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Archiv "Sanitätsdienst: Fachwissen und Charakter" (08.10.2010)

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A 1930 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 40

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8. Oktober 2010

SA NITÄ T SDIEN ST

Weder Militär noch Medizin dürfen in einer modernen Einsatzmedizin die Vorrangstellung be- anspruchen (DÄ 30/

2010: „Militärische Einsatzmedizin: Ethische Dilemmata“

von Thomas Bschleipfer und Klaus Kornwachs).

S S

W M e E V a 2 Einsatzmedizin: Ethi

Doch auf Augenhöhe

. . . Zunächst scheint es, dass sich der Kollege Bschleipfer zwar in- tensiv mit grundlegenden ethischen Standpunkten und den möglichen Konflikten eines Militärarztes be- schäftigt hat, jedoch hat er es leider versäumt, sich über den Umgang mit dieser Problematik innerhalb der Bundeswehr zu informieren.

Dies lässt sich bereits aus dem überschaubaren Literaturverzeich- nis ablesen, das lediglich eine fun- dierte Quelle zu diesem Thema ent- hält (Nr. 1).

Zu den angesprochenen Problem- feldern ist festzustellen, dass die Medizin zwar in gewisser Weise durch das Militär instrumentali- siert wird, was jedoch bei jedem Betriebsarzt in ähnlichem Maß der Fall ist. Dies stellt aber kein Problem dar. Vielmehr leistet sich die Bundeswehr eine höchst ef- fektive und auch sehr teure Ein- satzmedizin, um eine Versor- gungsqualität der Soldaten zu ge- währleisten, die sich auf dem gleichen Niveau wie im Heimat- land bewegt. Hierzu wurde in Af- ghanistan ein Einsatzlazarett auf- gebaut, das den Versorgungsum- fang eines Kreiskrankenhauses leistet. Der Sanitätsdienst wird vor Ort von einem Arzt im Rang eines Oberst geführt. Dieser un- tersteht zwar dem Kontingentfüh- rer im Rang eines Brigadegene- rals, was jedoch auf alle anderen Teilbereiche ebenso zutrifft. Es ist also falsch, dass Medizin und Truppe sich „nicht auf Augenhö- he“ begegnen. Doch wie auch bei jeder großen Firma mit vielen Einzelbereichen muss es auch hier einen Hauptverantwortlichen geben.

Über die Triage wurde bereits viel diskutiert. Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass die Gefahr eines Massenanfalls von Verletzten in Afghanistan deutlich höher liegt als in Deutschland.

Glücklicherweise ist dieses Ereig- nis selbst im Auslandseinsatz bis- her sehr selten aufgetreten. Im Normalfall wird in der Bundes- wehr klare Individualmedizin be- trieben, was sowohl für die Solda- ten als auch für die Zivilbevölke- rung gilt. Im Falle eines Groß- schadensereignisses müssen die zur Verfügung stehenden Ressour- cen natürlich mit Verstand und größter Umsicht eingesetzt wer- den. Wenn deshalb ein schwerst- verletzter Patient nicht maximal- medizinisch versorgt werden kann, dann geschieht dies einzig mit dem Ziel, möglichst vielen Patien- ten die bestmögliche Versorgung zuteil werden zu lassen. Dass sich ähnliche Probleme auch in Deutschland ergeben können (Zugunglücke, Flugzeugabstürze, Naturkatastrophen etc.), muss si- cherlich nicht betont werden. Aber selbst im Falle eines Massenan- falls von Verletzten ist die Bun- deswehr in der Lage, den Soldaten eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau zu garantieren. Ne- ben der unmittelbaren Versorgung im Einsatzland hält die Bundes- wehr rund um die Uhr einen Air- bus A 310 für den Lufttransport Verwundeter und Erkrankter vor.

Mit ihm können binnen 24 bis 48 Stunden 44 Patienten unter intensivmedizinischen Bedingun- gen nach Deutschland transpor- tiert werden. Bei Bedarf ist es möglich, zusätzlich zwei weitere Airbus A 310 in die sogenannte AirMedEvac-Konfiguration umzurüsten.

Das Problem der „Doppelloyalität“

wurde im Allgemeinen richtig be- schrieben, trifft auf die Bundes- wehr allerdings so nicht zu. Gerade der beschriebene Lösungsweg wird nämlich von der Bundeswehr ge- nau so beschritten, wie dort vorge- schlagen wird. Sanitätsoffiziere sind weder Ärzte ohne militäri- sches Wissen noch militärische Handlanger. Sie werden an zivilen

Universitäten und zum Teil auch an zivilen Krankenhäusern medizi- nisch ausgebildet. Gleichzeitig werden sie aber auch militärisch geschult und auf ihre Aufgabe vor- bereitet, um mit ihrem medizini- schen Fachwissen gemeinsam mit der militärischen Führung ein Team zu bilden und stets eine vernünftige und ausgewogene Entscheidungs- findung zu garantieren. Eine Be- einflussung von medizinischen Entscheidungen durch nichtärztli- che Soldaten findet – zumindest in der Bundeswehr – nicht statt. Ge- nauso wenig würde ein Sanitätsof- fizier medizinische Erfordernisse militärischen Interessen unterord- nen . . .

