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Archiv "Sanitätsdienst der Bundeswehr: Viele Einsätze, zu wenige Ärzte" (11.02.2011)

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A 248 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 6

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11. Februar 2011

SANITÄTSDIENST DER BUNDESWEHR

Viele Einsätze, zu wenige Ärzte

Mit den Auslandseinsätzen sind die Anforderungen an den Sanitäts- dienst gestiegen. Zugleich sind etwa 13 Prozent der Arztstellen unbesetzt, wie aus dem Bericht des Wehrbeauftragten hervorgeht.

B

ei der Bundeswehr geht es drunter und drüber. Dieser Eindruck bleibt zurück, wenn man die Medienberichte der vergange- nen Wochen über die Gorch Fock, geöffnete Feldpost und den Tod ei- nes Soldaten in Afghanistan ver- folgt hat. Der Sanitätsdienst ist zwar bislang nicht explizit in die Schlagzeilen geraten, wer aber den Ende Januar vorgelegten Bericht des Wehrbeauftragten liest, der stößt auf einige Kuriositäten.

Darin geht es zum Beispiel um Engpässe bei „allgemeinen Dienst- leistungsaufgaben“ in Afghanistan.

„Bei meinem Besuch im August 2010 kam es beispielsweise dazu, dass ein Oberfeldarzt und eine Stabs- ärztin die Essensausgabe übernah- men“, schreibt der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP). An an- derer Stelle berichtet er vom Trans- port eines Verwundeten vom Flug - hafen Köln-Wahn ins Bundeswehr- zentralkrankenhaus nach Koblenz.

Diesbezüglich habe es eine Be- schwerde gegeben: Das Fahrzeug sei nicht mit den notwendigen Schmerz- mitteln ausgestattet gewesen.

Dass es beim Sanitätsdienst der Bundeswehr Probleme gibt, ist nicht neu. Besonders der Fachkräf- temangel erschwert eine umfassen- de medizinische Versorgung der Soldaten. Dem Wehrbericht zufolge sind derzeit 13 Prozent der Arztstel- len unbesetzt. In einigen Fächern klaffen besonders große Lücken, zum Beispiel in der Notfallmedizin, aber auch in der Chirurgie. Weil es an Ärzten fehlt, ist die Arbeitsbe - lastung der verbliebenen Kollegen hoch. Sie müssen häufiger zu Ein- sätzen ins Ausland. Die truppen- ärztliche Versorgung im Inland kann die Bundeswehr unterdessen nur noch aufrechterhalten, indem sie auf Strukturen aus dem zivilen

Gesundheitswesen zurückgreift. Zu- gleich wächst der Bedarf an psych - iatrisch-psychotherapeutischer Ver- sorgung, denn die Anzahl traumati- sierter Soldaten nimmt zu.

Die Schwierigkeiten, die der Wehrbeauftragte beschreibt, sind bekannt – ebenso die Gründe. „Ur- sächlich für den Personalmangel war und ist vor allem der verschärf- te Wettbewerb mit dem zivilen Sektor“, heißt es im Bericht. Die bereits ergriffenen Maßnahmen – wie finanzielle Zulagen oder frühe- re Facharztzusagen an die Ärzte in

Weiterbildung – seien richtig, aber nicht ausreichend. Durch zusätzli- che Dienstposten und Neueinstel- lungen habe 2010 zwar der Nega- tivtrend gestoppt werden können, der Sanitätsdienst sei als Arbeitge- ber trotzdem weiterhin „nicht at- traktiv genug“. Ein Schlüsselthema ist für den Wehrbeauftragten Kö- nigshaus dabei die Vereinbarkeit von Familie und Dienst. Diese müs- se deutlich verbessert werden – nicht zuletzt wegen des steigenden Frauenanteils. „Andernfalls wird der Sanitätsdienst den Kampf um qualifiziertes Personal verlieren und die ihm gestellten Aufgaben nicht mehr erfüllen können“, pro - gnostiziert der Wehrbericht.

Beim Sanitätsdienst gibt es also viel zu tun. Allerdings könnte sich auch schon bald einiges an den Or- ganisationsstrukturen ändern – mit der geplanten Bundeswehrreform.

Der „Zentrale Sanitätsdienst“, der heute die Versorgung verantwor - tet, soll aufgelöst werden. Das hat zumindest kürzlich die Struktur- kommission der Bundeswehr vor- geschlagen. Ein Grund: zu viel Bürokratie, die Sanitätsoffiziere von kurativen Aufgaben fernhält. Der Sanitätsdienst soll nach den Vorstel- lungen der Kommission in die Streitkräftebasis überführt werden.

Dort solle ein „Fähigkeitskomman- do Sanitätsdienst der Bundeswehr“

gebildet werden. Hilfreiche Vor- schläge gegen den Ärztemangel machten die Experten nicht. Alle Arztstellen seien bis Ende 2011 zu besetzen, hieß es lediglich. ■

Dr. med. Birgit Hibbeler

@

Der Wehrbericht und die Vorschläge zur Bundeswehrreform: www.aerzte blatt.de/11248

Ärztinnen und Ärzte:

Planstellen: 2 804 (2009: 2 790) davon unbesetzt: 360 Frauenanteil: 36,1 Prozent (unter den Stabsärzten 52 Prozent) in Teilzeit: 120

Mutterschutz/Elternzeit: 140

im Ausland: 104; im Verlauf des Jahres 2010 waren 573 Ärzte im Ausland eingesetzt.

Einrichtungen:

Bundeswehrkrankenhäuser: Berlin, Hamburg, Koblenz, Ulm, Westerstede

regionale Sanitätseinrichtungen: 216, davon 18 Fachsanitätszentren

Medizinstudium:

Plätze: 220

Bewerber: 1 345 zum Wintersemester 2010/11

MEDIZIN BEI DER BUNDESWEHR

Die Belastung der Sanitätsoffiziere hat in den vergan- genen Jahren stark zugenommen.

Foto: dpa Quelle: Bundeswehr, Stand: Ende 2010; ohne Zahn- und Tierärzte

P O L I T I K

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