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Archiv "Kaiserin-Friedrich- Stiftung: Ein Haus für die ärztliche Fortbildung" (31.10.1991)

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Kaiserin-Friedrich- Stiftung

Ein Haus für die

ärztliche Fortbildung

„Mit ehrfurchtsvollem Danke und in gehobener Stimmung begrüßen wir die Stunde, da durch der Kaiserlichen Majestäten huldvolle Ge- genwart diese Räume, dieses Haus geweiht werden" - so würdigte Ernst von Bergmann am 1. März 1906 die Eröffnung des Kaiserin- Friedrich-Hauses in Berlin. Es sollte ein Haus werden, von dem aus neue Maßstäbe für die noch junge ärztliche Fortbildung in Deutsch- land gesetzt würden. Zur Erinnerung lädt die Kaiserin-Friedrich-Stif- tung in dieser Woche, 85 Jahre später, erneut ein. Offizieller Anlaß ist ein zweiter 85. Geburtstag: Der des Ehrenmitgliedes der Stiftung, Prof. Dr. med. Wilhelm Heim, bis 1983 Präsident der Berliner Ärzte- kammer und engagierter Förderer der ärztlichen Fortbildung.

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Kaiserin-Friedrich-Haus für das ärztliche Fortbildungswesen

THEMEN DER ZEIT

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

aß die Gäste am 2. Novem- ber tatsächlich dahin kom- men werden, wohin sich der Kaiser vor 85 Jahren begab, ist ein Resultat der deutschen Wie- dervereinigung: Das Kaiserin-Fried- rich-Haus am Robert-Koch-Platz 7 liegt nahe an der Charitd, also im Ost- teil der Stadt, und ist der Stiftung erst vor kurzem wieder als rechtmäßiger Besitz zuerkannt worden.

Das Stiftungshaus, dessen Ar- chitektur einst als „schlicht, aber doch überaus vornehm" beschrieben wurde, ist Symbol der Anfänge orga- nisierter ärztlicher Fortbildung und der Wechselfälle deutscher Ge- schichte dieses Jahrhunderts. Nach nur wenigen Jahren, mit Beginn des Ersten Weltkrieges, mußte sich die Kaiserin-Friedrich-Stiftung in ihrem Kursangebot nach den Erfordernis- sen des Krieges richten. In den 20er Jahren wurden trotz aller staatlichen Unterstützung das Vermögen und die laufende Arbeit von der Inflation bedroht. Das Haus war zudem schon früh nicht nur für Ärzte da: Im Drit- ten Reich war unter anderem das rassenpolitische Amt der NSDAP dort untergebracht. Nach dem Zwei- ten Weltkrieg beanspruchte es die sowjetische Militärverwaltung. Da- nach war es ein Sitz der Akademie der Künste der DDR.

ches Wissen ausgetauscht. Doch in erster Linie waren es gesellschafts- und berufspolitisch motivierte Zu- sammenschlüsse.

Erst allmählich verfestigte sich innerhalb der Ärzteschaft die Vor- stellung, daß auch nach der Zulas- sung zum Beruf fortlaufend auf Er-

kenntnisse und Wissen anderer zu- rückgegriffen werden sollte, das heißt: Fortbildung nötig war. Dazu trugen die rasch fortschreitende Spe- zialisierung in den Naturwissen- schaften und der Medizin sowie die laufende Entwicklung neuer techni- scher Hilfsmittel bei.

Ziel: Organisierte ärztliche Fortbildung

Doch zunächst war das Kaiserin- Friedrich-Haus ein Haus für die ärztliche Fortbildung. Seine Entste- hung geht in erster Linie auf das Be- treiben von Ernst von Bergmann und seiner Kollegen zurück. Der Chirurg hatte um die Jahrhundertwende eine führende Stellung innerhalb der Ber- liner Ärzteschaft, die er — neben an- deren Beziehungen — einsetzte, um die ärztliche Fortbildung nach sei- nen Vorstellungen zu organisieren.

Unterstützt wurde er darin beson- ders von seinem Kollegen Robert Kutner.

