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Marion Rutz

Timur Kibirovs dichterisches Werk in seiner Entwicklung (1979–2009)

Ein Paradigmenwechsel Mitte der 1990er Jahre hat in der Slavistik die Gegenwartsli- teratur als Thema etabliert, allerdings betraf er vor allem die postmoderne Prosa. Die Dichtung (Lyrik) erfuhr lange Zeit wenig Aufmerksamkeit. Diese Arbeit stellt einen der wichtigsten russischen Dichter der letzten Jahrzehnte vor: Timur Kibirov (*1955). Ki- birovs Verstexte sind ein Seismograph der gesellschaftlichen Prozesse im spät- und postsowjetischen Russland. Immer wieder fragen sie nach moralischen, ästhetischen und religiösen Werten. Sie suchen nach einem Mittelweg zwischen den Extremen der ideologischen Verfestigung und des postmodernen Relativismus, ob sie in konzeptu- alistischer Manier sowjetische Ideologie dekonstruieren oder postmodern für Moral und Glauben agitieren.

Die Autorin

Marion Rutz studierte an der Universität Trier Slavistik, Geschichte und DaF und pro- movierte ebenda zur russischen Gegenwartsdichtung. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen der Universität Pas- sau. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in der Russistik und Polonistik.

ISBN 978-3-631-76026-0

Timur Kibirovs dichterisches Werk in seiner Entwicklung (1979–2009)

Ringen um Werte in einer Zeit der Umbrüche

Marion Rutz

M ar ion Rutz · Timur K ibir ov s dich terisches W erk in seiner En twick lung (1979–2009)

3

3 Neuere Lyrik

INTERKULTURELLE UND INTERDISZIPLINÄRE STUDIEN

Neuere Lyrik

INTERKULTURELLE UND INTERDISZIPLINÄRE STUDIEN 3

NEULY Neuere Lyrik 003_276026_4313615_Rutz Timur Kibirovs_US_A5Br e4-e10.indd 1 21.06.18 16:33

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Marion Rutz

Timur Kibirovs dichterisches Werk in seiner Entwicklung (1979–2009)

Ein Paradigmenwechsel Mitte der 1990er Jahre hat in der Slavistik die Gegenwartsli- teratur als Thema etabliert, allerdings betraf er vor allem die postmoderne Prosa. Die Dichtung (Lyrik) erfuhr lange Zeit wenig Aufmerksamkeit. Diese Arbeit stellt einen der wichtigsten russischen Dichter der letzten Jahrzehnte vor: Timur Kibirov (*1955). Ki- birovs Verstexte sind ein Seismograph der gesellschaftlichen Prozesse im spät- und postsowjetischen Russland. Immer wieder fragen sie nach moralischen, ästhetischen und religiösen Werten. Sie suchen nach einem Mittelweg zwischen den Extremen der ideologischen Verfestigung und des postmodernen Relativismus, ob sie in konzeptu- alistischer Manier sowjetische Ideologie dekonstruieren oder postmodern für Moral und Glauben agitieren.

Die Autorin

Marion Rutz studierte an der Universität Trier Slavistik, Geschichte und DaF und pro- movierte ebenda zur russischen Gegenwartsdichtung. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen der Universität Pas- sau. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in der Russistik und Polonistik.

Timur Kibirovs dichterisches Werk in seiner Entwicklung (1979–2009)

Ringen um Werte in einer Zeit der Umbrüche

Marion Rutz

M ar ion Rutz · Timur K ibir ov s dich terisches W erk in seiner En twick lung (1979–2009)

3

3 Neuere Lyrik

INTERKULTURELLE UND INTERDISZIPLINÄRE STUDIEN

Neuere Lyrik

INTERKULTURELLE UND INTERDISZIPLINÄRE STUDIEN 3

NEULY Neuere Lyrik 003_276026_4313615_Rutz Timur Kibirovs_US_A5Br e4-e10.indd 1 21.06.18 16:33

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Timur Kibirovs dichterisches Werk in seiner Entwicklung (1979–2009)

(4)

NEUERE LYRIK

Interkulturelle und interdisziplinäre Studien

Herausgegeben von

Henrieke Stahl, Dmitri Bak, Hermann Korte, Hiroko Masumoto und Stephanie Sandler

BAND 3

(5)

Marion Rutz

Timur Kibirovs dichterisches Werk in seiner Entwicklung

(1979–2009)

Ringen um Werte in einer Zeit der Umbrüche

(6)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zugl.: Trier, Univ., Diss., 2016

Umschlaggestaltung: © Olaf Gloeckler, Atelier Platen, Friedberg Umschlagabbildung: Aleksandr Florenskij. Seine Transformation von G.R.

Deržavin zu Timur Kibirov basiert auf einem Porträt von V. L. Borovikovskij.

Gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier.

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck D385

ISBN 978-3-631-76026-0 (Print) E-ISBN 978-3-631-76027-7 (E-Book)

E-ISBN 978-3-631-76028-4 (EPUB) E-ISBN 978-3-631-76029-1 (MOBI)

DOI 10.3726/b14491

© Peter Lang GmbH

Internationaler Verlag der Wissenschaften Berlin 2018

Alle Rechte vorbehalten.

Peter Lang – Berlin · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Warszawa · Wien

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und

Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Diese Publikation wurde begutachtet.

www.peterlang.com

Open Access: This work is licensed under a Creative Commons CC-BY 4.0 license. To view a copy of this license, visit

https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

(7)

DANK

Die als endgültigen Schlusspunkt zu setzenden Dankesworte möchte ich dazu nutzen, die Menschen und Institutionen zu erwähnen, ohne die dieses Projekt nicht – oder zumindest nicht in dieser Form – möglich gewesen wäre.

Das Buch entstand als Dissertation im Bereich der Slavistischen Literaturwis- senschaft an der Universität Trier, und meiner Alma Mater möchte ich zualler- erst danken. Die vielen ausgezeichneten Dozentinnen und engagierten Dozenten haben mich vom ersten Semester an für die verschiedensten Bereiche der Geis- teswissenschaften begeistert. Dass ich mich für eine wissenschaftliche Laufbahn in der Slavistik entschieden habe, ist der Verdienst von Henrieke Stahl. Sie hat mir die Grundlagen der Textarbeit und der russischen sowie polnischen Literaturgeschichte vermittelt, geduldig Hausarbeit um Hausarbeit durchkorri- giert, mich später als Doktorandin angenommen und bei den ersten wissen- schaftlichen Gehversuchen angeleitet. Sie hat mich über Jahre ausgebildet und inspiriert. Was die Doktorarbeit angeht, danke ich ihr für die Energie und Zeit, die sie in die Lektüre von Rohkapiteln, kritisches Feedback und generell in den Nachwuchs investiert hat. Dies war mir nicht nur eine unschätzbare Hilfe, son- dern ist mir auch Vorbild für die eigene Lehre.

In besonderem Maße bin ich auch Alexander Graf verpflichtet, der sich be- reiterklärt hat, in der Funktion des Zweitgutachters die Dissertation auf Herz und Nieren zu prüfen und im Februar 2016 zur Disputation an die Mosel zu reisen.

Er hat durch kritische Rückfragen und Hinweise auf Fehler zur Optimierung der Arbeit beigetragen und die Zweifel daran genommen, ob das Buch überhaupt das Lesen lohne.

Ob ich die Promotion ohne den wissenschaftlichen Austausch, die kollegiale Hilfe und den menschlichen Rückhalt meiner Mitpromovierenden fertiggestellt hätte, wage ich zu bezweifeln. Liebe Alla, liebe Inna – nichts war schöner als die langjährige Zusammenarbeit mit euch. Inna Ganschow, Alla Holzmann sowie Miriam Finkelstein (samt Mutter) und Svetlana Kirschbaum ist auch kon- kret für die muttersprachliche Unterstützung beim Korrekturlesen der Doktor- arbeit zu danken. Viele Flüchtigkeitsfehler in den russischen Zitaten und Literaturangaben wären ohne sie übersehen worden – wenn etwas trotzdem durch die Maschen des Korrekturnetzwerks gefallen sein sollte, hat das natürlich die (nachlässige) Autorin zu verantworten.

Inna Ganschow und Michail Pavlovec haben bei der sprachlichen Optimie- rung der Übersetzung des Schlusskapitels ins Russische beigestanden. Monika Hilbert hat mir die letzten technischen Feinheiten der Formatierung beigebracht.

