I 137/2007 GEF 31. Oktober 2007 GEF C Interpellation
1834 Astier, Moutier (FDP)
Weitere Unterschriften: 0 Eingereicht am: 01.05.2007
Französisch am Spitalzentrum Biel
Viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Berner Jura und aus dem Amtsbezirk Biel fragen sich, wie es denn mit der Zukunft der französischen Sprache am Spitalzentrum Biel aussieht. Angeblich haben einige Patientinnen und Patienten ihre OP-Berichte auf Deutsch erhalten. Das Pflegepersonal spricht nicht immer Französisch, Deutsch ist hingegen kein Problem. Sogar in der Cafeteria soll es eine Person an der Kasse geben, die kein Wort Französisch versteht.
Der Regierungsrat wird um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:
1. Beobachtet der Regierungsrat ebenfalls, dass das Personal am Spitalzentrum Biel immer schlechter Französisch spricht und versteht?
2. Teilt der Regierungsrat die Ansicht, dass die französischsprachigen Bürgerinnen und Bürger einen Anspruch darauf haben, am Spitalzentrum Biel von französischsprachigem oder zumindest Französisch sprechendem Personal gepflegt zu werden?
3. Gibt es in der Schweiz oder im Kanton Bern einen Anspruch darauf, von Personal, das die eigene Muttersprache spricht, gepflegt zu werden, wenn sich die entsprechende Einrichtung in einem Gebiet befindet, wo diese Sprache gesprochen wird und als Amtssprache anerkannt ist (wie z.B. Französisch im zweisprachigen Amtsbezirk Biel)?
4. Wird der Regierungsrat diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spitalzentrums Biel, welche die französische Sprache (die im Kanton Bern eine Amtssprache ist) nicht beherrschen, zum Besuch von Französischkursen ermutigen oder sie gegebenenfalls dazu zwingen?
Antwort des Regierungsrates
Die in der Interpellation angesprochenen Sprachprobleme entsprechen den Tatsachen, und der Regierungsrat ist sich der Bedeutung der Zweisprachigkeit am Spitalzentrum Biel bewusst. Die Direktion des Spitalzentrums anerkennt auch, dass in diesem Bereich noch einiges zu tun ist, und sie ist bereit, das Problem anzugehen. Sie strebt zudem das vom Verein Zweisprachigkeit+ in Zusammenarbeit mit dem Forum für die Zweisprachigkeit verliehene Zweisprachigkeitslabel an. Der Regierungsrat kann die gestellten Fragen wie folgt beantworten:
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Zu Frage 1:
Es trifft tatsächlich zu, dass das französischsprachige Personal am Spitalzentrum Biel untervertreten ist. Der Grund dafür liegt beim gegenwärtigen Mangel an Pflegekräften auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt. Das Spitalzentrum Biel ist, wie die meisten anderen Spitäler im Kanton Bern, gezwungen, ausländisches Personal anzustellen, um seine Leistungen sicherstellen zu können. Das Personal stammt mehrheitlich aus Deutschland und aus osteuropäischen Ländern. Französischsprachige Personen ziehen eher Einrichtungen im Jurabogen vor, da diese näher zu Frankreich liegen.
Das Spitalzentrum Biel weiss um das Problem und unternimmt viel, um französischsprachiges Personal zu rekrutieren. So erscheinen Stellenanzeigen für alle Personalkategorien denn auch auf Deutsch und auf Französisch; dies gilt auch für Anzeigen, die in der Fachpresse publiziert werden.
Der Regierungsrat seinerseits hat ebenfalls seinen Willen gezeigt, die Pflegeausbildung im französischsprachigen Kantonsteil sicherzustellen, indem er der Interkantonalen Vereinbarung zur Errichtung der Westschweizer Fachhochschule für Gesundheit und soziale Arbeit (FH-GS) beigetreten ist.
Zu Frage 2:
Der Regierungsrat versteht die Sorgen des Interpellanten. Natürlich wäre es ideal, wenn jeder Patient und jede Patientin französischer Muttersprache von französischsprachigem oder Französisch sprechendem Personal gepflegt und betreut werden könnte. Dies ist jedoch aus den unter Punkt 1 genannten Gründen leider nicht möglich.
Französischsprachige Patientinnen und Patienten haben aber das Recht, mindestens die sie betreffenden ärztlichen Unterlagen, Erklärungen und OP-Berichte in ihrer Sprache zu verlangen.
Zu Frage 3:
Das Recht auf Pflege in der eigenen Sprache ist weder im Kanton Bern noch anderswo in der Schweiz in irgendeiner gesetzlichen Bestimmung verankert. Angesichts der offiziellen Zweisprachigkeit des Amtsbezirks ist in Biel die gesamte Verwaltung jedoch sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch zu führen. Da das Spitalzentrum eine Institution des Service public ist, muss es somit auch in der Lage sein, sich auf Französisch an seine französischsprachigen Patientinnen und Patienten zu wenden.
Zu Frage 4:
Das Spitalzentrum Biel verfügt seit dem Jahr 2000 über einen «Sprachraum», wo Lehrkräfte in Einzel- oder Gruppenlektionen Deutsch- und Französischkurse erteilen.
Diese Struktur wurde unter der Federführung des Bieler Forums für die Zweisprachigkeit geschaffen, das die Situation am Spitalzentrum Biel aufmerksam verfolgt. Und dieses setzt seine Bemühungen fort, um die sprachliche Situation seiner französischsprachigen Patientinnen und Patienten zu verbessern.
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