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Archiv "Schlusswort" (27.01.2012)

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68 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 4

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27. Januar 2012

M E D I Z I N

DISKUSSION

Keineswegs Untertherapie propagiert

Die Hälfte der Brustkebserkrankten sind Patientinnen, die älter sind als 65 Jahre. Ein Drittel ist sogar über 70 Jahre alt und von heterogenem Gesundheitsstatus. Ab 70 Jahren nehmen 40 % der Frauen sieben und mehr Arzneimittel ein. In dieser Gruppe leiden 40 % an De- menz-Symptomen und/oder Depression. In der Über- sichtsarbeit wird für 70-Jährige eine statistische Le- benserwartung von weiteren 16 Jahren und bei 80-Jäh- rigen von neun Jahren angegeben. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes (1/2010) haben davon 25 % maximal drei Jahre zu erwarten. Dabei ist zu bedenken, dass Brustkrebsmanifestation begünstigt wird durch häufig vorkommende metabolische Probleme wie Adi- positas und Diabetes. Damit stellt bei 70-Jährigen mit Ersttherapie an Brustkrebs deren Multimorbidität fast die Regel dar. Die Autoren weisen bei der damit assozi- ierten Multimedikation auf viele ungeklärte Interaktio- nen mit Chemo- und Tamoxifen-Therapie hin (letztere wird beeinträchtigt durch trizyklische Antidepressiva).

In einer großen Studie (n = 395 000) interessierten die Todesursachen von über 70-Jährigen: Bei Frauen mit lokalem Brustkrebs und damit prädestiniert für ad- juvante Therapie starben 17 % an diesem Krebs und bei 82 % handelte es sich um andere Todesursachen – also 5 mal so oft (1).

Bei Verzicht auf systemische Therapie nach Mastek- tomie zeigt sich bei über 70-Jährigen das krankheits- freie Überleben nach zwölf Jahren Beobachtung ver- gleichbar mit jenen unter 70 Jahren (2).

70-jährige Brustkrebspatientinnen mit mehr als drei Komorbiditäten haben noch eine Lebenserwartung von neun Jahren und 79-Jährige ohne Komorbidität von 15 Jahren (3).

Diese Studiendaten wollen keineswegs Unterthera- pie propagieren mit schlechteren Überlebenszeiten.

Aber der aktuelle Gesundheitszustand sollte multidis- ziplinär zusammengefasst und geriatrisch eingeschätzt werden. Dazu sind in der gynäkologischen Onkologie

Instrumente wie der Charlson-Co-Morbidity-Index zur Morbiditäts- und Mortalitäts-Abschätzung älterer Frau- en anzuwenden.

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0068a

LITERATUR

1. Schairer C, Mink PJ, Carroll L, et al.: Probabilities of death from breast cancer and other causes among female breast cancer patients . J Natl Cancer Inst. 2004; 96: 1311–21.

2. Singh R, Hellman S, Heimann R: The natural history of breast carci- noma in the elderly: implications for screening and treatment. Cancer 2004; 100: 1807–13.

3. Mandelblatt J. Treating Breast Cancer: The age old dilemma of old age. Journal of Clinical Oncology 2006; 24: 4369–70.

4. Sautter-Bihl ML, Souchon R, Gerber B: Adjuvant therapy for women over age 65 with breast cancer. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(21):

365–71.

Prof. Dr. med. J. Matthias Wenderlein Universität Ulm

wenderlein@gmx.de

Interessenkonflikt

Prof. Wenderlein erhielt die Erstattung von Teilnahmegebühren für einen Kon- gress sowie Reise- und Übernachtungskosten von medac. Des Weiteren erhielt er Honorare für die Vorbereitung von wissenschaftlichen Fortbildungs- veranstaltungen von Jenapharm.

Schlusswort

Wir danken Herrn Kollegen Wenderlein für die ergän- zenden Studiendaten und die nochmalige Akzentuie- rung der von uns bereits betonten Notwendigkeit einer individuellen Indikationsstellung anhand des biologi- schen Alters unter Anwendung der entsprechenden standardisierten Scores (siehe Tabelle 4 und Literatur e9, 11, e10).

DOI: 10.3238/arztebl.2012.0068b

LITERATUR

1. Sautter-Bihl ML, Souchon R, Gerber B: Adjuvant therapy for women over age 65 with breast cancer. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(21):

365–71.

Prof. Dr. med. Marie-Luise Sautter-Bihl Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie Städtisches Klinikum Karlsruhe

marie-luise.sautter-bihl@klinikum-karlsruhe.de

Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

zu dem Beitrag

Adjuvante Therapie des Mammakarzinoms bei Patientinnen über 65 Jahre

von Prof. Dr. med. Marie-Luise Sautter-Bihl, Prof. Dr. med. Rainer Souchon, Prof. Dr. med. Bernd Gerber in Heft 21/2011

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