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Archiv "Sanitätsdienst der Bundeswehr: Noch immer kein ,,Silberstreifen''" (25.09.1980)

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Die Personalsituation im Sani- tätsdienst der Bundeswehr ist unbefriedigend: bei den länger dienenden Sanitätsoffizieren ist ein Fehlbestand von 45,8 Pro- zent zu verzeichnen. Offensicht- lich wird der Beruf des Sanitäts- offiziers nicht als attraktiv genug angesehen. Einer der Gründe dürfte in der mangelnden Unter- stützung durch die politisch Ver- antwortlichen zu suchen sein.

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Arztliehe Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Sanitätsdienst der Bundeswehr

Noch immer kein , ,Silberstreifen''

ln einer vom Informations- und Pressestab des Bundesministers der Verteidigung herausgegebenen Mitteilung, die "Nachwuchswer- bung der Bundeswehr- Ziele, Aufgaben und Schwerpunkte" betref- fend, ist die lapidare Feststellung enthalten: "großer Bedarf besteht auch an Truppenärzten und Sanitätsoffizieren". Ferner wird festge- stellt, daß "um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr auch in Zukunft zu gewährleisten, Anstrengungen unternommen werden müssen, das Personalfehl an Zeitsoldaten auszugleichen". Hier soll nun die Nachwuchswerbung für die Bundeswehr einsetzen.

Jeder, der sich seit Bestehen der Bundeswehr mit dem Sanitäts- dienst befaßt hat, weiß, daß eines der Hauptprobleme der Mangel an geeignetem Personal, insbesondere Sanitätsoffizieren, ist. Alle bis- her erschienenen Weißbücher, Wehrbeauftragtenberichte, Bundes- tagsprotokolle, Aufrufe und Veröffentlichungen in der medizini- schen Fachpresse, Hinweise in Rundfunk, Fernsehen und Zeitungen haben dies in der Vergangenheit nur allzu deutlich gemacht. ln erster Linie betrifft der Mangel länger dienende Sanitätsoffiziere, und zwar hauptsächlich Ärzte und Zahnärzte.

Ähnliche personelle Schwierigkeiten sind auch bei den anderen Mitgliedstaaten der NATO festzustellen.

Doch zurück zur Bundeswehr: Der Personalumfang des Sanitäts- dienstes ist exakt festgelegt. Die Zahl der für länger dienende Sani- tätsoffiziere (Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit) vorgesehenen Dienstposten beträgt 2734. Diesem Soll steht gegenwärtig ein Perso- nalbestand von 1479 Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit gegen- über .

...,. Das bedeutet einen Fehlbestand an länger dienenden Sanitätsof- fizieren von 1255 = 45,8 Prozent.

Diese Zahlen beziehen sich auf Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker. Sofern wir den Vergleich allein auf Ärzte beschränken, ist festzustellen, daß 1866 Sollsteilen einem Ist von 1052 gegenüberste- hen und somit 814 Ärzte = 43,6 Prozent fehlen.

Die fehlenden Berufs- und Zeitsoldaten konnten bisher fast immer ~·

durch den Einsatz von Sanitätsoffizieren im Grundwehrdienst - zumindest zahlenmäßig -ersetzt werden. So leisteten im Mai 1980

Heft 39 vom 25. September 1980 2271

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Bundeswehr

1202 Ärzte Grundwehrdienst. Die- ses Verfahren kann jedoch nur als vorübergehende Notlösung in Be- tracht kommen, weil die fehlende Berufserfahrung, die zu kurze mili- tärische Ausbildung und der häufi- ge Wechsel sich sehr nachteilig auf die sanitätsdienstliche Versor- gung der Truppe auswirken.

Insbesondere sind davon solche Dienstposten nachteilig betroffen, für die neben fachlichen auch mili- tärische Kenntnisse und Erfahrun- gen vorausgesetzt werden müssen (etwa bei Brigadeärzten). Daneben gibt es außerdem erhebliche Strukturprobleme. Im Sanitäts- dienst entsprechen lediglich die Geburtsjahrgänge 1920 bis 1923- die in Kürze wegen der Altersgren- ze von 60 Jahren ausscheiden werden- und von 1947 an in etwa der angestrebten Altersstruktur.

Fehlbestand wächst weiter Das bedeutet, daß im Bereich der .. Weißen Jahrgänge" und der Ge- burtsjahrgänge darüber hinaus bis 1946 ein erheblich größerer Fehl- bestand zu erwarten ist und der Personalmangel in den nächsten Jahren sich noch spürbar verstär- ken wird. Besonders betroffen wird davon die mittlere Führungs- ebene im "teilstreitkraftgebunde- nen Sanitätsdienst" bei Heer, Luft- waffe und Marine.

