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Archiv "Ärzte-Porträts dokumentieren Medizin-Geschichte" (01.02.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

GESCHICHTE DER MEDIZIN

Ärzte- Porträts

dokumentieren Medizin-

Geschichte

Eine medizinhistorische Ausstellung im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster:

Porträt 2 — Der Arzt

Axel Hinrich Murken

Gegenwärtig kann man ein interes- santes Phänomen beobachten:

nicht von den Universitäten, son- dern von den Museen gehen in gro- ßen Übersichtsausstellungen die an- regendsten Anstöße zur zeitgemä- ßen Erhellung und Bewältigung un- serer Kulturgeschichte aus. Erinnert sei hier nur an die Stuttgarter Prä- sentation über „Die Zeit der Staufer"

1977, an die derzeitig ungewöhnlich eindrucksvolle Ausstellung über die Parier in Köln oder an die große Schau über den Einfluß Courbets in der deutschen Kunst in Hamburg und Frankfurt am Main. Zu diesen historischen Mammutausstellungen sind umfangreiche Kataloge er- schienen, die schon heute für die Geschichtsschreibung zu maßge- benden Handbüchern geworden sind.

Ausstellungsserie grafischer Porträts

In diesem Zusammenhang muß man auch die von dem Münsteraner Mu-

Abbildung 1: Albrecht von Haller (1708-1777), Hüftbild halbrechts, das Gesicht dem Betrachter zugewandt, die Rechte demonstrierend erhoben, vor ihm Tisch mit Buch und Manuskript, im Hintergrund Säulenarchitektur. Umher mehrfach gesprungener Rahmen, unten Kartusche, darin Wappen mit Helmzier. Auf dem Sockel sechs Zeilen Schrift: Albertus Haller/Med. et Phil. D. Regis Magn. Brit. et Elect. Brunsvic./Lune- burg. Consiliarius aulicus, et Archiater, Medicinae,/Anatomes, Chirurgiae et Botani- ces P. P. 0. in Georg. Augusta/Soc. Reg. Anglic. et Suec. Sod./Nat. 16. Octob.

MDCCVIII ;

C. N. Eberlein pinx. Joh. Jacob Haid exud. Aug. Vind. (Augsburg). Schabkunst aus J.

Brucker, Bilder-sal heutiges Tages lebender Schriftsteller, Viertes Zehend, Augsburg 1745

314 Heft 5 vom 1. Februar 1979

DEUTSCHES

ÄRZP1hBLATT

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Ärzteporträts dokumentieren Medizingeschichte

seumsdirektor Prof. Dr. phil. Peter Berghaus initiierte Ausstellungsse- rie sehen, die anhand des graphi- schen Porträts von der Renaissance bis zur Gegenwart wesentliche Be- reiche unserer Sozial- und Kulturge- schichte weiten Kreisen der Bevöl- kerung vor Augen führen will. Nach der ersten im Dezember 1977 eröff- neten Ausstellung „Porträt 1 — Der Herrscher" folgt nun „Porträt 2 — Der Arzt" mit einer Auswahl von na- hezu zweihundert Medizinerporträts von der Renaissance bis zum Be- ginn des 20. Jahrhunderts.

Beispielhafte Ärzte-Bildnisse aus der Sammlung Diepenbroick In der Ausstellung des Westfäli- schen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster (Domplatz 10,4400 Münster) werden beispielhafte Bildnisse von Ärzten vor Augen geführt, die aus dem über 8000 graphische Medizinerporträts umfassenden Porträtarchiv Diepen- broick ausgewählt wurden. Sowohl medizin- wie auch kunsthistorische Kriterien waren für die Zusammen- stellung aus diesem wohl umfang- reichsten Porträtarchiv ausschlag- gebend, um die großen Epochen der Heilkunde für diesen sozialen und kulturellen Bereich der Geschichte zu spiegeln.

An den Wendepunkten der Medizingeschichte

Daß man gerade die Medizinge- schichte mittels des grafischen Ärz- teporträts anschaulich zu machen versucht, muß insofern sehr reizvoll sein, weil seit über zweitausend Jah- ren Ärzte als Einzelpersonen durch ihr persönliches Handeln — oft bis zur Selbstaufgabe — die Entwicklung der Medizin wesentlich mitbestimmt haben. Denn von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, von Hippokrates (460-375 v. Chr.) über Andreas Ve- sal (1514-1564), William Harvey (1578-1657), Hermann Boerhaave (1668-1738) oder Albrecht von Hal- ler (1708-1777) bis hin zu Rudolf Vir- chow (1821-1902) und Joseph Lister (1827-1912) lassen sich an den

Wendepunkten der Medizinge- schichte überragende Ärzte finden, die die Weichen für eine neue Rich- tung gestellt haben.

