A2550 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 48⏐⏐28. November 2008
A K T U E L L
Die französische Ärzteschaft lehnt ebenso wie die deutsche das zwei- stufige Bachelor-Master-System in der medizinischen Ausbildung ab.
„Wir haben die große Sorge, dass die Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen im Medizinstu- dium zu erheblichen Qualitätsein- bußen in der Patientenversorgung führt“, erklärten der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Prof.
Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, und der Präsident des französischen Conseil National de l’Ordre des Médicins, Dr. Michel Legmann.
Während der Konsultationen beider Organisationen Mitte November in Berlin betonten sie, dass sie grund- sätzlich die Ziele des Bologna-Pro- zesses und die Mobilität von Studie- renden unterstützten. Die Medizin könne aber nicht wie andere Studi- engänge in ein berufsqualifizieren- des Basisstudium und einen weiter- führenden Masterabschluss geteilt werden.
Schwerpunkt der deutsch-fran- zösischen Konsultationen war die Mobilität von Ärztinnen und Ärz- ten in Europa. Die Gespräche sol- len dazu beitragen, die gegenseiti- ge Anerkennung der Aus- und Wei- terbildung zu verbessern. „Teilwei- se kam es zu Missverständnissen
über den Ablauf des Studiums im jeweiligen Land“, erläuterte Dr. Ra- min Parsa-Parsi, Leiter des Aus- landsdienstes der BÄK, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. So gel- ten die Franzosen beispielsweise auch während ihrer Weiterbildung noch als Studierende. Die Delega- tionen stimmten außerdem darin
überein, dass die Arbeit im Ständi- gen Ausschuss der Europäischen Ärzte (CPME) eine wichtige Rolle bei der Bewältigung gemeinsamer Aufgaben spielen kann. Beide Sei- ten erklärten sich bereit, in der CPME-Arbeitsgruppe ihren Beitrag zur Entwicklung eines Reformpa-
kets zu leisten. ER
Zahl der Woche
Prozent der Europäer geben an, dass Gesundheit in 81
puncto Lebensqualität eine sehr wichtige Rolle spielt.
Der Umfang privat erbrachter Pfle- geleistungen wird unterschätzt. Und nach wie vor pflegen vor allem Frauen ihre Angehörigen: Zwei Drittel der sogenannten informellen
Pflegearbeit wird von ihnen geleis- tet, ein Drittel von Männern. Dar- auf hat Prof. Dr. Gertrud Backes Anfang November in Berlin hinge- wiesen.
Die Direktorin des Zentrums Al- tern und Gesellschaft der Univer- sität Vechta hat im Auftrag der SPD- nahen Friedrich-Ebert-Stiftung den Umfang und die Bedeutung der pri- vat erbrachten Pflegearbeit unter der Geschlechterperspektive unter- sucht. Nach ihren Berechnungen entspricht der Einsatz im Bereich der häuslich-privaten Pflegearbeit mehr als drei Millionen Vollzeitar- beitsplätzen. Backes wies darauf
hin, dass sich private Pflege in Zu- kunft verändern wird. Die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt, nicht aber die der Pflegenden. Die meis- ten wollen zu Hause gepflegt wer- den. Dies bedeute aber nicht, dass es Töchter, Schwiegertöchter und Partnerinnen übernehmen müssten, sagte die Expertin. Vielmehr ließe sich die professionelle häusliche Versorgung ausbauen, die Arbeitsbe- dingungen in der Pflege attraktiver machen und mehr Männer für die Pflege gewinnen. Zu beziehen ist die Studie „Gender in der Pflege: Her- ausforderungen für die Politik“ im Internet unter: www.fes.de/wiso.Rie HÄUSLICHE PFLEGE
Engagement wie bisher wird abnehmen
Kein Bachelor- Master-System in der medizinischen Ausbildung – darin sind sich Deutsch- lands und Frank- reichs Ärzteschaft einig.
BOLOGNA-PROZESS
Ärzte wollen Ausnahme für die Medizin
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