Schließlich ist noch der Künstler und Buchgraphiker Aleksandr Florenskij zu nennen, der sich dafür gewinnen ließ, auch ein Werk über Kibirov mit einer Coverillustration auszustatten. Florenskijs Entscheidung für eine Aktualisierung seines „Kibirov-als-Deržavin“-Motivs, die ein Bild des mit Orden behängten

(8)

Staatsdieners von V. L. Borovikovskij (1811) als Grundlage für eine neue Übermalung wählte, ist eine sowohl adäquate wie auch provokant-ironische Darstellung von Kibirovs Position im gegenwärtigen literarischen Feld.

Dass ich an meinem Kibirov-Buch arbeiten und es so schreiben konnte, wie ich wollte, wäre ohne Stipendien und Anstellungen nicht möglich gewesen.

Neben einem Landesgraduiertenstipendium und verschiedenen Beschäftigungs- verhältnissen an der Universität Trier (in der Slavistik sowie am Arye Maimon- Institut) sind die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und v. a.

die Bibliotheca Classica Petropolitana zu nennen. Die eineinhalb Jahre, die ich im engen Kontakt mit der Petersburger Altphilologie verbringen konnte, haben mich manchmal die Gegenwartsdichtung vergessen lassen, mich Russland und der russischen Wissenschaft jedoch ganz nahe gebracht. Dem DAAD danke ich nicht nur für die Finanzierung von Tagungsreisen, sondern vor allem für die drei Monate Kurzstipendium in Moskau zu Beginn des Promotionsprojekts. Ich hatte dadurch nicht nur die Möglichkeit, Timur Kibirov zu interviewen, sondern konnte auch unschätzbare Einblicke in das literarische Feld gewinnen.

Der sichere Hafen, in dem die Doktorarbeit abgeschlossen, Disputation samt mündlicher Prüfung sowie die Drucklegung des Manuskripts vorbereitet wurden, war und ist die Universität Passau. Dass mir der Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen zur akademischen Heimat geworden ist, dafür möchte ich Dirk Uffelmann herzlich danken. Seinen grenzenlosen Optimismus, die gezielt gesetzten Hilfestellungen und Herausforderungen, die Möglichkeit, eigene Ideen und Projekte zu realisieren, möchte ich nicht missen.

Dass ich meiner wissenschaftlichen Passion trotz nicht immer günstiger Rah- menbedingungen nachgehen konnte, verdanke ich in nicht geringem Maße mei- ner Familie. Ohne ihre Unterstützung hätte ich vielleicht nicht den Mut gefunden, einen so unsicheren und unberechenbaren Berufsweg wie den in die (Literatur-)Wissenschaft einzuschlagen. Ich rechne es meinen Eltern und meiner Schwester Beate hoch an, dass sie niemals Steine in den Weg gelegt haben und trotz verständlicher Skepsis nie versucht haben, mir die Entscheidung über mein berufliches Leben aus der Hand zu nehmen. Die kollektive Fürsorge zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die farbigen Abbildungen des vorliegenden Buches aus dem familiären Budget finanziert wurden.

Abgesehen von den farbigen Extras wurde der Druck bei Peter Lang durch ei- nen Kostenzuschuss aus Mitteln der Universität Trier im Kontext der DFG- Kolleg-Forschergruppe Lyrik in Transition durch Henrieke Stahl ermöglicht.

Die Entstehung der Dissertation fiel in die langjährige Vorlauf- und Vorberei- tungszeit für den Antrag auf dieses Kolleg. Für die Aufnahme in die Reihe Neuere Lyrik – der zweifellos beste Platz für vorliegendes Buch – danke ich den Herausgeberinnen und Herausgebern.

Passau, Juni 2018

HINWEIS

Vorliegendes Buch geht auf meine im September 2015 an der Universität Trier (Fachbereich II) im Bereich der Slavistischen Literaturwissenschaft eingereichte und im Februar 2016 erfolgreich verteidigte Dissertation zurück. Das Manu- skript wurde für die Drucklegung leicht überarbeitet, daher blieb Kibirovs 2017 in der Literaturzeitschrift Znamja erschienener „historischer Roman“ Генерал и его семья unberücksichtigt. Er bestätigt allerdings die These, dass Kibirovs ak- tuelles Schaffen sich von der Dichtung wegbewegt, und plausibilisiert damit den gewählten Zeitrahmen.

Neben Fehlerkorrekturen und stilistischen Glättungen wurden vier relevante Veränderungen vorgenommen:

1. Für das Problem, welcher Terminus an die Stelle von „lyrisches Ich“ treten soll, wurde eine Lösung gefunden.

2. Im Rahmen einer Rezension traf ich auf den Begriff книга стихов, der in der in Kapitel 2.1.1. erläuterten spezifischen Bedeutung eine zweite terminologi- sche Lücke geschlossen hat.

3. Ellen Ruttens 2017 erschienene Monographie Sincerity after Communism wurde nachträglich einbezogen.

4. Durch die Notwendigkeit, bei den Rechteinhabern die Erlaubnis zum Abdruck von Bildmaterial einzuholen, kamen insbesondere im Fall von Rezo Gabriadzes Puškin-Zeichnungen neue Erkenntnisse zu Tage.

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Staatsdieners von V. L. Borovikovskij (1811) als Grundlage für eine neue Übermalung wählte, ist eine sowohl adäquate wie auch provokant-ironische Darstellung von Kibirovs Position im gegenwärtigen literarischen Feld.

Dass ich an meinem Kibirov-Buch arbeiten und es so schreiben konnte, wie ich wollte, wäre ohne Stipendien und Anstellungen nicht möglich gewesen.

Neben einem Landesgraduiertenstipendium und verschiedenen Beschäftigungs- verhältnissen an der Universität Trier (in der Slavistik sowie am Arye Maimon- Institut) sind die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte und v. a.

die Bibliotheca Classica Petropolitana zu nennen. Die eineinhalb Jahre, die ich im engen Kontakt mit der Petersburger Altphilologie verbringen konnte, haben mich manchmal die Gegenwartsdichtung vergessen lassen, mich Russland und der russischen Wissenschaft jedoch ganz nahe gebracht. Dem DAAD danke ich nicht nur für die Finanzierung von Tagungsreisen, sondern vor allem für die drei Monate Kurzstipendium in Moskau zu Beginn des Promotionsprojekts. Ich hatte dadurch nicht nur die Möglichkeit, Timur Kibirov zu interviewen, sondern konnte auch unschätzbare Einblicke in das literarische Feld gewinnen.

Der sichere Hafen, in dem die Doktorarbeit abgeschlossen, Disputation samt mündlicher Prüfung sowie die Drucklegung des Manuskripts vorbereitet wurden, war und ist die Universität Passau. Dass mir der Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen zur akademischen Heimat geworden ist, dafür möchte ich Dirk Uffelmann herzlich danken. Seinen grenzenlosen Optimismus, die gezielt gesetzten Hilfestellungen und Herausforderungen, die Möglichkeit, eigene Ideen und Projekte zu realisieren, möchte ich nicht missen.

Dass ich meiner wissenschaftlichen Passion trotz nicht immer günstiger Rah- menbedingungen nachgehen konnte, verdanke ich in nicht geringem Maße mei- ner Familie. Ohne ihre Unterstützung hätte ich vielleicht nicht den Mut gefunden, einen so unsicheren und unberechenbaren Berufsweg wie den in die (Literatur-)Wissenschaft einzuschlagen. Ich rechne es meinen Eltern und meiner Schwester Beate hoch an, dass sie niemals Steine in den Weg gelegt haben und trotz verständlicher Skepsis nie versucht haben, mir die Entscheidung über mein berufliches Leben aus der Hand zu nehmen. Die kollektive Fürsorge zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die farbigen Abbildungen des vorliegenden Buches aus dem familiären Budget finanziert wurden.

Abgesehen von den farbigen Extras wurde der Druck bei Peter Lang durch ei- nen Kostenzuschuss aus Mitteln der Universität Trier im Kontext der DFG- Kolleg-Forschergruppe Lyrik in Transition durch Henrieke Stahl ermöglicht.

