträger - den Krankenschein. Dieser ist aber mehr als ein Stück Pa- pier, auf dem Leistungen und Diagnosen aufgezeich- net sind, nämlich ein

"Wertpapier", der Berech- tigungsausweis eines Kas- senmitglieds. Wer hier wei- terdenkt, kommt zur ma- schinenlesbaren Mitglieds- karte.

Das Feld muß also noch mühsam beackert werden, bevor es Früchte bringt.

Dazu bedarf es natürlich des entsprechenden An- triebs innerhalb der Stan- desorganisationen bzw. ei- nes erkennbaren Interes- ses am Thema von seiten der Ärzteschaft Solange verschwindend wenige Ärzte EDV einsetzen, so- lange fehlt die Motivation, den Datenträgeraustausch mit der KV anzubahnen. Nur positive Rahmenbedin- gungen (sprich: die Mög- lichkeit der papierlosen KV-Abrechnung) schaffen die Voraussetzung, daß mehr Ärzte den EDV-Ein- satz als sinnvoll erachten.

Aus diesem Dilemma hilft nur eine offensive Strategie der Kassenärztlichen Verei- nigungen. Erste Anfänge sind gemacht, entspre- chende Gremien haben sich formiert.

Anschrift des Verfassers:

Gilbert Mohr Dipi.-Wirtschaftsing. Rechenzentrum der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Ottostraße 1

5000 Köln 40 (Lövenich)

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