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345das sprechzeitbezogen ist, oder

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Academic year: 2022

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das sprechzeitbezogen ist, oder vorher, das kontextbezogen ist, zu unterscheiden sein könnten und dann lieber nur ein vor als temporales Adverb zum Einsatz brin- gen, wird deutlich, dass das Unterrichts- material im Bereich der Temporaladver- bien noch einer Weiterentwicklung be- darf.

Die Fortführung der Arbeit von Wiktoro- wicz könnte dafür Wertvolles leisten, wenn dann auch für sämtliche Temporal- adverbien der Gegenwartssprache so präzise Beschreibungen verfasst würden wie für die des Frühneuhochdeutschen.

Zu wünschen wäre für die Fortsetzung auch ein Korpus, das es erlaubt, zu den einzelnen Einheiten anzugeben, in wel- chem Maß sie den kontext- bzw. sprech- zeitbezogenen Temporaladverbien zuzu- rechnen sind. Und etwas, was Wiktoro- wicz für die temporalen Adverbien des Frühneuhochdeutschen nicht leistet, sie nämlich in ihrer Bedeutung voneinander abzugrenzen, das sollte dann für die Adverbien des Neuhochdeutschen ver- sucht werden.

Wilden, Eva:

Selbst- und Fremdwahrnehmung in der interkulturellen Onlinekommunika- tion. Das Modell der ABC’s of Cultural Understanding and Communication Online. Eine qualitative Studie. Frank- furt a. M.: Lang, 2008. – ISBN 978-3-631- 57168-2. 291 Seiten, € 51,50

(Gabriela Marques-Schäfer, Gießen) Seit mehr als zwei Jahrzehnten werden in der Fremdsprachendidaktik Ansätze zur interkulturellen Kommunikation disku- tiert. Eva Wilden widmet sich in ihrem Buch, das 2007 im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Univer- sität Kassel als Dissertation angenommen wurde, der Erforschung von Selbst- und

Fremdwahrnehmungen in interkulturel- len Kommunikationsprozessen via Voice-Chat und Text-Chat. Die Arbeit ist in vier Teile gegliedert: (A) Theoretische Auseinandersetzung, (B) Forschung, (C) Ergebnisdokumentation und (D) Zusam- menfassende Betrachtung der Ergebnisse und Ausblick. Im Theorieteil ihres Bu- ches diskutiert die Autorin wichtige Be- griffe wie »Interkultureller Fremdspra- chenunterricht«, »Interkulturelle Kom- munikation« und »Selbst- und Fremd- wahrnehmung«. Dabei rezipiert sie den Forschungsstand zur Nutzung von Chats im Rahmen des Fremdsprachenunter- richts bzw. der Fremdsprachenlehreraus- bildung nur in Ansätzen. Als Grundlage ihrer Studie fungiert das Modell der ABC’s of Cultural Understanding and Com- munication, dessen ursprüngliches Hauptziel es ist, das interkulturelle Ler- nen in der Ausbildung und Fortbildung von Lehrenden zu fördern. Das Modell wurde von Schmidt (1998) in den 1980er Jahren in den USA entwickelt und dann in Europa von Finkbeiner & Koplin (2002) und Schmidt & Finkbeiner (2006) adaptiert und in der Praxis eingesetzt.

Wie auch in der im deutschsprachigen Raum etablierten Forschung über das Fremdverstehen wird in diesem amerika- nischen Modell der Versuch unternom- men, durch interkulturelles Lernen einer- seits eine Auseinandersetzung mit dem Anderen und dessen kultureller Prägung auszulösen, andererseits aber auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Kultur zu ermöglichen.

Nach diesem Modell soll zunächst das Bewusstsein der Lehrenden durch das Verfassen von Autobiographien, den Austausch mit anderen Lehrenden und den Vergleich von Lebenserfahrungen für kulturell geprägte Gemeinsamkeiten und Unterschiede gefördert werden. In einer weiteren Phase entwickeln Leh- rende Konzepte für den Einsatz des ABC-

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Modells im eigenen Unterricht und re- flektieren damit, wie sie der interkultu- rellen Vielfalt ihrer SchülerInnen im Un- terricht besser Rechnung tragen können.