Die Entstehung der Dissertation fiel in die langjährige Vorlauf- und Vorberei- tungszeit für den Antrag auf dieses Kolleg. Für die Aufnahme in die Reihe Neuere Lyrik – der zweifellos beste Platz für vorliegendes Buch – danke ich den Herausgeberinnen und Herausgebern.

Passau, Juni 2018

HINWEIS

Vorliegendes Buch geht auf meine im September 2015 an der Universität Trier (Fachbereich II) im Bereich der Slavistischen Literaturwissenschaft eingereichte und im Februar 2016 erfolgreich verteidigte Dissertation zurück. Das Manu- skript wurde für die Drucklegung leicht überarbeitet, daher blieb Kibirovs 2017 in der Literaturzeitschrift Znamja erschienener „historischer Roman“ Генерал и его семья unberücksichtigt. Er bestätigt allerdings die These, dass Kibirovs ak- tuelles Schaffen sich von der Dichtung wegbewegt, und plausibilisiert damit den gewählten Zeitrahmen.

Neben Fehlerkorrekturen und stilistischen Glättungen wurden vier relevante Veränderungen vorgenommen:

1. Für das Problem, welcher Terminus an die Stelle von „lyrisches Ich“ treten soll, wurde eine Lösung gefunden.

2. Im Rahmen einer Rezension traf ich auf den Begriff книга стихов, der in der in Kapitel 2.1.1. erläuterten spezifischen Bedeutung eine zweite terminologi- sche Lücke geschlossen hat.

3. Ellen Ruttens 2017 erschienene Monographie Sincerity after Communism wurde nachträglich einbezogen.

4. Durch die Notwendigkeit, bei den Rechteinhabern die Erlaubnis zum Abdruck von Bildmaterial einzuholen, kamen insbesondere im Fall von Rezo Gabriadzes Puškin-Zeichnungen neue Erkenntnisse zu Tage.

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INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG 1

1.1. Kanonisierungsindikatoren, Forschungsüberblick, Fragestellung 3

1.2. „Staatsbürgerliche“ Thematik und Gesellschaftsbezug bei Kibirov 18

1.3. Intertextualität bei Kibirov 23

1.4. Terminologisches („Bezugstexte“, „Sprecher“) 29

1.5. Theoretische Verortung und Aufbau der Arbeit 31

2. GRUNDLAGEN 35

2.1. Publikationskontexte und -geschichte 35

2.1.1. Kanonische Ausgaben im Vergleich 36

2.1.2. Drei Öffentlichkeiten 40

2.1.3. Kaukasus und Календарь 44

2.1.4. Durchstarten nach 1990 und Normalität 46

2.1.5. Sonderausgaben 52

2.2. Gliederung in Schaffensperioden 53

2.3. Kibirov und die Konzeptualisten 58

2.3.1. Kibirov als Schüler 61

2.3.2. Annäherungen an den Konzeptualismus (Kosuth, LeWitt,

Grojs, Ėpštejn) 65

2.3.3. Der Konzeptualismus aus der Sicht zentraler Akteure (Prigov,

Rubinštejn) 72

2.3.4. Kibirovs Ansatzpunkte 77

2.4. Kapitelresümee 79

3. KOMISCHE SOWJET-DEKONSTRUKTIONEN 81

3.1. Werkkontext: Poetologische Reflexionen 82

3.2. Der doppelte Boden der Hagiographie: Когда был Ленин

маленьким 89

3.2.1. Historisch-literarischer Hintergrund: Leninkult und

Leninkritik 91

3.2.2. Prätexte und Überblick 94

3.2.3. Spielerische Tabubrüche 97

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INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG 1

1.1. Kanonisierungsindikatoren, Forschungsüberblick, Fragestellung 3

1.2. „Staatsbürgerliche“ Thematik und Gesellschaftsbezug bei Kibirov 18

1.3. Intertextualität bei Kibirov 23

1.4. Terminologisches („Bezugstexte“, „Sprecher“) 29

1.5. Theoretische Verortung und Aufbau der Arbeit 31

2. GRUNDLAGEN 35

2.1. Publikationskontexte und -geschichte 35

2.1.1. Kanonische Ausgaben im Vergleich 36

2.1.2. Drei Öffentlichkeiten 40

2.1.3. Kaukasus und Календарь 44

2.1.4. Durchstarten nach 1990 und Normalität 46

2.1.5. Sonderausgaben 52

2.2. Gliederung in Schaffensperioden 53

2.3. Kibirov und die Konzeptualisten 58

2.3.1. Kibirov als Schüler 61

2.3.2. Annäherungen an den Konzeptualismus (Kosuth, LeWitt,

Grojs, Ėpštejn) 65

2.3.3. Der Konzeptualismus aus der Sicht zentraler Akteure (Prigov,

Rubinštejn) 72

2.3.4. Kibirovs Ansatzpunkte 77

2.4. Kapitelresümee 79

3. KOMISCHE SOWJET-DEKONSTRUKTIONEN 81

3.1. Werkkontext: Poetologische Reflexionen 82

3.2. Der doppelte Boden der Hagiographie: Когда был Ленин

маленьким 89

3.2.1. Historisch-literarischer Hintergrund: Leninkult und

Leninkritik 91

3.2.2. Prätexte und Überblick 94

3.2.3. Spielerische Tabubrüche 97

(12)

INHALTSVERZEICHNIS

3.2.4. Subversive Symboliken 100

3.2.5. Alternative Kausalitäten 104

3.3. Die Prägung einer Mythosparodie: Жизнь К. У. Черненко 106

3.3.1. Die Černenko-Threnoi 108

3.3.2. Literarischer Hintergrund: Schreiben über die Führer 111

3.3.3. Topoi und Simulacra 115

3.3.4. Intimitäten und Problemstellen 118

3.3.5. Die Abrechnung mit der Sowjetliteratur 120

3.4. Kapitelresümee 123

4. PERESTROJKA-PERSPEKTIVEN 125

4.1. Auswege aus der sowjetischen Gegenwart: Рождественские

аллегории 127

4.1.1. Die christliche Alternative 127

4.1.2. Vier Fallbeispiele 130

4.1.3. Die generalisierenden nationalen Mottos 135

4.1.4. Emotive Perspektivierung und lyrische Katharsis 138

4.2. Kathartische Retrospektive: Сквозь прощальные слезы 143

4.2.1. Einordnung in den Geschichtsdiskurs 144

4.2.2. Die Gesamtperspektive: emotionale Trennung und pietätvolle

Beisetzung 146

4.2.3. Das Narrativ ‚Tragödie‘ 149

4.2.4. Fünf Konfliktfelder der Sowjetgeschichte 153

4.2.5. Kollektives Erinnern, individuelle Kommentierung,

persönliches Einfühlen 165

4.2.6. Vergleichstext im Stil Prigovs: Любовь, комсомол и весна 173

4.3. Kapitelresümee 176

5. KÜNSTLERISCHE NEUAUSRICHTUNG:

FEINDBILDER UND VORBILDER 179

5.1. Poetische Wende: Das Vorwort zum Buch Стихи о любви 181

5.1.1. Polemische Abgrenzungen gegen die Perestrojka-Literatur 182

5.1.2. Jenseits der staatsbürgerlichen Pflicht: von der Leier zur

Hirtenflöte 184

5.2. Legitimationsbestrebungen des Untergrunds: Versbrief an „Miša“

Ajzenberg 188

5.2.1. Unversöhnte Feinde: андеграунд vs. шестидесятники 191

5.2.2. Fraternisierung mit Mandel’štam 196

INHALTSVERZEICHNIS

5.2.3. Auf den Spuren Sumarokovs 198

5.3. Antiromantik als neue Maxime: К вопросу о романтизме 203

5.3.1. Zur Orientierung: Termini, Werkkontext, Textgestalt 204

5.3.2. Im Brennpunkt: Aleksandr Blok 208

5.3.3. Die Spannbreite des Romantischen 212

5.3.4. Positive Projektionen: das „apollinische“ Puškin-Bild 215

5.4. Kapitelresümee 218

6. DIE ENTFALTUNG DES ANTI-ROMANTISCHEN

PROGRAMMS 221

6.1. Puškin als Konservativer: das Buch Послание Ленке и другие

сочинения 223

6.1.1. Antiromantische Facetten in den Versbriefen an Gandlevskij

und Pomerancev 224

6.1.2. Die Mottos: Selbstbespiegelung durch Puškin und seinen

moralisch-erbaulichen Roman Капитанская дочка 230

6.1.3. Puškin als „Spießer“ 237

6.2. In Deržavins Spuren: das Buch Парафразис 240

6.2.1. Deržavin’sche Bezüge im Zyklus Памяти Державина 242 6.2.2. Deržavins rurales Idyll als Vorlage: История села Перхурова 247

