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Archiv "Dukatenesel für sozialpolitische Finanzsorgen" (21.04.1977)

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Die Information:

Bericht und Meinung

Zulassung zum Medizinstudium

jungen Menschen müsse klarge- macht werden, daß er aus seiner Bil- dungsqualifikation heraus keinen Anspruch auf einen bestimmten Be- ruf ableiten dürfe. Nach Becker ha- ben zwar alle das Recht auf Arbeit, nicht aber auf eine bestimmte Arbeit. . . NJ

Chancenlos

Überlange Wartezeiten. . . können namentlich von Be- werbern aus sozial schwäche- ren Kreisen nicht durchgehal- ten werden und verlieren für diese ihre chancenausglei- chende Funktion. . .soweit die chancenausgleichende Funktion der Wartezeit ent- fällt, verwandelt sich zugleich die zunächst nur chancener- höhend gedachte Auswahl nach Durchschnittsnoten aus einer bloßen sofortigen Zulas- sung zu einer endgültigen chancenausschließenden Se- lektionsentscheidung. Für eine _ solche definitive Ent- scheidung über die Verteilung von Lebenschancen sind aber überhohe Durchschnittsnoten schon deshalb ungeeignet, weil ihr Prognosewert für Stu- dien- und Berufserfolg unge- sichert ist und weil sie wegen der Subjektivität der Notenge- bung und der Gleichbehand- lung ganz verschiedenartiger

Hochschulzugangsberechti- gungen nicht vergleichbar sind. Davon abgesehen stün- den sie als Zulassungsvoraus- setzungen außer Verhältnis zu den Erfordernissen des ange- strebten Berufs. Zahlreichen geeigneten Bewerbern – selbst solchen mit guten No- ten oder besonderen fachspe- zifischen Begabungen – las- sen sie nicht einmal die Chance, ihre Zulassungsaus- sichten durch eigenes stu- dien- und berufsbezogenes Zutun zu verbessern.

(Bundesverfassungsgericht am 8. Februar 1977)

DER KOMMENTAR

Reizwort

„Ambulanzen"

Der Landschaftsverband Westfalen- Lippe will, wie er der Presse mitge- teilt hat, in den nächsten Monaten

in seinen acht großen Fachkranken- häusern für Psychiatrie Ambulanzen einrichten Dies ist möglich gewor- den, wie es in der Pressemitteilung ganz richtig heißt, seit das Gesetz zur Weiterentwicklung des Kassen- arztrechtes mit seinem Inkrafttreten am 1. Januar 1977 die rechtlichen Grundlagen dazu geschaffen hat.

Aber der Landschaftsverband sollte etwas vorsichtiger mit dem Wort

„Ambulanz" umgehen, und er sollte vor allem nicht den Eindruck zu er- wecken versuchen, als würde die Einrichtung solcher Ambulanzen

„Kostenersparnis und bessere Ver- sorgung für Patienten" erbringen – so lautet wörtlich die Überschrift der Pressemeldung. Im Text wird der Leiter der Gesundheitsabteilung des Landschaftsverbandes, Prof. Dr.

Kurt Gedicke, zur Kostenfrage zi- tiert: „Viele Patienten können ambu- lant genauso gut behandelt werden, ohne daß so hohe Kosten wie bei der stationären Aufnahme entstehen.

Auch dieser Schritt wird auf Dauer zur Kostendämpfung im Gesund- heitswesen beitragen" – richtig;

aber doch nicht durch die bloße Ein- richtung von institutionalisierten Ambulanzen, sondern eben durch die Vermeidung der stationären Auf- nahme – also auch bei Behandlung durch niedergelassene oder er- mächtigte Ärzte, wenn es beim ein- zelnen psychisch Kranken oder Be- hinderten überhaupt möglich ist.

Das hat mit dem neuen Gesetz nichts zu tun.

Daß hier das Reizwort „Ambulanz"

in willkürlich – oder bewußt? – un- genauer Weise verwendet wird, zeigt sich in der Mitteilung, der Land- schaftsverband habe auf diesem Ge- biet bereits „gute Erfahrungen" ge- macht, und zwar im Westfälischen Landeskrankenhaus in der Haard bei Marl. Hier hätte seit 1968 vier- bis fünftausend Kindern und Jugendli-

chen die stationäre Aufnahme er- spart werden können, seit der Leiter des Krankenhauses, Prof. Dr. Egon Machetanz, von der Kassenärztli- chen Vereinigung Westfalen-Lippe

„ermächtigt wurde, eine Ambulanz zu betreiben".

Richtig wäre es natürlich gewesen zu sagen: „zur Teilnahme an der ambulanten Versorgung ermächtigt wurde", und zwar: als Person (dies ist inzwischen auch im Landeskran- kenhaus Paderborn für mehrere Ärzte geschehen). Was jetzt geplant wird, ist die Ausnutzung der neuen rechtlichen Möglichkeiten zur Er- mächtigung psychiatrischer Kran- kenhäuser oder Fachabteilungen als Institut. Und ob dabei „Kostener- sparnis und bessere Versorgung für Patienten" herauskommen, das ist noch lange nicht bewiesen. Denn nicht nur liegen einige Landeskran- kenhäuser weitab von Siedlungsge- bieten, sondern es fehlt ja auch ih- nen an Psychiatern. Der Land- schaftsverband teilt es in der glei- chen Presseverlautbarung selbst mit: 65 Planstellen für Ärzte sind bei ihm gar nicht besetzt. gb

ZITAT

Dukatenesel

für sozialpolitische Finanzsorgen

„Es ist einfach unzulässig, so zu tun, als wäre die Kranken- versicherung der Dukatenesel für sozialpolitische Finanzsor- gen schlechthin. Es darf nicht dahin kommen, daß die er- folgreich begonnenen Refor- men im Gesundheitswesen nun durch die Finanzlawine der Rentenversicherung ein- fach weggespült werden.

Dazu ist unser bewährtes Ge- sundheitswesen ein viel zu komplexer Organismus."

Dr. med. dent. Hanna Neumei- ster, MdB, in: Deutschland- Union-Dienst Nr. 16/1977.

1052 Heft 16 vom 21. April 1977 DEUTSCHES ARZIEBLATT

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