Wilden adaptiert in ihrer Studie das ursprünglich für Präsenzlernen konzi- pierte ABC-Modell für die Fortbildung von Fremdsprachenlehrenden aus Eng- land und Deutschland mittels Voice- und Text-Chats. Anhand dialogischer Daten untersucht sie, ob im reziproken ABC- Online-Austausch die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Lehrenden und ihre Aushandlungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung auf einer analy- tisch-interpretativen Ebene identifizier- bar sind. Darüber hinaus analysiert die Autorin anhand von Interviewdaten, wie die an der Studie beteiligten Lehrenden über den Austauschprozess reflektieren und was sie unter »Kultur« verstehen.

Das Korpus der Studie besteht aus Voice- Chat-, Text-Chat- und Interviewtran- skripten. Die Autorin wertet die Daten nach der Methode der Qualitativen In- haltsanalyse aus. Für die Kategorisierung der Daten benutzt sie das Programm Maxqda (Software für qualitative Text- analyse). Die Autorin entwickelt ein komplexes Kategoriensystem, das sie aus den Forschungsfragen ableitet und theo- retisch begründet. Die Daten werden nach dem Kategoriensystem und exem- plarisch dargestellt, diskutiert und an- schließend interpretiert.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Fokus des in den interkulturellen Onlinekommunikationsprozessen initi- ierten Austauschs auf der Selbstwahr- nehmung lag. Aus diesem Grund plä- diert die Autorin für die Förderung der Aushandlung von Fremdwahrnehmung,

»damit ein auf Wechselseitigkeit ausge- richteter Austausch wie das ABC’s On- line-Projekt nicht bei der Darstellung der eigenen Person bzw. des eigenen kultu- rellen Hintergrunds verbleibt« (219).

Ein weiteres Ergebnis zeigt, dass die Aushandlungen bezüglich kulturbezoge- ner Selbst- und Fremdwahrnehmungen auf einer oberflächlich-deskriptiven Ebene stattfanden. Die Autorin hebt da- her die Bedeutung der Förderung der analytisch-interpretativen Ebene des ABC-Online-Austauschs hervor. Voraus- setzung dafür sei es, dass sich die Lehren- den stärker über ihre Wertvorstellungen, Denkmuster und Einstellungen ausein- andersetzen. Dieses Ergebnis muss je- doch je nach Kommunikationsmedium differenziert betrachtet werden. Wäh- rend bei den Voice-Chat-Daten ein größe- rer Anteil an analytisch-interpretativen Aussagen zu finden war, verblieben die Aussagen in Text-Chats auf einer ober- flächlich-deskriptiven Ebene. Aus die- sem Grund hebt die Autorin die Rolle der Medienwahl für die Durchführung inter- kultureller Online-Projekte hervor. Der Text-Chat erweist sich in dieser Studie im Vergleich zum Voice-Chat als weniger geeignet für die Förderung des interkul- turellen Austauschs. Die Frage, ob der Grund dafür ausschließlich in der beson- deren Art der Text-Chat-Kommunikation liegt, lässt sich allerdings erst beantwor- ten, wenn weitere qualitativ-empirische Untersuchungen zu Text-Chats durchge- führt worden sind, deren Schwerpunkt auf dem interkulturellen Austausch liegt.

Die Studie leistet einen Beitrag zur empi- rischen Forschung über erfahrungsorien- tierte Lehrerfortbildung und schließt dar- über hinaus die in der Fremdsprachendi- daktik existierende Lücke zum Thema Lehrerfortbildung mittels synchroner Kommunikation via Chat.

Literatur

Finkbeiner, Claudia; Koplin, Christine: »A cooperative approach for facilitating in- tercultural education«, Reading Online 6, 3 (2002) [Abruf am 10.03.2010].

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Schmidt, Patricia Ruggiano: »The ABC’s of cultural understanding and communica- tion«, Equity and Excellence 31, 2 (1998), 28–38.