Solche herausragenden Ärzte leite- ten sowohl durch revolutionäre wis- senschaftliche Untersuchungser- gebnisse und Erkenntnisse als auch besondere ärztliche Praktiken neue Perioden in der Heilkunde ein. Des- halb werden auch in Münster, soweit wie möglich, die wichtigsten Werke

der Medizingeschichte, die wie Ve- sals Anatomiewerk „De humani cor- poris fabrica. Libri septem" (1543) oder Harveys Schrift über den Blut- kreislauf „De motu cordis" (1628) — in einer Ausgabe von 1639 — gleich- sam eine Revolution entfachten, mit ausgestellt.

Komprimierte Einführungen, ausführliche Kommentare

Die Münsteraner Ausstellung glie- dert sich in fünf große Abschnitte:

Medizin der Antike, Medizin der Re- naissance, Medizin des Barock, Me- dizin der Aufklärung, Naturwissen- schaftliche Medizin. Diesen Epo- chen werden berühmte und weniger berühmte Ärzte als beispielhafte Re- präsentanten zugeordnet. Durch komprimierte medizinhistorische Einführungen, die jeder Epoche vor- angestellt sind, wird der Betrachter mit den Grundzügen der jeweiligen Epoche vertraut gemacht. Sie er-

möglichen einschließlich eines kur- zen Blickes auf die Medizin der Anti- ke einen Überblick über die wesent- lichsten Phasen der Entwicklung der Medizin von der Renaissance bis zum Ersten Weltkrieg. Jedes Bildnis ist mit den wichtigsten biographi- schen Daten versehen, außerdem wird der symbolische Bildgehalt ausführlich kommentiert.

16. Jahrhundert:

Symbole und Beigaben

Die Basis der medizinischen Ent- wicklung wird gleichsam von den antiken Ärzten Hippokrates und Ga- len (129-199 n. Chr.) gebildet. Von diesen beiden Vätern der Medizin sind zwei Porträts aus der Zeit der Renaissance ausgestellt. Die Re- naissancemedizin setzte dann 1543 gleichsam mit einem großen Pau- kenschlag mit Andreas Vesals ana- tomischem Werk ein, in dem er eine Vielzahl von Fehlern Galens berich- tigte. Neben ihm können so ge- niale Persönlichkeiten wie Pa- racelsus (1493-1541), Jean Fer- nei (1506-1558), Ambroise Par (1510-1590), Johann Weyer (1515-1588) als charakteristisch für die Medizin des 16. Jahrhunderts aufgeführt werden, in dem die Grundlagen der neuzeitlichen Ana- tomie und Chirurgie geschaffen und die Begriffe „Pathologie" und „Phy- siologie" in die Medizin eingebracht wurden.

Schon seit den Porträts der Renais- sancezeit kündeten häufig mannig- faltige Symbole und Beigaben (Ske- lette, Totenköpfe, Destillierkolben, Heilpflanzen, Bücher, Anatomiesze- nen oder alchemistische Darstellun- gen) von der im Vergleich zu ande- ren Berufen bedeutungsschweren und vielseitigen Tätigkeit des darge- stellten Arztes.

Ansehen der Ärzte

spiegelt sich in den Porträts Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ver- lagerte sich der Schwerpunkt der medizinischen Entwicklung von der Anatomie zur Physiologie, zur Erfor-

316 Heft 5 vom 1. Februar 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Ärzteporträts dokumentieren Medizingeschichte

schung des funktionellen Gefüges des lebenden Organismus. Das An- sehen der Ärzte spiegelte sich in symbolträchtigen barocken Por- träts, die häufig auf die universelle Bildung des Dargestellten anspie- len, wider. Gleichzeitig übten die neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Physik und der Chemie einen großen Einfluß auf die Theorie und Praxis der Medizin aus. Stellvertre- tend für diese Epoche des Barock seien William Harvey (1578-1657), Marcello Malphigi (1628-1694), Tho- mas Sydenham (1624-1689) ge- nannt, die in der Ausstellung mit großartigen Porträts vertreten sind.