..,.. ln diesem Bereich sind nur noch 40 Prozent der ärztlichen Planstellen mit länger dienenden Sanitätsoffizieren besetzt. Bei den Truppendienstposten gibt es so- gar nur 10 Prozent länger dienen- de Ärzte, d. h. 90 Prozent fehlen. Die Mehrzahl der jüngeren Sani- tätsoffiziere der Bundeswehr be- findet sich entweder in der Weiter- bildung oder ist nach einer ent- sprechenden Anerkennung in dem von ihnen gewählten Gebiet ein- gesetzt. Der größte Teil dieser Ärz- te entschloß sich erst zu einem längeren Dienst bei der Bundes- wehr, nachdem ihnen zugesichert worden war, daß sie eine Weiter-

bildung während des Dienstes bei der Bundeswehr absolvieren konnten. Dies ist erklärlich, denn immerhin streben fast 90 Prozent aller die Approbation erhaltenden jungen Ärzte eine Weiterbildung in einem der Gebiete an. Truppen- ärztlicher Dienst und Stabstätig- keit mit Planungs-, Führungs- und Organisationsaufgaben werden von den jungen Ärzten zumindest bei Dienstantritt überwiegend ab- gelehnt.

Aber auch die Personalsituation bei den Ärzten, die eine Gebiets- anerkennung erhalten haben, ist nicht befriedigend. Trotz größter Anstrengungen ist es bisher nicht gelungen, den Bestand nennens- wert zu erhöhen. Eine kurzfristige Verbesserung dieser Lage ist da- her nicht zu erwarten.

ln den vergangenen fünf Jahren sind 75 Ärzte mittleren Alters vor- zeitig- das heißt unmittelbar nach Abschluß ihrer Weiterbildung - aus der Bundeswehr ausgeschie-

den. 60 von diesen waren zur Wei-

terbildung zum größten Teil an zi- vile Krankenhäuser durch die Bun- deswehr kommandiert worden.

Die Reaktion auf diese große Zahl von Kündigungen war eine Novel- lierung des § 46 Abs. 3 des Solda- tengesetzes, über das das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT eingehend berichtet hat (Heft 49/1977). Zur Erinnerung sei darauf hingewie- sen, daß seit 1. Januar 1978 Be- rufssoldaten, deren Tätigkeit mit einer Weiterbildung verbunden gewesen ist, erst nach einer sich daran anschließenden Dienstzeit, die der dreifachen Dauer der Wei- terbildung entspricht - längstens jedoch nach zehn Jahren -, ihre Entlassung beantragen können.

Der Sanitätsoffizier, der am 31. März 1978 seine Weiterbildung noch nicht beendet hatte, muß nun noch mindestens zehn Jahre im Dienst verbleiben, wenn dieses Verbleiben für ihn nicht eine be- sondere Härte bedeutet.

Der Bundesminister der Verteidi- gung und damit die gesamte Bun-

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deswehr hoffen, daß es durch die- se Gesetzesänderung Berufssol- daten unmöglich gemacht wird, eine freiwillig eingegangene Ver- pflichtung ohne Einhaltung ent- sprechender Termine aufzugeben.

Apels Versäumnis

Zusammenfassend: Die Personal- lage im Sanitätsdienst ist unbefrie- digend. Ein "Silberstreifen am Ho- rizont" zeichnet sich immer noch nicht ab. Dies mag insbesondere auch damit zusammenhängen, daß der zuständige Minister Apel vor zwei Jahren der geplanten Neukonzeption des Sanitätswe- sens der Bundeswehr seine Zu- stimmung versagte (dazu Heft 27/

1978).

Sicher liegt hier einer der Gründe dafür, daß die Tätigkeit als Sani•

tätsoffizier bei der Bundeswehr auch für absehbare Zukunft nicht als attraktive Berufstätigkeit ange- sehen wird: Dem Sanitätsdienst wird nicht die nötige Unterstüt- zung durch die politisch Verant- wortlichen zuteil! Altbundeskanz- ler Adenauer wird das Bonmot zu- geschrieben: "Die Lage war noch nie so ernst wie heute." Dies läßt sich sicher auch auf die personelle Situation des Sanitätsdienstes der Bundeswehr übertragen, zumal die Zeit zwischen 1980 und 1990 in personeller Sicht die schwierig- sten Jahre seit dem Bestehen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sein werden. Der Tiefpunkt ist überhaupt erst um die Jahreswen- de 1984/85 zu erwarten.

Die Bundesärztekammer kann für sich in Anspruch nehmen, die Bundesregierung, insbesondere den Verteidigungsminister, seit Jahren auf die prekäre Lage auf- merksam gemacht zu haben. Die Deutschen Ärztetage haben die- sen Themenkomplex mehrfach in Entschließungen angesprochen, ohne daß in Bonn die erwartete Reaktion erfolgt ist. Die Quittung hierfür steht demnächst ins Haus.

Dr. Heinz-Peter Brauer

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