A 1196 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 108|
Heft 22|
3. Juni 2011 Veränderungenim Sanitätsdienst wird es unter ande-
rem auf der regio- nalen Ebene geben.
Die fragwürdigen Dissertationen stammen aus dem Institut für Geschichte der
Medizin.
Die Universität Würzburg lässt durch Gutachter mehrere an der Medizinischen Fakultät geschriebe- ne Doktorarbeiten prüfen. Universi- tätspräsident Prof. Dr. rer. nat. Al- fred Forchel sagte am 20. Mai, die Hochschule habe bei etwa 20 Ar- beiten aus den Jahren 1998 bis 2005 Zweifel, ob die verliehene Doktor- würde gerechtfertigt sei. Darum ha- be man sich an die Deutsche For- schungsgemeinschaft gewandt. Soll- ten auch deren Experten zu einem negativen Urteil kommen, droht den Ärzten die Aberkennung des Titels.
Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. med. Matthias Frosch, sprach bei den fragwürdi- gen Dissertationen von im Umfang teilweise „dürftigen“ Werken, die auf den ersten Blick auch „qualitati- ve Probleme“ hätten. Eine Arbeit von einem Zahnarzt bringe es etwa gerade einmal auf 33 Seiten. Sie be- stehe zum größten Teil schlicht aus der Wiedergabe eines mittelalterli- chen Textes aus dem „Ansbacher Arzneibuch“.
Die jetzige Prüfung steht im Zu- sammenhang mit einem Mitte März bei der Universität Würzburg ein- gegangenen anonymen Schreiben, wonach jahrelang am Institut für Geschichte der Medizin durch den dortigen inzwischen emeritierten WISSENSCHAFTLICHES FEHLVERHALTEN
Universität Würzburg überprüft medizinische Doktorarbeiten
Professor eine regelrechte „Doktor- fabrik“ bestand. So sollen Ärzte und Apotheker gegen entsprechen- de fünfstellige Zahlungen sich den Titel nebst Arbeit aus der Feder des Professors oder seiner Mitarbeiter gekauft haben. Er wurde bereits
Auch nach der Reform der Bundes- wehr soll der Zentrale Sanitätsdienst als einer der fünf militärischen Or- ganisationsbereiche erhalten blei- ben. Dies geht aus einem Eckpunk- tepapier des Bundesministeriums BUNDESWEHRREFORM
Zentraler Sanitätsdienst soll erhalten bleiben
der Verteidigung hervor, das Mitte Mai vorgestellt wurde. Anfang des Jahres hatte die Strukturkommission der Bundeswehr noch vorgeschla- gen, den Zentralen Sanitätsdienst aufzulösen und in die Streitkräfte -
basis einzugliedern.
Veränderungen wird es auf der regionalen Organi- sationsebene geben. Nach Angaben des Sanitäts- dienstes der Bundeswehr werden die regionalen Sa- nitätskommandos aufge- löst und durch eine neue Verwaltungsstruktur er-
Zahl der Woche
1 240
Vorsorge- und Rehabilitationskliniken gab es 2009 in Deutschland. Im Vorjahr waren es 1 239.
setzt. Wie diese aussehen wird, ist jedoch noch unklar, da viele De- tails der Reform, wie zum Beispiel die Anzahl der Soldaten im Sani- tätsdienst und deren lokale Vertei- lung, noch nicht bekannt sind.
Die Reform der Bundeswehr sieht nicht nur Veränderungen in der Organisation der Streitkräfte vor, sondern auch einen deutlichen Personalabbau. So soll die Zahl der Soldaten von 220 000 auf 185 000 reduziert werden. Wehrpflichtige wird es künftig nicht mehr geben, dafür aber die Möglichkeit, freiwil- lig Wehrdienst zu leisten. mei
2009 zu einem Strafbefehl in Höhe von 14 400 Euro verur- teilt, weil ihm nachgewiesen worden war, dass er von einem Promotionsberater 6 000 Euro angenommen hatte.
Für die Behauptung, der Professor habe viele der Ar- beiten selbst geschrieben, ge- be es keine Beweise, sagte der Unipräsident. Allerdings lägen vier Dissertationen vor, deren Druckversion mit handschrift- lichen Aufzeichnungen des Emeritus übereinstimmten.
Forchel und Frosch unterstri- chen, dass es keinen Generalver- dacht gegen frühere Doktoranden speziell in der Medizingeschichte gebe. „99,99 Prozent der hier an der Universität Würzburg gefertigten Dissertationen erfüllen höchste An- sprüche“, beteuerte der Dekan. dapd
Foto: picture alliance
Foto: dpa