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich in Deutschland Ärztevereine gegrün- det. Natürlich wurde hier auch ärztli-

Dt. Ärztebl. 88, Heft 44, 31. Oktober 1991 (21) A-3697

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In dem Haus der Stiftung am Robert-Koch-Platz 7 ist zur Zeit noch die „Akademie der Künste" (der ehemaligen DDR) untergebracht

Doch bis zur Jahrhundertwende gab es für Ärzte in Deutschland meist nur sogenannte Ferienkurse.

Sie wurden zunächst vereinzelt, spä- ter systematisch an den Universitä- ten veranstaltet. Solche Kurse konn- ten sich in der Regel aber nur finan- ziell unabhängige Arzte leisten, denn die wenigsten waren unentgeltlich.

Eine umfassendere organisierte Fortbildung existierte im letzten Jahrhundert im Grunde nur von staatlicher Seite aus: Für Militärärz- te und als Medizinalbeamte tätige Ärzte wurden Kurse angeboten, die meist der Fortbildung über Infekti- onskrankheiten und über Maßnah- men zur Bekämpfung von Epidemi- en dienten.

Eröffnung: März 1906

Vor diesem Hintergrund forder- ten damals führende Vertreter der Berliner Ärzteschaft, etwas ähnli- ches auch für die Mehrzahl der prak- tischen Ärzte einzurichten. Mit Un- terstützung des „königlichen Mini- steriums der geistlichen-, Unter- richts- und Medicinalangelegenhei- ten" wurde deshalb 1901 das „Zen- tralkomitee für das ärztliche Fortbil- dungswesen in Preußen" gegründet.

Dessen Vorstellungen zu Fortbil- dungskursen beinhalteten unter an- derem, daß nicht der Arzt sich zum Fortbildungswesen begibt, sondern eher umgekehrt. Zentren der Fort- bildung sollten nicht länger nur die Universitäten sein. Auch die Kran- kenhäuser an Ort und Stelle sollten eingebunden werden.

Das Zentralkomitee war in der Ärzteschaft keineswegs unumstrit- ten. Bemängelt wurden die Unent- geltlichkeit der Kurse und damit der Honorarverlust der Dozenten, die vermeintliche Konkurrenz zu den Ferienkursen, die Gefahr einer Ver- staatlichung des Ärztestandes auf- grund staatlicher Unterstützung der Arbeit. Das Komitee ließ sich jedoch nicht aufhalten. Im ganzen Land wurden Zweigstellen gegründet, so- genannte „Lokale Vereinigungen für das ärztliche Fortbildungswesen".

Dozenten vor Ort wurden mit Kur- sen beauftragt oder von Berlin aus

entsandt. Weil geeignetes medizini- sches Anschauungsmaterial außer- halb der Universitäten rar war, stell- te das Kultusministerium damals ei- ne „Staatliche Sammlung ärztlicher Lehrmittel" zusammen. Schließlich gründete das Komitee noch die

„Zeitschrift für ärztliche Fortbil- dung" zur Unterstützung seiner Ak- tivitäten.

Doch für all die Materialien, Vorträge und Kurse fehlte es bald an Raum. Hinzu kam wohl auch der Wunsch, die eigene Arbeit etwas

würdiger repräsentiert zu sehen. So regten von Bergmann und gleichge- sinnte Kollegen schließlich die Gründung eines Hauses speziell für die ärztliche Fortbildung an, dessen Namenspatronin Viktoria von Eng- land, die 1901 verstorbene „Kaiserin Friedrich" sein sollte. Ernst von Bergmann hatte seinerzeit ihren Mann behandelt, Kaiser Friedrich den III. Er regierte nur 99 Tage lang, ehe er an Kehlkopfkrebs starb, den von Bergmann diagnostiziert hatte.

Der Kaiser folgte jedoch zu dieser Zeit dem Rat anderer Arzte, nicht zuletzt wohl dem eines englischen, den Kaiserin Viktoria vorgeschlagen hatte.

Nach diversen Vorbesprechun- gen und Vorbereitungen wurde im

Jahre 1904 dann die Kaiserin-Fried- rich-Stiftung gegründet. Im selben Jahr noch wurden am damaligen Luisenplatz in Berlin Grundstücke gekauft, finanziert mit Hilfe von Spenden und staatlichen Zuschüs- sen. Unter einem Baumeister na- mens Wassermann wurde mit dem Hausbau begonnen. Pünktlich am 1.