Die Physiologie wurde entscheidend von den genialen Untersuchungen William Harveys über den Blutkreis- lauf geprägt, die er 1628 nicht in seinem englischen Heimatland, son- dern in Frankfurt am Main veröffent- lichte.

In solch einer kurzen Übersicht müs- sen auch die bahnbrechenden Ent- deckungen des Kaufmanns und Na- turforschers Antonj van Leeuwen- hoek (1632-1723) mit dem Mikro- skop erwähnt werden. Mit Hilfe der in diesem Jahrhundert in die wissen- schaftliche Arbeit eingeführten Mi- kroskopie gelang es schließlich Mar- cello Malphigi durch die Darstellung der Kapillargefäße, die Harveysche Kreislauftheorie auch in dieser Hin- sicht zu bestätigen (1661).

Aufklärung: Boerhaave beispiel- haft als Forscher, Lehrer und prak- tisch tätiger Arzt

Die Epoche der Aufklärung wurde in der Medizin wirkungsvoll von den beiden Medizinprofessoren an der Universität Halle, Friedrich Hoff- mann (1660-1742) und Georg Ernst Stahl (1660-1734) eingeleitet. Sie versuchten, wie viele vor und nach ihnen, die bisher bekannten Er- kenntnisse der Heilkunde in theore- tischen Systemen zusammenzufas- sen, um damit die medizinische Dia- gnostik und Therapie überschauba- rer zu gestalten.

Als eine der überragendsten Gestal- ten verband dann der Leidener

Abbildung 2: Miguel Serveto (1511 bis 1553), Brustbild von vorn hinter einer Brüstung, mit der Rechten das Ge- wand raffend, mit der Linken ein Buch fassend. Im Hinter- grund Verbren- nungsszene mit Ket- zer, Henkersknech- ten und Richter, rechts Hausfront und Turm. Unten:

Michael Servetus hist. de Aragonia, anonymer KUpfer- stich (17. Jahrhun- dert)

Abbildung 3: Para- celsus (1493-1541), Halbfigur, halblinks, ein Schwert fas- send, umher ovaler Rahmen mit In- schrift Theophra.

Paracels9 Aureolus Philipp'. Umher ma- nieristische Blu- menornamente, in den Zwickeln oben Sphinxen, unten Faune mit Granat- äpfeln in den Hän- den. Unten Schrift- tafel mit lateini- schem Distichon.

„Hier ist der, dem das Geheimnis der großen Welt be- kannt war, und der mit der Kunst des Verstandes den Ver- stand geben konn- te." Monogrammist BR (J. Th. de Bry).

Kupferstich aus J. J.

Boissard, Icones quinquaginta viro- rum illustrium, Frankfurt 1597/98

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 1. Februar 1979 317

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Ärzteporträts dokumentieren Medizingeschichte

Mediziner Hermann Boerhaave (1668-1738) die verschiedensten theoretischen Strömungen der Heil- kunde zu einem ganzen Lehrgebäu- de. Die Persönlichkeit Boerhaaves vereinigte exemplarisch in sich den Forscher, den Lehrer und den prak- tisch tätigen Arzt, was für viele große Ärzte später chrakteristisch wurde.

Ärzte als Universalgelehrte

Sein Schüler Albrecht von Haller (1708-1777) nahm dann Mitte des 18. Jahrhunderts eine dominierende Stellung in der damaligen medizini- schen Welt Europas ein. Haller lei- stete nicht nur in der Medizin, hier vor allem in der Physiologie, grund- legende Arbeiten, sondern gab auch durch seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Botanik diesem na- turwissenschaftlichen Forschungs- zweig entscheidende Impulse. In seiner Person tritt uns nicht nur ei- ner der großen Universalgelehrten dieser Epoche gegenüber, sondern auch ein begnadeter Dichter. Zwei seiner dichterischen Werke werden in der Ausstellung gezeigt.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts veröffentlichte Giovanni Battista Morgagni (1682-1771) sein Lehrbuch „De sedibus, et causis morborum" (1761), womit er die mo- derne Pathologie begründete. We- nig später entwickelte sich in Paris unter so genialen Ärzten wie Jac- ques Renö Tenon (1724-1826), Fran- cois Xavier Bichat (1771-1802) oder Francois Joseph Victor Broussais (1772-1838) die moderne klinische Schule der Medizin.