6.2.3. Die Verbindung von Ironie und Ernst: Молитва 249

6.3. Die Tochter als Katalysator der Postmodernekritik: Sonette an Saša

Zapoeva 254

6.3.1. Iosif Brodskij als Repräsentant der Postmoderne 255

6.3.2. Timur Kibirovs (neosentimentalistische) Gegenposition 259

6.3.3. Die Selbstrelativierung durch die Nabokov-Allusionen 265

6.4. Kapitelresümee 269

7. REAKTIONEN AUF DIE POSTMODERNE 271

7.1. Die Kritik aktueller philosophisch-philologischer Modelle

(Интимная лирика) 276

7.1.1. Das Literaturverzeichnis als unausgeschöpfte Quelle 276

7.1.2. Distanzierung vom Bachtin’schen Karneval 277

7.1.3. Bekenntnis zum Phallogo- und Literaturzentrismus 280

7.1.4. Sackgassen der poststrukturalistischen Lektüre 285

7.2. Die Kritik des (post-)modernen ennui: Auseinandersetzung mit

Baudelaire 290

7.2.1. Intertextuelle Hintergründe: Baudelaire, Cvetaeva 291

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INHALTSVERZEICHNIS

3.2.4. Subversive Symboliken 100

3.2.5. Alternative Kausalitäten 104

3.3. Die Prägung einer Mythosparodie: Жизнь К. У. Черненко 106

3.3.1. Die Černenko-Threnoi 108

3.3.2. Literarischer Hintergrund: Schreiben über die Führer 111

3.3.3. Topoi und Simulacra 115

3.3.4. Intimitäten und Problemstellen 118

3.3.5. Die Abrechnung mit der Sowjetliteratur 120

3.4. Kapitelresümee 123

4. PERESTROJKA-PERSPEKTIVEN 125

4.1. Auswege aus der sowjetischen Gegenwart: Рождественские

аллегории 127

4.1.1. Die christliche Alternative 127

4.1.2. Vier Fallbeispiele 130

4.1.3. Die generalisierenden nationalen Mottos 135

4.1.4. Emotive Perspektivierung und lyrische Katharsis 138

4.2. Kathartische Retrospektive: Сквозь прощальные слезы 143

4.2.1. Einordnung in den Geschichtsdiskurs 144

4.2.2. Die Gesamtperspektive: emotionale Trennung und pietätvolle

Beisetzung 146

4.2.3. Das Narrativ ‚Tragödie‘ 149

4.2.4. Fünf Konfliktfelder der Sowjetgeschichte 153

4.2.5. Kollektives Erinnern, individuelle Kommentierung,

persönliches Einfühlen 165

4.2.6. Vergleichstext im Stil Prigovs: Любовь, комсомол и весна 173

4.3. Kapitelresümee 176

5. KÜNSTLERISCHE NEUAUSRICHTUNG:

FEINDBILDER UND VORBILDER 179

5.1. Poetische Wende: Das Vorwort zum Buch Стихи о любви 181

5.1.1. Polemische Abgrenzungen gegen die Perestrojka-Literatur 182

5.1.2. Jenseits der staatsbürgerlichen Pflicht: von der Leier zur

Hirtenflöte 184

5.2. Legitimationsbestrebungen des Untergrunds: Versbrief an „Miša“

Ajzenberg 188

5.2.1. Unversöhnte Feinde: андеграунд vs. шестидесятники 191

5.2.2. Fraternisierung mit Mandel’štam 196

INHALTSVERZEICHNIS

5.2.3. Auf den Spuren Sumarokovs 198

5.3. Antiromantik als neue Maxime: К вопросу о романтизме 203

5.3.1. Zur Orientierung: Termini, Werkkontext, Textgestalt 204

5.3.2. Im Brennpunkt: Aleksandr Blok 208

5.3.3. Die Spannbreite des Romantischen 212

5.3.4. Positive Projektionen: das „apollinische“ Puškin-Bild 215

5.4. Kapitelresümee 218

6. DIE ENTFALTUNG DES ANTI-ROMANTISCHEN

PROGRAMMS 221

6.1. Puškin als Konservativer: das Buch Послание Ленке и другие

сочинения 223

6.1.1. Antiromantische Facetten in den Versbriefen an Gandlevskij

und Pomerancev 224

6.1.2. Die Mottos: Selbstbespiegelung durch Puškin und seinen

moralisch-erbaulichen Roman Капитанская дочка 230

6.1.3. Puškin als „Spießer“ 237

6.2. In Deržavins Spuren: das Buch Парафразис 240

6.2.1. Deržavin’sche Bezüge im Zyklus Памяти Державина 242 6.2.2. Deržavins rurales Idyll als Vorlage: История села Перхурова 247

6.2.3. Die Verbindung von Ironie und Ernst: Молитва 249

6.3. Die Tochter als Katalysator der Postmodernekritik: Sonette an Saša

Zapoeva 254

6.3.1. Iosif Brodskij als Repräsentant der Postmoderne 255

6.3.2. Timur Kibirovs (neosentimentalistische) Gegenposition 259

6.3.3. Die Selbstrelativierung durch die Nabokov-Allusionen 265

6.4. Kapitelresümee 269

7. REAKTIONEN AUF DIE POSTMODERNE 271

7.1. Die Kritik aktueller philosophisch-philologischer Modelle

(Интимная лирика) 276

7.1.1. Das Literaturverzeichnis als unausgeschöpfte Quelle 276

7.1.2. Distanzierung vom Bachtin’schen Karneval 277

7.1.3. Bekenntnis zum Phallogo- und Literaturzentrismus 280

7.1.4. Sackgassen der poststrukturalistischen Lektüre 285

7.2. Die Kritik des (post-)modernen ennui: Auseinandersetzung mit

Baudelaire 290

7.2.1. Intertextuelle Hintergründe: Baudelaire, Cvetaeva 291

(14)

INHALTSVERZEICHNIS

7.2.2. Die moderne Befindlichkeit als pubertäre Krise 293

7.2.3. Postmoderne Implikationen 295

7.2.4. Die Anbindung an das christlich verankerte Weltbild 300

7.3. Die Postmoderne als kreative Herausforderung (Amour, exil…) 303

7.3.1. Umberto Eco und andere: die Sekundaritäts-Problematik am

Beispiel der Liebe 304

7.3.2. Variationen des Ewig-Gleichen 308

7.3.3. Rückbindung an die (fiktionale) Realität: die Adressatin 312

7.4. Kapitelresümee 317

8. DIE ENGLISCHE LITERATUR: INSPIRATION UND

LEGITIMATION 319

8.1. Anglophilie und Heimatdiskurs: Русская песня. Пролог

(Сантименты) 323

8.2. Postmodernes Spiel aus dem Geiste der nicht-didaktischen

Kinderliteratur 327

8.2.1. Humpty Dumpty & Šaltaj-Boltaj: Intertextuelle

Überlagerungen 328

8.2.2. Autobiographische Projektionen 329

8.2.3. Spielerisches Untergangsszenario 332

8.2.4. Die antididaktische Literatur als Traditionslinie 335

8.3. Die Auseinandersetzung mit A. E. Housman (На полях «A

Shropshire Lad») 337

8.3.1. Leserlenkende Selbstauslegung: das auktoriale Vorwort 337

8.3.2. Aktualisierung und Personalisierung 339

8.3.3. Konträre Weltanschauungen 341

8.3.4. (Überraschende) Gemeinsamkeiten 344

8.4. Weltanschauungen im nationalen Wettstreit: Баллады

поэтического состязания 347

8.4.1. Walter Scott und der englisch-französische Gegensatz 348

8.4.2. Intertextueller Anlass und Wahl der Gattungen 349

8.4.3. Für und wider Nietzsche 351

8.4.4. Kibirov als Ivanhoe und weitere Ritter-Motive 355

8.5. Literatur und Religion (Греко- и римско-кафолические песенки и

потешки) 356

8.5.1. Das christliche Gesamtkonzept 357

8.5.2. Christliche Poetiken im Vergleich: Kibirov und Dorothy L.

Sayers (Texte, Cover) 359

INHALTSVERZEICHNIS

8.5.3. C. S. Lewis: Christliche Botschaft in literarischer Form 363

8.5.4. Natalʼja Trauberg und die christliche Intelligenzija 365

8.6. Dickens vs. Gogolʼ und die Frage nach Europa: Лиро-эпическая

поэма 368

8.6.1. Der intertextuelle Ausgangspunkt: Dickens, Chesterton,

Мистер Пиквик в России 369

8.6.2. Ambivalentes Vorbild Gogolʼ und slavophile Dimensionen 371

8.6.3. Vom anglophilen Projekt zur Englandkritik 372

8.7. Kapitelresümee 377

9. REKAPITULATION UND

FORSCHUNGSPERSPEKTIVEN 381

РЕЗЮМЕ (НА РУССКОМ ЯЗЫКЕ) 393

LITERATURVERZEICHNIS 405

(15)