März 1906 fand die feierliche Eröff- nung statt.

Die Bemühungen um die ärztli- che Fortbildung setzten sich fort:

1908 wurden „kurzfristige Kurszy-

klen" für Ärzte angeboten, die nicht aus Berlin stammten. Sie konnten für zwei bis drei Wochen nach Berlin kommen und sich konzentriert in al- len klinischen Disziplinen fortbilden.

Damit wurde zwar das ursprüngliche Prinzip der Dezentralisierung aufge- geben, doch das schien begründet:

Zum einen brauchte man eine Min- destzahl an Teilnehmern für die Kurse, zum anderen war man für be- stimmte Fortbildungen auf größere Krankenhäuser und ausreichende Patientenzahlen angewiesen.

Der Erste Weltkrieg stellte die ärztliche Fortbildung bald vor neue Aufgaben. „An die Stelle der Frie- densmedizin trat die Kriegsmedi- zin", heißt es in der Festschrift zum 25jährigen Jubiläum des Kaiserin- A-3698 (22) Dt. Ärztebl. 88, Heft 44, 31. Oktober 1991

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Friedrich-Hauses. Kurzfristig wur- den „Kurse in gedrängtester Form"

veranstaltet, um die ins Feld ziehen- den Zivilärzte „in ihre neuen Tätig- keitsfelder einzuführen". Schließlich wurden sogar an der Front Fortbil- dungskurse durchgeführt, „die sehr gut aufgezogen waren". In Berlin or- ganisierte man zusätzlich Kurse für Helferinnen und Sanitätsmannschaf- ten.

Der Krieg wirkte auch nach sei- nem Ende auf die Ausrichtung der Kurse nach: „In erster Linie galt es, den Wünschen der älteren Kollegen entgegenzukommen, die zum Teil während der ganzen Kriegszeit aus ihrer Praxis herausgerissen waren und oft in einseitiger Tätigkeit man- ches Wissenswerte verlernt oder manches Neue gar nicht erfahren ha- ben", so die Festschrift von 1931.

Finanzprobleme

In den 20er Jahren traf die Wäh- rungsinflation auch die Kaiserin- Friedrich-Stiftung. Ihr Geldmangel war so groß, daß sich ihre Repräsen- tanten von staatlicher Seite sogar ei- ne Lotterie genehmigen ließen, die 300 000 Mark Reingewinn erbringen sollte. „Eine Zeitlang bestand die wesentliche Aufgabe des Direktors des Kaiserin-Friedrich-Hauses darin, in der Welt herumzureisen, um neue Gönner zu finden oder alte Gönner zu neuen Spenden zu veranlassen", heißt es ein wenig selbstironisch in der Festschrift. Doch da alles nicht ausreichte, wurde schließlich erst- mals ein Teil der Räume vermietet, und zwar an eine Waggonfirma. Als das Unternehmen die Räume später aufgab, zog der „Reichsausschuß für hygienische Volksbelehrung" ein, dessen Leitung der Vorsitzende der Kaiserin-Friedrich-Stiftung und gleichzeitige Direktor des Hauses übernommen hatte.

Was während der Jahre natio- nalsozialistischer Herrschaft in Deutschland mit der Stiftung und ih- rem Haus geschah, ist kaum doku- mentiert. Die Festschrift gibt, da sie zum 25jährigen Jubiläum herausge- geben wurde, nur bis 1931 Auskunft.

Bekannt ist, daß sowohl die Reichs-

ärzteführung als auch das rassenpoli- tische Amt der NSDAP im Stiftungs- haus Räume gemietet hatten.

„Volkseigentum"

Nach dem Zweiten Weltkrieg residierte die sowjetische Militärver- waltung im Haus, und zwar bis 1950.