Schmidt, Patricia Ruggiano; Finkbeiner, Claudia (Hrsg.): The ABC’s of Cultural Understanding and Communication. Natio- nal and International Adaptations. Green- wich, CT: Information Age Publishing, 2006.

Yu, Xuemei:

Lernziel Handlungskompetenz. Ent- wicklung von Unterrichtsmodulen für die interkulturelle und handlungsori- entierte Vorbereitung chinesischer Stu- dienbewerber auf das Studium in Deutschland. München: Iudicium, 2008.

– ISBN 978-3-89129-550-2. 304 Seiten,

€ 30,00

(Eva Sommer, Wilhelmshaven)

Der Titel Lernziel Handlungskompetenz re- präsentiert in dieser Allgemeinheit min- destens zwei Drittel des Buches: Das erste Drittel entfaltet als »Theoretische Grund- lage« (12–112) die Begriffe und »Teil- Kompetenzen« mit breitem Literatur-Be- richt und mit Graphiken aus verschiede- nen Quellen (31, 78, 79, 81, 99–102).

Trotzdem fällt die spätere Darstellung öfters hinter den theoretischen Stand zurück, um ihn erneut zu referieren (z. B.

217) oder um ihn nochmals umgangs- sprachlich zu fassen (z. B. 247 f.).

Das zweite Drittel (113–214) bezieht zwar das theoretisch Allgemeine auf die Situa- tion chinesischer Studienanfänger, refe- riert aber weiter aus Schulgeschichte, Lehrplänen, Prüfungs-Ergebnissen, Sta- tistiken, Interviews und anderen Publi- kationen über die Voraussetzungen die- ser Klientel: über ihre Schul- und Lern- Erfahrungen, über ihren Sprachstand, ihr Weltwissen, ihre Erwartungen, ihre fi- nanziellen und praktischen Probleme etc.

Vieles davon müsste nicht eigens verifi- ziert werden, weil es ganz allgemein für

»Bildungsausländer« gilt – zumal Yu Xuemei das Schwellenland China durch- weg zu den »Entwicklungsländern« (z. B.

159) bzw. zur »Dritten Welt« (186) rech- net.

Aus diesen zwei Dritteln vor allem speist sich das umfangreiche Literaturverzeich- nis (270–304), das viele grundsätzliche Quellen, auch Internet-Seiten, zur kom- plexen Studienanfangs-Situation liefert1. Hinzu kommen Internet-Adressen, die im laufenden Text (z. B. 162 ff.) ausgewer- tet werden (Teilstudien, Blogs, Fragebo- gen).

Ähnlich wie beim vollständigkeitsbe- strebten Forschungsbericht einer Disser- tation mündet dieser weite Anlauf in erwartbar weit gefassten Schlussfolge- rungen, hier nach der Internet-Auswer- tung gegen Ende des 2. Drittels:

»Zusammenfassend gesagt, haben die chi- nesischen Studierenden bei ihrem Studien- aufenthalt in Deutschland mehr oder weni- ger Sprachprobleme, Studienprobleme und Kontaktprobleme. In Bezug auf die Hand- lungskompetenz mangelt es chinesischen Studierenden an allen Teilbereichen, näm- lich interkultureller Kompetenz, Fachkom- petenz, Methodenkompetenz und Sozial- kompetenz […].« (199)

Nun hat aber der Untertitel Erwartungen geweckt, verstärkt durch den Klappen- text des Verlages:

»Dieser innovative Ansatz könnte die bis- herigen studienvorbereitenden Maßnah- men, die sich hauptsächlich auf das Deutschlernen beziehen, wesentlich berei- chern. Die Verfasserin hat auf der Grund- lage einer qualitativen Analyse der Pro- bleme von chinesischen Studierenden in Deutschland entsprechende Unterrichts- module entwickelt, mit denen Studienbe- werber schon in China sowohl interkultu- rell als auch handlungsorientiert vorberei- tet werden könnten, und einen Weg zur Verbesserung des Studienerfolges in Deutschland aufgezeigt.«

Referenzen

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