INHALTSVERZEICHNIS

7.2.2. Die moderne Befindlichkeit als pubertäre Krise 293

7.2.3. Postmoderne Implikationen 295

7.2.4. Die Anbindung an das christlich verankerte Weltbild 300

7.3. Die Postmoderne als kreative Herausforderung (Amour, exil…) 303

7.3.1. Umberto Eco und andere: die Sekundaritäts-Problematik am

Beispiel der Liebe 304

7.3.2. Variationen des Ewig-Gleichen 308

7.3.3. Rückbindung an die (fiktionale) Realität: die Adressatin 312

7.4. Kapitelresümee 317

8. DIE ENGLISCHE LITERATUR: INSPIRATION UND

LEGITIMATION 319

8.1. Anglophilie und Heimatdiskurs: Русская песня. Пролог

(Сантименты) 323

8.2. Postmodernes Spiel aus dem Geiste der nicht-didaktischen

Kinderliteratur 327

8.2.1. Humpty Dumpty & Šaltaj-Boltaj: Intertextuelle

Überlagerungen 328

8.2.2. Autobiographische Projektionen 329

8.2.3. Spielerisches Untergangsszenario 332

8.2.4. Die antididaktische Literatur als Traditionslinie 335

8.3. Die Auseinandersetzung mit A. E. Housman (На полях «A

Shropshire Lad») 337

8.3.1. Leserlenkende Selbstauslegung: das auktoriale Vorwort 337

8.3.2. Aktualisierung und Personalisierung 339

8.3.3. Konträre Weltanschauungen 341

8.3.4. (Überraschende) Gemeinsamkeiten 344

8.4. Weltanschauungen im nationalen Wettstreit: Баллады

поэтического состязания 347

8.4.1. Walter Scott und der englisch-französische Gegensatz 348

8.4.2. Intertextueller Anlass und Wahl der Gattungen 349

8.4.3. Für und wider Nietzsche 351

8.4.4. Kibirov als Ivanhoe und weitere Ritter-Motive 355

8.5. Literatur und Religion (Греко- и римско-кафолические песенки и

потешки) 356

8.5.1. Das christliche Gesamtkonzept 357

8.5.2. Christliche Poetiken im Vergleich: Kibirov und Dorothy L.

Sayers (Texte, Cover) 359

INHALTSVERZEICHNIS

8.5.3. C. S. Lewis: Christliche Botschaft in literarischer Form 363

8.5.4. Natalʼja Trauberg und die christliche Intelligenzija 365

8.6. Dickens vs. Gogolʼ und die Frage nach Europa: Лиро-эпическая

поэма 368

8.6.1. Der intertextuelle Ausgangspunkt: Dickens, Chesterton,

Мистер Пиквик в России 369

8.6.2. Ambivalentes Vorbild Gogolʼ und slavophile Dimensionen 371

8.6.3. Vom anglophilen Projekt zur Englandkritik 372

8.7. Kapitelresümee 377

9. REKAPITULATION UND

FORSCHUNGSPERSPEKTIVEN 381

РЕЗЮМЕ (НА РУССКОМ ЯЗЫКЕ) 393

LITERATURVERZEICHNIS 405

(16)

1. EINLEITUNG1

Ein Paradigmenwechsel Mitte der 1990er Jahre hat in der deutschsprachigen Slavistik die Literatur der Gegenwart als Forschungsbereich etabliert, sich aller- dings v. a. der neuen Prosa angenommen. Die zeitgenössische Dichtung erfuhr lange Zeit weit weniger Aufmerksamkeit. Einem breiteren wissenschaftlichen Publikum sind eigentlich nur die Konzeptualisten bekannt, die den Zusammen- bruch der sowjetischen Utopie literarisch spiegelten, sich in das Paradigma der internationalen Postmoderne einpassten und auch Gedichte verfassten. Die viel- seitigen Generationen nach Dmitrij Aleksandrovič Prigov (1940–2007) und Lev Rubinštejn (*1947) – hinzunehmen könnte man Vsevolod Nekrasov (1934–

2009) – sind wenig erforscht. Allerdings hat die Dynamik in den letzten Jahren international zugenommen. Im deutschsprachigen Raum hat sich die neueste russische Dichtung u. a. zu einem Forschungsschwerpunkt der Trierer Slavistik entwickelt.2 In diesem Umfeld entstand vorliegende Arbeit zu einem der wich- tigsten russischen Dichter der vergangenen drei Jahrzehnte: Timur Kibirov (so das literarische Pseudonym von Timur Jur’evič Zapoev3), geboren 1955. Was sein Werk auszeichnet und insbesondere für die Auslandsslavistik zu einem loh- nenden Gegenstand macht, sind die sich mittlerweile über einen ansehlichen Zeitraum in Verstexten manifestierenden Beobachtungen und Kommentierungen der Entwicklungen der spätsowjetisch-postsowjetischen Gesellschaft, die sich inmitten einer Fülle von Kulturzitaten verschiedenster Provenzienz realisieren.

Gemeinsamer Nenner vieler Texte ist dabei die Frage nach den moralischen, äs- thetischen, religiösen Werten, die sich bald als Demontage sowjetischer Ideo- logeme, bald als kritische Reflexion postsowjetischer intellektueller Trends, bald als Aufstellen von eigenen Wertesystemen manifestiert. Dekonstruktion wie auch Konstruktion vollziehen sich vor dem Hintergrund der sich in der russi-

1 Alle Links in diesem Kapitel wurden zuletzt am 17.04.2015 überprüft.

2 Siehe die Tagungsbände Шталь, Хенрике; Рутц, Марион (ред.): Имидж, диалог, экспе- римент. Поля современной русской поэзии. München; Berlin; Washington: Otto Sagner 2013 sowie Stahl, Henrieke; Korte, Hermann (Hgg.): Gedichte schreiben in Zeiten der Um- brüche. Tendenzen der Lyrik seit 1989 in Russland und Deutschland. Leipzig: Biblion Media 2016. Weitere Publikationen sind im Kontext des DFG-Projekts „Typologie des Subjekts in der russischen Dichtung 1990–2010“ (2015–2018) und der DFG-Forschergruppe „Russisch- sprachige Lyrik in Transition“ (seit 2017) zu erwarten.

3 Im Interview Кузнецова, Инга: Тимур Кибиров – Правила игры. // ВЛ (1996) 4. 214–

225. 217 gibt Kibirov/Zapoev an, dass ein Urgroßvater mit diesem Nachnamen sich im Kampf gegen die Sowjets hervorgetan habe. Letzteres habe dem Dichter damals sehr gefallen und spiegelt die anti-sowjetische Linie in seinem Frühwerk. Zur Familiengeschichte siehe das Interview mit Zapoev senior: Сид, Игорь: Юрий Запоев. Не я – отец Тимура Кибирова, а наоборот: Тимур Кибиров – мой сын. // Литер.NET. Геопоэтический сервер Крымского клуба [n. d.], http://liter.net/=/Kibirov/zapoev.htm.