19. Jahrhundert:

das Ärzte-Porträt wird nüchterner Das 19. Jahrhundert antwortete auf das unaufhörlich wachsende Wissen innerhalb der Medizin und den stei- genden Einfluß der Naturwissen- schaften mit der Differenzierung der medizinischen Lehrfächer und der Gründung von Fachkliniken. Das Ärzteporträt selbst wird wesentlich nüchterner; der Kupferstich und der Holzschnitt werden durch die Litho-

Abbildung 4: Louis Pasteur (1822-1895), Pasteur in Dreiviertelfigur, ein Glas und einen Spatel haltend und sich auf ein Buch stützend, das auf einem Tisch liegt.

Umher das Laboratorium mit Glasfla- schen, einem Mikroskop und weiteren Instrumenten. Unten rechts A. Edelfelt 1889. Edelfelt Pinx. Louis Orr Sculps.

Chalcographie du Louvre. Trockenstem- pel des Louvre. Kupferstich (Ausschnitt)

Abbildung 5: Sigmund Freud (1856 bis 1939), Radierung 1921 von Hermann Struck. Das Blatt ist von Hermann Struck und Sigmund Freud unterzeichnet. Es wurde als 16. Exemplar in einer Auflage von 150 gedruckt

Fotos (5): Westfälisches Landesmuseum

graphie, den Stahlstich und später durch die Fotografie verdrängt.

Die Orthopädie, Augenheilkunde, Kinderheilkunde, Hals-Nasen-Oh- ren-Heilkunde gewinnen nun zuneh- mend an Bedeutung. Auch dafür wa- ren Erfindungen und Entdeckungen einzelner Ärzte wie die von Hermann von Helmholtz (1821-1894), Albrecht von Gräfe (1828-1870), Ludwig Türck (1810-1868) oder Johann Czermak (1828-1873) entscheidend.

Das gleiche gilt für die Entdeckung der Narkose um 1846 oder die Ein- führung der Anti- und Asepsis 1867 bzw. 1886, um die sich so geniale Naturwissenschaftler und Ärzte wie Louis Pasteur (1822-1895), Joseph Lister (1827-1912) oder Robert Koch (1843-1910) verdient machten. Ge- rade von diesen Forscherpersön- lichkeiten kann man in der Ausstel- lung eindrucksvolle Bildnisse fin- den.

Geburtshilfliche Kliniken, orthopä- dische Heilanstalten, Augenkliniken, Polikliniken und Anstalten für kran- ke Kinder entstanden seit der Bie- dermeierzeit hauptsächlich auf- grund des privaten Engagements von Ärzten und kündeten nun von dem weiter sich ausdehnenden Strom der Heilkunde mit ihren im- mer vielfältigeren diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten.

Eine Vielzahl von begabten Ärzten und Naturwissenschaftlern schuf auf der Basis des naturwissen- schaftlichen Experimentes, der kli- nischen Beobachtung, der statisti- schen Auswertung und des patholo- gischen Befundes die Grundlagen der heutigen Medizin. Führende Köpfe wie Louis Pasteur, Max von Pettenkofer (1818-1901), Robert Koch, Joseph Lister oder Rudolf Vir- chow (1821-1902) scharten zahlrei- che Schüler um sich, die die medizi- nische Forschung und Lehre be- stimmten. Das Arbeitsgebiet verla- gerte sich nun immer mehr ins Labor, in den Operationssaal, in das Krankenzimmer und in den Sektionssaal. Schließlich erschlos- sen Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) und Sigmund Freud (1856-1939) am Ende des 19. Jahr-

318 Heft 5 vom 1. Februar 1979 DEUTSCHES ÄRZ IEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

GESCHICHTE DER MEDIZIN

hunderts der Heilkunde neue, bisher ungeahnte Horizonte.

Zeitgemäße Aufarbeitung der Medizingeschichte

Vielleicht kann diese kurze Skizzie- rung eine Vorstellung von der in Münster anhand von Ärzteporträts bildlich vorgeführten Medizinge- schichte geben. Diese kulturhistori- sche Ausstellung möchte die Ge- schichte der Medizin, den für uns alle so existentiell bedeutsamen historischen Wissenschaftszweig, nicht nur den Medizinern, sondern auch den interessierten Laien nahe- bringen. Zweifellos kann durch die zeitgemäße Aufarbeitung der Medi- zingeschichte die heute so kontro- vers um den Stand der Ärzte geführ- te Diskussion transparenter werden.