Damals wurde die Akademie der Künste gegründet, die der Besat- zungsmacht folgte. Formal gehörte das Haus zwar noch der Kaiserin- Friedrich-Stiftung; es wurde jedoch nicht mehr genutzt. 1960 wurde die- Stiftung auf einen Magistratsbesch- luß Ost-Berlins hin aufgelöst; das Haus ging in sogenanntes Volksei- gentum über. Als dann 1976 die Cha- ritt um das Bettenhaus erweitert wurde, machte die Akademie der Künste deren Bauleitung Platz und zog um die Ecke in die Hermann- Matern-Straße, die die Volkskam- mer der DDR gerade in Richtung Palast der Republik verlassen hatte.

1987, als der Neubau der Charit6 be- endet war, wurde das Haus rekon- struiert und wieder von der Akade- mie übernommen.

Die Berliner Ärzteschaft hat das Haus nach dem Krieg im Grunde nicht mehr genutzt. Prof. Dr. Wil- helm Heim führt dies auf praktische Hindernisse durch die Teilung der Stadt und die Lage in der sowjeti- schen Besatzungszone zurück. Doch die Weiterentwicklung der ärztlichen Fortbildung wurde nicht aufgegeben.

Sie war ein besonderes Steckenpferd des gebürtigen Berliners Wilhelm Heim, der schon bald nach dem Krieg befand: „Wir müssen etwas für die Fortbildung tun."

Wiedergründung 1968

Heim ließ nicht locker, und so wurde schließlich 1968 die „Akade- mie für ärztliche Fortbildung" ge- gründet. Wie früher wurden auch hier anfangs mehrwöchige Fortbil- dungskurse veranstaltet, berichtet er.

Und 1973 wurde schließlich auch die Kaiserin-Friedrich-Stiftung wieder begründet. Dort finden seitdem ein-

bis zweimal jährlich klinische Fort- bildungen für niedergelassene Allge- meinmediziner statt. Bekannt ist die Stiftung in erster Linie wegen ihres Projektes zur Wiedereingliederung von Ärztinnen in den Beruf. Außer- dem veranstaltet sie regelmäßig in- terdisziplinäre Symposien.

Seit sich Prof. Heim sowie Prof.

Dr. med. Jürgen Hammerstein, der jetzige Geschäftsführer der Stiftung, wieder um die Rückgewinnung des Stiftungshauses bemühen, sind die Pläne gewachsen. „Die Kaiserin- Friedrich-Stiftung soll wieder ein Sammelplatz der ärztlichen Fortbil- dung werden", wünscht sich Prof.

Heim. Er wisse zwar, daß die erste Zeit schwer werde, zumal es in Ber- lin und nicht nur dort ein großes An- gebot an Fortbildungskursen gebe.

Ihm schwebt jedoch momentan vor, wieder mehrwöchige Kurse im alten Stil zu initiieren — „die einzig ge- scheite Art der Fortbildung", wie er augenzwinkernd sagt. Ansonsten ist er einfach optimistisch: „Aus der Kaiserin-Friedrich-Stiftung kann man noch eine Menge machen."

Zukunftspläne

Erst einmal müssen jedoch klare Verhältnisse her. Das Haus ist der Stiftung zwar rechtlich zugesprochen worden, doch noch bewohnt es die Akademie der Künste. Um eine kon- krete Übergabe wird derzeit verhan- delt. Daß es einmal ein Haus der ärztlichen Fortbildung war, daran er- innert derzeit noch nicht allzu viel:

Gleich im Foyer hängt eine der typi- schen Inschriften der DDR: „Akade- mie der Künste der Deutschen De- mokratischen Republik — Hervorge- gangen aus der 1916 gegründeten Mahl-, Bild- und Baukunst Acade- mie — Später Preußische Akademie der Künste — Neu gegründet 1950 im ersten Jahre der Arbeiter- und Bau- ern-Macht." Sabine Dauth

(Literatur: Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswesen/Festschrift an- läßlich des 25jährigen Bestehens des Kaiserin- Friedrich-Hauses 1906 — 1. März — 1931; Eva Heine: Die Anfänge einer organisierten Ärztli- chen Fortbildung im Deutschen Reich, Mün- chen 1985)

Dt. Ärztebl. 88, Heft 44, 31. Oktober 1991 (23) A-3699

Referenzen

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