(17)

1. EINLEITUNG1

Ein Paradigmenwechsel Mitte der 1990er Jahre hat in der deutschsprachigen Slavistik die Literatur der Gegenwart als Forschungsbereich etabliert, sich aller- dings v. a. der neuen Prosa angenommen. Die zeitgenössische Dichtung erfuhr lange Zeit weit weniger Aufmerksamkeit. Einem breiteren wissenschaftlichen Publikum sind eigentlich nur die Konzeptualisten bekannt, die den Zusammen- bruch der sowjetischen Utopie literarisch spiegelten, sich in das Paradigma der internationalen Postmoderne einpassten und auch Gedichte verfassten. Die viel- seitigen Generationen nach Dmitrij Aleksandrovič Prigov (1940–2007) und Lev Rubinštejn (*1947) – hinzunehmen könnte man Vsevolod Nekrasov (1934–

2009) – sind wenig erforscht. Allerdings hat die Dynamik in den letzten Jahren international zugenommen. Im deutschsprachigen Raum hat sich die neueste russische Dichtung u. a. zu einem Forschungsschwerpunkt der Trierer Slavistik entwickelt.2 In diesem Umfeld entstand vorliegende Arbeit zu einem der wich- tigsten russischen Dichter der vergangenen drei Jahrzehnte: Timur Kibirov (so das literarische Pseudonym von Timur Jur’evič Zapoev3), geboren 1955. Was sein Werk auszeichnet und insbesondere für die Auslandsslavistik zu einem loh- nenden Gegenstand macht, sind die sich mittlerweile über einen ansehlichen Zeitraum in Verstexten manifestierenden Beobachtungen und Kommentierungen der Entwicklungen der spätsowjetisch-postsowjetischen Gesellschaft, die sich inmitten einer Fülle von Kulturzitaten verschiedenster Provenzienz realisieren.

Gemeinsamer Nenner vieler Texte ist dabei die Frage nach den moralischen, äs- thetischen, religiösen Werten, die sich bald als Demontage sowjetischer Ideo- logeme, bald als kritische Reflexion postsowjetischer intellektueller Trends, bald als Aufstellen von eigenen Wertesystemen manifestiert. Dekonstruktion wie auch Konstruktion vollziehen sich vor dem Hintergrund der sich in der russi-

1 Alle Links in diesem Kapitel wurden zuletzt am 17.04.2015 überprüft.

2 Siehe die Tagungsbände Шталь, Хенрике; Рутц, Марион (ред.): Имидж, диалог, экспе- римент. Поля современной русской поэзии. München; Berlin; Washington: Otto Sagner 2013 sowie Stahl, Henrieke; Korte, Hermann (Hgg.): Gedichte schreiben in Zeiten der Um- brüche. Tendenzen der Lyrik seit 1989 in Russland und Deutschland. Leipzig: Biblion Media 2016. Weitere Publikationen sind im Kontext des DFG-Projekts „Typologie des Subjekts in der russischen Dichtung 1990–2010“ (2015–2018) und der DFG-Forschergruppe „Russisch- sprachige Lyrik in Transition“ (seit 2017) zu erwarten.

3 Im Interview Кузнецова, Инга: Тимур Кибиров – Правила игры. // ВЛ (1996) 4. 214–

225. 217 gibt Kibirov/Zapoev an, dass ein Urgroßvater mit diesem Nachnamen sich im Kampf gegen die Sowjets hervorgetan habe. Letzteres habe dem Dichter damals sehr gefallen und spiegelt die anti-sowjetische Linie in seinem Frühwerk. Zur Familiengeschichte siehe das Interview mit Zapoev senior: Сид, Игорь: Юрий Запоев. Не я – отец Тимура Кибирова, а наоборот: Тимур Кибиров – мой сын. // Литер.NET. Геопоэтический сервер Крымского клуба [n. d.], http://liter.net/=/Kibirov/zapoev.htm.

(18)

2 1. EINLEITUNG

schen Literatur entfaltenden literarischen Postmoderne, die in Kibirovs Ge- dichten der 1990er auch explizit als Bezugssystem diskutiert wird.

Von der Frage nach dem Ringen um Werte ausgehend Kibirovs Werk und dessen kulturgeschichtliche Bedeutung zu erfassen, ist das Ziel vorliegender Un- tersuchung. Es handelt sich um die erste umfangreichere Arbeit zu diesem Klas- siker der Gegenwart außerhalb Russlands.

Das Einleitungskapitel fragt zunächst grundsätzlich nach Kibirovs Status als Gegenwartsautor; zu diesem Zweck werden verschiedene Indikatoren für eine (zumindest vorläufige) Kanonisierung herangezogen. Ein wichtiges Einzelereig- nis war ein Literaturskandal in den Jahren 1989/1990, auf den auch die ersten philologischen Untersuchungen zurückzuführen sind. Ausgehend von einem umfassenden und systematischen Forschungsüberblick werden anschließlich Innovativität und Relevanz der eigenen Fragestellung dargelegt sowie Parallelen zu vorhandenen Ansätzen vermerkt (Kap. 1.1). Weitere Unterkapitel führen in zwei für die Arbeit zentrale Themenkomplexe ein:Zum einen werden die im Werk artikulierten Positionen zur Tradition der sog. „staatsbürgerlichen Dich- tung“ (гражданская поэзия oder лирика) und die sich verändernde Bedeutung politischer Themen betrachtet (Kap. 1.2). Zum anderen wird das für Kibirovs Schreibweise wohl charakteristischste Verfahren erörtert: der außerordentliche Reichtum an Zitaten und Anspielungen. Die Relevanz von Intertextualität manifestiert sich dabei auch explizit in poetologischen Gedichten. Weiterhin werden theoretische Positionen der literaturwissenschaftlichen Intertextualitäts- forschung skizziert und ihre Anwendbarkeit auf Kibirovs Texte diskutiert (Kap.

1.3). Das Einleitungskapitel schließt mit einer allgemeinen literaturtheoretischen Verortung der eigenen Fragestellung und Arbeitsweise sowie einem Überblick über das gewählte Vorgehen und den Aufbau des Buches (Kap. 1.4).

1.1. Kanonisierungsindikatoren, Forschungsüberblick, Fragestellung 3

1.1. KANONISIERUNGSINDIKATOREN, FORSCHUNGSÜBERBLICK, FRAGESTELLUNG

Das Œuvre des Moskauer Autors, der während der Perestrojka, in der Endphase des literarischen Untergrunds, debütierte, umfasst in dem als äußerste zeitliche Grenze vorliegender Untersuchung gesetzten Jahr 2014 21 als künstlerische Einheiten konzipierte Gedichtbücher (im Sinne des Terminus книга стихов, ausführlicher S. 37). 2010 erschien ein erster Roman (Лада, или Радость), 2014 ein ebenfalls über die Dichtung i. e. S.4 hinausgreifendes Buch mit „musi- kalisch-dramatischen“ Stücken (Муздрамтеатр).5 Kibirovs Werke werden seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig in den auflagenstärksten Literaturzeitschrif- ten und in bekannten Poesie-Verlagen gedruckt. Die positive Wertung der Lite- raturszene und der mit ihr eng vernetzten Literaturkritik lässt sich an Auszeich- nungen und Stipendien ablesen, wobei vier Preisen in ihrem jeweiligen Kontext eine besondere Bedeutung zukam:6 dem mit 40 000 DM dotierten Puškin-Preis der deutschen Alfred-Töpfer-Stiftung, den Kibirov 1993 zusammen mit Dmitrij Aleksandrovič Prigov entgegennahm; dem russischen Anti-Booker in der Sparte

‚Dichtung‘ (1997); dem Italien-Stipendium des Joseph Brodsky Memorial Fel- lowship Fund (2000) und schließlich dem seit 2005 verliehenen, finanziell ein- träglichen Preis Поэт (2008).7 Auch die Präsenz seiner Texte in einer großen Zahl von in- und vor allem ausländischen Anthologien spiegelt Popularität und Renommee. Es gibt u. a. Übersetzungen ins Deutsche, allerdings kein separates

4 Der Terminus ‚Dichtung‘ wird als Entsprechung für russ. поэзия zur Bezeichnung von Ge- dichten bzw. Verstexten verwendet; auf den in der Germanistik heimischen Begriff ‚Lyrik‘, der sich nicht mit dem russischen лирика deckt, wird bewusst verzichtet, siehe Rutz, Marion:

„Wohin gehört das Gedicht?“ und „Wer spricht es?“. Russische, deutsche und englische Ter- minologietraditionen im Vergleich. In: Stahl, Henrieke et al. (Hgg.): Typologie des Subjekts in der russischen Dichtung 1990–2010 [Druckvorbereitung].