Dr. Christian Strobl, 82229 Seefeld

Fachwissen und Charakter

Zunächst einmal vielen Dank für die eloquente Darstellung der Si- tuation der Medizin im militäri- schen Kontext. Allein – dies ist ab- solut nichts Neues.

Vielmehr stellt die geschilderte mi- litäreigentümliche Situation und das Meistern der sich daraus erge- benden Probleme eben genau das Spannende am Berufsbild eines Sa- nitätsoffiziers dar. Dies gilt dabei selbstverständlich nicht nur für die vom Verfasser dargestellte kurative Medizin, sondern auch für die Bereiche Gesundheitsbeurteilung, Öffentlich Rechtliche Aufsicht und in besonderem Maß für Forschung und Entwicklung.

Es ist zu hinterfragen, ob es – un- abhängig von militärischen Gege- benheiten – überhaupt gerechtfer- tigt ist, aus den „Berufsordnun- gen, Gelöbnissen oder Kodizes“

eine „primär patientenorientierte Medizin“ ohne Beachtung der vielfältigen externen Einflussfak- toren abzuleiten, denen die ärztli- che Versorgung naturgemäß ubi- quitär ausgesetzt ist. Es wird da- durch ein Bild der Medizin entwi- ckelt, das aufgrund des unrealisti- schen Ansatzes zwangsläufig zu missverständlichen Problematisie- rungen führt. Die Erfüllung eines Auftrags hat sich immer an den

B R I E F E

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situativen Gegebenheiten zu ori- entieren. Professionalität zeigt sich dort, wo mit eingeschränkten Mitteln ein Maximum an Leistung erreicht wird. Die Hochwertigkeit eines Berufs beziehungsweise die Erfüllung der dem Beruf zu - gemessenen Aufgaben ergibt sich daher nicht allein aus der (Ein- flussfaktoren ignorierenden) stu- ren Anwendung spezifischen Wis-

BÜROKR ATIE

KBV und KV Westfa- len-Lippe wollen den Aufwand mes- sen, den neue Nor- men verursachen (DÄ 28–29/2010:

„Bürokratieabbau:

Einfach kann sehr schwierig sein“ von Carl-Heinz Müller und Thomas Kriedel).

Ü O

K l d s m (

„ Einfach kannsehrsc

monsters“, an dem sowohl Kran- kenkassen als auch KVen kräftig mitgewirkt haben, auf meine ver- tragsärztliche Zulassung verzichtet.

Seitdem hat sich der überbordende Bürokratiewust in meiner Praxis um etwa 80 Prozent vermindert. Die Versorgungsqualität meiner Patien- ten (nicht nur Privatpatienten) hat sich dagegen drastisch verbessert, da ich meine Zeit wieder den Pa- tienten und sinnvoller medizinischer Fortbildung widmen kann, statt mich zum „Facharzt für ICD-10, QZV, RGL, Richtgrößen, rez. Re- gressangst und Orientierungspunkt- werte“ entwickeln zu müssen.

Mein Nettoeinkommen ist dage- gen wegen der möglichen Kosten- senkung und der reduzierten Steu- erprogression gleich geblieben.

Ein Gesundheitssystem ohne KVen als „Hilfskörperschaften der Reichsversicherungsordnung für die staatlichen (!) Interessen“ und ohne gesetzliche Krankenkassen würde ohne politisch-weltan- schauliche Überfrachtung genauso gut funktionieren wie die seit Jahrzehnten funktionierende Kfz- Versicherung. Die FDP hatte ein ähnliches System in Aussicht ge- stellt – und gleich wieder verges- sen. Schade!

Dr. med. Friedhelm Kirchen, 54568 Gerolstein

nebst einer mehrseitigen Ausfüll- hilfe zur Teilnahmeerklärung von Patienten an diesem AOK-Vertrag.

Hier steht nicht der Patient, der oh- nehin keinen direkten Nutzen aus diesem Vertrag zieht, im Mittel- punkt ärztlicher Bemühungen, son- dern das korrekte Ausfüllen seiner Teilnahmeerklärung, und das auch noch zwangsweise nur online über das KVN-Portal.

Dr. med. Dirk Mascher, Ärztehaus Emden, 26721 Emden

Auf vertragsärztliche Zulassung verzichtet

Nach 26 Jahren vertragsärztlicher Tätigkeit habe ich 2009 wegen des jährlich wachsenden „Bürokratie-

Ein Beispiel

Eines der jüngsten Beispiele für den nicht geglückten Bürokratieab- bau in den Hausarztpraxen beka- men die an der hausarztzentrierten Versorgung der AOK teilnehmen- den niedersächsischen Hausärzte erst vor kurzem von ihrer KV zu- gesandt: Eine erneute Anweisung

sens, sondern aus der Verbindung von fachlicher Expertise und opti- maler Nutzung vorhandener Res- sourcen. Dabei ist das Vorhanden- sein einer auf festen Prinzipien gründenden inneren Haltung un- abdingbare Voraussetzung für ei- ne optimale Abwägung von Ein- flussfaktoren . . .

Dr. med. Oliver M. Erley, Sanitätsoffizier, 56321 Brey

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