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Archiv "Wartezeiten: Beständiger Aufreger" (23.05.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 21

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23. Mai 2014 A 919 ge, dass dort der Anteil an Privatpa-

tienten teilweise höher ist als in an- deren Regionen. Auch der Anteil an Patienten ohne Überweisung zum Augenarzt ist dort hoch: In Berlin- Kreuzberg lag er 2011 und 2012 bei mehr als 40 Prozent.

Zudem zeigt die Analyse, dass Frauen im Mittel einen Tag länger warten mussten als Männer. Von sehr langen Wartezeiten waren jun- ge Frauen und sehr alte Menschen am stärksten betroffen. „Das liegt möglicherweise daran, dass junge Frauen häufig Familie und Beruf vereinbaren und deshalb nicht jeden angebotenen Termin auch anneh- men können“, urteilt Zahn. „Und ältere Menschen müssen vielleicht häufiger als andere darauf achten, dass ein Termin auch dem passt, der sie begleitet, oder sie schrecken vor umfangreicheren Terminvereinba- rungen zurück, beispielsweise meh- reren Anrufen bei Ärzten.“

Wie schnell sich Patienten um Termine bemühen, ist offen

Dem Institut standen für die Analy- se pseudonymisierte Leistungsda- ten von circa 1,8 Millionen gesetz- lich Krankenversicherten der AOK Nordost zur Verfügung. Für die Wartezeiten-Analyse waren knapp 290 000 Überweisungsfälle zum Augenarzt aus den Jahren 2011 und 2012 die Basis, bei denen man das Datum der Überweisung tagesge- nau eingrenzen kann. Die Nachteile dieses Vorgehens verschweigt Zahn nicht: Zum einen werde die Daten- basis durch diese Vorgabe einge- schränkt. „Und wir können auch nicht erkennen, wie schnell sich ein Versicherter um einen Termin beim Augenarzt bemüht hat, nachdem er eine Überweisung hatte“, ergänzt er. Hierdurch könnten Effekte ent- stehen, die sich auf die Wartezeiten auswirken.

Seine Schlüsse aus der Studie?

Hilfreich wäre es, die Koordinie- rungsfunktion der Ärzte durch ent- sprechende Überweisungen in den Vordergrund zu stellen, findet Zahn. Und das Thema Wartezeiten durch akzeptierte Analysemethoden stärker faktenbasiert und weniger emotional zu diskutieren.

Sabine Rieser

K

urz vor einem Deutschen Ärzte- tag rechnen viele damit, dass die Krankenkassen der Ärzteschaft wieder etwas vorwerfen: Geldgier, Qualitätsmängel, Versorgungseng - pässe. Zu Redaktionsschluss vermel- dete das Wissenschaftliche Institut der AOK aber lediglich, dass sich Patien- ten bei psychischen Belastungen gut versorgt fühlen. Dies sei das Ergebnis einer Telefonumfrage.

„Sowohl hinsichtlich der Erstversor- gung beim Arzt – bei der die Hausärz- te eine zentrale Rolle übernehmen – als auch hinsichtlich der Erfahrungen mit Psychotherapie zeichnen die Be- fragten ein positives Bild“, heißt es in der Zusammenfassung. „Die Wartezeit auf eine Psychotherapie wurde im Schnitt mit 4,5 Wochen angegeben.“

Die Autoren räumen selbst ein, dass sie zu regionalen Unterschieden nichts Genaueres sagen können. Sol- che und andere Analysegrenzen sind aber nie der einzige Grund, warum es sofort hoch hergeht, wenn das Thema Wartezeiten auf Termine in Arztpraxen angesprochen wird.

Hier spielt vielmehr eine Rolle, dass man sofort auf zahlreiche andere Auf- regerthemen kommt: auf die mögliche Bevorzugung von Privatversicherten bei der Terminvergabe; auf Überwei- sungen, die so wenig aussagekräftig sind, dass sie dem weiterbehandeln- den Arzt nicht helfen bei der Patien- tenmitversorgung; auf Versicherte mit Flatrate-Mentalität, die keine zwei Wo- chen auf einen Routinetermin beim Augenarzt warten wollen; auf Gesund- heitspolitiker, die finden: Das Budget muss doch reichen, auch für die zeit- nahe Behandlung aller Versicherten.

All diese Positionen kennt man und mag sie oft schon nicht mehr hören.

Doch es gibt mindestens zwei Gründe, warum das Thema Wartezeiten nicht

aus der Diskussion verschwinden wird: Der Druck auf die Politiker und die fehlende seriöse Antwort auf die Frage, ob genug Patienten, die aus medizinischen Gründen einen Fach- arzttermin benötigen, ihn auch recht- zeitig bekommen.

Wartezeiten – das sei „das Aufre- gerthema“, bemerkte Jens Spahn, der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, unlängst bei einer Dis-

kussion des Bundesverbands Man - aged Care. Spahn ließ erkennen, dass er und viele andere Politiker die Kla- gen aus den Wahlkreisen leid seien und etwas passieren müsse, das den Wählern Handlungsfähigkeit demons- triere. Gerade die Union treibt zudem die Sorge um, dass die Wartezeitende- batte die Akzeptanz der gesetzlichen Krankenversicherung untergraben könnte. „Wenn wir hier eine Lösung finden, ist die Legitimation für die Bür- gerversicherung dahin“, glaubt Spahn.

Er erinnerte auch daran, dass Handlungsbedarf nicht erst besteht, seit Union und SPD die Passage mit der Vierwochengrenze in den Koaliti- onsvertrag geschrieben haben. Damit sprach er an, dass das Sozialgesetz- buch V seit 2012 Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Kassen- ärztliche Vereinigungen (KVen) sowie Krankenkassenverbände zur „ange- messenen und zeitnahen Zurverfü- gungstellung der fachärztlichen Ver- sorgung“ auffordert.

Der KBV-Vorstand hat unlängst be- tont, dass die KVen regionale Lösun- gen bei Terminschwierigkeiten einer einheitlichen Verwaltungslösung vor- ziehen würden. Das wäre ein Kompro- miss. Mit Erkenntnissen aus den Re- gionen ließen sich später möglicher- weise auch grundsätzlichere Fragen zu Wartezeiten besser beantworten.

Denn verstummen werden sie nicht.

KOMMENTAR

Sabine Rieser, Leiterin der DÄ-Redaktion Berlin

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