5 Weitere Kurzprosa beinhaltet das Buch Три поэмы (2006–2007) mit den Prosaminiaturen Покойные старухи. Der Band См. выше (publ. 2014) zeigt mit der „Synopsis eines Puppen- trickfilmszenarios“ Ночь перед и после Рождества die folgenden Experimente mit dramati- schen Mischformen an.

6 Die Auszeichnungen finden sich u. a. in den Kurzbiographien der Online-Portale Журнальный зал (http://magazines.russ.ru/authors/k/kibirov/) und Новая литературная карта России (http://www.litkarta.ru/russia/moscow/persons/kibirov-t/). Informationen zu den russischen Literaturpreisen liefert Чупринин, Сергей: Русская литература сегодня.

Новый путеводитель. М.: Время 2009. 621–700. Ebd. sind auch akribisch die Auszeich- nungen Kibirovs verzeichnet (348–350, 349).

7 Die beiden letzten Stiftungen haben ihre Arbeit in Anthologien dokumentiert: Скандура, Клаудия (сост.): «Рим совпал с представленьем о Риме…». Италия в зеркале стипендиа- тов Фонда памяти Иосифа Бродского (2000–2008). М.: НЛО 2010 (Kibirovs Gedichte:

53–70); Чупринин, С. И. (сост.): Национальная премия «Поэт». Визитные карточки. М.:

Время 2010 (75–83).

(19)

2 1. EINLEITUNG

schen Literatur entfaltenden literarischen Postmoderne, die in Kibirovs Ge- dichten der 1990er auch explizit als Bezugssystem diskutiert wird.

Von der Frage nach dem Ringen um Werte ausgehend Kibirovs Werk und dessen kulturgeschichtliche Bedeutung zu erfassen, ist das Ziel vorliegender Un- tersuchung. Es handelt sich um die erste umfangreichere Arbeit zu diesem Klas- siker der Gegenwart außerhalb Russlands.

Das Einleitungskapitel fragt zunächst grundsätzlich nach Kibirovs Status als Gegenwartsautor; zu diesem Zweck werden verschiedene Indikatoren für eine (zumindest vorläufige) Kanonisierung herangezogen. Ein wichtiges Einzelereig- nis war ein Literaturskandal in den Jahren 1989/1990, auf den auch die ersten philologischen Untersuchungen zurückzuführen sind. Ausgehend von einem umfassenden und systematischen Forschungsüberblick werden anschließlich Innovativität und Relevanz der eigenen Fragestellung dargelegt sowie Parallelen zu vorhandenen Ansätzen vermerkt (Kap. 1.1). Weitere Unterkapitel führen in zwei für die Arbeit zentrale Themenkomplexe ein: Zum einen werden die im Werk artikulierten Positionen zur Tradition der sog. „staatsbürgerlichen Dich- tung“ (гражданская поэзия oder лирика) und die sich verändernde Bedeutung politischer Themen betrachtet (Kap. 1.2). Zum anderen wird das für Kibirovs Schreibweise wohl charakteristischste Verfahren erörtert: der außerordentliche Reichtum an Zitaten und Anspielungen. Die Relevanz von Intertextualität manifestiert sich dabei auch explizit in poetologischen Gedichten. Weiterhin werden theoretische Positionen der literaturwissenschaftlichen Intertextualitäts- forschung skizziert und ihre Anwendbarkeit auf Kibirovs Texte diskutiert (Kap.

1.3). Das Einleitungskapitel schließt mit einer allgemeinen literaturtheoretischen Verortung der eigenen Fragestellung und Arbeitsweise sowie einem Überblick über das gewählte Vorgehen und den Aufbau des Buches (Kap. 1.4).

1.1. Kanonisierungsindikatoren, Forschungsüberblick, Fragestellung 3

1.1. KANONISIERUNGSINDIKATOREN, FORSCHUNGSÜBERBLICK, FRAGESTELLUNG

Das Œuvre des Moskauer Autors, der während der Perestrojka, in der Endphase des literarischen Untergrunds, debütierte, umfasst in dem als äußerste zeitliche Grenze vorliegender Untersuchung gesetzten Jahr 2014 21 als künstlerische Einheiten konzipierte Gedichtbücher (im Sinne des Terminus книга стихов, ausführlicher S. 37). 2010 erschien ein erster Roman (Лада, или Радость), 2014 ein ebenfalls über die Dichtung i. e. S.4 hinausgreifendes Buch mit „musi- kalisch-dramatischen“ Stücken (Муздрамтеатр).5 Kibirovs Werke werden seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig in den auflagenstärksten Literaturzeitschrif- ten und in bekannten Poesie-Verlagen gedruckt. Die positive Wertung der Lite- raturszene und der mit ihr eng vernetzten Literaturkritik lässt sich an Auszeich- nungen und Stipendien ablesen, wobei vier Preisen in ihrem jeweiligen Kontext eine besondere Bedeutung zukam:6 dem mit 40 000 DM dotierten Puškin-Preis der deutschen Alfred-Töpfer-Stiftung, den Kibirov 1993 zusammen mit Dmitrij Aleksandrovič Prigov entgegennahm; dem russischen Anti-Booker in der Sparte

‚Dichtung‘ (1997); dem Italien-Stipendium des Joseph Brodsky Memorial Fel- lowship Fund (2000) und schließlich dem seit 2005 verliehenen, finanziell ein- träglichen Preis Поэт (2008).7 Auch die Präsenz seiner Texte in einer großen Zahl von in- und vor allem ausländischen Anthologien spiegelt Popularität und Renommee. Es gibt u. a. Übersetzungen ins Deutsche, allerdings kein separates

4 Der Terminus ‚Dichtung‘ wird als Entsprechung für russ. поэзия zur Bezeichnung von Ge- dichten bzw. Verstexten verwendet; auf den in der Germanistik heimischen Begriff ‚Lyrik‘, der sich nicht mit dem russischen лирика deckt, wird bewusst verzichtet, siehe Rutz, Marion:

„Wohin gehört das Gedicht?“ und „Wer spricht es?“. Russische, deutsche und englische Ter- minologietraditionen im Vergleich. In: Stahl, Henrieke et al. (Hgg.): Typologie des Subjekts in der russischen Dichtung 1990–2010 [Druckvorbereitung].

5 Weitere Kurzprosa beinhaltet das Buch Три поэмы (2006–2007) mit den Prosaminiaturen Покойные старухи. Der Band См. выше (publ. 2014) zeigt mit der „Synopsis eines Puppen- trickfilmszenarios“ Ночь перед и после Рождества die folgenden Experimente mit dramati- schen Mischformen an.

6 Die Auszeichnungen finden sich u. a. in den Kurzbiographien der Online-Portale Журнальный зал (http://magazines.russ.ru/authors/k/kibirov/) und Новая литературная карта России (http://www.litkarta.ru/russia/moscow/persons/kibirov-t/). Informationen zu den russischen Literaturpreisen liefert Чупринин, Сергей: Русская литература сегодня.

Новый путеводитель. М.: Время 2009. 621–700. Ebd. sind auch akribisch die Auszeich- nungen Kibirovs verzeichnet (348–350, 349).

7 Die beiden letzten Stiftungen haben ihre Arbeit in Anthologien dokumentiert: Скандура, Клаудия (сост.): «Рим совпал с представленьем о Риме…». Италия в зеркале стипендиа- тов Фонда памяти Иосифа Бродского (2000–2008). М.: НЛО 2010 (Kibirovs Gedichte:

53–70); Чупринин, С. И. (сост.): Национальная премия «Поэт». Визитные карточки. М.:

Время 2010 (75–83).