Hervorragend gestalteter Katalog Die Ausstellung wird von einem um- fassenden Katalog mit 320 Seiten, über 200 Abbildungen, begleitet (15 DM), der von Peter Berghaus, Hans-Dietrich Freiherr von Diepen- broick-Grüter und Axel Hinrich Mur- ken herausgegeben wurde. Den er- sten Abschnitt bilden verschiedene Aufsätze zur Medizin- und Kulturge- schichte, im zweiten Abschnitt wer- den die Graphiken ausführlich be- schrieben. Ein Ärzte- und Künstler- register sowie ein Literaturverzeich- nis runden diesen Katalog ab.

Ausstellung auch in Köln und Offenbach

Diese medizin- und kunsthistorische Ausstellung wird bis zum 18. Febru- ar 1979 im Westfälischen Landes- museum für Kunst und Kulturge- schichte Münster gezeigt. Sie wird anschließend im Stadtmuseum Köln (8. März 1979 bis 22. April 1979) und im Ritterhaus-Museum (29. April 1979 bis 27. Mai 1979) in Offenbach zu sehen sein.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Axel Hinrich Murken Waldeyerstraße 27 4400 Münster

Axel Hinrich Murken

In der Städtischen Wessenberg-Ge- mäldegalerie, Konstanz, zeigt die

„Gesellschaft der Freunde und För- derer für ein Deutsches Kranken- hausmuseum e. V." vom 10. Februar bis zum 10. März 1979 die Ausstel- lung „Das Bild des deutschen Kran- kenhauses im 19. Jahrhundert". Die- se medizin- und kunsthistorische Ausstellung, die schon in Münster, Düsseldorf und München zu sehen war, bietet mit einer vielfältigen Aus- wahl von Krankenhausbildern des vorigen Jahrhunderts einen guten Überblick über die wichtigste Epo- che des Krankenhauswesens. Da- mals vor 150 bis 100 Jahren entwik- kelten sich die Krankenanstalten zu einer wesentlichen Institution des Gesundheitswesens. Innerhalb von drei Generationen wurde besonders der deutsche Raum gleichsam von Krankenanstalten überzogen, so daß man am Ende des 19. Jahrhunderts schon 6300 Kranken- und Heilan- stalten im Deutschen Reich zählte.

Heute ist diese Wohlfahrtsinstitu- tion, für die damals die wesentlich- sten baulichen, hygienischen und strukturellen Voraussetzungen ge- schaffen wurden, kaum noch aus unserem alltäglichen bürgerlichen Leben wegzudenken: Fast jeder Er- denbürger wird in einem Kranken- haus geboren, und jeder zweite von uns muß in den Anstaltsmauern sterben.

Realistische Darstellungen der damaligen Zeit

Über das im 19. Jahrhundert sich inmitten der bürgerlichen Stadt und

des von der Industrialisierung ge- prägten sozialen Lebens immer mehr ausbreitende Krankenhauswe- sen vermitteln uns die zahlreichen Ansichten von Krankenhäusern, die in dieser Wanderausstellung zur Krankenhausgeschichte ausgestellt sind, eine ausgezeichnete Vorstel- lung. In diesen, in der Regel sehr realistischen, Bildern der damaligen Zeit wird nicht nur das Äußere des Krankenhauses mit seiner Umwelt vor Augen geführt, sondern sie ge- währen uns auch unvergleichlich plastische Einblicke in das innere Gefüge der Anstalten. Gleichzeitig findet man auf diesen Bildern typi- sche Motive, die auf die Funktion des Gebäudes hinweisen: Kranken- träger, Diakonissinnen, Kranke oder Krankentransporte.

Die ältesten

„Krankenhaus"-Ansichten aus dem 18. Jahrhundert

Schon aus dem 18. Jahrhundert, in dem das Krankenhaus eigentlich be- gründet wurde, sind einige sehr sel- tene und daher sehr kostbare Kran- kenhausansichten bekannt gewor- den. So wurde die Charite in Berlin 1727 bald nach ihrer Umwandlung von einem Pesthaus zu einer Staats- krankenanstalt in einem großartigen Kupferstich aus der Vogelschau dar- gestellt, der in der Ausstellung zu betrachten ist. Doch überwogen in der Zeit der Aufklärung noch die Flugblätter von Pesthäusern und Le- prosorien, die häufig nichts weniger als reine Seuchen- und Siechenasy-

Das Krankenhaus unserer Großväter

Das Bild des deutschen Krankenhauses im 19. Jahrhundert

DEUTSCHES ARZIEBLATT Heft 5 vom 1. Februar 1979 319

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