(20)

4 1. EINLEITUNG

Buch.8 In der umfassenden Auswertung von Gedichtsammlungen, Literaturge- schichten und ähnlichen Quellen, die Robert Hodel seiner Meta-Anthologie mit zwischen 1940 und 1960 geborenen russischen Dichterinnen und Dichtern zu- grunde legte, teilt sich Kibirov mit Ol’ga Sedakova den 3. Platz hinter Iosif Brodskij und D. A. Prigov.9

Ein weiteres Indiz für eine fortschreitende Kanonisierung ist die Präsenz des Dichters in russischen biographischen Nachschlagewerken10 und in englisch- sprachigen Lexika.11 Für die langfristige Rezeption spielen Literaturgeschichten und die durch sie vorgeschlagenen Einordnungen in umfassendere Zusammen- hänge eine große Rolle. Kibirov wird in allen russischsprachigen Überblicksdar- stellungen behandelt, die Gegenwartsdichtung (ab ca. 1990) berücksichtigen und

8 In Anthologien: Nitzberg, Alexander (Hg., Übers.): Türspalt an der Kette. Russische Lyrik des „Arion“-Kreises. Düsseldorf: Grupello 1998. 74–77; Čečik, Feliks; Julius, Annette (Hgg.): Nur Sterne des Alls. Zeitgenössische russische Lyrik. Anthologie. Köln; Frankfurt:

Kirsten Gutke 2002. 152–163 (übers. von Frank Göbler); Schmid, Ulrich (Hg., Komm.): Ster- nensalz. Russische Lyrik. Eine thematische Anthologie. Frankfurt a. M.: Fischer 2003. 94–96 (übers. von Christine Fischer); Laschen, Gregor; Thill, Hans (Hgg.): Leb wohl lila Sommer.

Gedichte aus Rußland. Heidelberg: Wunderhorn 2004. 9–33 (verschiedene Übers.); Ingold, Felix Philipp (Hg., Übers.): „Als Gruß zu lesen“. Russische Lyrik von 2000 bis 1800. Zürich:

Dörlemann 2012. 32–33.

In Zeitschriften: Als Lenin noch ein Junge war. In: Schreibheft (1996) 48. 181–187 (übers.

von Rosemarie Tietze); Für Denis Novikov. Zauberspruch. In: Kolik (2001) 16. 52–56 (übers.

von Ferdinand Schmatz); [Auswahl kürzerer Gedichte]: Akzente 50 (2003) 5. 432–436 (übers.

von Rosemarie Tietze); Rückkehr aus Schilkowa nach Konkowa. Ein Lehrgedicht [und ande- re Gedichte]. In: Wespennest (2003) 132. 47–51 (übers. von Erich Klein).

9 Ich danke Prof. Hodel für die 2013 gewährte Einsicht in seine Auswertung. Die Anthologie ist inzwischen erschienen: Hodel, Robert (Hg., Übers.): Vor dem Fenster unten sind Volk und Macht. Russische Poesie der Generation 1940–60. Leipzig: Leipziger Literaturverlag 2015 (Kibirovs Gedichte: 360–375).

10Богданова, О. В.: Кибиров. // Русская литература ХХ века. Прозаики, поэты, драма- турги. Биобиблиографический словарь. Под общ. ред. Н. Н. Скатова. В 3 т. М.: Ольма- Пресс Инвест 2005. T. 2. 179–182; Богомолов, Н. А.: Кибиров. // Большая российская энциклопедия. М.: Большая российская энциклопедия 2004–. Т. 13. 631–632; Шинка- рук, М. А.: Кибиров. // Новая российская энциклопедия. Т. 8,1. М.: Энциклопедия 2010.

110.

11 Weststeijn, Willem: Timur Kibirov. In: Cornwell, Neil (ed.): Reference Guide to Russian Literature. London; Chicago: Fitzroy Dearborn 1998. 450–451; Lipovetsky, Mark; Nemzer, Andrei: Timur Iurʼevich Kibirov. In: Balina, Marina; Lipovetsky, Mark (eds.): Russian Writ- ers since 1980. Detroit et al.: Thomson; Gale 2004. 137–148; Wachtel, Michael: Kibirov, Ti- mur Iurevich. In: Smorodinskaya, Tatiana; Evans-Romaine, Karen; Goscilo, Helena (eds.):

Encyclopedia of Contemporary Russian Culture. London; New York: Routledge 2007. 298–

299.

1.1. Kanonisierungsindikatoren, Forschungsüberblick, Fragestellung 5 sich nicht auf Segmente des Feldes beschränken, die ihn per se ausschließen.12 Dabei wird er in der Regel in den Kontext von Postmoderne und/oder Konzep- tualismus/Soz-Art eingeordnet.13 In der westlichen Slavistik ist der Dichter ebenfalls bekannt, steht jedoch eher im Hintergrund: In der Metzler’schen Lite- raturgeschichte wird Kibirov im Umfeld des Konzeptualismus erwähnt,14 Rein- hard Lauer ordnet ihn (nicht ganz überzeugend) als einen dem „Arion-Kreis“

zugehörigen Dichter ein15 und in Stephanie Sandlers Überblick taucht der Name mehrfach passim auf.16

Neben solchen allgemeinen Daten zum Stand der Kanonisierung lässt sich ein konkreter Zeitpunkt bestimmen, zu dem Kibirov in kurzer Zeit einem größeren Publikum bekannt wurde und das Interesse von Philologen erregte. Auslöser für diesen ersten Kanonisierungsschub war sein Poem Л. С. Рубинштейну, dessen Publikation in der lettischen Sowjetrepublik und später in der Leningrader Pres- se als Skandal empfunden wurde. Am 21.08.1989 waren Ausschnitte des

12 Siehe die kritische Sichtung der Lehrbuchlandschaft in: Рутц, Марион: «Каноны» совре- менной русской поэзии. Наблюдения и перспективы. // Шталь, Хенрике; Рутц, Марион (ред.): Имидж, диалог, эксперимент. Поля современной русской поэзии. München; Ber- lin; Washington: Otto Sagner 2013. 37–58. 43–47.

13Курицын, Вячеслав: Русский литературный постмодернизм. М.: ОГИ 2001. 100–103 (Соцарт любуется-2); Эпштейн, Михаил: Постмодерн в России. Литература и теория.

М.: Изд. Руслана Эллина 2000. 274–283 (Ч. 5: Границы постмодернизма > Новая сен- тиментальность. Тимур Кибиров и другие) sowie die erg. und erw. Ausgabe als Lehrbuch Эпштейн, М. Н.: Постмодерн в русской литературе. Учебное пособие для вузов. М.:

Высшая школа 2005. 437–447; Скоропанова, И. С.: Русская постмодернистская литера- тура. 6-е изд. М.: Флинта; Наука 2007 [11999]. 357–369 (im Anschluss an Unterkapitel zu Prigov und Rubinštejn); Богданова, О. В.: Постмодернизм в контексте современной рус- ской литературы. 60–90-е годы XX века – начало XXI века. СПб.: Фил. фак. СПГУ 2004. 504–542 (im Rahmen des Konzeptualismus, der als eine Richtung der Postmoderne in der Dichtung eingeordnet wird); Лейдерман, Н. Л.; Липовецкий, М. Н.: Русская литерату- ра XX века (1950–1990-е годы). В 2 т. М.: Академия 2008 [die dreibändige Ausgabe da- tiert auf 2001]. Т. 2. 444–451 (als dritter Konzeptualist im Großkapitel zur Postmoderne).

14 Engel, Christine: Vom Tauwetter zur postsozialistischen Ära (1953–2000). In: Städtke, Klaus (Hg.): Russische Literaturgeschichte. Stuttgart; Weimar: J. B. Metzler 2002. 349–406.

394. In der 2., akt. und erw. Aufl. 2011: 393.

15 Lauer, Reinhard: Geschichte der russischen Literatur. Von 1700 bis zur Gegenwart. Mün- chen: C. H. Beck 2000. 886. Die Einordnung resultiert aus Nitzbergs Anthologie (bei mir in Fn.8, S. 4 angeführt), vgl.: Рутц, Марион: «Каноны» современной русской поэзии, 43, Fn.25. Bei Arion handelt es sich um eine Literaturzeitschrift mit breitem Autorenprofil, Kibirov ist kein Stammautor.

16 Sandler, Stephanie: Poetry after 1930. In: Dobrenko, Evgeny; Balina, Marina (eds.): The Cambridge Companion to Twentieth-Century Russian Literature. Cambridge et al.: Cam- bridge UP 2011. 115–134. 120, 125. Der Überblick Smith, G. S.: Russian Poetry since 1945.

In: Cornwell, Neil (ed.): The Routledge Companion to Russian Literature. London; New York 2001. 197–208 endet vor den Konzeptualisten.

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